Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Vorgehensweise
2. Spanische Volkswirtschaft
2.1 Generelles zur spanischen Volkswirtschaft
2.2 Der Tourismus in Spanien
2.2.1 Allgemeines zum spanischen Tourismus
2.2.2 Der Tourismus in der Corona Pandemie
2.3 Spaniens Wirtschaft im europäischen Vergleich
3. Jugendarbeitslosigkeit in Spanien
3.1 Jugendarbeitslosenquote als Indikator
3.2 Ursachen für hohe Jugendarbeitslosenquote
4. Folgen der Jugendarbeitslosigkeit für die spanische Wirtschaft
4.1 Soziale Folgen für die Jugendlichen
4.2 Volkswirtschaftliche Folgen
4.3 Gesellschaftspolitische Folgen
5. Zusammenfassung
6. Schlussteil
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Jugendarbeitslosigkeit in den EU-Mitgliedsstaaten
Abb. 2: Vergleich mehrerer Länder anhand wirtschaftlicher Kriterien
Abb. 3: Vergleich Jugendarbeitslosenquote & -anteil
Abb. 4: Veränderung der AL-Quote nach Bildungsstand 2008-2011 (im Anhang)
Abb. 5: Tabellarische Zusammenfassung der Hausarbeit
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Eine der wohl größten volkswirtschaftlichen Herausforderungen des Landes Spanien und der Weltwirtschaft stellt die andauernd hohe Jugendarbeitslosigkeit dar. Auch nach der großen Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 verharrt die Jugendarbeitslosenquote Spaniens, trotz positiver Tendenz, weiterhin auf einem unzumutbar hohen Niveau. (Sanz-de-Galdeano, Terskaya, 2020, S. 1) Mit circa 595.000 arbeitslosen Jugendlichen (das entspricht einem Prozentsatz von 40,4%) ist Spanien Spitzenreiter im Krisenfall Jugendarbeitslosigkeit. Während die in Deutschland ohnehin geringe Jugendarbeitslosenquote seit 2013 weiterhin kontinuierlich abgebaut werden konnte, fällt die Quote in Spanien zu langsam. (Statista, 2020) Besonders in Anbetracht der langfristigen, wirtschaftlichen Folgen für die europäischen Länder, als auch unter Berücksichtigung der sozialen und persönlichen Folgen für die Jugendlichen, müsste, so Sanz-de-Galdeano und Terskaya (2020, S. 1), die Politik in Spanien stärker in den Arbeitsmarkt eingreifen und bessere Chanchen für Jugendliche darbieten.
Abb. 1: Jugendarbeitslosigkeit in den EU-Mitgliedsstaaten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2 Zielsetzung
Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, aufzuzeigen, auf welche Ursachen die hohe Jugendarbeitslosenquote in Spanien zurückzuführen ist. Darauf aufbauend sollen die Folgen für die spanische Volkswirtschaft aufgezeigt und analysiert werden.
1.3 Vorgehensweise
Zunächst wird im folgenden Kapitel ein grober Überblick über die spanische Volkswirtschaft gegeben und dessen Stärken und Schwächen punktuell erläutert. Zudem wird die volkswirtschaftliche Leistung des Landes in diesem Kapital im internationalen Vergleich betrachtet und es wird herausgestellt, wie Spanien als europäisches Land die vergangenen, größten Wirtschaftskrisen in Bezug auf die Arbeitslosigkeit überwunden hat. Im dritten Kapitel befasst sich diese Hausarbeit mit der Definition von Jugendarbeitslosigkeit im Allgemeinen und stellt anschließend die Ursachen für die aktuell hohe Jugendarbeitslosenquote in Spanien heraus. Im vierten und letzten Kapitel werden konkrete Folgen der Jugendarbeitslosigkeit für die spanische Volkswirtschaft herausgestellt und dessen Relevanz erläutert und analysiert. Die Folgen werden in diesem Kapitel differenziert betrachtet, sodass letztlich eine gute Aussage über die angesprochenen persönlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Folgen aus mehreren Blickwinkeln getroffen werden kann. Abschließend vollenden eine Zusammenfassung und ein Ausblick diese Hausarbeit.
2. Spanische Volkswirtschaft
2.1 Generelles zur spanischen Volkswirtschaft
Das Land Spanien ist seit Beginn des Jahres 1986 Mitglied der Europäischen Union und seit 1999 gilt der Euro in diesem Land als Landeswährung.
Im Jahr 2019 erwirtschaftete der Dienstleistungssektor in Spanien circa 68% des Bruttoinlandsproduktes, wohingegen die Landwirtschaft mit 2,65% nur einen relativ geringeren Teil zur Wirtschaftsleistung beisteuerte (statista, 2020). Dennoch spielt der landwirtschaftliche Sektor eine bedeutende Rolle für die spanische Volkswirtschaft, da etwa die Hälfte der gesamten Landesfläche für die Landwirtschaft genutzt wird. Insbesonders mit dem Export von Lebensmitteln, darunter Obst, Gemüse, Oliven und Schweinefleisch in die größten Abnehmerländer Deutschland, Italien und Frankreich, leistet die Landwirtschaft einen nicht unerheblichen Beitrag. (Milolaza, 2014, S. 17 f.) Doch auch die Zahl der Erwerbstätigen im landwirtschaftlichen Bereich ist sehr überschaubar. Im Jahr 2019 arbeiteten gerade einmal 4,27% der Er- werbstätigen im landwirtschaftlichen Bereich, was allerdings noch 2,97% mehr sind, als in Deutschland. Die rückläufigen Zahlen im primären Sektor in Spanien lassen sich auf die sinkende Attraktivität des Wirtschaftszweiges zurückführen. So verlieren kleinere Landwirtschaftsbetriebe immer mehr Macht gegenüber großen, industriellen Konzernen. Dadurch können selten die gewünschten Preise durchgesetzt werden und es kommt zu einer kurzfristigen, teilweise sogar langfristigen, Preisunterdeckung, welche viele Landwirte und Kleinbetriebe in den Ruin treiben. (Miloza- la, 2014, S. 17 ff.)
Vor der großen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 war Spanien das Land mit der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft und den am meisten neu geschaffenen Arbeitsplätzen über die Jahre. Bis 2006 konnte die Arbeitslosigkeit im Land kontinuierlich auf 8,3% gesenkt werden, der Tourismus und der Bausektor boomten und folglich wurde viel konsumiert und investiert. Zur Finanzierung der Bauphase wurden vermehrt Kredite bei den Banken nachgefragt, wobei bei der Kreditvergabe hierbei nicht mehr so genau auf Sicherheiten des Kreditnehmers geschaut wurde. Mit Beginn der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise fiel Spanien in einen drastischen, exponentiell fallenden Abschwung und es kam zum Platzen der aufgestauten Immobilienblase. Spanien war eines der Länder, das aufgrund einiger Strukturschwächen und der vorhergegangenen Bau-Boom-Phase besonders stark während dieser Zeit leiden musste. Das Land nahm zum Wiederaufbau des Bankensystems einen hohen Kredit bei der EZB auf, folglich stieg die Staatsverschuldung enorm. Weitere Auswirkungen der Wirtschaftskrise waren Kürzungen der Sozialleistungen, massiver Stellenabbau, ein drastischer Nachfragerückgang und ein geringerer Export. (Köhler, 2010, S. 2 f. sowie Milolaza, 2014, S. 16 ff.)
Besonders ließen sich die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf dem spanischen Arbeitsmarkt erkennen. Köhler (2010, S. ???) schreibt, dass „[l]aut EuroStaat [...] von 2007 bis 2009 in Spanien 1,64 Millionen Arbeitsplätze verloren [gingen], viermal mehr als in jedem anderen EU-Land“, wobei dies besonders stark den Bausektor betraf. Auf die Beschäftigung bezogen bedeutete dies, dass über 20% der Erwerbsbevölkerung keine Beschäftigung ausgeübt hat, währenddessen auch die Jugendarbeitslosigkeit im Land explodierte und auf einen Wert von über 41% stieg.
2.2 Der Tourismus in Spanien
2.2.1 Allgemeines zum spanischen Tourismus
Ein weiteres Ass im Ärmel Spaniens ist neben dem Bausektor die Tourismusbranche. Mit etwa 173 Mrd. Euro macht der Tourismussektor etwa 15% des spanischen Bruttoinlandsproduktes aus und Experten gehen davon aus, dass der Wirtschaftszweig in den kommenden Jahren einen noch größeren Einfluss auf das Bruttoinlandsprodukt erlangen wird. Sieht man sich dazu exemplarisch die Entwicklung der Berher- bergungsbetriebe in Spanien seit 2009 an, erkennt man, dass sich die Anzahl der Beherbergungseinrichtungen (Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen) im Laufe der Jahre stetig erhöht hat. Laut des Competitiveness Index, der weltweit Ländern in Bezug auf verschiedene Aspekte, beispielsweise die Infrastruktur, das lokale Preisniveau, die Gesundheit oder das kulturelle Angebot vergleicht, schneidet Spanien aktuell von 136 Ländern auf Platz 1, mit 5,4 von 7 möglichen Punkten, am besten ab. Diese hohe Bedeutung des Sektors spiegelt sich auch in der Beschäftigung wider. Im Jahr 2018 waren circa eine Millionen Menschen direkt in der Tourismusbranche beschäftigt, weitere zwei Millionen Menschen indirekt. Interessant ist allerdings auch, dass die Beschäftigung in der Tourismusbranche in den verschiedenen Quartalen eines Jahres stark variieren kann. Als Beispiel betrachtet man die beliebteste Urlaubsregion Spaniens, Mallorca, in Hinsicht auf die Beschäftigung im Jahr 2019. Im ersten Quartal 2019 waren 90.260 Erwerbstätige auf Mallorca im Tourismus beschäftigt. Im zweiten Quartal, also zur idealen Reisezeit in dieser Region, stieg die Zahl auf einen Spitzenwert von 146.579 Beschäftigten an. Im vierten und letzten Quartal des Jahres, also zu Beginn der kälteren Jahreszeit und zum Ende der favorisierten (Sommer-)Reisezeit, fiel die Zahl der Beschäftigten wieder drastisch auf einen Wert von 65.085. (statista, 2020)
Diese Schwankungen lassen sich auf viele befristete Beschäftigungsverhältnisse sowie saisonale Arbeitskräfte zurückführen, auf die ich jedoch im Laufe dieser Hausarbeit noch einmal genauer zu sprechen komme.
Laut Köhler (2010, S. 3 ff.) sollte der Tourismus allerdings nicht nur positv betrachtet werden, obgleich die positiven Beschäftigungszahlen und die erwirtschafteten Ein- nahmen sicherlich die Kritiker trüben sollten. Er beschreibt den Tourismus- sowie den Bausektor als zwei „[...] strukturelle[...] Schwachpunkte des auslaufenden Wachstumsmodells [...]" (Köhler, 2010, S. 3), die er damit begründet, dass die Beschäftigten in diesen Bereichen oftmals unter unwürdigen Arbeitsbedingungen beschäftigt werden und häufig nur eine sehr geringe Qualifizierung für die Ausführung einer solchen Arbeit notwendig ist. Fortführend beschreibt er, dass die hohe Beschäftigung in diesen Bereichen zwar kurzfristig zu einer Verringerung der (Ju gend-)Arbeitslosigkeit führt, jedoch langfristig keine qualifizierten Stellen, beispielsweise für Hochschulabsolventen, geschaffen werden. Zudem rücke der Aspekt der Nachhaltigkeit und das umweltbewusstere Denken immer weiter in den Vordergrund, weshalb der Bausektor mit dem Bau weiterer Hotelanlagen und Touristenattraktionen in Naturgebieten und am Strand keine positive Entwicklung in naher Zukunft erwarten werde, sofern die staatlichen Regulierungen umwelttechnisch angepasst werden. (Köhler, 2010, S. 6 ff.)
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