Partizipative Aspekte des Lernens


Hausarbeit (Hauptseminar), 2021

24 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hintergründe des Interviews

Mangelnde Partizipation und ihre Auswirkungen auf das Lernen -

Wissenschaftliche Auswertung des Interviews

Partizipative Feedbackkultur im Unterricht

Reflexion des Seminars

Anhang

1. Einleitung

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung, sehen Schülerinnen für sich an Schulen keine ausreichenden Mitbestimmungsmöglichkeiten (Vgl. Bertelsmann Stiftung, 2019, S. 60-63). Jedoch können nicht nur Schülerinnen, sondern auch Lehrerinnen, Eltern und das ganze System Schule von mehr Partizipationsmöglichkeiten für Lernende profitieren (Vgl. Keuler, 2019, S. 5). Partizipationsmöglichkeiten im Unterricht fördern nicht nur das Lernen und das Lehren, sondern auch das Demokratieverständnis, den Sinn für die Gerechtigkeit und Selbstständigkeit.

Das Seminar „Partizipation im Unterricht“ beschäftigte sich mit der Rolle der Parti­zipation im schulischen Kontext, ihren Auswirkungen und Anwendungsmöglichkeiten der Theorie in der Praxis. So war das Seminar aktueller denn je, denn trotz der deutlichen Vor­teile der partizipativen Kultur an den Schulen, wird diese vor allem seitens der Lehrer nur wenig praktiziert (Vgl. Bastian, 2014). Da das Seminar von angehenden Lehrkräften besucht worden war, ist man dem Ziel, die Lehrkräfte im Bereich Partizipation besser auszubilden, nähergekommen.

Das vorliegende Portfolio „ Partizipative Aspekte des Lernens“ beschäftigt sich mit dem Thema Partizipation im Lernkontext und mit der Frage, ob die Vorteile der partizipati­ven Aspekte beim Lernen den mit sich bringenden Aufwand überwiegen. So wurde Rahmen des Seminars ein Leitfadeninterview mit der Forschungsfrage Begünstigt eine geringe Ein­flussnahme auf den Unterrichtsablauf mangelnde Motivation und geringeren kognitiven Leistungen der Lernenden? durchgeführt. In dieser Arbeit werden die Hintergründe des In­terviews dargestellt und das Interview wird wissenschaftlich analysiert. Des Weiteren wurde in einem Essay Untersucht, ob die positiven Auswirkungen der evidenzbasierten partizipa­tiven Feedbackkultur den damit verbundenen Aufwand überwiegen. Abschließend wird das Seminar reflektiert. Dafür werden die Erkenntnisse, die aus dem Seminar für die partizipa­tive Unterrichtsgestaltung gewonnen wurden, dargestellt und die Auswirkungen auf das Stu­dium und die eigene Unterrichtspraxis als zukünftige Lehrkraft erläutert. Die Fragestellung des Portfolios wirdjedoch aufgrund der Rahmenbedingungen nicht vollständig beantwortet. Es wird nur auf die Fragestellungen des Leitfadeninterviews und des Essay eingegangen.

Das Ziel des Portfolios ist es, die Ergebnisse der Arbeit im Rahmen des Seminars zu reflek­tieren, weiterzuführen und wissenschaftlich darzustellen.

Literaturverzeichnis

Bastian, J. (2014). Lernen verstehen und einen Dialog über Lernen beginnen. In Pädagogik. Weinheim Beltz. Unter: https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/zeitschriften/paeda- gogikZthemenschwerpunkteZfeedback_im_unterricht.html.

Bertelsmann Stiftung (2019). Childrens Worlds+ Eine Studie zu Bedarfen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Gütersloh Bertelsmann. Unter: https://www.bertelsmann-stif- tung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Studie_WB_Child- ren_s_Worlds_2019.pdf

Keuler, C. (09.2019). Unterricht partizipativ gestalten. In Mateneen. Praxishefte Demokra­tische Schulkultur. Partizipation im Unterricht. Luxemburg, Trier Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse, Universität Trier, Professur Didaktik der Gesell­schaftswissenschaften, Zentrum fir politesch Bildung. S. 5.

2. Hintergründe des Interviews

Im Rahmen des Seminars „Partizipation im Unterricht“ (Basismodul 3 „Unterrich­ten“) wurde ein Fragebogen für die anschließende Verwendung in einem Leitfadeninterview erstellt.

Der erste Schritt der Erstellung des Fragebogens erfolgte im Rahmen einer Gruppen­arbeit. Die Gruppe bestand aus fünf Studierenden des Lehramts für Grundschulen, sonder­pädagogische Förderung und Gymnasien/Gesamtschulen. Aufgrund der heterogenen Gruppe wurde bei der Erstellung des Fragebogens viel Wert auf die Universalität und die Möglichkeit zur leichten Abänderung gelegt. Das Thema Partizipation im Lernkontext stand im Vordergrund des Fragebogens. Als Forschungsfrage wurde „In welchen Bereichen des Lernkontexts sind Schülerinnen in Berührung mit Partizipation gekommen?“ genommen. Bei der Erstellung der Fragen haben wir uns an den Kriterien von Herfter und Brock (2013, S. 265-266) orientiert:

- „Jeder Frageinhalt muss für das Forschungsziel relevant sein.
- Jede Frage muss widerspruchsfrei im Zusammenhang mit der vorherigen und nachfolgenden Frage stehen. Gegebenenfalls sind Übergangsformulierungen zu finden.
- Alle Fragen solltenjeweils nur einen Aspekt des Gegenstands thematisieren.
- Grammatik und Satzstruktur der Fragen müssen einfach sein. Doppelte Vernei­nungen oder Schachtelsätze sind zu vermeiden.
- Die Verständlichkeit der Fragen muss auf Grundlage der sprachlichen Aus­drucksfähigkeit und Vokabulars der zu befragenden Personen geprüft werden. Dies gilt insbesondere bei der Befragung von Kindern und Jugendlichen.
- Fragen sind wertneutral zu stellen, Suggestivfragen zu vermeiden.“

Da die Gruppe, bezogen auf die zu interviewenden Schülerinnen, sehr heterogen war, wurde auch hier darauf geachtet, dass die Fragen und die Forschungsfrage nachher leicht anzupassen seien. Ausgehend aus der sehr breit aufgestellten Forschungsfrage, kamen dem­entsprechend auch Fragen zu vielen Bereichen der Partizipation im Unterricht (Lernkontext). So wurden die Felder Lerninhalt, Unterrichtsablauf, Methodik und Feedback abgedeckt. Da­bei gab es eine offene Frage, zwölf geschlossene Fragen und eine Hybridfrage, die in eine sinnvolle (Vgl. ibid. S.271f) Reihenfolge gebracht wurden. Für eine bessere Sicht- und Les­barkeit, wurden auch die jeweiligen Kategorien angegeben. Bei der verwendeten Sprache wurde sich um den Mittelmaß zwischen einer kindergerechten Sprache und sachlichen

Fachsprache bemüht, da die erste für die meisten der für das Interview ausgewählten Schü­lerinnen nicht alters- oder fähigkeitsgerecht wäre und die zweite die Schülerinnen in die Prüfungssituation versetzen (Vgl. ibid. S.271) oder zur Verständnisproblemen führen könnte.

Für das Interview wurde der Fragebogen von allen Gruppenmitgliedern individuell angepasst. Der Fragebogen, welcher dem durchgeführten und im dritten Kapitel ausgewer­teten Interview, dessen Forschungsfrage Begünstigt eine geringe Einflussnahme auf den Un­terrichtsablauf mangelnde Motivation und geringeren kognitiven Leistungen der Lernen­den? lautet, zu Grunde liegt, wurde an die neue Forschungsfrage und an einen zehnjährigen Schüler der fünften Gymnasialklasse einer Niedersächsischen kooperativen Gesamtschule angepasst. Es wurden einige Verbesserungen auch angelehnt an das Feedback zum ursprüng­lichen Fragebogen durchgeführt. Die meisten Fragen wurden ausgetauscht oder umformu­liert, um der Leitfrage und dem zu interviewenden Schüler gerecht zu werden. Der Fragebo­gen beinhaltet acht geschlossene Fragen zu den Themen Mitentscheidung über Unterrichts­abläufe und Mitarbeit im Unterricht, welche am Anfang des Fragebogens sind, um einen leichten Einstieg in das Thema zu schaffen (Vgl. ibid.). Am Ende des Fragebogens vor den demographischen Angaben befinden sich drei offene Fragen, die Ideen und Beobachtungen des besagten Schülers zur Verbesserung der Mitarbeit im Unterricht und seine allgemeinen Vorstellungen des guten Unterrichts aufzeigen sollen.

Nach der Fertigstellung des Fragebogens und der Absprache über den Ort, die Zeit und die Art des Interviews, wurde der Fragebogen YZ digital zugeschickt. Der Schüler hat am Tag des Interviews die geschlossenen Fragen und die demographischen Angaben des Bogens bearbeitet und zurückgeschickt. Anhand dieser wurde ein Leitfaden in Form von folgenden Stichpunkten erstellt, um dem Interview und spontanen Nachfragen möglichst viel Freiraum zu lassen (Vgl. Misoch, 2019, S. 66-67).

1. Begrüßung, Vorstellung, Organisatorisches
2. Generelle persönliche Einstellung zur Schule
3. Persönliche Einstellung zur Unterrichtsabläufen
4. Nachfragen zu Fragen aus dem Bogen zur Mitentscheidungsmöglichkeiten + Fra­gen zum aus geringen Mitentscheidungsmöglichkeiten resultierendem Verhalten
5. Fragen zum Partizipationswunsch und konkreten Ideen
6. Bedankung undVerabschiedung

Dabei wurden die von Misoch (2019, S. 68-71) aufgestellten vier Schritte des Leitfadens berücksichtigt. So entspricht der erste Stichpunkt der Informationsphase, die Stichpunkte zwei und drei der Aufwärm- und Einstiegsphase, viertes und fünftes Stichpunkt der Haupt­phase und der Stichpunkt Nummer sechs der Ausklangs- und Abschlussphase.

Am selben Tag, 15. Januar 2021, wurde das besagte Interview über Zoom durchge­führt. Dabei war YZ zuhause mit seinen Eltern in XY, jedoch alleine im Zimmer. Beim Interview ist es gelungen dem Leitfaden größtenteils zu folgen, wodurch es keine Ab-weichungen von der Forschungsfrage und von den Stichpunkten gab. Nach dem Zoom­Interview wurde dieses zur Erleichterung der weiteren Arbeit vollständig transkribiert und abschließend wissenschaftlich ausgewertet.

Literaturverzeichnis

Herfter, C., Brock, M. (2013). Der Fragebogen. In Drinck, B., Forschen in der Schule. Op­laden, Toronto Verlag BarbaraBudrich, S. 265-272.

Misoch, S. (2019). Das Leitfadeninterview. In Misoch, S., Qualitative Interviews. Berlin, Boston Walter de Gruyter GmbH, S. 66-71.

3. Mangelnde Partizipation und ihre Auswirkungen auf das Ler­nen - Wissenschaftliche Auswertung des Interviews

Im Rahmen des Seminars „Partizipation im Unterricht“ (Basismodul 3 „Unterrich­ten“) wurde ein Leitfadeninterview zum Schwerpunkt Lernkotext durchgeführt. YZ, ein zehnjähriger Schüler der fünften Klasse des Gymnasialzweigs einer niedersächsischen Inte­grierten Gesamtschule, hat den beigefügten Fragebogen (Anhang 1) am Tag des Interviews ausgefüllt, zurückgeschickt und anschließend am 15. Januar 2021 an dem anknüpfenden Leitfadeninterview über Zoom teilgenommen. Dabei war YZ zuhause mit seinen Eltern in XYJedoch alleine im Zimmer.

Die Forschungsfrage des Interviews lautet Begünstigt eine geringe Einflussnahme auf den Unterrichtsablauf mangelnde Motivation und geringeren kognitiven Leistungen der Lernenden? Der Fragebogen beinhaltete Fragen zu den Themen Mitentscheidung über Un­terrichtsabläufe und Mitarbeit im Unterricht. Das Interview wurde noch zusätzlich mit den Fragen, nach dem von dem Schüler erlebten Unterrichtssituationen, Motivation in der Schule und Verbesserungsvorschlägen für den Unterricht ergänzt.

Als erstes, war es wichtig zu verstehen, wie viel Einfluss der besagte Schüler und andere Schülerinnen der Klasse auf die Unterrichtsgestaltung haben. Im Fragebogen hat YZ angegeben, dass Schülerinnen seiner Klasse in Bezug auf das, was im Unterricht behandelt wird, Lernformen und Lernmethoden kein Mitspracherecht haben (s. Anhang A). Diese geschlossenen Fragen sind gleichzeitig auch die, die die geringste Zustimmung erhal­ten haben. Daraus lässt sich schließen, dass Schülerinnen dieser Klasse keine Möglichkeit haben an der Unterrichtsgestaltung mitwirken zu können.

Des Weiteren hat YZ im Fragebogen (s. Anhang A) angegeben, die Lehrerinnen seien an dem Feedback der Schülerinnen zum Unterricht nicht interessiert. Im Interview hat er das noch mal bestätigt (s. Anhang B1). Somit haben die Schülerinnen keine Mög­lichkeit ihre Anliegen und Wünsche diesbezüglich zu äußern. Damit sind sie nicht alleine, denn viele Schülerinnen erfahren „das Gefühl der Ohnmacht in Bezug auf ihre Lern- und Bildungswege. Ihr Schulalltag ist häufig von mangelnden Möglichkeiten, wesentliche Ent­scheidungen mitzutragen, geprägt - beispielsweise im Hinblick auf die Gestaltung des

Zusammenlebens und -arbeitens, die Auswahl von Unterrichtsinhalten und Unterrichtsge­staltung“ (Gerhartz-Reiter, 2020, S. 252).

Dabei würde YZ gerne mehr Einfluss auf seine Bildung haben (s. Anhang B2). Ist der Schüler nicht motiviert, so lässt er sich öfter vom Unterrichtsgeschehen ablenken: „[Ich] versteh das [dann] nicht und quatsch mit dem Partner und das lenkt mich dann ab und dann verstehe ich das dann erst recht nicht“ (s. Anhang B5). Eine Lösung für dieses Problem hat der Schüler im Interview erläutert. Diese Erläuterungen der positiven Auswirkung der Partizipation auf die Lern- und Unterrichtsprozesse gehören dabei zu den am ausführlichsten beantworteten Themenbereichen des Interviews. Seinen Wunsch begründet er, wie bereits erwähnt, unter anderem mit besseren Leistungen im Unterricht und der darauffolgenden stei­genden Motivation seitens seiner Mitschülerinnen (s. Anhang B2, B3).

Zu dieser Schlussfolgerung kommen auch Expertinnen und erläutern dieses in ent­sprechender Fachliteratur. Laut Gitschthaler, Lessky & Nairz-Wirth führen erhöhte Partizi­pationsmöglichkeiten zu höherem Student Engagement (Vgl. 2020, S. 284). Das bedeutetje mehr Möglichkeiten die Schülerinnen haben, auf die Unterrichtsgestaltung mitwirken zu können, desto größer ist deren Verhaltensdimension (Aufmerksamkeit im Unterricht; Anwe­senheit; Einhalten von Vereinbarungen etc.) und die Kognitive Dimension (aktives Nachfra­gen bei inhaltlichen Unklarheiten; selbstständiges Wiederholen von Lernstoff; Ausdauer beim Lernen; unternommene Anstrengungen gehen über das geforderte Mindestmaß hinaus etc.) (Vgl. Gitschthaler, Lessky & Nairz-Wirth, 2020, S. 274). Auch Martinek und Carmin- gola (Vgl. 2020, S. 246) kommen zu dem Ergebnis, dass intensiver Druck und ein hohes Ausmaß an Fremdbestimmung die Motivation verringern und sich negativ auf die erbrachten Leistungen auswirken.

Die Partizipation darf sich weder zur Scheinpartizipation entwickeln, noch unüber­legt sein und die Schülerinnen überstützen. Spricht man jedoch von mehr Einfluss auf die Lernformen, Themenschwerpunkten oder Zeiteinteilung, so fühlen sich die Schülerinnen mit diesen Aufgaben nicht überfordert, wie zum Beispiel YZ: „nein ich [wäre] gar nicht überfordert damit, ich [fände] das gut“ (s. Anhang B4) und sind sehr motiviert. Schülerin­nen haben oft einen starken Wunsch nach mehr Mitspracherecht und auch sehr viele kon­krete Vorstellungen, wie sich die Mitsprache von Lernenden ausbauen lässt (Vgl. Martinek & Carmignola, 2020, S. 244).

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Partizipative Aspekte des Lernens
Hochschule
Universität zu Köln
Note
2,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
24
Katalognummer
V1243302
ISBN (Buch)
9783346667311
Sprache
Deutsch
Schlagworte
partizipative, aspekte, lernens
Arbeit zitieren
Nama Menge (Autor:in), 2021, Partizipative Aspekte des Lernens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1243302

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