Lange wurde die Todesstrafe für Kindsmörderinnen nicht hinterfragt. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fing man an darüber nachzudenken, ob neben der eigentlichen Tat, auch die Umstände eines Kindmords bei der Bestrafung berücksichtigt werden sollten. Vor allem Rechtsdenker und Philosophen der Aufklärung stellten sich Fragen wie: Gibt es äußere Faktoren, die eine Frau zu einem Mord am eigenen Kind treiben können? Inwieweit könnte man Kindsmorde verhindern? Könnte man durch eine mildere Strafe mehr erreichen, als durch reine Abschreckung? Sichert die Gesetzeslage Frauen in ehelosen Verhältnissen in irgendeiner Form ab?
Es wurde ebenso diskutiert, ob Kindsmord mit Verwandtenmord überhaupt gleichzusetzen sei oder, ob nicht das Ehrenrettungsmotiv beim Kindsmord eine viel größere Rolle spiele?
Nicht nur Rechtsdenker und Philosophen nahmen sich diesen Überlegungen an. Auch Dichter und Schriftsteller des späten 18. Jahrhunderts setzten sich mit der Kindsmordproblematik auseinander. Es wurden sogar Preisfragen zur Vorbeugung von Kindsmorddelikten gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Evchen Humbrecht als Objekt und Subjekt des Handelns
- Evchen in der Objektrolle zu v. Gröningseck
- Evchen in der Subjektrolle zu v. Gröningseck
- Evchen in der Subjekt- und Objektrolle zu den Eltern
- Fazit
- Das Drama als Stellungnahme zum juristischen Umgang mit Kindsmord
- Die Kindermörderin im rechtsgeschichtlichen Kontext
- Funktion des Stückes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Heinrich Leopold Wagners "Die Kindermörderin" im Kontext der gesellschaftlichen und juristischen Auseinandersetzung mit Kindsmord im späten 18. Jahrhundert. Sie analysiert die Rolle der Protagonistin Evchen Humbrecht als Objekt und Subjekt des Handelns und beleuchtet die Funktion des Dramas im juristischen Diskurs.
- Die Darstellung von Evchen Humbrecht als Objekt und Subjekt
- Der gesellschaftliche Umgang mit Kindsmord im 18. Jahrhundert
- Die juristische Diskussion um Kindsmord und dessen Strafverfolgung
- Die Funktion von Wagners Drama in der öffentlichen Debatte
- Die Abweichung von konventionellen Darstellungen in Wagners Stück
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die historische Debatte um Kindsmord und dessen Bestrafung im 18. Jahrhundert und führt in die Thematik von Wagners Drama ein. Das erste Kapitel analysiert die Rolle der Hauptfigur Evchen Humbrecht, indem es ihre Position als Objekt und Subjekt des Geschehens in Bezug auf Gröningseck und ihre Eltern untersucht. Der Fokus liegt dabei auf den gesellschaftlichen Umständen und den Einflüssen, die zu Evchens Handlung beitragen. Das zweite Kapitel betrachtet das Stück im Kontext der damaligen Rechtsprechung und diskutiert dessen Funktion innerhalb des gesellschaftlichen Diskurses über Kindsmord.
Schlüsselwörter
Heinrich Leopold Wagner, Die Kindermörderin, Kindsmord, Rechtsgeschichte, 18. Jahrhundert, Aufklärung, Juristische Debatte, gesellschaftliche Konventionen, Objekt und Subjekt, Trauerspiel, Evchen Humbrecht, Gröningseck.
- Quote paper
- Elsa-Laura Horstkötter (Author), 2008, Heinrich Leopold Wagners "Die Kindermörderin" als literarische Stellungnahme zum gesellschaftlichen Umgang mit der Kindsmordproblematik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124379