In den letzten Jahren erfuhren die politischen Parteien in Deutschland einen deutlichen Rückgang an Mitgliedern. Zwar unterscheidet sich die Geschwindigkeit des Mitgliederschwunds von Partei zu Partei, jedoch beläuft sich der Rückgang in den letzten zwei Jahrzehnten auf 40%. Dabei sorgen Parteimitglieder für die soziale Verankerung der Parteien in der Gesellschaft und verhindern eine Abkopplung der Parteipolitik von gesellschaftlichen Entwicklungen. Diese gesellschaftliche Integrationswirkung der Parteien hat in den letzten Jahren einen klaren Rückgang erfahren, was im weiteren Verlauf zu einer Legitimationskrise der Demokratie in Deutschland führen könnte, da Parteien das Bindeglied zwischen den Bürger*innen und den politischen Organen bilden. Ein möglicher Erklärungsansatz in der Politikwissenschaft ist ein Defizit an Partizipationsmöglichkeiten innerhalb der Parteien. Diese Arbeit behandelt deswegen die Fragestellung, inwiefern der Mitgliederschwund der Parteien in den letzten 30 Jahren mit dem Mangel an innerparteilicher Demokratie zusammenhängt. Bei dem Versuch, diese Frage zu beantworten, wird existierende Literatur zu diesem Thema einander gegenübergestellt und analysiert.
In einem ersten Schritt werden mögliche Gründe für eine Parteimitgliedschaft sowie ihre Veränderung im Laufe der letzten Jahrzehnte betrachtet. Hierfür wird das Klassifikationsschema von Seyd und Whiteley zu möglichen Beitrittsmotiven verwendet und sich mit der These von Klein und Spier auseinandergesetzt, die davon ausgehen, dass sich die Gewichtung dieser Motive im Laufe der Zeit verändert hat. In einem zweiten Schritt wird sich auf die innerparteiliche Demokratie konzentriert. Im Anschluss werden die gängigsten Instrumente zur Erweiterung innerparteilichen Demokratie sowie unterschiedliche normative Prämissen umrissen, von denen die Beurteilungsmaßstäbe für innerparteiliche Demokratie abhängen. Darauf folgt die Analyse, inwiefern sich konkrete Elemente der innerparteilichen Demokratie auf die Inklusion und Zufriedenheit der Parteibasis auswirken und welche Nachteile sie mit sich bringen. Hierfür werden die Beiträge von Schieren, Becker und Zeschmann miteinander verglichen, die in der Zeitschrift für Parlamentsfragen einen Diskurs zu diesem Thema geführt haben. Am Ende werden die Ergebnisse der Analyse in einem Fazit zusammengefasst und ein kurzer Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen der innerparteilichen Demokratie gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wählerschwund der etablierten Parteien
- Entwicklung der Parteiein- und austritte
- Gründe für Parteibeitritte
- Veränderung der Gründe
- Innerparteiliche Demokratie
- Definition
- Instrumente der innerparteilichen Demokratie
- Theoretischer Rahmen
- Analyse
- Empirische Beispiele
- Mitgliederbefragung der Bundes-SPD 1993
- Mitgliederbefragung der Bremer SPD 1995
- Mitgliederentscheid der Bundes-FDP 1995
- Auswirkungen auf Innen- und Außendarstellung der Parteien
- Innerparteiliche Konkurrenz
- Gefährdung des freien Mandats
- Einschränkung der Leistungsfähigkeit
- Konsequenzen für die innerparteiliche Demokratie
- Empirische Beispiele
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Frage, ob der Mitgliederschwund politischer Parteien in Deutschland in den letzten 30 Jahren durch einen Mangel an innerparteilicher Demokratie verursacht wurde. Sie vergleicht und analysiert dazu existierende Literatur zum Thema.
- Entwicklung des Mitgliederschwunds politischer Parteien in Deutschland
- Gründe für Parteibeitritte und deren Veränderung im Laufe der Zeit
- Definition und Instrumente innerparteilicher Demokratie
- Auswirkungen innerparteilicher Demokratie auf Inklusion und Zufriedenheit der Parteibasis
- Potenzielle Nachteile innerparteilicher Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung der Entwicklung des Mitgliederschwunds politischer Parteien in Deutschland seit 1990. Sie analysiert die Gründe für einen Parteibeitritt anhand des General-Incentive-Modells von Seyd und Whiteley und beleuchtet die Veränderung dieser Gründe über die Jahre. Im nächsten Schritt wird die innerparteiliche Demokratie definiert und ihre Instrumente sowie normative Prämissen erläutert. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie konkrete Elemente der innerparteilichen Demokratie die Inklusion und Zufriedenheit der Parteibasis beeinflussen und welche Nachteile sie mit sich bringen. Dabei werden die Beiträge von Schieren, Becker und Zeschmann zum Thema verglichen. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und gibt einen Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen der innerparteilichen Demokratie.
Schlüsselwörter
Mitgliederschwund, politische Parteien, innerparteiliche Demokratie, Inklusion, Zufriedenheit, Parteibasis, General-Incentive-Modell, Seyd, Whiteley, Schieren, Becker, Zeschmann, Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Regina Grimm (Autor:in), 2022, Mitgliederschwund der politischen Parteien. Ein Resultat mangelnder innerparteilicher Demokratie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1244524