Zwischen Schiedsgericht und Widerruf. Die Verhandlung von Kanzler Brück mit Beichtvater Glapion im Februar 1521


Hausarbeit, 2021

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Verhandlung zwischen Bruck und Glapion im historischen Kontext

3. Die beiden Gesprachspartner
3.1 Kanzler Gregor von Bruck
3.2. Beichtvater Jean Glapion

4. Einfuhrung in die Quelle

5. Quellenanalyse
5.1. Glapions Kritik an Luthers WerkJ)e captivitate Babylonica ecclesiae “
5.2. Glapions Vorstellungen zu einem Erscheinen Luthers auf dem Reichstag

6. Fazit [12]

7. Literatur- und Quellenverzeichnis [14]

1. Einleitung

Der Reichstag zu Worms 1521 wird fur die Reformation und die Entwicklung und Positionierung Martin Luthers zu Recht hervorgehoben. Luthers verweigerter Widerruf ist Hohepunkt zahlreicher Filme und Bucher uber die Geschehnisse 1521.

Uber die Art, wie und ob Luther in Worms erscheinen sollte, wurde im Vorfeld des Reichstages kontrovers diskutiert.

Wahrend der Schutzherr Luthers, Kurfurst Friedrich der Weise, auf die Sicherheit seines beruhmten Universitatsprofessors bedacht war1 2 3 und er ebenso wie Luther eine offentliche Disputation bevorzugte, wo dessen theologische Ansichten durch die Schrift belegt oder widerlegt werden sollten , verfolgten Papst Leo X. und sein Legat Aleander eine Politik, bei der Luther zum Widerruf seiner Werke gebracht werden sollte . Die Position des Kaisers Karl V. ist schwieriger zu bestimmen, war sie doch gepragt vom innenpolitischen Druck der Reichsstande, der auBenpolitischen Gefahr eines Krieges mit Frankreich und der Verantwortung gegenuber der romischen Kirche als ihr weltliches Oberhaupt. Wieso also kam es schlussendlich dazu, dass Luther auf dem Wormser Reichstag erschien und vor dem Kaiser widerrufen sollte?

Eine wichtige Quelle fur das Verstandnis der kaiserlichen Position bezuglich eines Erscheinens Luthers auf dem Wormser Reichstag ist die Niederschrift einer Verhandlung, welche der sachsische Kanzlers Gregor von Bruck uber vier Tage mit dem kaiserlichen Beichtvater Glapion im Februar 1521 fuhrte.

In dieser Arbeit soll untersucht werden, welche Haltung Karl V. und sein Beichtvater Glapion im Februar 1521 gegenuber Martin Luther einnahmen und welche Vorstellungen sie uber ein Erscheinen Luthers auf dem Reichstag besaBen und wie sie diese gegenuber dem sachsischen Kanzler und seinem Kurfursten vermittelten. Dafur erscheint die vorliegende Quelle als besonders geeignet, weshalb sie im Folgenden nach einer Einordnung in den historischen Kontext und die Entstehung in Hinblick auf die Fragestellung analysiert werden soll.

2. Die Verhandlung zwischen Bruck und Glapion im historischen Kontext

Im Jahr 1519 hatte der junge Karl als Karl der V. den Thron des Heiligen Romischen Reiches bestiegen. Der Beginn seiner Regierung stand auf wackligen Beinen. Um Ordnung im Reich herzustellen, rief er zum 06. Januar 1521 den ersten Reichtag seiner Regentschaft aus. Unter anderem wurde dort der ,,Fall Luther“ behandelt.

„Als kirchenrechtlich-dogmatisches Problem4“ schien dieser fur den Papst bereits abgeschlossen zu sein, nachdem am 15. Juni 1520 die Bannandrohungsbulle ,,Exsurge Domine“ und als Luther seine Thesen nicht widerrief, am 3. Januar 1521 die Bannbulle ,,Decet Romanum Pontificem“ veroffentlicht wurde.

Zur Durchsetzung der Bulle entsandte der Papst den Nuntius Hieronymus Aleander an den Reichstag5. Politisch war der ,,Fall Luther“ weniger leicht entschieden und allein die Frage, wie und ob Luther angehort werden sollte, wurde kontrovers diskutiert. Bereits 1519 hatte Friedrich der Weise Luther mit auf den nachsten Reichstag bringen wollen, damit dort uber die theologische Richtigkeit seiner Werke vor einem Schiedsgericht entschieden werden konnte6 7 8. Ahnliches schlug der Kaiser in seinem Brief vom 28. November 1520 vor und forderte den Kurfursten auf, Luther nach Worms zu bringen . Doch schon am 17. Dezember zog er diese Aufforderung zuruck und verlangte von Friedrich dem Weisen, dass Luther zuerst widerrufen sollte . Ein Erscheinen Luthers in Worms lehnte er nun ab9. Auch Kurfurst Friedrich schrieb am 20. Dezember, dass er Luther nach den Bucherverbrennungen in Koln und Mainz nicht langer mitnehmen wollte10 11.

Wahrenddessen versuchte der papstliche Nuntius, den Bann durchzusetzen, seine Mandatsvorlage scheiterte zunachst am Widerstand der Reichsstande und konnte erst am 29. Dezember durchgesetzt werden . In dieser forderte er die Verbrennung von Luthers Schriften, die Festnahme Luthers und seiner Anhanger und eine Bucherzensur . Doch als am 5. Januar 1521 Friedrich der Weise in Worms eintraf, sicherte der Kaiser dem Kurfursten wiederum ein Schiedsgericht fur Luther zu12 13 14. Entgegen des Wunsches Aleanders war die Moglichkeit eines Erscheinens Luthers auf dem Reichstag also noch gegeben, ein Weg, den auch viele Mitglieder der Reichsstande favorisierten15.

SchlieBlich trafen im Februar 1521 der kaiserliche Beichtvater Glapion und der sachsische Kanzler Bruck aufeinander, um in einer Unterredung uber den ,,Fall Luther“ zu verhandeln.

3. Die beiden Gesprachspartner

Im Folgenden soll ein kurzer Uberblick uber die Protagonisten der Verhandlung gegeben werden, um die Intentionen und Hintergrunde, mit denen sie an das Gesprach herantraten, besser einschatzen zu konnen.

3.1. Kanzler Gregor von Bruck

Gregor von Bruck, wurde vermutlich 1485 als Gregor Heinze in Bruck geboren16 17. Er war der Sohn des dortigen Burgermeisters und studierte Jura in Frankfurt und 17

Wittenberg . 1519, in demselben Jahr, in dem er promovierte, wurde er als Rat an den sachsischen Hof gerufen18. Spatestens seit 1521 trat er als sachsischer Kanzler auf19 und verhandelte fur den Kaiser auf dem Reichstag von Worms.

[...]


1 Vgl. Blaschke, Karlheinz:Kurfurst Friedrich der Weise von Sachsen und die Luthersache,in: Reuter, Fritz (Hrsg.): Der Reichstag zu Worms von 1521. Reichspolitik und Luthersache, Worms 1971, S. 320-321.

2 Vgl. ebd. S. 321.

3 Vgl. Muller, Gerhard:Die romische Kurie und der Reichstag,in: Der Reichstag zu Worms von 1521. Reichspolitik und Luthersache, Worms 1971S. 238-239.

4 Vgl. Wohlfeil, Rainer:Der Wormser Reichstag von 1521 (Gesamtdarstellung), in:

Der Reichstag zu Worms von 1521. Reichspolitik und Luthersache, Worms 1971, S. 91.

5 Vgl. ebd.

6 Vgl. ebd. S. 93.

7 Damals war es der Wunsch des Kaisers, Luther von „gelerten und hochverstendigen personen“ verhoren zu lassen. In der Zwischenzeit sollte Luther nichts veroffentlichen. Vgl.Brief Kaiser Karls an Kurfurst Friedrich vom 28. November 1520,in: Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. Zweiter Band. Bearb. von Adolf Wrede. ND Gottingen 1962, S. 468.

8 Vgl.Brief Kaiser Karls an Kurfurst Friedrich vom 17. Dezember 1520, in:Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. Zweiter Band. Bearb. von Adolf Wrede. ND Gottingen 1962, S. 470.

9 Vgl. Ebd.

10 Vgl.Brief Kurfurst Friedrichs an Kaiser Karl vom 20. Dezember 1520, in:Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. Zweiter Band. Bearb. von Adolf Wrede. ND Gottingen 1962, S. 472.

11 Wohlfeil vermutet als einen Grund fur Friedrichs Ablehnung, dass der Kurfurst nach Luthers Verbrennung der papstlichen Bannandrohungsbulle am 10. Dezember 1520 die politische Lage fur zu riskant hielt, um Luther mit nach Worms zu nehmen. Vgl. Wohlfeil, Rainer:Der Wormser Reichstag von 1521 (Gesamtdarstellung), S. 95.

12 Vgl. ebd. S. 98.

13 Vgl. ebd. S. 97.

14 Vgl. ebd. S. 98.

15 Vgl. ebd. S. 99

16 Vgl. Fabian, Ekkehart:Dr. Gregor Bruck. 1557-1957. Lebensbild und Schriftwechselverzeichnis des ReformationskanzlersI. U. D. Gregor Heinze-Bruck zu seinem 400. Todestage. Mit zwei Bildnissen, Tubingen 1957, S. 12

17 Vgl. ebd.

18 Vgl. Enke, Roland:Gregor Bruck - Schwiegervater vom Einfluss,in: Enke, Roland/ Schneider, Katja/, Strehle, Jutta (Hrsg.): Lukas Cranach der Jungere. Entdeckung eines Meisters, Munchen 2015, S. 176.

19 Vgl. Martin Schneider:Gregor Bruck, der Kanzler der Reformation, in: Gunter Frank (Hgg): Fragmenta Melanchthoniana. Konstantinopel - Rom - Wittenberg, (Band 5), Neustadt/ Basel 2014, S. 72.

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Details

Titel
Zwischen Schiedsgericht und Widerruf. Die Verhandlung von Kanzler Brück mit Beichtvater Glapion im Februar 1521
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Aufbauseminar Neuzeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
17
Katalognummer
V1244525
ISBN (eBook)
9783346661180
ISBN (Buch)
9783346661197
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reichstag zu Worms, Martin Luther, Reformation, Glapion
Arbeit zitieren
Deborah Rohne (Autor:in), 2021, Zwischen Schiedsgericht und Widerruf. Die Verhandlung von Kanzler Brück mit Beichtvater Glapion im Februar 1521, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1244525

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