Ein Satz aus Georg Forsters Essay „Über lokale und allgemeine Bildung“, der mich besonders beeindruckte, veranlasste mich das Thema „Der Mensch – ein vernünftiges Wesen?“ zu wählen und mich näher mit dem Menschenbild Forsters sowie dem Vernunftbegriff zu befassen. Forster beschäftigt sich in diesem Satz mit der Entwicklung des Menschen und beschreibt 1791 ein nicht erreichtes, vielleicht unerreichbares Ziel der Menschheit wie folgt: „Das Ziel wohin wir streben, ist uneingeschränkte Herschaft der Vernunft bei unverminderter Reizbarkeit des Gefühls. Diese Vereinigung ist das große, bis jezt noch nicht aufgelöste Problem der Humanität.“ Gerade diese von Forster beschriebene Problematik findet sich auch heute - mehr als zwei Jahrhunderte später - wieder. In der heutigen hektischen und von Problemen überschütteten Welt, welche von Habgier und Egoismus geprägt ist, kommt nur allzu oft die Frage nach Vernunft und vernünftigem Handeln auf. Oftmals bleibt diese Frage selbst heutzutage, wo die Wissenschaft weit fortgeschritten ist, unbeantwortet. Es wird vielmehr eine neue Frage in den Raum geworfen, eine Frage nach dem kategorischen Guten, nach dem Vernünftigen und ob es unter jeglichen Umständen überhaupt bestehen kann. Diese Punkte zeigen, dass die Thematik, mit der sowohl Schiller als auch Forster sich beschäftigten, hochaktuell ist.
Meine Auseinandersetzung mit diesem Thema basiert auf dem Aufsatz „Über lokale und allgemeine Bildung“ von Georg Forster und dem sechsten Brief Friedrich Schillers über die ästhetische Erziehung. Um den Transfer zur heutigen Zeit sowie die Einordnung in den Gesamtzusammenhang zu leisten, gebe ich als erstes einen Überblick über den Vernunftbegriff im Wandel der Zeit und versuche ihn soweit wie möglich vom Verstandesbegriff abzugrenzen. Anhand der beiden Texte werde ich als nächsten Schritt die Position Forsters zu diesem Thema herausstellen und in einem weiteren mit Schillers vergleichen. In einem Fazit werde ich auf den Bezug zum jetzigen Zeitalter eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Vernunftbegriff im Wandel der Zeit
- Forsters Vernunftbegriff in seinem Aufsatz „Über lokale und allgemeine Bildung“
- Vernunft nach dem sechsten Brief Schiller über die ästhetische Erziehung
- Vernunft versus Gefühl
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob der Mensch ein vernünftiges Wesen ist, basierend auf Georg Forsters Aufsatz „Über lokale und allgemeine Bildung“ und Friedrich Schillers sechsten Brief über die ästhetische Erziehung. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Vernunftbegriffs und vergleicht die Positionen beider Autoren.
- Entwicklung des Vernunftbegriffs im historischen Kontext
- Forsters Verständnis von Vernunft und deren Zusammenspiel mit Gefühl und Phantasie
- Schillers Konzept der ästhetischen Erziehung und die Bedeutung der Harmonie der menschlichen Kräfte
- Der Gegensatz und die mögliche Verbindung von Vernunft und Gefühl
- Die Relevanz der Theorien von Forster und Schiller für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit wird eingeleitet mit einem Zitat aus Forsters Essay, welches die zentrale Fragestellung aufwirft. Der Forschungsansatz und die Struktur der Arbeit werden dargelegt.
Der Vernunftbegriff im Wandel der Zeit: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die historische Entwicklung des Vernunftbegriffs, unterscheidet ihn vom Verstandesbegriff und beleuchtet die unterschiedlichen Auffassungen von Kant, Jacobi, Schelling und Hegel.
Forsters Vernunftbegriff in seinem Aufsatz „Über lokale und allgemeine Bildung“: Hier wird Forsters Verständnis von Vernunft im Kontext seiner Ausführungen zur menschlichen Entwicklung und Bildung präsentiert. Der Fokus liegt auf dem Zusammenspiel von Vernunft, Gefühl und Phantasie und der Kritik an einer dogmatischen Erziehung.
Vernunft nach dem sechsten Brief Schiller über die ästhetische Erziehung: Dieses Kapitel vergleicht Schillers Sicht auf Vernunft mit der Forsters. Es wird Schillers Idealbild des harmonischen Zusammenspiels der menschlichen Kräfte beleuchtet, sowie dessen Kritik an der einseitigen Betonung des Verstandes in der modernen Gesellschaft.
Vernunft versus Gefühl: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Gegensatz und der möglichen Verbindung von Vernunft und Gefühl, basierend auf den Erkenntnissen der vorherigen Kapitel.
Schlüsselwörter
Vernunft, Gefühl, Phantasie, ästhetische Erziehung, Georg Forster, Friedrich Schiller, lokale und allgemeine Bildung, Menschenbild, Humanität, Verstand, Kategorischer Imperativ, historische Entwicklung des Vernunftbegriffs, Harmonie der menschlichen Kräfte, Spezialisierung, Kulturkritik.
- Quote paper
- Anna-Lena Schilling (Author), 2009, Der Mensch – Ein vernünftiges Wesen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124472