Auf der Suche nach soziologischen Theorien, die diese Leistung des Subjekts in der Spannung zwischen Individuum und Gesellschaft in den Blick nehmen und erklären, verwenden Peter L. Berger und Thomas Luckmann den sozialkonstruktivistischen Ansatz der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit, um die Prozesse der Entstehung gesellschaftlicher Ordnung zu erklären.
Klaus Hurrelmann richtet seinen Blick auf die seinerzeit stark diskutierten Annahmen des Symbolischen Interaktionismus. Mit seinem 1983 entwickelten Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (kurz = MpR) strebt Hurrelmann eine umfassende, übergeordnete Sozialisationstheorie an. Dieses Modell verbindet verschiedene Elemente anderer soziologischer Theorien der Makroebene (z.B. symbolischer Interaktionismus – Mead; Kompetenz- und Identitätstheorie – Habermas; Theorie der Salutogenese - Antonovsky) und psychologische Theorien der Mikroebene (z.B. Psychosoziale Entwicklungstheorie – Erikson; Ökologische Systemtheorie – Bronfenbrenner; Theorie der Entwicklungsaufgaben – Havighurst).
Beide sozialisationstheoretische Ansätze sollen im Folgenden anhand des Filmbeispiels "Good bye, Lenin!" (von Wolfgang Becker aus dem Jahr 2003) beispielhaft erklärt werden, wobei sich der Blick bei Hurrelmanns Ansatz im Wesentlichen auf die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben konzentriert. Da der Film die Ereignisse und Auswirkungen der Wiedervereinigung Deutschlands schildert, wird die jugendliche Lebenswelt vor dem Hintergrund des gesellschafts-politischen Kontextes analysiert.
Im Anschluss sollen anhand stresstheoretischer Konzepte die wesentlichen kritischen Lebensereignisse (in Anlehnung an Leonard I. Pearlin) der Hauptfigur Alexander Kerner untersucht werden und die nützlichen personalen und sozialen Ressourcen (in Anlehnung an Aaron Antonovsky) herausgearbeitet werden, die die Stressbewältigung unterstützen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse der Dynamik jugendlicher Lebenswelten
- Berger und Luckmann: Sozialisation als gesellschaftliche und subjektive Konstruktion der Wirklichkeit
- Hurrelmann: Sozialisation als produktive Realitätsverarbeitung
- Pearlin & Antonovsky: Stresstheoretische Ansätze
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Dynamik jugendlicher Lebenswelten im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die Wiedervereinigung Deutschlands entstanden sind. Dabei werden drei jugendtheoretische Ansätze herangezogen: der sozialkonstruktivistische Ansatz von Berger und Luckmann, das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung von Hurrelmann und stresstheoretische Konzepte von Pearlin und Antonovsky.
- Die gesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit im Kontext der Wiedervereinigung
- Die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben in der jugendlichen Lebenswelt
- Stresstheoretische Ansätze zur Analyse von Lebensereignissen und Ressourcen
- Die Rolle von Sozialisation in der Entstehung und Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Ordnung
- Die Bedeutung von individualisierten und subjektiven Wirklichkeiten in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die drei jugendtheoretischen Ansätze vor, die in der Arbeit zur Analyse der jugendlichen Lebenswelt im Kontext der Wiedervereinigung Deutschlands verwendet werden: den sozialkonstruktivistischen Ansatz von Berger und Luckmann, das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung von Hurrelmann und stresstheoretische Konzepte von Pearlin und Antonovsky. Zudem wird die Relevanz des Films „Good bye, Lenin!“ als Fallbeispiel für die Analyse hervorgehoben.
Analyse der Dynamik jugendlicher Lebenswelten
Berger und Luckmann: Sozialisation als gesellschaftliche und subjektive Konstruktion der Wirklichkeit
Dieser Abschnitt präsentiert den sozialkonstruktivistischen Ansatz von Berger und Luckmann und erläutert, wie die Wirklichkeit durch menschliches Denken und Handeln unter bestimmten sozialen Bedingungen geschaffen wird. Anhand des Films „Good bye, Lenin!“ wird gezeigt, wie die Figur Alexander Kerner für seine kranke Mutter eine Umgebung schafft, die ihr suggeriert, die DDR existiere noch. Durch die Rekonstruktion und Wiederbelebung von Elementen der DDR-Wirklichkeit, werden diese für seine Mutter „wirklich“.
Hurrelmann: Sozialisation als produktive Realitätsverarbeitung
Dieser Abschnitt stellt das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung von Hurrelmann vor. Der Fokus liegt auf der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben in der jugendlichen Lebenswelt. Der Film „Good bye, Lenin!“ dient als Beispiel, um die Herausforderungen der Jugend im Kontext der Wiedervereinigung zu beleuchten.
Pearlin & Antonovsky: Stresstheoretische Ansätze
Dieser Abschnitt widmet sich stresstheoretischen Konzepten von Pearlin und Antonovsky. Die kritischen Lebensereignisse der Hauptfigur Alexander Kerner im Film werden untersucht, sowie die personalen und sozialen Ressourcen, die seine Stressbewältigung unterstützen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Themen wie Sozialisation, jugendliche Lebenswelten, gesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit, produktive Realitätsverarbeitung, stresstheoretische Ansätze, Entwicklungsaufgaben, Wiedervereinigung Deutschlands und die Rolle von subjektiven Wirklichkeiten in der Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Felix Märtin (Autor:in), 2022, "Good bye, Lenin!" Soziologische Analyse der Dynamik jugendlicher Lebenswelten im gesamtgesellschaftlichen Kontext anhand dreier jugendtheoretischer Ansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1244987