Poincaré geht der Frage nach, ob Wissenschaft uns etwas über die Wirklichkeit lehren kann. Besteht Wissenschaft nur aus Konventionen, ist aber dennoch Richtschnur unserer Handlungen [Konventionalismus]? Der Verstand entstellt alles, was er berührt. Das gilt verstärkt noch für die Rede. Die Wirklichkeit verschwindet, wenn man sie berührt, sie ausspricht.
Poincaré sagt aber, man muss trotzdem diskursiv tätig sein, untersuchen und forschen. Denn sonst erfährt man gar nichts. Eine anti-intellektualistische These sei unhaltbar. Wenn Wissenschaft ist, so ist sie intellektualistisch. Die Handlungsregeln, die wir Wissenschaft nennen, sind nicht willkürlich festgelegt. Wenn Wissenschaft auch nie perfekt sein wird, so haben ihre Regeln doch meistens Erfolg. Wissenschaftliche Vorhersagen sind jedoch nicht sicher, sondern nur wahrscheinlich [Probabilismus].
Alle Daten des Universums beeinflussen die derzeitig als wahr angenommenen Naturgesetze. Das Induktionsprinzip ist daher schwer zu rechtfertigen, aber wir kommen auch nicht ohne es zu Recht. Um das Induktionsprinzip ohne Einschränkung anwenden zu können, müssten alle Umstände gleich sein. Daher muss man interpolieren. Könnte man die Reihe aller Erscheinungen überblicken, so gäbe es keine zwei Folgen, die gleich wären.
Inhaltsverzeichnis
- Wissenschaft
- Wissenschaft und Wirklichkeit
- Objektivität
- Zeit und Zeitmessung
- Zeitbewusstsein
- Quantitative Zeit
- Gleiches Maß
- Konklusion
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Frage, ob Wissenschaft uns Erkenntnisse über die Wirklichkeit liefern kann, oder ob sie lediglich auf Konventionen beruht. Poincaré untersucht dabei die Beziehung zwischen Wissenschaft, Wirklichkeit und Zeitmessung. Er hinterfragt die Rolle der Objektivität in der Wissenschaft und erforscht den Begriff der Zeit sowohl im Bereich des Bewusstseins als auch in der physikalischen Welt.
- Die Frage nach der Beziehung zwischen Wissenschaft und Wirklichkeit
- Die Rolle der Objektivität in der wissenschaftlichen Erkenntnis
- Die Definition und Messung der Zeit in Bezug auf das Bewusstsein und die physikalische Welt
- Die Grenzen des Induktionsprinzips und die Notwendigkeit der Interpolation
- Die Bedeutung des Zeitbegriffs für die Erklärung von Naturphänomenen
Zusammenfassung der Kapitel
Wissenschaft
Poincaré analysiert die Frage, ob die Wissenschaft uns etwas über die Wirklichkeit lehren kann. Er diskutiert den Konventionalismus und die Grenzen der Vernunft, gleichzeitig betont er aber auch die Notwendigkeit wissenschaftlicher Forschung und des intellektuellen Ansatzes. Der Text beleuchtet die Problematik des Induktionsprinzips und die Schwierigkeit, die Wirklichkeit aus der Wissenschaft abzuleiten. Poincaré argumentiert für eine gewisse Freiheit des Determinismus und die Bedeutung der Klassifikation für das Verständnis von ähnlichen Ereignissen.
Objektivität
In diesem Kapitel wird der Begriff der Objektivität in der Wissenschaft untersucht. Poincaré betont, dass die Wissenschaft uns nicht die wahre Natur der Dinge lehrt, sondern eher die wahren Beziehungen zwischen ihnen. Er argumentiert, dass diese Beziehungen objektiv sind, wenn sie für alle gleich sind und über Generationen hinweg bestehen bleiben. Als Beispiel wird die Vorstellung der Erdrotation und ihre Auswirkungen auf die Sterne und Passatwinde herangezogen.
Zeit und Zeitmessung
Poincaré untersucht den Zeitbegriff im Bereich des Bewusstseins und stellt fest, dass wir einen Zeitbegriff für äußere Tatsachen und die Seelen anderer entwickeln wollen. Er diskutiert die Umwandlung von qualitativer psychologischer Zeit in quantitative Zeit und die Schwierigkeiten, Begebenheiten verschiedener Welten auf das gleiche Maß zu bringen. Das Kapitel behandelt die Problematik der direkten Empfindung von Zeiträumen und die Verwendung von Instrumenten wie Pendeln und Erdrotation zur Messung der Zeit.
Schlüsselwörter
Konventionalismus, Objektivität, Zeitbewusstsein, Quantitative Zeit, Induktionsprinzip, Interpolation, Relativer Raum, Determinismus, Klassifikation, Naturgesetze, Naturphänomene.
- Quote paper
- Studienrat Mario Bernd Schmidt (Author), 2008, Zeit gegen Zeitmessung bei Henri Poincaré, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1245115