Die vorliegende Diplomarbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste beinhaltet die theoretische Hinführung zum Begriff „Geschwister“. Es werden die Rollen „gesunder“ Geschwister beschrieben. Ebenso wird auf Co-Abhängigkeit, Bedürfnisse und Angebote in der Angehörigenarbeit eingegangen. Der zweite Teil umfasst die empirische Forschung, im Zuge derer Leitfadeninterviews mit Geschwistern von Drogenabhängigen durchgeführt und in Anlehnung an das Kodierparadigma der „Grounded Theory“ ausgewertet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass Geschwister von Drogenkranken zahlreichen Belastungen und Ängsten ausgesetzt sind, diese aber mit diversen Copingstrategien ausgleichen können. Prinzipiell kann festgestellt werden, dass der Wunsch nach einer „heilen Welt“ besteht, dies aber oftmals mit der realen Welt kollidiert und die „gesunden“ Geschwister einer Art „Zerreißprobe“ ausgesetzt sind. Für sie dreht sich (im Gegensatz zu den Eltern) nicht alles nur um die suchtkranke Person. Es besteht ein starkes Bedürfnis, die Mutter zu entlasten und zu schützen. Innerhalb der Familie entsteht dadurch ein Spannungsfeld. So sollen Erwartungen erfüllt werden, andererseits stellen sich Gefühle von Eifersucht und Neid ebenso ein und die Rolle des Propheten und Vermittlers wird eingenommen. Ein zentraler Aspekt ist Angst, in der Arbeit als „Minenfeld“ formuliert. Die Geschwister Suchtkranker haben Angst ein Familienmitglied – möglicherweise durch Tod – zu verlieren. Sie haben ebenso Angst, sich jemandem anzuvertrauen, weil oftmals ein Gefühl von Scham besteht und sie sich alleingelassen fühlen. Allerdings sind auch Copingstrategien zu erkennen, zum einen, dass sie selbst eine Therapie machen, zum anderen möchten sie Distanz zur/zum Süchtigen gewinnen. All diese Phänomene machen es für den/die in der Drogenarbeit tätigen SozialarbeiterIn unabdingbar, sich auch theoretische Grundkenntnisse über Angehörigenarbeit anzueignen. SozialarbeiterInnen müssen den Eltern bewusst machen, dass sie auch auf ihre „gesunden“ Kinder nicht „vergessen“ dürfen. Die Geschwister sollten in die resultierenden Begebenheiten und Auswirkungen eingebunden und informiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- I THEORETISCHE HINFÜHRUNG ZUM THEMA
- 2. BEGRIFFE UND DEFINITIONEN
- 2.1 Geschwister
- 2.2 Die Geschwisterbindung
- 3. DIE WICHTIGKEIT VON GESCHWISTERBEZIEHUNGEN
- 3.1 Identifikationsmuster von Geschwistern
- 3.1.1 Enge Identifikation
- 3.1.2 Teilidentifikation
- 3.1.3 Geringe Identifikation
- 3.1 Identifikationsmuster von Geschwistern
- 4. DIE „GESUNDEN“ GESCHWISTER IM ABSEITS
- 4.1 Rollen der „gesunden“ Geschwister nach Cleveland
- 4.1.1 Das Elternkind
- 4.1.2 Das brave Kind
- 4.1.3 Das symptomatische Kind
- 4.2 Rollen der „gesunden“ Kinder nach Wegscheider
- 4.3 Versuch einer Gruppentherapie mit den „gesunden“ Geschwistern
- 4.3.1 Empfehlung einer Familientherapie
- 4.4 Loyalität unter Geschwistern
- 4.1 Rollen der „gesunden“ Geschwister nach Cleveland
- 5. CO-ABHÄNGIGKEIT
- 5.1 Was ist Co-Abhängigkeit?
- 5.2 Grundmuster von Co-Abhängigkeit
- 5.3 Merkmale von Co-Abhängigkeit
- 5.4 Die fünf Kernsymptome der Co-Abhängigkeit
- 5.4.1 Kernsymptom 1 - Schwierigkeiten mit angemessener Selbstachtung
- 5.4.2 Kernsymptom 2 - Schwierigkeiten, intakte Grenzen zu setzen
- 5.4.3 Kernsymptom 3 - Schwierigkeiten, über die eigene Realität zu verfügen
- 5.4.4 Kernsymptom 4 - Schwierigkeiten, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und zu erfüllen
- 5.4.5 Kernsymptom 5 - Schwierigkeiten, die Realität angemessen zu erfahren und auszudrücken
- 6. BEDÜRFNISSE
- 6.1 Definition von Bedürfnis
- 6.2 Definition Bedürfnisbefriedigung
- 6.3 Die Verschiedenheiten der Bedürfnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Erfahrungen und Perspektiven von Geschwistern drogenabhängiger Personen. Ziel ist es, die Belastungen, Ängste und Bewältigungsstrategien dieser Geschwister zu beleuchten und daraus Schlussfolgerungen für die sozialarbeiterische Praxis abzuleiten.
- Belastungen und Ängste von Geschwistern drogenabhängiger Personen
- Copingstrategien der Geschwister
- Rollenmuster und Dynamiken innerhalb der Familie
- Aspekte der Co-Abhängigkeit bei Geschwistern
- Implikationen für die sozialarbeiterische Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer theoretischen Einführung in den Begriff „Geschwister“ und die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen. Es werden verschiedene Rollenmuster „gesunder“ Geschwister in Familien mit Suchtproblematik beschrieben, sowie das Phänomen der Co-Abhängigkeit und die Bedürfnisse dieser Geschwister beleuchtet. Der empirische Teil der Arbeit basiert auf Leitfadeninterviews, deren Auswertung zeigt, welchen Belastungen und Ängsten die Geschwister ausgesetzt sind und welche Bewältigungsmechanismen sie entwickeln.
Schlüsselwörter
Geschwister, Drogenabhängigkeit, Co-Abhängigkeit, Belastungen, Ängste, Copingstrategien, Familientherapie, Angehörigenarbeit, Sozialarbeit.
- Arbeit zitieren
- Mag. (FH) Sandra Eigenbauer (Autor:in), 2007, Geschwister von drogenabhängigen Personen und ihre Sicht auf die Sucht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124581