Kinder- und Jugendgewalt ist ein Thema, das uns seit Jahrzehnten beschäftigt. Mit Hilfe der kiezorientierten Präventionsarbeit können gefährdete Kinder und Jugendliche rechtzeitig aufgefangen und vor schlimmerem bewahrt werden.
1 Einleitung***
„Is’ so Lauf von Gewalt so irgendwie. Wir kriegen von älteren Schläge, dafür schlagen wir wieder andere, die wir schlagen können. Das is’ der Lauf, das is’ so.“
Sätze wie diese begegnen uns in den Medien immer wieder – und immer wieder er¬schreckt es uns, dass sie von Minderjährigen ausgesprochen werden. Nicht erst seit dem Amoklauf eines Erfurter Schülers 2002 oder den Vorfällen an der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln 2006 ist Kinder- und Jugendgewalt ein Thema öffentlichen Interesses. Die Frage, was Kinder und Jugendliche gewalttätig werden lässt, welche Gründe sich dahinter verbergen und wie dies verhindert werden kann, treibt Journalisten und Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten um, und immer wieder rücken männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund in den Fokus. Die gerichtliche Verhandlung der „U-Bahn-Schläger“ von München hat diese Diskussion aktuell wieder aufkommen lassen. Von besonderem Interesse für die Medien ist hierbei, dass das Opfer ein Erwachsener, ein Rentner war, der von zwei damals unter 21jährigen auch dann noch weiter geschlagen und getreten wurde, als er schon am Boden lag. Im Zuge dessen flammen die Diskussionen über die Möglichkeit der Abschiebung von „kriminellen Ausländern“, wie sie Hessens geschäftsführender Ministerpräsident Roland Koch während der Landeswahlen 2007 forderte, wieder auf.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Definition der relevanten Begriffe
- 3 „Das macht man nicht, das geht so nicht“ – Das abweichende Verhalten
- 3.1 Soziale Kontrolle
- 4 Kinder- und Jugendgewalt: Mögliche Entstehungsgründe
- 4.1 Die Entstehung von Gewalt
- 4.2 Wann wird aus jugendlichem Leichtsinn abweichendes Verhalten?
- 4.3 Sozialisatorische Bedingungen
- 4.3.1 Sozialisation allgemein
- 4.3.2 Sozialisation von Immigranten
- 4.3.2.1 Verweigerte Integration? Die Bildung von Subkulturen und Parallelgesellschaften
- 4.3.2.2 Werden Kinder von Migranten häufiger straffällig als deutsche Minderjährige?
- 4.3.3 Typisch Junge, typisch Mädchen – Geschlechtsspezifische Gewalt
- 4.4 Resümee
- 5 Prävention
- 5.1 Präventionsebenen
- 5.2 Die Jugendhilfe
- 5.2.1 Wieso gibt es kein allgemeines, national gültgiges Programm zur Gewaltprävention?
- 5.3 Lokale Gewalt- und Kriminalitätsprävention in Berlin
- 5.3.1 Die Landeskommission Berlin gegen Gewalt
- 5.3.2 Das Programm soziale Stadt
- 5.3.3 Systematische Prävention
- 5.3.4 Kiezorientierte Prävention
- 5.3.4.1 Ebenen der kiezorientierten Prävention
- 5.3.5 Resümee
- 6 Die drei Untersuchungsgebiete
- 6.1 Zahlen und Fakten
- 6.2 Kriminalitätsbelastung in den einzelnen Bezirken
- 6.3 Tatverdächtige unter 21 Jahre
- 6.3.1 Weibliche und nicht strafmündige Tatverdächtige
- 6.4 Resümee
- 7 Anlage der Untersuchung
- 7.1 Aufsuchende und hinausreichende Jugendarbeit
- 7.2 Die drei Untersuchungsprojekte
- 7.2.1 Outreach – Mobile Jugendarbeit in Neukölln
- 7.2.2 Kiezworker in Kreuzberg
- 7.2.3 Gangway e. V. - Streetwork in Wedding
- 7.2.4 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- 7.3 Zielsetzung und Fragestellung der Untersuchung
- 7.4 Methodik
- 7.4.1 Das Experteninterview
- 7.4.2 Betriebswissen und Kontextwissen
- 7.4.3 Leitfadengestaltung
- 7.4.4 Wer ist ein Experte? - Auswahl der Interviewpartner
- 7.4.4.1 Wer wurde interviewt?
- 7.4.5 Auswertungsstrategie
- 7.4.6 Die verwendeten Hauptkategorien
- 7.4.7 Anonymisierung der befragten Personen
- 8 Darstellung der Untersuchungsergebnisse
- 8.1 Bestehende Probleme mit Kinder- und Jugendgewalt im Kiez
- 8.1.1 Die Formen der Gewalt und das Alter der Opfer
- 8.1.2 Veränderungen
- 8.1.3 Ursachen und Ziele der Gewalt
- 8.1.4 Das von den Medien propagierte Bild der Bezirke – Realität oder Phantasie?
- 8.1.5 Resümee
- 8.2 Projektkonzeption
- 8.2.1 Flexibilität der Arbeitsabläufe
- 8.2.2 Wahrnehmung der eigenen Rolle
- 8.2.3 Ziele der Befragten
- 8.2.4 Resümee
- 8.3 Die Arbeitsweise
- 8.3.1 Der Umgang mit tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen
- 8.3.1.1 Die Kommunikation von Gewalt und das Angebot alternativer Konfliktlösungsstrategien
- 8.3.2 Einbezug des Umfeldes
- 8.3.3 Problematik
- 8.3.4 Das propagierte Bild in den Medien – Hilfestellung oder Hindernis?
- 8.3.5 Resümee
- 8.3.1 Der Umgang mit tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen
- 8.4 Vernetzung und Kooperation
- 8.4.1 Sozialräumliche Vernetzung
- 8.4.2 Kooperationsprojekte
- 8.4.3 Kooperationspartner Polizei und Schulen
- 8.4.4 Die Rolle der Landeskommission Berlin gegen Gewalt
- 8.4.5 Resümee
- 8.5 Individuelle und subjektive Erfolge
- 8.5.1 Resümee
- 8.6 Optimierungsbedarf
- 8.6.1 Finanzierung
- 8.6.2 Öffentliche Wahrnehmung
- 8.6.3 Das Alter der Zielgruppen
- 8.6.4 Verbesserung der Kiezstrukturen und Investitionen in Bildung
- 8.6.5 Resümee
- 8.1 Bestehende Probleme mit Kinder- und Jugendgewalt im Kiez
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht kiezorientierte Prävention von Kinder- und Jugendgewalt in den Berliner Bezirken Kreuzberg, Neukölln und Wedding. Ziel ist es, die bestehenden Probleme, die Arbeitsweisen der Präventionsprojekte und deren Erfolge und Optimierungsbedarf zu analysieren.
- Kinder- und Jugendgewalt in ausgewählten Berliner Bezirken
- Sozialisatorische Bedingungen und Entstehungsgründe von Gewalt
- Analyse kiezorientierter Präventionsprojekte
- Vernetzung und Kooperation der Projekte
- Optimierungsbedarf der Präventionsarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und beleuchtet die öffentliche Wahrnehmung von Kinder- und Jugendgewalt. Kapitel 2 definiert relevante Begriffe. Kapitel 3 untersucht abweichendes Verhalten und soziale Kontrolle. Kapitel 4 analysiert mögliche Entstehungsgründe von Kinder- und Jugendgewalt, inklusive sozialisatorischer Bedingungen und geschlechtsspezifischer Aspekte. Kapitel 5 befasst sich mit verschiedenen Präventionsebenen und -ansätzen, mit besonderem Fokus auf kiezorientierte Prävention. Kapitel 6 beschreibt die drei Untersuchungsgebiete (Kreuzberg, Neukölln, Wedding) und deren soziodemografische Merkmale. Kapitel 7 erläutert die Methodik der empirischen Untersuchung, einschließlich der Auswahl der Interviewpartner und der Auswertungsstrategie. Kapitel 8 präsentiert die Untersuchungsergebnisse zu bestehenden Problemen, Projektkonzeption, Arbeitsweise, Vernetzung und Kooperation sowie individuellen Erfolgen und Optimierungsbedarf.
Schlüsselwörter
Kiezorientierte Prävention, Kinder- und Jugendgewalt, Berlin (Kreuzberg, Neukölln, Wedding), Sozialisation, Integration, Jugendhilfe, empirische Untersuchung, Experteninterviews.
- Quote paper
- Lea Wolf (Author), 2008, Kiezorientierte Prävention von Kinder- und Jugendgewalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124685