Hat Goethe in "Wilhelm Meisters Lehrjahre" Shakespeare ein Denkmal gesetzt?


Seminararbeit, 2007

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biografie Johann Wolfgang von Goethe

3. Goethes Bildungsgang und Shakespeares Teil in ihm

4. „Wilhelm Meister“ und „Hamlet“- ein Vergleich

5. Hat Gundolf mit seiner These Recht?

6. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen des Grundkurs B „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ haben wir den Text von Friedrich Gundolf „Shakespeare und der deutsche Geist“ behandelt. Für die Sitzung am 13.12.2006 hatten meine Kommilitonin und ich die Aufgabe, ein Thesenblatt zu diesem Text zu erstellen. Für meine Seminararbeit in diesem Kurs möchte ich mich also mit einer der somit entstandenen Thesen beschäftigen und zwar, ob Goethe mit dem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ Shakespeare ein Denkmal gesetzt hat. Ich möchte untersuchen, ob dies tatsächlich der Fall ist, oder ob Shakespeare und dessen Hamlet eher ein Vorbild für das Werk Goethes waren. Deshalb werde ich nah am Text Gundolfs arbeiten.

Zunächst möchte ich in Punkt zwei eine kurze Biografie Goethes darlegen um zu demonstrieren, wann Goethe erstmals auf den britischen Dichter aufmerksam geworden ist und wie sich dies im Verlauf der verschiedenen Epochen jener Zeit verhalten hat. Außerdem ist die Biografie dienlich bei der Feststellung, was sich überhaupt auf die Ausgestaltung „Wilhelm Meisters“ ausgewirkt hat. Natürlich ist die Bezeichnung einer kurzen Biografie relativ und kaum zu verwirklichen, da Goethe ein äußerst komplexes Leben hatte. Also werde ich um den Rahmen nicht zu sprengen hauptsächlich auf die jungen Jahre Goethes eingehen, in welchen seine Bildung stattfand, und die späteren Punkte nur grob skizzieren.

Daraufhin werde ich in Punkt drei Fakten zu Goethes Bildung darlegen und erläutern, weshalb gerade Shakespeare ein wichtiger Teil in Goethes Bildung ist, wozu ich dann den Text von Gundolf hinzuziehen werde. Ich werde von ihm erwähnte Punkte aufgreifen und versuchen, dies anhand seiner Biografie zu belegen bzw. zu widerlegen. Desweiteren möchte ich darstellen, wie Goethe mit Shakespeareschen Mitteln experimentiert hat und was er letztlich im „Wilhelm Meister“ erreicht hat.

Punkt vier wird sich mit dem Vergleich von „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und „Hamlet“ beschäftigen, sowohl bei der Betrachtung der Protagonisten, wie auch bei den Werken im Allgemeinen, damit man feststellen kann, ob es tatsächlich so viele Parallelen zwischen „Hamlet“ und „Wilhelm Meister“ gibt, dass man eventuell davon sprechen könnte, Goethe habe nach Shakespeares Vorbild gearbeitet.

Im abschließenden Punkt fünf soll dann schließlich als Ergebnis meiner Arbeit zu diesem Thema geklärt werden, ob die These Gundolfs nun wahr, oder falsch ist.

2. Biographie Johann Wolfang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater war Johann Caspar Goethe, welcher sich aufgrund des Kaufes eines Ratstitels in erster Linie mit dem Sammeln von Gemälden und der Erziehung der Kinder beschäftigte. Goethes Mutter Catharina Elizabeth Goethe, geborene Textor, war 21 Jahre jünger als ihr Gatte. Außer Schwester Cornelia sind alle Geschwister Goethes jung verstorben. Die beiden Kinder genossen auf den Wunsch des Vaters hin eine schulische Erziehung in allen damals gängigen Fächern, sowie in verschiedenen Sprachen. Desweiteren wurde Goethe im Fechten, Tanzen und Reiten unterrichtet. Obwohl Goethes Elternhaus protestantisch war hatte er immer ein zwiespältiges Verhältnis zur Religion. In der Bibliothek des Vaters fand Goethe seine Liebe zur Literatur, zunächst in den Werken Kloppstocks und Homers. Auch seine Liebe zum Theater wurde schon früh entfesselt, was wohl auf die alljährlichen Puppenspiele im väterlichen Haushalt zurückzuführen ist. Während der Besetzung durch französische Truppen in Deutschland 1759 besuchte Goethe auch Theaterstücke mit menschlichen Darstellern. 1765 verließ Goethe nun sein Vaterhaus um in Leipzig Jura zu studieren. Er merkte allerdings schnell, dass sein Interesse weniger in seinem erwählten Studiengang lag und belegte Vorlesungen der Poetik und nahm Zeichenunterricht. In seiner sogenannten „Leipziger Zeit“ las er, wie in einigen Quellen angegeben, vermutlich ein Buch William Dodds über die Arbeiten Shakespeares und entwickelte eine Neigung zu dessen Schriften. 1768 kehrte Goethe aufgrund gesundheitlicher Probleme in das Haus seines Vaters zurück, wo er zwei Jahre blieb um dann 1770 in Straßburg sein Studium zu beenden. Sein Interesse für Jura war immer noch gering. Stattdessen lernte er in der elsässischen Stadt Johann Gottfried Herder kennen, welcher ihm als erste überlegene Person gegenüber stand. Unter dessen Führung vertiefte sich Goethes Neigung für die Werke Shakespeares. Neben dem Studium schrieb Goethe einige Gedichte. Seine Dissertation wurde wegen zu eigensinnigem Inhalt abgelehnt, aber die Lizenz erhielt Goethe dennoch. Er arbeitete einige Monate in seinem erlernten Beruf, aber auch hier war Goethe zu eigensinnig, erhielt des Öfteren Rüge und verlor alsbald die Lust. Hingegen stieg sein Interesse an literarischen Arbeiten, er las ein Buch über die Bauernkriege und schrieb nach diesem geschichtlichen Vorbild den damals noch „Gottfried“ genannten „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“. Von seinem Mentor Herder wurde Goethe deshalb gerügt, weshalb er sich dessen Führung entzog und sich fortan an Merck hielt. Nach einer Zeit des Reisens ließ Goethe sich wieder in Frankfurt nieder, entwickelte zärtliche Gefühle für verschiedene Frauen die aber alle ohne nennenswerten Erfolg blieben. Merck drängte Goethe zur Überarbeitung des „Gottfried von Berlichingen“, in der dann aus Gottfried Götz wurde und die Goethes erster großer Erfolg war. Diesem Erfolg folgte der „Werther“-Roman. Auf einer von Goethes Reisen lernte er Carl August von Sachsen-Weimar und seine spätere Verlobte Lili Schönemann kennen, mit welcher er jedoch nur ein halbes Jahr verlobt war. 1775 wurde Goethe von Carl August nach Weimar eingeladen, da dieser ihn als Berater bei seinen Regierungstätigkeiten anwerben wollte. Goethe nahm das Angebot an, trat sein Amt am 7. November 1775 an und zog nach Weimar. Neben seiner politischen Arbeit schrieb er weiterhin an seinen eigenen Werken. Es entstand „Iphigenia auf Tauris“ und 1778 begann er mit seiner Arbeit am „Wilhelm Meister“. 1780 wurde Goethe in die Freimaurerloge aufgenommen, 1782 bekam er vom Kaiser ein Adelsdiplom und 1783 wurde er im Illuminatenorden aufgenommen. Goethe hatte eine Beziehung zu einer Frau von Stein, welche ihm aber schon nach kurzer Zeit unbehaglich wurde und, da seine Hilfe in der Regierungstätigkeit nicht mehr von Nöten war, „floh“ er nach Italien, wo er sich dem künstlerischen Leben widmete. 1788 war Goethe nach zwei Jahren zurück in Weimar, lernte dort Christine Vulpius kennen und lieben und heiratete sie noch im selben Jahr. Im Dezember 1789 brachte Christine das einzige von fünf Kindern mit Goethe zur Welt, welches überlebte, Sohn August. Der Bruch zu ehemaligen Caroline von Stein war offensichtlich und wurde in Weimar missbilligt. Deshalb und aufgrund gesundheitlicher Probleme zog sich Goethe vorerst zurück. 1791 wurde er Leiter des Hoftheaters und seine Frau zu seiner Personalberaterin. Es sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass Goethe ein hohes Interesse für Biologie hegte und, als er erfuhr, dass in der Universität Jena ein botanischer Garten angelegt werden sollte, verließ er Frau und Kind in Weimar, um nach Jena zu gehen. 1794 entwickelte sich die bekannte Freundschaft mit Schiller, nicht zuletzt durch die gemeinsame Arbeit bei einer Zeitschrift. Zwischen 1794 und 1796 vollendete Goethe „Wilhelm Meisters Lehrjahre“.

Seit 1800 lief nicht alles zum Besten für den deutschen Dichter. Er war geplagt von verschiedenen Krankheiten und der Tod seines Freundes Schiller im Jahre 1805 machte ihm schwer zu schaffen. Außerdem begann der napoleonische Krieg, was die Lage keineswegs verschönte. 1808 lernte Goethe Napoleon persönlich kennen und wurde von ihm hochgelobt. Napoleon schlug Goethe vor, nach Paris zu kommen und dort große Heldengeschichten zu schreiben. Goethe ging nicht nach Paris. 1816 starb Goethes Frau und er gab die ihm lästige Arbeit am Theater auf. Der Krieg war zu Ende und Goethe machte sich an die Ordnung seiner Papiere und schrieb an aufgeschobenen Werken. 1823 bemühte er sich um die Hand einer 19 Jährigen, wurde aber abgewiesen. Goethe beschritt seinen Lebensabend und nahm die Arbeit am 2. Teil des „Faust“ wieder auf.

Goethe überlebte all seine Wegbegleiter, Freunde, seine Frau und selbst seinen Sohn und starb letztendlich am 22. März 1832 an den Folgen einer Lungenentzündung.

3. Goethes Bildungsgang und Shakespeares Teil in ihm

Anhand der in Punkt zwei beschriebenen Biographie Goethes, lässt sich feststellen, dass Goethe bereits in jungen Jahren sein Interesse für Shakespeare entdeckte, welches dann von Herder vertieft wurde.

Auch der Text von Friedrich Gundolf „Shakespeare und der deutsche Geist“ aus dem Jahre 1920 beschäftigt sich eingehend mit der Frage um Goethes Bildung und Shakespeares Teil in ihr. Allerdings berichtet Gundolf nicht nur von Shakespeare als Punkt in Goethes Bildungsgang, sondern auch von Goethes Verhältnis zur Gesellschaft, da er Geschichte als solche nicht erlebt habe. Wobei man hier hinzufügen sollte, dass Bildung hier nicht allein im schulischen Sinne steht, sondern auch für Bildung durch das Erfahren der verschiedenen Umstände, das Lernen aus dem Erleben, was letztendlich auch den Charakter prägt. Ein Teil Goethes Erlebens war die Gesellschaft mit ihren unterschiedlichen Ständen. Dementsprechend seien sowohl Adel als auch Bürgertum Aspekte seiner Bildung gewesen. Anhand der Biografie kann man dies auch feststellen. Er heiratete schließlich eine Frau aus dem Bürgertum und hatte auch sonst Kontakte innerhalb dieses Standes. Er selbst wäre auch Teil des Bürgertums gewesen, wenn er selbst nicht später einen Adelstitel erworben hätte. Dadurch erschließt sich auch der Adel seiner Bildung, nicht zuletzt, weil er nahe Kontakte zu Carl August von Sachsen-Weimar pflegte. Laut Gundolf sei auch das Theater wichtig für Goethes Bildung. Auch dies lässt sich anhand der Biografie belegen, da vom Puppenspiel und dem französischen Theater aus jungen Jahren berichtet wird. Frauen seien ein weiterer Teil seines Bildungsganges. Auch dies kann man eindeutig nachweisen, da wohl bekannt ist, dass Goethe häufig Neigungen zu verschiedenen Damen hatte und sogar noch im hohen Alter um ein junges Mädchen warb. Die von Gundolf erwähnte Abenteuerromantik, welche sich durch die zahlreichen Reisen in Goethes Leben erklären lässt, soll auch zu Goethes Bildungsprozess gehört haben. Letztendlich soll auch die Mystik eine wichtige Rolle gespielt haben, was wahrscheinlich auf Goethes Mitgliedschaft in verschiedenen Geheimbünden zurückzuführen ist - ein Aspekt, der schließlich sehr mystisch wirkt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Hat Goethe in "Wilhelm Meisters Lehrjahre" Shakespeare ein Denkmal gesetzt?
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Goethes: Wilhelm Meisters Lehrjahre
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V124699
ISBN (eBook)
9783640400805
ISBN (Buch)
9783668144934
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethe, Wilhelm, Meisters, Lehrjahre, Shakespeare, Denkmal
Arbeit zitieren
Olivia Winter (Autor:in), 2007, Hat Goethe in "Wilhelm Meisters Lehrjahre" Shakespeare ein Denkmal gesetzt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124699

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