Im Prinzipat hatte man ein Münzsystem übernommen, das sich im Laufe der Jahrhunderte in der Römischen Republik entwickelt und bewährt hatte. Die Bildmotive erschöpften sich in Darstellungen abstrakter Wert- und Tugend- begriffe und des aktuellen Zeitgeschehens, das politische Ereignisse ebenso berücksichtigte wie öffentliche Bauten und Spiele. Abgesehen von den Kür- zeln der Münzmeister, die für die Gestaltung der Münzbilder verantwortlich waren, finden sich auf den reichsrömischen Münzen keine namentlichen Nennunge n von Personen der aktuellen Tagespolitik. Erst mit dem Beginn des Prinzipats erschien auf den Aversen aller Nominale das Portrait des Herrschers, das im Laufe der Zeit immer öfter durch die bildliche Darstel- lung übriger Angehöriger des römischen Kaiserhauses ergänzt wurde. In- nerhalb der kaiserlichen Selbstdarstellung spielten vor allem die Kaiserfrau- en eine wichtige Rolle, die als Augusta an der Seite des Herrschers auftra- ten. Neben den Sonderrechten der Vestalinnen, Ehrenplätze im Theater ein- nehmen und in der Stadt einen Maultierwagen benutzen zu dürfen, erhielten sie bereits in der frühen Kaiserzeit Bildnis- und Ehrenmünzrecht.
Eine Untersuchung des weiblichen Ehrenmünzrechts setzt zunächst die Aufdeckung der Rahmenbedingungen voraus. Unter Berücksichtigung der Staats- und Verfassungsordnung ist nach der oder den Institutionen zu fra- gen, die für die Münzpolitik des Römischen Reiches verantwortlich waren. Im Zusammenhang mit den Prägungen für die weiblichen Angehörigen der domus Augusta stellt sich insbesondere auch die Frage nach der Struktur des römischen Gesellschaftssystems und danach, inwiefern Frauen öffentliche Ehrungen empfangen konnten. Ob die kaiserlichen Damen gar selbst über Möglichkeiten verfügten, Einfluss auf die Münzprägung zu nehmen, lässt sich nach knapp zweitausend Jahren nicht eindeutig belegen wie auch über die Rolle dieser Frauen am Hof nur spekuliert werden kann.
Selbst über die Funktion der Kaiser ist im Zusammenhang mit der Münz- prägung in der Forschung lange und heftig gestritten worden. Nachdem die tres viri monetales mit dem Anbruch des Prinzipats die Verantwortung für die Münzprägung des Reiches verloren hatten, geht das Gros der deutschen [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Rollendefinition der römischen Kaiserfrauen
- Frauenmacht in der römischen Kaiserzeit?
- Die Ehrungen der Kaisergattinnen
- Zusammenfassung
- Die Entwicklung des Ehrenmünzrechts der weiblichen Angehörigen der Domus Augusta
- Umsichtige Münzpolitik in der frühen Kaiserzeit
- Kontinuität und Wandel während der Herrschaft der Flavischen Dynastie
- Weiterentwicklung der Normen während der Herrschaft der Adoptivkaiser
- Die Familie der Severer
- Zusammenfassung
- Zum Bildprogramm der römischen Kaiserfrauen und zu ihrem Verständnis
- Die Entwicklung der Bildmotive
- Eheschließung und Mutterrolle als Thema der kaiserlichen Bildersprache
- Die Darstellung des kaiserlichen Paares unter besonderer Berücksichtigung der Concordia-Bilder
- Die Kaiserfrauen als mater Caesaris und mater Augusti
- Die kaiserlichen Damen in ihrer erweiterten Funktion als mater castrorum und mater patriae
- Konsekration und Post Humer Triumph – Die Münzbilder verstorbener Kaiserfrauen
- Die Bedeutung verstorbener Mitglieder der Kaiserfamilie für die Legitimation der Herrschaft
- Legenden und Symbolik der Konsekrationsmünzen
- Ausnahmen und Besonderheiten
- Schlussbemerkung
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle von römischen Kaiserfrauen und ihrer Darstellung auf Münzen. Sie untersucht die Entwicklung des Ehrenmünzrechts für weibliche Angehörige der Domus Augusta sowie die Bildsprache und die darin enthaltenen Botschaften.
- Die Rollendefinition der römischen Kaiserfrauen und ihre Macht im römischen Kaiserreich
- Die Entwicklung des Ehrenmünzrechts für Kaiserfrauen im Laufe der römischen Geschichte
- Die Bildmotive auf Münzen und deren Bedeutung für die Darstellung von Kaiserfrauen
- Die Rolle der Kaiserfrauen im Rahmen der Legitimation der Herrschaft
- Die Bedeutung von Bildnissen und Münzen als Mittel der Propaganda im römischen Kaiserreich
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit legt den Fokus auf die Rolle der römischen Kaiserfrauen im Kontext des römischen Staats- und Gesellschaftssystems. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der Entwicklung des Ehrenmünzrechts und der Bildmotive auf Münzen, die zur Darstellung von Kaiserfrauen eingesetzt wurden. Kapitel 3 beschreibt, wie sich die Normen für die Prägung von Ehrenmünzen für Kaiserfrauen während der Herrschaft verschiedener Dynastien veränderten. Kapitel 4 analysiert die Bildsprache, die verwendet wurde, um Kaiserfrauen auf Münzen darzustellen. Hierbei werden verschiedene Motive wie Eheschließung, Mutterschaft und Konsekration untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen römischen Kaiserfrauen, Münzprägung, Ehrenmünzrecht, Bildsprache, Propaganda, Legitimation, Domus Augusta, mater Caesaris, mater Augusti, mater castrorum, mater patriae, Konsekration, Post Humer Triumph und Concordia.
- Arbeit zitieren
- Franziska Hillmer (Autor:in), 2002, Die Frauen der römischen Kaiser und ihre Münzprägung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12475