„Die vier Besatzungsmächte sind mit von einander abweichenden Medienkonzeptionen in unser geschlagenes Land gekommen. Nur in einem waren sie sich, jedenfalls oberflächlich betrachtet, einig: mit der Praxis nicht nur des Dritten Reiches, sondern der ganzen deutschen Pressegeschichte Schluß zu machen und alle ,die aktiv an der nationalsozialistischen Propaganda beteiligt waren, von jeder Betätigung auszuschließen.“
Mit diesen Worten leitet Kurt Koszyk seinen Beitrag zur Geschichte der deutschen Presse im vierten Teil mit dem Titel: Pressepolitik für Deutsche 1945 – 1949 ein. Hierbei wird deutlich, dass er gleich zu Beginn seines Beitrages die Umstände der Pressepolitik der Nachkriegszeit in Deutschland darlegt und die festgelegten Maßnahmen der Besat-zungsmächte verdeutlicht.
Dass die vier Besatzungsmächte Großteils die gleichen Absichten hatten Deutschland zu denazifizieren und zur Demokratie zu lenken, ist bekannt. Doch dass sie die reeducation auch ganz offensichtlich im deutschen Pressewesen ausübten, soll in dieser Hausarbeit dargelegt werden. Es wird dabei nicht auf die Umerziehung durch andere Medien, wie beispielsweise den Film eingegangen werden.
Eine der vielen Maßnahmen, die unter anderem auf den drei Konferenzen von Teheran, Jalta und Potsdam eingeleitet wurden, war die der „Verantwortlichkeit der Informationskontrolle.“ Doch der Weg diese Maßnahmen durchzusetzen war nicht sofort beschritten, sondern musste erst noch geebnet werden. Dies kostete sowohl die Alliierten, als auch das auserwählte Gremium von bestimmten Personen Zeit und verlangte Kompetenz in Organisation und Struktur.
Um ein Vermerk auf den Titel dieser Arbeit zu geben, waren es hier vor allem die Lizenz-zeitungen, die eine der Maßnahmen jener Informationskontrolle konkretisierten. Am Beispiel der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) soll hier ein kurzer Einblick auf solch eine Lizenzzeitung gegeben werden. Sie war – soviel sei vorweggenommen – eine der ersten Lizenzzeitungen überhaupt in Deutschland.
Die Lizenzzeitungen wurden allerdings als solche nicht gleich beschlossen. Sie etablierten sich viel mehr zu einem demokratisch-politischen Wegweiser, der durch die Medienkont-rolle der jeweiligen Besatzungsmacht in gewisser Hinsicht geleitet wurde. Doch waren es alle vier Besatzungsmächte? Wollten tatsächlich die Briten die selbe Zeitung wie beispielsweise die Russen oder die Franzosen? Diesen und weiteren Fragen soll in dieser Hausarbeit auf den Grund gegangen werden.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Lizenzzierungsprozess
- Die drei Besatzungszonen im Vergleich zur Amerikanischen
- Die britische Besatzungszone
- Die französische Besatzungszone
- Die sowjetische Besatzungszone
- Die Rhein-Neckar-Zeitung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Lizenzzeitungen in der Nachkriegszeit Deutschlands am Beispiel der Rhein-Neckar-Zeitung. Ziel ist es, den Lizenzzierungsprozess zu erläutern und die Rolle dieser Zeitungen im Kontext der Denazifizierung und Demokratisierung darzustellen. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Vorgehensweisen der verschiedenen Besatzungsmächte.
- Der Lizenzzierungsprozess in drei Phasen
- Vergleich der Besatzungszonen und deren Medienpolitik
- Die Rolle der Rhein-Neckar-Zeitung als Beispiel einer Lizenzzeitung
- Die Funktion der Lizenzzeitungen in der Informationskontrolle
- Der Übergang von Militärzeitungen zu Lizenzzeitungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt den Kontext der Pressepolitik der Besatzungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg und die Bedeutung der Lizenzzeitungen im Prozess der Denazifizierung und Demokratisierung. Kapitel 2 erläutert den dreistufigen Lizenzzierungsprozess: vom vollständigen Verbot über Militärzeitungen bis hin zur alliierten Kontrolle deutscher Zeitungen. Die Kapitel 3 vergleicht die Vorgehensweisen der britischen, französischen und sowjetischen Besatzungszonen. Kapitel 4 beleuchtet die Rhein-Neckar-Zeitung als Beispiel.
Schlüsselwörter
Lizenzzeitungen, Denazifizierung, Demokratisierung, Pressepolitik, Besatzungszonen, Rhein-Neckar-Zeitung, Informationskontrolle, Militärzeitungen, Reeducation, Medienkontrolle.
- Arbeit zitieren
- Joachim Golly (Autor:in), 2008, Lizenzzeitungen am Beispiel der Rhein-Neckar-Zeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124869