Heute stellt das Judentum eine der großen Weltreligionen dar und gilt als Ausgangspunkt für die beiden weiteren monotheistischen Religionen, das Christentum und den Islam. Als wichtigstes Merkmal ist allen dreien der monotheistische Grundgedanke gemein. Jedoch ist diese Auffassung das Endprodukt einer langen Entwicklung. Sowohl während der Jahrhunderte von den Erzeltern über die Landnahme, als auch während der Königszeit ist es für Israel selbstverständlich, dass in ihrer Umwelt weitere Götter neben Jahwe existieren und von anderen Völkern verehrt werden. Doch genauso selbstverständlich sollte es für Israel sein, allein Jahwe zu verehren. Den Gott der Väter, der sich Mose am Sinai offenbart (Ex 20- 32) und Israel in der Geschichte seine Solidarität bezeugt hatte. Allerdings weisen die biblischen Quellen auf, dass dies nicht immer (uneingeschränkt) der Fall war. Es wird immer wieder deutlich, dass das auserwählte Volk, eigentlich dazu bestimmt ein alternatives Religions- und Gesellschaftskonzept umzusetzen dazu neigt, so zu sein wie alle Völker. Diese Entfernung von Jahwe und seiner Weisung wird von den Propheten aufs Strengste angemahnt und die Umsetzung die Herrschaft und das Recht Jahwes eingeklagt. Auf die Gerichtsprophetie soll im weiteren Verlauf der Arbeit noch eingegangen werden. 587 v. Chr. sieht sich das auserwählte Volk mit einer unvorstellbaren politischen und damit auch religiösen Katastrophe konfrontiert. Die als uneinnehmbar geltende Stadt Jerusalem wird vom babylonischen Großkönig Nebukadnezar besiegt. Der Tempel zerstört, die davidische Dynastie gestürzt. Es beginnt das Exil Israels. Die Zerstreuung Israels über die Grenzen des bisherigen Staates beginnt und hält bis in die heutige Zeit an.
Beachtlich ist jedoch, dass hier im Exil das Judentum erstmals als religiöse Größe erkennbar ist. Im Volk finden soziologische und religiöse Neuorientierungen statt, die für das Judentum und die daraus entstehenden Tochterreligionen grundlegenden Charakter haben. Finden wir in der Zeit vor dem Exil für Israel die religiöse Form der Monolatrie1, zeichnet sich nun im Exil ein neues Bild. Hier entwickelt sich der Monotheismus.
Diese Arbeit will sich den vielfältigen Einflüssen auf die Entwicklung Israels während des Exils und den entstehenden religiösen, sozialen und politischen Veränderungen Israels in dieser Zeit widmen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die politische Katastrophe
- Die theologische Interpretation des politischen Unglücks
- Die Klage und der exilische Gottesdienst
- Literatur der Exilszeit
- Die exilische Prophetie
- Das Deuteronomische Geschichtswerk
- Konfrontation mit einer gewaltigen Kultur
- Religions- und sozialgeschichtliche Konsequenzen des Exils
- Gesellschaftliche Umstrukturierung
- Die Geburt des Monotheismus
- Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die vielfältigen Einflüsse auf die Entwicklung Israels während des Babylonischen Exils und analysiert die daraus resultierenden religiösen, sozialen und politischen Veränderungen. Sie beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, denen Israel im pluralistischen Kontext des Exils begegnete, und zeichnet die Entstehung des Monotheismus aus dem ursprünglichen Monolatrie nach.
- Die politische und religiöse Katastrophe des Babylonischen Exils
- Die theologische Interpretation des Exils in der Literatur der Exilszeit
- Der Einfluss der babylonischen Kultur auf Israel
- Religiöse und gesellschaftliche Entwicklungen im Exil
- Die Geburt des Monotheismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den monotheistischen Grundgedanken des Judentums als Endprodukt einer langen Entwicklung dar und beleuchtet die Schwierigkeiten, die Israel in der Zeit vor dem Exil hatte, Jahwe allein anzubeten.
- Die politische Katastrophe: Das Kapitel schildert den Zerfall des Großreichs Juda und Israels nach dem Tod Salomos und die Eroberung Samarias durch die Assyrer. Es stellt die politische und religiöse Krise Israels vor dem Exil dar, die durch die Verehrung fremder Götter und die Herrschaft der Könige ohne Rücksicht auf Jahwes Weisungen verschärft wurde.
- Die theologische Interpretation des politischen Unglücks: Dieses Kapitel analysiert die Reaktionen auf die politische Katastrophe des Exils, die in der Klage und im exilischen Gottesdienst zum Ausdruck kommen. Es behandelt die exilische Prophetie und das Deuteronomische Geschichtswerk als wichtige Quellen für die Interpretation des Exils und die Entwicklung des Monotheismus.
- Konfrontation mit einer gewaltigen Kultur: Das Kapitel beleuchtet die kulturellen Herausforderungen, die das Exil für Israel mit sich brachte. Es fokussiert auf den Einfluss der babylonischen Kultur und die Notwendigkeit für Israel, sich mit dieser auseinanderzusetzen.
- Religions- und sozialgeschichtliche Konsequenzen des Exils: Dieser Abschnitt untersucht die sozialen und religiösen Veränderungen, die das Exil für Israel mit sich brachte. Er beschreibt die gesellschaftliche Umstrukturierung und die Entstehung des Monotheismus als zentrale Folge des Exils.
Schlüsselwörter
Babylonisches Exil, Monotheismus, Monolatrie, Judentum, Religionsgeschichte, Sozialgeschichte, exilische Prophetie, Deuteronomische Geschichtswerk, Tempel, Jerusalem, Jahwe, Gott, Väter, Geschichte, Kultur, Gesellschaft, Politik, Katastrophe, Klage, Gottesdienst.
- Arbeit zitieren
- Patrick Grasser (Autor:in), 2003, Einzig Jahwe - Die religions- und sozialgeschichtliche Entwicklung Israels im pluralistischen Kontext des Babylonischen Exils, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12493