Ein Vergleich von Fanny Price und Jane Eyre, den beiden Romanheldinnen aus Jane Austens „Mansfield Park" bzw. Charlotte Brontës „Jane Eyre", erscheint auf den ersten Blick nicht sehr vielversprechend. Nicht nur entstammen die beiden Romane verschiedenen Epochen – Jane Austens Werk ist im Zeitalter der Romantik anzusiedeln, während Jane Eyre ein Produkt der viktorianischen Epoche ist –, sondern sie unterscheiden sich auch im Hinblick auf das Genre: Mansfield Park gehört den sogenannten Sitten- und Erziehungsromanen an, während Jane Eyre zu den Entwicklungsromanen zu zählen ist. (Nünning 2004: 3) Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch, dass die Handlungsverläufe beider Romane viele Punkte aufweisen, die sich zum Vergleich anbieten: Beide Protagonistinnen sind zu Beginn der Handlung Waisen, die von wohlhabenden Verwandten aufgenommen wurden – wenn man auch im Fall von Fanny Price nicht von einer typischen Waise sprechen kann, da ihre Eltern noch leben, jedoch ist sie durch die Entfernung und die mangelnde Kommunikation derart von ihrem Elternhaus abgeschnitten, dass sie durchaus den Status einer Waise beanspruchen darf. Diese beiden Waisen werden im Laufe der Handlung vor verschiedene moralische Herausforderungen gestellt, denen sie auf unterschiedliche Art und Weise begegnen. Dadurch ergeben sich äußerst interessante Einblicke in die Persönlichkeiten der beiden Figuren und ihr jeweiliges Verständnis von sich selbst und ihrer Lebenswelt. Das Ziel dieser Arbeit soll sein, herauszufinden, ob eine der beiden Romanheldinnen als die stärkere Frau zu beurteilen ist. Dazu soll zunächst eine Vorstellung der beiden Figuren erfolgen, dann wird ihr Status innerhalb ihrer „Pflegefamilie“ beleuchtet, bevor anschließend versucht werden soll, ihr Verhalten angesichts verschiedener herausfordernder Situationen zu untersuchen. Abschließend soll gezeigt werden, wie die beiden Romanheldinnen ihr jeweiliges Ziel erreichen und welchen Status sie danach inne haben. Als Einstieg und Beurteilungsrichtlinie bietet sich ein kurzer Exkurs zum Thema der gesellschaftlichen Rolle der Frauen im 19. Jahrhundert an, daher möchte ich damit beginnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die englische Frau im 19. Jahrhundert
- Vorstellung der beiden Romanheldinnen
- Fanny Price: The stationary heroine
- Jane Eyre: Vom bad girl zur governess
- Status innerhalb der Familie
- Fanny Price
- Jane Eyre
- Prüfungen der Charakterstärke
- Fanny Price
- Jane Eyre
- Zurück zu den „Wurzeln“
- Fanny Price
- Jane Eyre
- Die Heldin erreicht ihr Ziel
- Fanny Price
- Jane Eyre
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Romanheldinnen Fanny Price (Mansfield Park) und Jane Eyre (Jane Eyre) im Hinblick auf ihre Stärke als Frauen im Spannungsfeld konventioneller Moral und individueller Identität. Ziel ist es, einen Vergleich beider Figuren vorzunehmen und zu beurteilen, welche der beiden als die „stärkere“ Frau zu betrachten ist.
- Die gesellschaftliche Rolle der Frau im 19. Jahrhundert
- Der Status der Heldinnen innerhalb ihrer jeweiligen Familien
- Die Bewältigung moralischer Herausforderungen
- Die Entwicklung der individuellen Identität beider Protagonistinnen
- Der Vergleich der Handlungsverläufe und der erreichten Ziele
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und begründet den Vergleich der beiden Romanheldinnen. Kapitel 1 beleuchtet die gesellschaftliche Rolle der Frau im 19. Jahrhundert, Kapitel 2 stellt Fanny Price und Jane Eyre vor. Die Kapitel 3-5 untersuchen den Status der Heldinnen in ihren Familien und deren Umgang mit Herausforderungen. Die Kapitel 6 werden im Rahmen dieser Vorschau nicht berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Fanny Price, Jane Eyre, Mansfield Park, Jane Eyre (Roman), 19. Jahrhundert, englische Literatur, Frauenrolle, Moral, Identität, Charakterstärke, Entwicklungsroman, Sittenroman.
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- B.A. Julia Korthus (Author), 2009, Starke und schwache Frauen im Spannungsfeld von konventioneller Moral und individueller Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124932