Auswirkungen der Globalisierung auf das wirtschaftliche und soziale System unserer Volkswirtschaft


Studienarbeit, 2008

101 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

2 Globalisierung
2.1 Dimensionen der Globalisierung
2.2 Wirtschaftliche Globalisierung
2.2.1 Geschichtliche Entwicklung
2.2.2 Außenhandel
2.2.2.1 Gründe für Außenhandel
2.2.2.2 Gewinner und Verlierer beim Außenhandel

3 Begünstigungen der Globalisierung seit 1945
3.1 Politische Rahmenbedingungen
3.2 Technische Innovationen
3.3 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
3.3.1 Internationale Standortbedingungen
3.3.2 Multinationale Unternehmen

4 Wirtschaftsstandort Deutschland
4.1 Bestandsaufnahme aus deutscher Sicht
4.2 Veränderungen des Wirtschaftssystems
4.2.1 Warenausfuhren
4.2.2 Direktinvestitionen
4.2.3 Arbeitsmarkt und Strukturwandel
4.2.4 Wohlfahrtsveränderungen
4.2.5 Finanzmärkte

5 Soziales System in Deutschland
5.1 Gestalt des deutschen Sozialstaats
5.2 Effekte der Globalisierung auf die Sozialsysteme

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Transformationskurve von Portugal

Abbildung 2: Transformationskurve von England

Abbildung 3: Wohlfahrtsveränderungen in einem Exportland

Abbildung 4: Wohlfahrtsveränderungen in einem Importland

Abbildung 5: Die Wirkung eines Importzolls

Abbildung 6: Unternehmenssteuersätze im internationalen Vergleich

Abbildung 7: Anzahl Multinationaler Unternehmen mit Hauptsitz im dargestellten Land

Abbildung 8: Nettoumsatzrenditen 2006 im internationalen Vergleich

Abbildung 9: Exportquote Deutschlands von 1993 bis 2007

Abbildung 10: Unternehmenssteuerbelastungen 2007 nominal

Abbildung 11: Deutschlands wichtigste Exportgüter

Abbildung 12: Deutschlands wichtigste Importgüter

Abbildung 13: Anteil der Warenausfuhren führenden Exportländer an der Weltausfuhr

Abbildung 14: Warenausfuhren der führenden Exportländer in Mrd. Dollar

Abbildung 15: Deutsche Warenausfuhren im Spezialhandel in ausgewählte Länder

Abbildung 16: Gesamtentwicklung des deutschen Außenhandels

Abbildung 17: Anzahl deutscher Unternehmen im Ausland

Abbildung 18: Deutsche Direktinvestitionsbestände im Ausland

Abbildung 19: Motive und Gründe für das Auslandsengagement

Abbildung 20: Zielregionen für das Auslandsgeschäft

Abbildung 21: Ausländische Direktinvestitionsbestände in Deutschland

Abbildung 22: Anteil der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland nach Bundesländern in 2003

Abbildung 23: Absolute Exporte und exportinduzierte Wertschöpfung

Abbildung 24: Anteile des Exports an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung

Abbildung 25: Arbeitskosten pro Stunde: Handel

Abbildung 26: Arbeitskosten pro Stunde: verarbeitendes Gewerbe

Abbildung 27: Entwicklung des BIP pro Kopf auf Basis von Kaufkraftparitäten in internationalen Dollar

Abbildung 28: Lohnstückkosten im internationalen Vergleich

Abbildung 29: Auftragseingänge der Industrie aus dem Inland und Ausland

Abbildung 30: Terms of Trade von Deutschland, China und entwickelten Volkswirtschaften insgesamt

Abbildung 31: Entwicklung des BIP pro Kopf in Deutschland

Abbildung 32: Veränderung der Importpreise und Verbraucherpreise

Abbildung 33: Bewertung der Rahmenbedingungen für Private Equity

Abbildung 34: Sozialbudget von Deutschland anteilig am BIP

Abbildung 35: Sozialbudget von Deutschland in absoluten Werten

Tabelle 1: Kostenvergleich zwischen zwei Ländern

Tabelle 2: Opportunitätskosten der Produktion

Tabelle 3: Wohlfahrtsveränderungen in einem Exportland

Tabelle 4: Wohlfahrtsveränderungen in einem Importland

Tabelle 5: Zollsenkungsrunden im Rahmen des GATT

Tabelle 6: Importabhängigkeit der gesamten Warenexporte von Deutschland

Tabelle 7: Atypische und normale Beschäftigte in der Haupterwerbstätigkeit

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Das Schlagwort Globalisierung ist in den letzten Jahren immer allgegenwärtiger geworden. Der Begriff löst in der Bevölkerung sowohl Furcht als auch Optimismus auf eine gute wirtschaftliche Entwicklung aus.[1] Globalisierung ist ein Teil eines stetigen und zeitlosen Wandels dem Menschen unterliegen. Mit diesem Bewusstsein sollte eine gelassene Diskussion über die kommenden Herausforderungen und den daraus resultierenden möglichen Veränderungen mit dem erforderlichen Abstand möglich sein.[2] „Die wirtschaftliche Globalisierung, der Prozess zunehmender weltwirtschaftlicher Verflechtung, beeinflusst immer stärker unser tägliches Leben.“[3] Waren aus weltweiter Herstellung begleiten uns im Alltag, wie zum Beispiel Kaffee aus Afrika, Plasmabildschirme aus Japan, Autos aus Amerika sowie Kleidung aus China.[4] Auch Deutschland als Exportweltmeister profitiert durch hohe Exporte in die übrige Welt von der Globalisierung. Befragungen der letzten Jahre zeigten ein sich veränderndes Meinungsbild zur Globalisierung.[5] Eine Umfrage zur Globalisierung des Institut für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2006 ergab, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung den Begriff Globalisierung mit Befürchtungen verband. Die Umfrage zeigt, dass lediglich 20 Prozent der Deutschen mehr Chancen als Risiken in der Globalisierung sehen, dieser Anteil hat sich gegenüber 1998 um drei Prozent verringert. Mit 47 Prozent sind knapp die Hälfte der Befragten der Meinung die Globalisierung bringe mehr Risiken als Chancen. Dieser Anteil ist von 25 Prozent im Jahr 1998 bis heute stark angestiegen. Zwölf Prozent der Teilnehmenden konnten mit dem Begriff Globalisierung nichts anfangen.[6] Um die Bedenken und Unkenntnisse in der Bevölkerung zu minimieren hilft Aufklärung über die Globalisierung.[7] In den Medien fehlt allerdings ein Bewusstsein, welche Chancen die Globalisierung bringen kann und was Globalisierung genau heißt.[8] Ein Vorbehalt der Bevölkerung zur Globalisierung könnte in einen neuen Protektionismus münden. Im Maximum hieße dies eine massive Anhebung der Handelsschranken. Die Globalisierung wäre durchaus abwendbar und politisch zu stoppen.[9] Alles was dafür zu tun ist, wären Grenzschließungen, Stärkung des Nationalstaates, Kontrollen des Kapital- und Devisenverkehrs sowie unter anderem die gesellschaftliche Entscheidung, wer welche Automarke fährt und wer was isst. Das würde jedoch zu folgendem Nachteil führen: Die Bürger müssten diejenigen tolerieren, die diese Entscheidungen treffen würden. Dies stellte eine ,ent-globalisierte‘ Welt dar und wäre der Gegensatz zu einer weltoffenen Bevölkerung.[10] “Kleingeistiges Spießertum und verbohrte Nationalismen in einem Netz von Überwachungsstaaten, die sich feindselig gegenüberstehen, wären die Konsequenz.“[11] Um den Wandel durch die Globalisierung mit zu gestalten, sollte die Globalisierung überwiegend als nutzbringend und Perspektive verstanden werden.[12]

1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

In dieser Ausarbeitung soll die Globalisierung im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen und sozialen System unserer Volkswirtschaft betrachtet werden. Ausgewählte Bereiche des wirtschaftlichen und sozialen Systems sollen untersucht werden, um Effekte der Globalisierung festzustellen.

Um dieses Ziel zu erreichen, soll zunächst in Kapitel 2 der Begriff der Globalisierung erläutert werden und die Abgrenzung der wirtschaftlichen Globalisierung erfolgen. Es soll dargestellt werden, wie und weshalb sich die wirtschaftliche Globalisierung entwickelt hat. Darauf aufbauend sollen in Kapitel 3 die begünstigenden unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Globalisierung seit dem Jahr 1945 aufgezeigt werden. Nachfolgend sollen in Kapitel 4 eine Bestandsaufnahme des Wirtschaftsstandortes Deutschland und die Auswirkungen der Globalisierung auf diesen vorgestellt werden. Im Anschluss sollen im Kapitel 5 das Prinzip des Sozialstaats und die Folgen der Globalisierung auf das soziale System von Deutschland dargelegt werden. Den Abschluss dieser Ausführung bildet das Fazit.

2 Globalisierung

2.1 Dimensionen der Globalisierung

Wie im Kapitel 1.1 beschrieben, wird Globalisierung entweder als eine positive Erscheinung der gesellschaftlichen Entwicklung betrachtet oder als eine negative Erscheinung, welche nur Erschwernisse oder Beeinträchtigungen für die Welt als ganzes bringt. Um sich dem Phänomen Globalisierung objektiv zu nähern, soll nun eine Definition von Albrow vorgestellt werden:

Globalisierung ist „1. Die aktive oder passive Entwicklung hin zur Globalität; 1.1 in einzelnen Bereichen: 1.1.1 als Ausbreitung von Praktiken, Werten, Technologien und anderen menschlichen Erzeugnissen über die ganze Welt; 1.1.2 als wachsender Einfluß globaler Praktiken etc. auf das Leben von Men­schen; 1.1.3 als zunehmende Bedeutung des Globus als zentraler Bezugspunkt oder Voraussetzung menschlichen Handelns; 1.1.4 als zunehmender Wandel, der durch die Interaktion einzelner dieser Bereiche hervorgerufen wird; 1.2 als die Gesamtheit dieser Bereiche; 1.3 als der abstrakte Oberbegriff dieser Bereiche. 2. Ein aktiver oder passiver Globalisierungsprozeß in einem oder allen der unter 1. aufgezahlten Bereiche. 3. Die historische Umwälzung, die aus der Summe der einzelnen For­men und Beispiele unter 1. resultiert.”[13]

Mit dieser Definition wird deutlich, dass Globalisierung ein gesamtgesellschaftlicher Prozess ist. Die Definition impliziert auch den Wandel in Wirtschaft, Politik und Kultur. Mit dem in Punkt 2 beschriebenen aktiven und passiven Globalisierungsprozess wird eine Entwicklung von Eigendynamik der Globalisierung dargestellt.[14] Um die Komplexität der Globalisierung noch stärker hervorzuheben, soll nun ergänzend eine Definition von Herder-Dorneich vorgestellt werden:

„Globalisierung heißt: Alles hängt mit allem zusammen, die Interdependenz steigt und wird schließlich zur totalen Interdependenz und die Intransparenz steigt infolge dessen ebenso. Die Unübersichtlichkeit wird total.“[15]

Globalisierung kann somit als eine multidimensionale Entwicklung verstanden werden, die aus annähernd allen Bereichen des Lebens simultan hervorgeht und innerhalb dieser schwer differenzierbar ist.[16] Die Globalisierung hat viele Dimensionen, darunter politische und soziale, aber auch ökonomische.[17] Für die Bearbeitung der Problemstellung des vorliegenden Referats ist primär die wirtschaftliche Globalisierung relevant. Daher wird die Analyse in den folgenden Kapiteln auf diese Dimension mit Ihren verschiedenen Erscheinungen beschränkt. Die wirtschaftliche Globalisierung impliziert den Prozess der zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung der einzelnen Länder.[18] Wirtschaftliche Globalisierung ist vor allem durch die Internationalisierung der Politik, Kommunikations- und Transporttechnologien, transnationalen Unternehmen, den weltweiten Handel mit Gütern und Dienstleistungen, Direktinvestitionen und die Weltfinanzmärkte gekennzeichnet.[19] Diese Merkmale werden in den folgenden Kapiteln aufgegriffen.

2.2 Wirtschaftliche Globalisierung

2.2.1 Geschichtliche Entwicklung

Als Beginn der wirtschaftlichen Globalisierung wird von Experten häufig die Entdeckung Amerikas 1492 durch Kolumbus genannt. Dieser Globalisierungsanlauf wurde durch die Entstehung der Kolonialreiche Spanien, Portugal, England und Holland sowie deren Politik mit einer im Prinzip irreversiblen weltweiten Vernetzung geprägt.[20] Im Jahre 1519 startete Ferdinand Magellan unter der spanischen Krone die Magellanfahrt zu den Gewürzinseln der Molukken, aus der sich die erste vollständige Weltumsegelung ergab. Die spanischen Fürsten waren bestrebt, den Weltmarkt der Gewürze zu erobern und die Abhängigkeit vom venezianischen Gewürzmonopol zu beenden.[21] Der Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika war ebenfalls ein relevantes Segment der damaligen globalen Handelsbeziehungen.[22] Die Entdeckungsreisen und Handelsgeschäfte stellten die Kontinente Europa, Afrika, Asien und Amerika in einen direkten Kontakt. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden hieraus eine stabile multilaterale Interdependenz sowie beständige und potentiell wirkungsgewaltige transkontinentale Vernetzungen.[23] Die Industrialisierung ab den 1830er Jahren brachte, unter dem Einfluss der von der industriellen Revolution geschaffenen Produktions-, Transport- und Kommunikationskapazitäten, einen neuerlichen Schub für die wirtschaftliche Globalisierung.[24] Zudem führte die Industrialisierung zur Ausweitung marktwirtschaftlich-kapitalistischer Strukturen und es entstand eine weltwirtschaftliche Arbeitsteilung zwischen Industrieregionen, Kolonien und europäischen Randgebieten. Die einen boten Industrieprodukte an, die anderen lieferten landwirtschaftliche Güter und Rohstoffe für die Industrie. Zwischen den industrialisierten Ländern entwickelte sich im 19. Jahrhundert außerdem ein sehr umfassender Warenaustausch.[25] Seit den 1870er Jahren wirkten erstmalig auf wirtschaftlicher Ebene globale Interdependenzen, es entstand zunehmend Welthandel. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bildeten sich zunächst unlösbare Konflikte zwischen den Weltmächten, durch die es zu zwei Weltkriegen kam. Durch diese Ereignisse und einer dazwischenliegenden Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren sind viele weltwirtschaftliche Verflechtungen zusammengebrochen. Die Entwicklung der Globalisierung setzte aus und eine Zeit der De-Globalisierung begann.[26] Nach Ende des zweiten Weltkrieges lebten die weltwirtschaftlichen Beziehungen wieder auf. Es entwickelte sich eine neue Weltwährungsordnung. Zusätzlich wurden bestehende Hindernisse für einen freien Warenaustausch durch eine neue Welthandelsordnung zunehmend beseitigt. Beide Ordnungen stellten die Grundlage für eine dynamische Zunahme internationaler Wirtschaftsaktivitäten dar. Das heutige Verständnis der wirtschaftlichen Globalisierung ist ein Resultat dieser Entwicklung.[27]

2.2.2 Außenhandel

2.2.2.1 Gründe für Außenhandel

Im Folgenden soll dargestellt werden, dass Außenhandel Vorteile für die beteiligten Länder bringen kann. Hierfür wird zunächst gezeigt, dass Arbeitsteilung, Spezialisierung und internationaler Handel zwischen zwei Ländern selbst dann für beide Länder von Vorteil sein kann, wenn eines der beteiligten Länder grundsätzlich absolute Kostenvorteile gegenüber dem anderen Land hat. Entscheidend ist, dass sich das benachteiligte Land auf die Produktion und den Export derjenigen Erzeugnisse spezialisiert, bei denen es den relativ kleinsten Kostennachteil hat.[28] Eine derartige relativ geringere Kostenunterlegenheit wird als komparativer Kostenvorteil bezeichnet.[29] Die Theorie der komparativen Kosten soll mit Ricardos Originalbeispiel, dargestellt durch Tabelle 1 und Tabelle 2, deutlich gemacht werden.[30] In diesem Beispiel wird die Produktion von Tuch und Wein in England und Portugal dargestellt. Die Zahlen in Tabelle 1 geben die Arbeitseinheiten an, die in dem jeweiligen Land notwendig sind, um eine Einheit Tuch (= 1T) bzw. eine Einheit Wein (= 1W) zu produzieren.

Tabelle 1: Kostenvergleich zwischen zwei Ländern[31]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die in der Tabelle 1 dargestellten Zahlenverhältnisse zeigen, dass die Herstellung der Waren Tuch und Wein in England absolut teurer ist. Bei beiden Erzeugnissen hat Portugal einen absoluten Kostenvorteil. Dagegen ist der absolute Kostennachteil von England bei dem Erzeugnis Tuch (100 zu 90) relativ kleiner als bei dem Erzeugnis Wein (120 zu 80). England hat somit einen komparativen Kostenvorteil bei Tuch. Wenn anstelle der Arbeitskosten die Opportunitätskosten der Produktion verglichen werden, werden die komparativen Kostenvorteile sichtbar.[32] Opportunitätskosten sind „...die Kosten des einen Gutes ausgedrückt in Einheiten des anderen Gutes“.[33] Die Opportunitätskosten für das dargelegte Beispiel sind in Tabelle 2 dargestellt.

Tabelle 2: Opportunitätskosten der Produktion[34]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für die Produktion von einer Einheit Tuch muss in England auf 0,83 Einheiten Wein verzichtet werden. In Portugal kostet eine Einheit Tuch 1,125 Einheiten Wein. Die Opportunitätskosten sind in England für eine Einheit Tuch geringer, England hat somit bei Tuch einen komparativen Kostenvorteil. Portugal hat bei der Produktion von Wein sowohl den absoluten als auch den komparativen Kostenvorteil. Anhand der Abbildungen 1 und 2 soll der Vorteil der Spezialisierung beider Länder auf ein Produkt dargelegt werden. Die Abbildungen zeigen entsprechend Ricardos Beispiel die Transformationskurven, eine grafische Darstellung der Produktionsmöglichkeiten, für England und Portugal. Als Grundlage wird die Faktorausstattung von 220 Arbeitseinheiten für England und 170 Arbeitseinheiten für Portugal gewählt. Dies ist wie in Tabelle 1 dargestellt exakt die Arbeitsmenge, die das jeweilige Land für die Herstellung von einer Einheit Tuch und einer Einheit Wein benötigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Transformationskurve von Portugal[35]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Transformationskurve von England[36]

Da Ricardo in seinem Beispiel konstante Opportunitätskosten annimmt, sind die Transformationskurven für beide Länder linear.[37] Die Steigungen der Transformationskurven stimmen mit den unterstellten Opportunitätskosten des jeweiligen Produktes aus Tabelle 2 überein. Wie in Abbildung 2 zu sehen ist, können bei völliger Spezialisierung auf Tuch in England 2,2 T produziert werden. Portugal ist bei völliger Spezialisierung in der Lage 2,125 W herzustellen, wie in Abbildung 1 dargestellt. Sofern sich jedes Land jeweils auf das Gut mit dem komparativen Kostenvorteil spezialisiert, können beide Länder trotz gleichem Arbeitseinsatz von beiden Gütern zusammen mehr produzieren. Konnten beide Länder zuvor jeweils eine Einheit Tuch und eine Einheit Wein produzieren, könnte England nun mit dem gleichen Arbeitsaufwand 2,2 Einheiten Tuch produzieren und Portugal 2,125 Einheiten Wein. Durch die Spezialisierung stünden beiden Ländern zusammen sowohl vom Gut Tuch als auch vom Gut Wein mehr Einheiten zur Verfügung.[38] Zwischenstaatlicher Handel basiert somit auf komparativen Vorteilen. Nach diesem Prinzip können sich alle Beteiligten vom Handel Vorteile verschaffen, da mit dem Außenhandel jedes Land die Option hat, sich auf die vorteilhaftesten Güter zu spezialisieren. Nachfolgend soll, aufbauend auf dieser Theorie von Ricardo, gezeigt werden, wie Ländern auf dem Weltmarkt zu Handelsvorteilen gelangen können. Der Preis eines Guts wird mit dem Weltmarktpreis, dem auf den Weltmärkten vorherrschenden Preis, des Guts verglichen. Sofern der Weltmarktpreis eines Guts höher ist als der Preis im Inland, würde ein Land zum Exporteur für dieses Gut werden, denn die Hersteller dieses Guts würden mit dem Export höhere Preise im Ausland erzielen. Umgekehrt würde ein Land zum Importeur werden, sofern der Weltmarktpreis eines Guts niedriger ist als der im Inland. Die Nachfrage im Inland nach Importen zu einem günstigeren Preis würde steigen. Der Inlandspreis stellt die Opportunitätskosten dar. Er zeigt, auf wie viel ein Inländer für eine Einheit des Guts verzichten muss. Ist der Inlandspreis eines Guts niedrig und sind somit die Kosten der Herstellung niedrig, hat ein Land im Vergleich zur restlichen Welt einen komparativen Vorteil. Ist der Inlandspreis eines Guts dagegen hoch und sind somit auch die Kosten der Herstellung hoch, so hat ein Land einen komparativen Nachteil im Vergleich zur übrigen Welt. Mit einem Vergleich des Inlandspreises und des Weltmarktpreises vor der Aufnahme von Außenhandel ist ersichtlich, ob ein Land in der Herstellung eines Guts besser oder schlechter gestellt ist als die restliche Welt.[39]

2.2.2.2 Gewinner und Verlierer beim Außenhandel

Im Folgenden sollen die Wohlfahrtswirkungen des freien Handels auf ein Land untersucht werden. Hierzu wird ein Beispiel mit einer kleinen offenen Volkswirtschaft angewandt, deren handelspolitische Aktivitäten keine messbaren Auswirkungen auf den Weltmarktpreis haben. Diese Volkswirtschaft wäre in der Weltwirtschaft ein Mengenanpasser bzw. Preisnehmer. Der Weltmarktpreis wird als gegeben betrachtet. Die Annahme einer kleinen offenen Volkswirtschaft vereinfacht die Untersuchung. Die grundlegenden Erkenntnisse ändern sich nicht bei komplizierteren Annahmen großer Volkswirtschaften. Als Ausgangspunkt für das Beispiel wird zunächst davon ausgegangen, dass ein Land keinen Außenhandel betreibt. Angebot und Nachfrage würden sich, wie in Abbildung 3 durch die blauen Linien dargestellt, auf dem Niveau des Gleichgewichtspreises ohne Außenhandel treffen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Wohlfahrtsveränderungen in einem Exportland[40]

Der Inlandpreis liegt unter dem Weltmarktpreis. Gestattet die kleine offene Volkswirtschaft Außenhandel, würde der Inlandspreis sich dem höheren Weltmarktpreis anpassen, denn kein Produzent würde weniger als den Weltmarktpreis hinnehmen und kein Käufer würde mehr als den Weltmarktpreis entrichten. Bei einem Inlandspreis der dem Weltmarktpreis entspricht, weicht die Inländisch nachgefragte von der inländisch angebotenen Menge ab. Bei dem in der Abbildung 3 unterstellten Weltmarktpreis ist die nachgefragte Menge im Inland geringer als die angebotene Menge. Die nicht nachgefragte Angebotsmenge werden die Produzenten an andere Länder verkaufen. Das Beispielland würde in diesem Fall zu einem Exporteur werden. Nun wird die Veränderung der wirtschaftlichen Wohlfahrt im dargestellten Beispiel betrachtet. Die inländischen Anbieter profitieren vom Ansteigen des Inlandspreises auf das Weltmarktpreisniveau, da sie ihre Güter zu einem höheren Preis verkaufen können. Die inländischen Nachfrager müssen für die nun teureren Güter mehr ausgeben und sind schlechter gestellt. Um die Veränderung der wirtschaftlichen Wohlfahrt in diesem Beispiel zu zeigen, werden die Veränderungen der Konsumentenrente, „...der Betrag, den ein Käufer für ein Gut bezahlen würde, minus dem tatsächlich bezahlten Betrag“[41], und der Produzentenrente, „Verkaufspreis minus Kosten eines Guts“[42], herangezogen. Die Konsumenten- und Produzentenrente sowie die Veränderungen nach Öffnung des Exportlandes für den Außenhandel sind in Tabelle 3 dargestellt.

Tabelle 3: Wohlfahrtsveränderungen in einem Exportland[43]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In diesem Beispiel wird deutlich, dass die Verkäufer in einem Exportland gewinnen und die Käufer verlieren. Die Produzentenrente steigt von ehemals Bereich C um die Bereiche B und D. Die Konsumentenrente sinkt um Bereich B. Da die hinzukommende Produzentenrente die verlorene Konsumentenrente um das Flächenstück D übersteigt, nimmt die wirtschaftliche Wohlfahrt des Landes insgesamt zu. Als nächstes wird unterstellt, der Inlandspreis läge vor Ermöglichung des Außenhandels über dem Weltmarktpreis, wie in Abbildung 4 dargestellt. Sofern das Land den Außenhandel gestattet, gleicht sich der Inlandspreis wiederum an den Weltmarktpreis an. Abbildung 4 zeigt, dass die inländische Angebotsmenge nun geringer ist als die inländische Nachfragemenge, da nicht alle Anbieter zum Weltmarktpreis produzieren können und es gleichzeitig mehr Nachfrager zu dem niedrigeren Weltmarktpreis gibt. Die nicht durch inländische Anbieter gedeckte Nachfragemenge wird auf dem Weltmarkt eingekauft und importiert. Das Beispielland würde in dem Fall zu einem Importeur werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Wohlfahrtsveränderungen in einem Importland[44]

Wiederrum wird die Veränderung der wirtschaftlichen Wohlfahrt betrachtet. Bei einem im Gegensatz zum Inlandspreis niedrigeren Weltmarktpreis wird der Preis der Güter auf das Weltmarktpreisniveau heruntergedrückt. Von dieser Situation profitieren die inländischen Nachfrager, da sie die Güter günstiger erwerben können. Um die Veränderung der wirtschaftlichen Wohlfahrt darzustellen, werden erneut die Veränderungen der Konsumentenrente und Produzentenrente analysiert, wie in Tabelle 4 gezeigt.

Tabelle 4: Wohlfahrtsveränderungen in einem Importland[45]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nun profitieren die Käufer während sich die Situation der Anbieter verschlechtert. Die Konsumentenrente steigt um die Bereiche B und D an. Die Produzentenrente geht um Bereich B zurück. Die Gesamtrente und somit die wirtschaftliche Wohlfahrt des Importlandes nimmt zu, da die hinzukommende Konsumentenrente die verlorene Produzentenrente um das Flächenstück D übersteigt. Mit den dargestellten Beispielen wurde gezeigt, dass Außenhandel die ökonomische Wohlfahrt eines Landes erhöht, da die Vorteile der Gewinner stets die Nachteile der Verlierer übersteigen. Die Gesamtwohlfahrt einer Nation wäre größer, jedoch wären einige Teilnehmer des Wirtschaftsgeschehens schlechter gestellt als zuvor.[46]

3 Begünstigungen der Globalisierung seit 1945

3.1 Politische Rahmenbedingungen

Die politische Entwicklung hat in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen, dass die Globalisierung stark intensiviert wurde. Das Vorantreiben der wirtschaftlichen Globalisierung wird mit Deregulierung, Privatisierung und ebenso Liberalisierung auf verschiedenen Ebenen in Zusammenhang gebracht. Deregulierung wird als Prozess verstanden, „...in dem vor allem die bestehenden nationalen Regelungen einer eingehenden Revision unterzogen werden, mit dem Ziel inzwischen als überflüssig erachtete Bestimmungen und Regeln (Überregulierung) abzubauen um Hindernisse für die Marktkräfte zu beseitigen und damit als Standort attraktiver zu werden.“[47] Die Deregulierung beinhaltet die Abschaffung von Bürokratie auf den Arbeits-, Finanz- und Gütermärkten, aber auch die Verschlankung und Präzisierung von behördlichen Genehmigungsverfahren in Bezug auf. Die Privatisierung von Staatsunternehmen steht in enger Beziehung zur Deregulierung, da die Entstehung von nicht-staatlichen Organisationen und insbesondere der neugewonnene Zugang zu bisher staatlichen Segmenten, wie Telekommunikation und Energie, neue Märkte schafft. Die Liberalisierung ist ebenso als ein Prozess zu sehen, bei welchem Schrittweise Handelsbeschränkungen abgebaut oder auch Kapitalverkehrsvorschriften reduziert werden. Somit werden für Investoren aus dem Ausland vorteilhaftere Voraussetzungen für den Eintritt in neue Märkte geschaffen. Eine weitere Ausdehnung der wirtschaftlichen Globalisierung wird durch Vereinbarungen auf der internationalen Ebene in den Bereichen Währung und Wirtschaft erreicht. Diese sind zugleich die Voraussetzungen für den Intensivierungsprozess und schaffen einen verbindlichen Rahmen für alle teilnehmenden Staaten.[48] Die verschiedenen Abkommen entstehen innerhalb der Säulen des Weltwirtschaftwirtschaftssystem, des GATT beziehungsweise der WTO, IWF sowie der Weltbank. Nachfolgend sollen das GATT beziehungsweise die WTO und der IWF näher vorgestellt werden. In der Mitte des 20. Jahrhunderts kam es zur Neuordnung des internationalen Finanz-, Währungs- und Handelssystem, bedingt durch das Ende des zweiten Weltkrieges. Um darin eine Stabilität zu gewährleisten wurden durch die Siegermächte internationale Finanzorganisationen, wie die Weltbank und die IWF gegründet. Weiterhin sollte durch die Schaffung der ITO der Welthandel reorganisiert werden, jedoch misslang dieser Plan.[49] Dafür wurde stellvertretend das GATT gegründet, ausgegliedert und als Handelsabkommen zwischen mehreren Staaten implementiert.[50] Mit den Vereinbarungen des GATT verbunden war die Bestrebung, den weltweiten Güteraustausch fortlaufend großzügiger und freiheitlicher zu gestalten, um so globalen Handel, Wachstum und Wohlstand voran zu bringen.[51] Durch das Regelwerk des GATT wurden die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, bei der Verwendung von Importzöllen auf Waren ihre Handelspartner gleich zu stellen. Daraus folgend wurde ein benachteiligter Missbrauch von Zöllen unterbunden.[52] Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen regulierte beinahe fünfzig Jahre lang den Welthandel. In dieser Zeit wurden durch die teilnehmenden Staaten in acht mehrjährigen Verhandlungsrunden die Zölle stufenweise gesenkt.[53] Weiterhin verhandelten die Staaten über das Einbeziehen von weiteren Warengruppen und die Aufnahme zusätzlicher Mitglieder.[54] Anhand der Tabelle 5 wird dargestellt in welchem Maße die Zölle auf Waren durch das GATT gesenkt wurden. Besonders seit der Verhandlungsrunde in Kennedy sind die Zölle stark gesunken. Weiterhin ist zu erkennen, dass die Anzahl der teilnehmenden Staaten seit der sechsten Verhandlungsrunde enorm zugenommen hat.

Tabelle 5: Zollsenkungsrunden im Rahmen des GATT[55]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die zahlreichen Zollsenkungsmaßnahmen und der Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse hatten zur Folge, dass ein größerer Freihandel und ebenso eine Ausdehnung des Welthandelsvolumens zu verzeichnen ist.[56] Am 01.01.1995 übernahm die WTO, als neue Dachorganisation des Welthandels, die Aufgabengebiete des GATT.[57] Da die Zollsenkung sowohl Inhalt des GATT als auch innerhalb der WTO ein elementares Thema ist, soll anknüpfend die Wirkung von Zöllen, an einem Beispiel mit Importzöllen, näher betrachtet werden. Bei Importzöllen handelt es sich, um „...eine Steuer auf die im Ausland produzierten und im Inland verkauften Güter“[58], welche Staatseinnahmen darstellen. Darüber hinaus sind Importzölle ein wirtschaftspolitisches Instrument, welches unterschiedliche Reaktionen in den einzelnen Staaten hervorrufen kann. Zum einen können Zölle eine positive Wirkung verursachen. Zölle schützen einheimische Unternehmen vor ausländischen Konkurrenten.[59] Die Industriestaaten verfolgen damit das Ziel traditionelle und überlieferte Wirtschaftszweige wie die Agrarwirtschaft oder die Textilindustrie zu schützen, da diese kaum mehr dem internationalen Wettbewerb standhalten können.[60] Andererseits wirken sich Importzölle negativ auf die Gesamtwohlfahrt eines Landes aus. Hierfür wird an das Beispiel aus Kapitel 2.2.2.2 angeknüpft. Abbildung 5 zeigt ein Land, das Güter vom Weltmarkt importiert. In Anlehnung an Abbildung 4, setzt sich die Konsumentenrente vor Einführung des Zolls aus den Bereichen A, B, C, D, E und F zusammen. Mit der Einführung des Zolls, mindert sich die Konsumentenrente um die Bereiche C, D, E und F, da durch den höheren Preis die im Inland nachgefragte Menge von Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten auf Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten zurück geht. Das Angebot der inländischen Anbieter steigt von Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten auf Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten, weil diese durch die Einführung des Zolls höhere Absatzpreise im Inland erzielen können. Somit steigt die Produzentenrente um den Bereich C. Durch diese beiden Effekte sinkt die importierte Gütermenge und der Inlandsmarkt gleicht sich dem Marktgleichgewicht ohne Außenhandel an. Den Rückgang der Gesamtwohlfahrt kompensieren die Zolleinnahmen, dargestellt mit der Fläche E, nur teilweise. Die Gesamtwohlfahrt mindert sich somit nach Einführung des Zolls um die Fläche D, dem Wohlfahrtsverlust aus der Überproduktion, und F, dem Wohlfahrtsverlust aus der Unterkonsumtion.[61]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Die Wirkung eines Importzolls[62]

Die WTO legt heute, wie das GATT ihre Vereinbarungen in Handelsrunden fest.[63] Seit 2001 verhandeln 151 Staaten in der Doha-Runde unter anderem über weitere Zollsenkungen, jedoch konnte diese Verhandlungsrunde nicht wie ursprünglich geplant bis zum 31.12.2004 abgeschlossen werden.[64] Am 21.07.2008 kam es in Genf zu erneuten Gesprächen zwischen den Mitgliedsstaaten. Mittels der dortigen Ministerkonferenz sollte eine weitere Liberalisierung des Handels erzielt werden, es kam jedoch zum Disput zwischen den USA, Indien und China über die Einfuhr von Agrargütern wodurch die Verhandlungen scheiterten.[65] Ohne eine Organisation wie die WTO würde jeder Staat mit seinen Handelspartnern individuelle Vertragsbedingungen und Importzölle für den Güteraustausch aushandeln. Dies hätte einen international schwierigen und unübersichtlichen Handel zur Folge.[66] Eine weitere Säule des Weltwirtschaftssystems stellt der IWF dar, welcher wie die WTO eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen ist. Bis heute gehören 185 Mitgliedsstaaten der IWF an, wobei sich die Stimmrechte jedes Landes nach dessen Kapitalanteilen richten.[67] Als multilaterale Organisation 1944 gegründet, sollte mittels des IWF ein Währungssystem mit stabilen Wechselkursen aufgebaut werden.[68] Ferner sollte der IWF „als eine Art überstaatlicher Kreditgeber handeln und Staaten, die mit ihren Schulden in Zahlungsprobleme geraten oder deren Währung in eine Abwertungskrise rutschen, mit Krediten unterstützen.“[69] Somit vergibt diese Organisation unter feststehenden Bedingungen Kredite an Mitgliedsländer, die befristet werden. Die Genehmigung von Krediten findet unter anderem durch folgenden Auflagen statt: Abbau der Staatsausgaben, Förderung des Exports oder die Liberalisierung des Bankengewerbes. Die den Ländern auferlegten Bestimmungen werden im Rahmen sogenannter Strukturanpassungsprogramme umgesetzt. Als Beispiele sind zu nennen die Privatisierung von staatlichen Betrieben in den Bereichen Telekommunikation, Elektrizitäts- und Wasserversorgung zu nennen. Weitere Zielsetzungen des IWF sind:

- Unterstützung der globalen Kooperation in der Währungspolitik,
- Sicherung von weltweiten Finanzmärkten,
- Ausbau des internationalen Handels.[70]

3.2 Technische Innovationen

Die schnelle und dynamische Entwicklung der Kommunikations- und Transporttechnologien begünstigt die Globalisierung maßgeblich. Der rasante Anstieg der Datenverarbeitungskapazitäten und die Ausdehnung der Kommunikationsinfrastruktur, wie Glasfaserkabel und Satellitenfunk ermöglichen eine stetig schnellere und preisgünstigere weltweite Kommunikation sowie Informationsübertragungen über das Internet oder Mobiltelefone. Diese werden insbesondere für globale Güter- und Finanzgeschäfte verwendet.[71] Weiterhin nahmen in den letzten Jahrzehnten die zur Verfügung gestellten globalen Transportkapazitäten zu. Speziell das Bereitstellen von ständig größer werdenden Transporteinheiten, wie zum Beispiel Containerschiffe führte zur Progression des internationalen Güterverkehrs und gleichzeitig zur Degression der Transportkosten.[72] Der Standardcontainer trug maßgeblich zur Transportkostensenkung bei und gilt heute als ein Symbol der Globalisierung.[73] Millionen von Standardcontainer werden über die Weltmeere transportiert und führen Hersteller und Verbraucher sowie Produktionsort und Absatzort zusammen, da diese rund um den Globus verteilt sind.[74] Die Verwendung der weltweit genormten Großraumbehälter führte dazu, dass das Verladen, Lagern sowie Abladen essentiell präzisiert und intensiviert wurde.[75] Daraus folgt, dass ein billigerer, schnellerer und reibungsloserer Gütertransport weltweit möglich wurde.[76] Somit hatten die international genormten Container einen entscheidenden Einfluss auf den Schiffstransport.[77]

[...]


[1] Vgl. Preyer, G., Die globale Herausforderung, 1998, S. 5.

[2] Vgl. Weber, M., Deutschland in der Globalisierungsfalle, Stand: 03.08.2001, S. 14 (Internet).

[3] Hass, E., Globalisierung – das Ende der sozialen Marktwirtschaft, 2007, S.11.

[4] Vgl. Ebd., S.11.

[5] Vgl. Weber, M., Deutschland in der Globalisierungsfalle, Stand: 03.08.2001, S. 23 (Internet).

[6] Vgl. Institut für Demoskopie Allensbach, Globalisierung, Stand: 24.07.2006, S. 1 f. (Internet).

[7] Vgl. Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Globalisierungsangst, Stand: 2007 (Internet).

[8] Vgl. Preyer, G., Die globale Herausforderung, 1998, S. 5.

[9] Vgl. Matthes, J., Weltkrieg um Wohlstand und pathologischer Exportboom?, 2007, S. 4.

[10] Vgl. Apolte, T., Wohlstand durch Globalisierung, 2006, S. 3 f.

[11] Ebd., S. 4.

[12] Vgl. Bundesverband deutscher Banken, Wirtschaftsstandort Deutschland 2008, Stand: 28.07.2008, S. 6 (Internet).

[13] Albrow, M., Abschied vom Nationalstaat, 1998, S. 141 f.

[14] Vgl. Andres, S., Internationale Unternehmenskommunikation im Globalisierungsprozess, 2004, S. 30.

[15] Herder-Dorneich, P., Globales Denken, 2008, S. 23.

[16] Vgl. Andres, S., Internationale Unternehmenskommunikation im Globalisierungsprozess, 2004, S. 32.

[17] Vgl. Matthes, J., Langhorst, C., Herzog, B., Deutschland in der Globalisierung, 2008, S. 11 (Internet).

[18] Vgl. Hass, E., Globalisierung - das Ende der sozialen Marktwirtschaft?, 2007, S. 11; Vgl. Matthes, J., Langhorst, C., Herzog, B., Deutschland in der Globalisierung, 2008, S. 11 (Internet).

[19] Vgl. Hass, E., Globalisierung - das Ende der sozialen Marktwirtschaft?, 2007, S. 13 ff.

[20] Vgl. Herder-Dorneich, P., Globales Denken, 2008, S. 20; Vgl. Hass, E., Globalisierung - das Ende der sozialen Marktwirtschaft?, 2007, S. 12; Vgl. Osterhammel, J., Petersson, N., Geschichte der Globalisierung, 2007, S. 25.

[21] Vgl. Sloterdijk, P., Philosophische Aspekte der Globalisierung, Stand: 03.08.2001, S. 56 ff. (Internet).

[22] Vgl. Hass, E., Globalisierung - das Ende der sozialen Marktwirtschaft?, 2007, S. 12.

[23] Vgl. Osterhammel, J., Petersson, N., Geschichte der Globalisierung, 2007, S. 25.

[24] Vgl. Herder-Dorneich, P., Globales Denken, 2008, S. 20; Vgl. Osterhammel, J., Petersson, N., Geschichte der Globalisierung, 2007, S. 26.

[25] Vgl. Hass, E., Globalisierung - das Ende der sozialen Marktwirtschaft?, 2007, S. 12.

[26] Vgl. Herder-Dorneich, P., Globales Denken, 2008, S. 20; Vgl. Hass, E., Globalisierung - das Ende der sozialen Marktwirtschaft?, 2007, S. 12 f.; Vgl. Osterhammel, J., Petersson, N., Geschichte der Globalisierung, 2007, S. 26.

[27] Vgl. Hass, E., Globalisierung - das Ende der sozialen Marktwirtschaft?, 2007, S. 13.

[28] Vgl. Ricardo, D., Über die Grundsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung, 1994, S. 114 f.

[29] Vgl. Gruber, U., Kleber, M., Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2000, S. 24.

[30] Vgl. Ricardo, D., Über die Grundsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung, 1994, S. 114-120.

[31] Gruber, U., Kleber, M., Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2000, S. 24.

[32] Vgl. Gruber, U., Kleber, M., Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2000, S. 24.

[33] Ebd., S. 24 f.

[34] Ebd., S. 25.

[35] Eigene Darstellung in Anlehnung an Gruber, U., Kleber, M., Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2000, S. 26.

[36] Eigene Darstellung in Anlehnung an Gruber, U., Kleber, M., Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2000, S. 26.

[37] Vgl. Ricardo, D., Über die Grundsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung, 1994, S. 114-120.

[38] Vgl. Ebd., S. 119.

[39] Vgl. Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 193 ff.

[40] Eigene Darstellung in Anlehnung an Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 198.

[41] Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 152.

[42] Ebd., S. 159.

[43] Eigene Darstellung in Anlehnung an Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 198.

[44] Eigene Darstellung in Anlehnung an Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 200.

[45] Eigene Darstellung in Anlehnung an Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 198.

[46] Vgl. Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 196 ff.

[47] Koch, E., Globalisierung der Wirtschaft, 2000, S. 8.

[48] Vgl. Koch, E., Globalisierung der Wirtschaft, 2000, S. 7 ff.

[49] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Hintergrund: Das Welthandelssystem, Stand: 25.08.2008 (Internet).

[50] Vgl. Rehbein, A., Globalisierung, Stand: 16.08.2004 (Internet).

[51] Vgl. Matthes, A., Schiedsrichter des Welthandels, 2007, S. 16.

[52] Vgl. Langhorst, C., Auswege aus Krise der WTO, Stand: 28.12.2007 (Internet).

[53] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen GATT, Stand: 25.08.2008 (Internet).

[54] Vgl. Müller, K., Globalisierung, 2002, S. 101.

[55] Eigene Darstellung in Anlehnung an Matthes, A., Schiedsrichter des Welthandels, 2007, S. 19.

[56] Vgl. Rehbein, A., Globalisierung, Stand: 16.08.2004 (Internet).

[57] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen GATT, Stand: 25.08.2008 (Internet).

[58] Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 201.

[59] Vgl. Gruber, U., Kleber, M., Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2000, S. 302.

[60] Vgl. Matthes, A., Abschottung bringt nichts, 2007, S. 36.

[61] Vgl. Mankiw, N., G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 201 ff.

[62] Eigene Darstellung in Anlehnung an Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2004, S. 201.

[63] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Doha-Runde, Stand: 25.08.2008 (Internet).

[64] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, WTO, Stand: 25.08.2008 (Internet); Vgl. Langhorst, C., aus Krise der WTO, Stand: 28.12.2007 (Internet).

[65] Vgl. Gesellensetter, C., Welthandelsorganisation, WTO-Verhandlungen gescheitert, Stand: 29.07.2008 (Internet).

[66] Vgl. Langhorst, C., Auswege aus Krise der WTO, Stand: 28.12.2007 (Internet).

[67] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Internationaler Währungsfond (IWF), Stand: 22.11.2006 (Internet).

[68] Vgl. Müller, K., Globalisierung, 2002, S. 91 ff.

[69] Matthes, A., Braucht die Welt den Fond noch?, 2007, S. 20.

[70] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Internationaler Währungsfond (IWF), Stand: 22.11.2006 (Internet).

[71] Vgl. Hass, E., Globalisierung - das Ende der sozialen Marktwirtschaft?, 2007, S. 13.

[72] Vgl. Koch, E., Globalisierung der Wirtschaft, 2000, S. 13.

[73] Vgl. Prazak, R., Container sind die Grundlage einer globalen Wirtschaft, Stand: 17.04.2008 (Internet).

[74] Vgl. Trupoli AG, Eine Ladung Globalisierung, Stand: 25.07.2006 (Internet).

[75] Vgl. Deutsche Post AG, Das Logistik-Glossar, Stand: o. J. (Internet).

[76] Vgl. Prazak, R., Container sind die Grundlage einer globalen Wirtschaft, Stand: 17.04.2008 (Internet); Vgl. Deutsche Post AG, Das Logistik-Glossar, Stand: o. J. (Internet).

[77] Vgl. Reich, H.,Container-Schifffahrt, Die Kraft der Kiste, Stand: 28.05.2007 (Internet).

Ende der Leseprobe aus 101 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen der Globalisierung auf das wirtschaftliche und soziale System unserer Volkswirtschaft
Hochschule
Fachhochschule Braunschweig / Wolfenbüttel; Standort Wolfsburg
Veranstaltung
Wirtschaftspolitik
Note
1,3
Autoren
Jahr
2008
Seiten
101
Katalognummer
V124984
ISBN (eBook)
9783640299782
ISBN (Buch)
9783640304660
Dateigröße
1505 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Autoren: Weidlich-Wichmann, Uta, Gärtner, André
Schlagworte
Auswirkungen, Globalisierung, System, Volkswirtschaft, Wirtschaftspolitik
Arbeit zitieren
Uta Weidlich-Wichmann (Autor:in)André Gärtner (Autor:in), 2008, Auswirkungen der Globalisierung auf das wirtschaftliche und soziale System unserer Volkswirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124984

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