Die Wurzeln des Empedokles sind die grundlegenden Konstituenten des Weltalls,weshalb vor der Abhandlung der Kosmogonie auf sie eingegangen werden muss.„Denn höre zuerst die vier Wurzelgebilde aller Dinge: hell scheinender Zeus (Feuer);Leben spendende Hera (Luft);[unsichtbarer] Aidoneus (Erde) und [fließende] Nestis (Wasser),die mit ihren Tränen den sterblichen Quellstrom benetzt.“
Gelegentlich werden die Wurzeln mit Göttern gleichgesetzt, vermutlich um ihre Charakteristika als seiende,ewige und unentstandene zu betonen. Über die Benennung der Elemente als Gottheiten stimmt die Literatur nicht überein. Rückgreifend auf Theophrast identifizert dieser Zeus als Feuer,Hera als Luft, Aidoneus (Hades) als Erde. Der einzige,über den diesbezüglich Einigkeit herrscht,ist der dem Wasser zugeschriebene Nestis.
Empedokles schreibt den vier Elementen Erde,Feuer,Wasser und Luft erstmalig eine sowohl qualitative als auch quantitative Gleichwertigkeit zu und charakterisiert sie gleichwohl als die letzte Wirklichkeit. Die Gleichwertigkeit,Gleichaltrigkeit und gleiche Stärke der Wurzeln wird zusätzlich noch ergänzt durch sämtliche Eigenschaften des parmenideischen Seins,wodurch die Nähe zu diesen verstärkt wird. Allerdings schließt der vorsokratische Philosoph die Unbewegtheit des Parmenides aus, sodass seinen Seienden die Attribute ungeworden,unvergänglich, unveränderlich,homogen und konstant zugeschrieben werden,sowie die erwähnte Bewegtheit.
„Nun entsprechen die Elemente des Empedokles und des Anaxagoras in der Tat den Prinzipien, die man aus Parmenides herausziehen kann. Diese Elemente sind (1)ewig,(2)von einer einzigen Natur, (3)in ihrer Natur unveränderlich, (4)vollständig in dem Sinne, daß nichts erforderlich ist, um sie Wirklichkeit werden zu lassen. Sie konstituieren (5)nicht einen Dualismus (von dem man annehmen darf, daß Parmenides ihn kritisierte) sondern (5a)einen Pluralismus, der gleichwohl (6) Gegensätze verkörpert (daraus aber nicht besteht). Ferner sind die Elemente (7) unabhängig voneinander und (8) einander gleich.“
Ebenfalls von seinem Vorgänger übernommen ist die Leugnung des Leeren beziehungsweise eines Nicht-Seienden. Das, was in der Natur als leer angesehen werden könnte, ist laut Empedokles in Wirklichkeit Luft. Dabei bewies er die Inexistenz der Leere nicht nur theoretisch sondern auch experimentell, indem er in Versuchen zeigte, dass dasselbe Volumen Luft in der Lage ist Wasser zu verdrängen und umgekehrt.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- II. 1. Die vier Elemente
- II. 2. Die Prinzipien
- II. 3. Abriss der Kosmogonie
- II. 4. Die Schwierigkeiten des Kosmogoniemodells
- II. 4. 1. Übergang zwischen Ruhe und Bewegung
- II. 4. 2. Bewegung und Leere
- II. 4. 3. die dritte Phase – die Vorherrschaft des Streits
- II. 4. 4. Die Entstehung der Welt (überliefert von Aristoteles)
- II. 4. 5. Die Einwände des Aristoteles
- II. 5. Die Eschatologieproblematik bei Empedokles Kosmogonie
- II. 6. Empedokles als Wegbereiter für einen Dualismus?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Kosmogonie Empedokles von Akragas. Ziel ist es, die zentralen Elemente seiner Lehre, insbesondere die vier Elemente, die Prinzipien Liebe und Streit, und die damit verbundenen Schwierigkeiten seines Kosmogoniemodells zu beleuchten. Die Arbeit analysiert auch die Kritikpunkte des Aristoteles und die Frage nach einem möglichen Dualismus in Empedokles' Denken.
- Empedokles' vier Elemente (Feuer, Luft, Erde, Wasser) und ihre Eigenschaften
- Die Prinzipien Liebe und Streit als treibende Kräfte der Weltentstehung
- Schwierigkeiten und Widersprüche im Kosmogoniemodell Empedokles'
- Aristoteles' Kritik an Empedokles' Kosmogonie
- Die Frage nach einem Dualismus in Empedokles' Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Leben und Werk Empedokles ein und skizziert die Forschungsfrage. Der Hauptteil beginnt mit der Darstellung der vier Elemente und ihrer Eigenschaften, gefolgt von einer Erklärung der Prinzipien Liebe und Streit. Anschließend wird ein Überblick über Empedokles' Kosmogonie gegeben, bevor die Arbeit sich detailliert mit den Schwierigkeiten und Problemen dieses Modells auseinandersetzt, einschließlich der Kritik des Aristoteles. Die Kapitel behandeln den Übergang zwischen Ruhe und Bewegung, das Problem der Leere und den Verlauf der Weltentstehung nach Empedokles.
Schlüsselwörter
Empedokles, Kosmogonie, vier Elemente, Liebe, Streit, Prinzipien, Aristoteles, Dualismus, Pluralismus, Parmenides, Heraklit, Bewegung, Leere, Naturphilosophie.
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- Susanne Zozmann (Author), 2008, Die Vorsokratiker, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125026