Zusammen mit „Der Fall Franza“ und „Requiem für Fanny Goldmann“ sollte „Malina“ nach dem Willen Ingeborg Bachmanns den Zyklus „Todesarten“ bilden. Im Jahre 1971 wurde der Roman „Malina“ als einziger vollendeter Teil dieses künstlerischen Werkes veröffentlicht. Auch 30 Jahre nach dem Tod der Autorin gibt es unzählige Lesarten und unterschiedlichste Interpretationen, das Buch lässt keine rein eindimensionale Betrachtung zu. Immer wieder stand und steht noch die Frage nach den möglichen biographischen Zusammenhängen im Vordergrund, welche zum einen ganz verworfen und zum anderen als elementar angesehen wird.
Handelt es sich bei „Malina“ um einen Krimi, einen Liebesroman oder vielleicht um ein Drama, da zu Beginn des Textes die Personen aufgelistet und Zeit und Ort genannt werden ? Eine Festlegung auf eine alleinige Kategorie würde dem Buch sicherlich nicht gerecht, vielleicht trifft eine Mischung aus Psychodrama, Gesellschaftssatire und Lebensphilosophie eher zu.
Im gesamten „Todesarten“ – Zyklus lässt sich eine Gemeinsamkeit ausmachen: die Zerstörung des Weiblichen als mögliches Thema der Romane, bzw. der Romanfragmente. Frauen, die von einer Männerwelt seelisch und körperlich zugrunde gerichtet werden, stellen unter anderem einen Aspekt zur näheren Betrachtung dar. Wobei eine solche Sichtweise dem Buch wohl einen sehr feministischen und emanzipatorischen „Beigeschmack“ unterstellen würde. Weiterhin lassen sich natürlich weitere thematische Bezüge hinsichtlich des Faschismus in Bachmanns Werken finden, den sie als Kind persönlich miterlebte.
Andere Arbeiten über „Malina“ greifen den Aspekt der Figurenkonstellation auf, d.h. es steht dabei die Frage im Vordergrund, ob es sich bei der Ich - Erzählerin im Roman und Malina (und Ivan) um ein und dieselbe Person handelt.
Das vorliegende Werk ist in 3 Teile gegliedert:
1. Zunächst ist die Figur des Vaters und sein Verhältnis zum „Ich“ der Ausgangspunkt der Interpretation. Da der Vater nur im zweiten Abschnitt, dem sogenannten „Traumkapitel“ eine Rolle spielt, werden zuvor die Struktur und die möglichen Hintergründe eben dieses Kapitels erläutert.
2. Anschließend folgt der zweite größere Part der Arbeit, in welchem nun die Figur Malina – wiederum hinsichtlich der Beziehung zur Ich- Erzählerin – den Kern der Interpretation bildet.
3. Der dritte und letzte Part greift das Ende des Romans heraus, eine Schlüsselszene, die auch immer wieder in der Forschung zu unterschiedlichsten Interpretationen führt.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 EINLEITUNG
- 1.1 Allgemeines
- 1.2 Begrenzungen und Thema der Arbeit
- 1.3 Erläuterung der Begriffe „Gewalt“ und „Aggression“
- 2.0 HAUPTTEIL
- 2.1 Struktur des zweiten Kapitels
- 2.2 Gewaltdarstellungen im zweiten Kapitel
- 2.2.1 Der Vater als Inbegriff der Zerstörung
- 2.2.2 „Blutschande“
- 2.2.3 Faschismus
- 2.2.3.1 Die Vaterfigur und der Faschismus
- 2.3 „Diktator“ Malina ?
- 2.3.1 „Weinen“ - Malina als dominante Figur
- 2.4 Töte ihn! töte ihn! - Das Ende des Romans
- 2.4.1 Interpretationen aus der Forschung
- 2.4.2 Eigene Analyse
- 3.0 SCHLUSS
- 3.1 Gewalttäter und ihre Formen der Gewalt
- 3.1.1 Der Vater
- 3.1.2 Malina
- 3.2 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert verschiedene Aspekte der Gewalt in Ingeborg Bachmanns Roman „Malina“ und befasst sich insbesondere mit der Darstellung von Gewalt durch die Figuren des Vaters und Malina. Die Arbeit untersucht, wie Gewalt in den Beziehungen zwischen Vater und Tochter sowie zwischen Malina und der Ich-Erzählerin dargestellt wird.
- Die Beziehung des Ich zum Vater und die Rolle der Gewalt in der Vater-Tochter-Beziehung.
- Die Figur des Vaters als Symbol der Zerstörung und die Darstellung von Faschismus im Roman.
- Die Figur Malina und ihr Verhältnis zum Ich, insbesondere hinsichtlich der Thematik von Dominanz und Gewalt.
- Die Interpretation des Romanschlusses, einer Schlüsselszene, die in der Forschung zu unterschiedlichen Interpretationen geführt hat.
- Die Bedeutung von Gewalt als zentrales Element im gesamten Roman.
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel erläutert den Begriff „Gewalt“ und seine verschiedenen Definitionen, um eine Grundlage für die Analyse der Gewalt im Roman zu schaffen.
- Das zweite Kapitel analysiert die Struktur und die möglichen Hintergründe des „Traumkapitels“ und beleuchtet die Darstellung von Gewalt durch die Figur des Vaters. Es wird die Metapher der „Blutschande“ sowie die Verbindung zwischen der Vaterfigur und dem Faschismus im Roman betrachtet.
- Das dritte Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Malina und der Ich-Erzählerin und untersucht, ob Malina ein aggressives oder gewalttätiges Verhältnis zum Ich besitzt. Es wird die Metapher des „Weinens“ sowie die Absichten und Verhaltensweisen Malinas interpretiert.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Ende des Romans und analysiert verschiedene Interpretationen aus der Forschung. Es enthält auch eine eigene Analyse des Romanschlusses.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen des Romans „Malina“ sind Gewalt, Faschismus, Vater-Tochter-Beziehung, Dominanz, Zerstörung, „Blutschande“, „Weinen“, Interpretation des Romanschlusses und die Darstellung von Gewalt in der Beziehung zwischen Malina und der Ich-Erzählerin.
- Arbeit zitieren
- Rene Jochum (Autor:in), 2003, Aspekte der Gewalt in Ingeborg Bachmanns Roman Malina, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12504