Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Chronologie der Entdeckungen in Tenedo
2.1 Das Kastell auf Kirchlibuck
2.2 Das Kastell auf Sidelen
2.3 Die Umgebung der Kastelle
2.4 Die Rheinbrücken
2.5 Der rechtsufrige Brückenkopf
3. Schluss
Literaturverzeichnis
Anhang
1 Einleitung
Der obergermanisch-rätische Limes ist ein faszinierendes Baudenkmal, das in den ersten Jahrhunderten nach Christi über mehrere hundert Kilometer an der Grenze zum Römischen Reich errichtet wurde. Der Limes war zunächst keine echte Verteidigungsvorrichtung, sondern eine einfache Grenzbefestigung. Zur Verteidigung dieser Grenze wurden Kastelle im Hinterland gebaut, von denen aus Militäreinheiten bei Einfällen auszogen, um den Feind zurückzuschlagen.
Diese Ausarbeitung beschäftigt sich mit Tenedo, dem heutigen Zurzach in der Schweiz. An diesem Ort am Rhein bauten die Römer hinter der Limesgrenze zwei Kastelle. Auf der rechten Rheinuferseite, wo heute Rheinheim liegt, errichteten sie einen Brückenkopf. Wie diese Kastelle und der Brückenkopf aufgebaut waren, soll im Mittelpunkt der vorliegenden Hausarbeit stehen. Außerdem werden die bedeutendsten Funde dieser Orte aufgeführt, die zum Teil vor nicht allzu vielen Jahren gemacht wurden.
Aufgrund der Beschränkung einer Hausarbeit auf nur wenige Seiten, werden lediglich die wichtigsten Merkmale dargestellt. Es wird aber trotzdem deutlich, dass die Bauweise der vorliegenden römischen Kastelle mit größter Systematik erfolgte.
Das Fazit weist darauf hin, dass eine Auseinandersetzung mit diesem Thema beim Umgang mit der vorhandenen Literatur nicht so einfach zu handhaben ist.
Zur besseren Orientierung ist im Anhang eine Abbildung beigefügt, in der ein Gesamtplan Tenedos, einschließlich des rechtsufrigen Brückenkopfs, zu sehen ist.
2 Chronologie der Entdeckungen in Tenedo
Die Forschungen in Tenedo, das heute Zurzach heißt, gehen weit in die Vergangenheit zurück. Schon im späten Mittelalter machte man die ersten Entdeckungen. Im Jahr 1580 wurden 7 Brückenpfähle mit Eisenschuhen aus dem Rhein gezogen. Das Fundament des römischen Brückenkopfs fand man 1670 bei der Kirche Rheinheim (am rechten Ufer des Rheins, siehe Abbildung 1). Weitere Untersuchungen folgten 1975. In den Jahren 1819 und 1905 erforschte man die römischen Brückenreste im Rhein.[1]
Es folgte eine große Zahl von Ausgrabungen in den Gebieten Sidelen und Kirchlibuck (am linken Ufer des Rheins, siehe Abbildung 1). Auf Sidelen wurden vor allem in den Jahren 1903/04 Untersuchungen durchgeführt. Heute ist Sidelen überbaut. Auf Kirchlibuck wurde mehrmals nach Überresten der Kastellanlagen gegraben. Zunächst begann man 1905/06. Später, im Jahr 1910, legte man zwei Spitzgräben südwestlich des Kastells und 1934 ein Kastellbad frei. Es dauerte weitere 20 Jahre, bis man schließlich die frühchristliche Kirche mit Baptisterium ausgraben konnte. 1961 folgte ein zweites frühchristliches Kultgebäude. Die letzten umfassenden Ausgrabungen wurden 1983 bis 1987 durchgeführt. Einige Kastellanlagen sind teilweise noch erhalten. Dazu gehören in Kirchlibuck der Rundturm an der Südostseite, Teile der Südseite der Kastellmauern sowie Fragmente der frühchristlichen Kirche und eines Kultgebäudes.[2]
Abseits dieser wissenschaftlichen Erörterungen glauben die spätmittelalterlichen Autoren Johannes Stumpff und Aegidius Tschudi an einen zweiten Namen von Zurzach. Sie stützen ihre Vermutung auf einen gefundenen Grabstein des Veteranen Certus. Dieser Diskussion steuerte der frühneuzeitliche Autor Guillimanus eine weitere Vermutung der Namensgebung bei. Da die moderne Forschung erst um 1860 begonnen hat, sind diese Vermutungen mit Vorsicht zu behandeln.[3]
2.1 Das Kastell auf Kirchlibuck
Das Kastell auf Kirchlibuck wurde wahrscheinlich um 300 nach Christi unter Diokletian gebaut. Es hatte besonders auf der Südseite einen unregelmäßigen Verlauf (siehe Abbildung 1). An den Ecken des Kastells baute man Rundtürme. Vermutlich waren die dazwischenliegenden Mauerabschnitte durch Halbrundtürme gesichert. Das Tor an der eingezogenen Seite der Südmauer öffnete sich nach innen ca. 3 m, nach außen ca. 4 m weit.[4]
Insgesamt hatte das Kastell maximal die Abmessungen 100 m x 50 m bis 70 m. Der Flächeninhalt erreichte etwa 4900 m2. Die Nordwest-Südost-Achse des Kastells war etwa 100 m lang, die größte Südwest-Nordost-Strecke ca. 80 m breit. Die Mauern waren bis zu 3,50 m stark, die Rundtürme hatten einen Durchmesser von etwa 3,30m. Der Radius der Halbrundtürme erreichte ca. 1,90 m. Im Kastell sind die Überreste von frühchristlichen Anlagen (unter anderem eine Apsis[5], Reste einer Schranke und ein kleines Baptisterium[6] ) bekannt, die ab Mitte des 5. Jahrhunderts entlang der Südwest-Mauer erbaut worden waren. Ebenfalls erhalten sind noch Baureste der Süd- und Westtürme.[7]
[...]
[1] Vgl. Walter Drack, Die spätrömische Grenzwehr am Hochrhein (1980), S. 31.
[2] Vgl. Walter Drack (1980), S. 31.
[3] Vgl. Hänggi, René, Die Erforschung des frührömischen Tenedo-Zurzach, in: Hänggi, René/ Doswald, Cornel/ Roth-Rubi, Katrin (1994), S. 11
[4] Vgl. Walter Drack/ Fellmann, Rudolf (1988), S. 576.
[5] Anm: Halbkreisförmiger, gewöhnlich halbrunder, aber auch polygonaler und seltener viereckiger, meistens halbkugelig überwölbter Chorraum im Osten der altchrist. Basilika (aus: LAW, Bd. 1)
[6] Taufkapelle, kirchliches Bauwerk. (vgl. LAW, Bd. 1)
[7] Vgl. Walter Drack (1980), S. 31.