In der Spannung zwischen Welt-(Verlust). Ein Gegenwartsversuch mit Hannah Arendts "Vita activa"


Hausarbeit, 2021

22 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Öffentlichkeit und Welt in Hannah Arendts Vita activa
2.1. Natalität und Pluralität als konstitutive Elemente menschlichen Handelns
2.2. Kraft der Enthüllung - Öffentlichkeit als Wagnis

3. Virtuelle Sphäre – Versuch einer Charakterisierung
3.1. Das virtuelle Zwischenreich
3.2. Das artifizielle Selbst – Konstruktion einer Selbstauskunft

4. Synopse

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Verlauf ihres Lebens avancierte Hannah Arendt zur schillernden Denkerin des 20. Jahrhunderts. Insbesondere ihre Studien zu den Ursprüngen von Totalitarismus1 (1951) und ihr Report über den Eichmann-Prozess2 (1963) in Jerusalem trafen auf internationale Resonanz und lassen die politische Denkerin, auch in heutiger Zeit, populären Anklang finden. Ein nicht minder bedeutsames Werk ist die Vita activa oder Vom tätigen Leben 3 (1958/1960), in der sich Arendt multiperspektivisch den menschlichen Grundtätigkeiten des Arbeitens, Herstellens und Handelns widmet und weiterhin deren Entwicklungen, Verzahnungen und Reibungspunkte analytisch nachzuvollziehen vermag. Zugleich lässt sich die Vita activa auch als Handlungstheorie4 bzw. politische Theorie verstehen, deren Kernelemente auch in späteren Werken weiterverfolgt und teilweise verstärkt konkretisiert werden, beispielsweise in ihrer Studie Über die Revolution 5 (1963). Wenngleich Arendts Politikbegriff weniger systematisch gestaltet ist6, lassen sich der Vita activa dennoch starke Argumente für eine pluralistisch formierte Politik des selbstreferenziellen, kommunikativen Handelns entnehmen, die überdies auch als Plädoyer für eine „nicht herrschaftliche Konzeption von Politik“7 gelesen werden können.

Zu Beginn dieser Arbeit sollen Arendts Begriffsverwendungen von Öffentlichkeit und Welt, wie sie in der Vita activa zum Tragen kommen , herausgestellt werden. Dabei richtet sich der hauptsächliche Fokus auf werkimmanente Verbindungen zu Arendts Konzeptionen der Tätigkeit des Handelns. In einem zweiten Schritt wird versucht, das neuartige Phänomen der virtuellen Sphäre beschreibend zu fassen. Anschließend werden in einer Synopse Implikationen für eine virtuell-vermittelte Öffentlichkeitspraxis kursorisch aufgeworfen, wobei sich auch die wesentliche Frage stellt, inwiefern sich Arendts Öffentlichkeits-Konzeptionen auf die virtuelle Sphäre transferieren lassen können.

2. Öffentlichkeit und Welt in Hannah Arendts Vita activa

Für Arendts Analysen der Vita activa sind die Begrifflichkeiten Öffentlichkeit und Welt von entscheidender Bedeutung und können insbesondere für das fünfte Kapitel Das Handeln als zentral angesehen werden. Daher scheint es für die weiterführende Untersuchung notwendig, die arendtschen Konturierungen beider Begriffe und die Vielschichtigkeit ihrer Verweisungszusammenhänge näher zu beleuchten. Arendts Begriffssetzungen referieren auf unterschiedliche theoretische Ursprünge sowie Traditionen und sind in ihrer Verwendung teilweise synonym und nicht eindeutig voneinander abzugrenzen.8 Hannes Bajohr sieht in diesem referenziellen Vorgehen Arendts einen idealtypischen Gestus, da diese Begrifflichkeiten (wie bspw. Öffentlichkeit und Welt) in dieser idealisierten Reinheit nie wirklich existiert haben, und betont zugleich, dass „Arendt ihre Kategorien ohne den Anspruch ontologischer Ausschließlichkeit bildete“9. Bajohr plädiert daher für ein Leseverständnis, welches die von Arendt verwendeten Termini nicht mittels eines historisch-empirischen Dogmatismus auszulegen trachte.10 Ähnliche Herangehensweisen finden sich auch bei Rahel Jaeggi.11 Für meine Ausführungen werde ich mich ebenso um ein Begriffsverständnis bemühen, was an die benannte Sekundärliteratur anknüpft.

In der Charakterisierung ihres Öffentlichkeitsbegriffes führt Arendt zwei Deutungsebenen an: I. Einerseits subsumiert der Begriff „alles, was vor der Allgemeinheit erschein[e] und für alle sichtbar und hörbar [sei]“12, und in diesem „Gehört- und Gesehenwerden“13 versicherten wir Menschen uns der Realität und unserer Identität.14 Öffentlichkeit konstituiert nach dieser Deutungsebene geteilte Wirklichkeit, was Bajohr auch als „intersubjektive Realitätsversicherung“15 bezeichnet, und worin für Sophie Loidolt klare phänomenologische Tendenzen erkennbar werden.16 So verweist Loidolt darauf, dass Arendts Konzeptionen auf einem „Erscheinen in der Welt mit anderen“ basierten und sich Wirklichkeit erst in Bezugnahme auf einen gemeinsamen Gegenstand in seinem Erscheinen, aus unterschiedlichen Positionen heraus, entwickeln könne.17 Dieses Öffentlichkeitsverständnis findet sich in Arendts Metapher des Erscheinungsraums 18 eindrücklich wieder.

II. Andererseits ist für Arendt die Kontrastierung zwischen öffentlicher und privater Sphäre von entscheidender Bedeutung, wobei sie dabei ausdrücklich auf die antike Dichotomisierung von Polis und Haushalt verweist.19 Öffentlichkeit kann nach dieser zweiten Deutungsebene auch als „die Welt selbst, insofern sie das uns Gemeinsame [sei] und als solches sich von dem unterscheid[e], was uns privat zu eigen [sei]“20 verstanden werden. Mit dieser Diktion bringt Arendt Öffentlichkeit und Welt unmittelbar zusammen und hebt in ihren weiteren Argumentationen zugleich unterschiedliche Facetten von Welt hervor. Darin sieht Jaeggi allerdings eine methodische Schwäche, da dieser Weltbegriff von Arendt selbst „nie systematisch aufgeklärt worden“21 sei. Nach Jaeggi ließen sich entsprechend Arendts Ausführungen mindestens eine dingliche und eine kommunikative Begriffskomponente von Welt ausmachen.22 Korrespondierend dazu trennt Arendt Welt als das „weltlich Gemeinsame“23 dezidiert von „der Erde oder der Natur im Ganzen“24.

I. Die dingliche Komponente der Welt impliziert die von Menschen verfertigte und künstlich hergestellte Dingwelt, die nach Arendt auf relative Beständigkeit ausgerichtet sei und ebenso das Potential in sich trage, „Menschen [zu] versammel[n] und miteinander [zu] verbinde[n]“25. Diese relative Beständigkeit fördere nach Auffassungen Seyla Benhabibs einen „materielle[n] Speicher für das Gedächtnis“26 zutage, der als Basis eines generationsübergreifenden, kontinuierlichen Geschichtsbewusstseins fungiere und einen Referenzrahmen für menschliches Handeln situiere.

Das Gestalten und Verfertigen von Dingen kann zugleich als menschliches Streben der „Emanzipation von Natur“ gedeutet werden, als ein beständiger Versuch, sich der natürlichen Bedingtheiten menschlichen Lebens zu entziehen bzw. zu entgrenzen.27 Nach Thomas Geisen stelle dies die menschliche „Ablösung von der unbedingten Einbindung in die natürlichen Lebensprozesse“28 dar. Doch lässt sich menschlicher Bedingtheit auch in einer künstlich geschaffenen Welt nicht entgehen.29

II. Die kommunikative Komponente der Welt wird von Arendt als Handlungssphäre angeführt, in der die „zwischen den Menschen spielende[n] Angelegenheiten“ lokalisiert sind.30 Entscheidend dabei ist, dass sich Handeln nur in der öffentlichen Sphäre abspielen kann, die losgelöst ist von jeglicher Notwendigkeit menschlichen Lebens.31 Diese Handlungssphäre ist Ausdruck eines gemeinsamen Gestaltungspotentials. Wir verändern und gestalten gemeinsam im Miteinanderreden und -handeln die We lt, in der wir leben. In diesem pluralen Wir liegt die Quelle wahren politischen Handelns, das nach Arendt nur als Gruppenakt möglich sei.32

2.1. Natalität und Pluralität als konstitutive Elemente menschlichen Handelns

Handeln kann als Initiativkraft eines jeden Individuums verstanden werden, die sich jedoch nur in einem pluralen Raum als offener Prozess zwischen Menschen hervortun und entfalten kann. Das Vermögen menschlichen Handelns erfordert daher sowohl die Kraft des Anfangs, als auch das Faktum der Pluralität.33 Der Anfang eines jeden Individuums liegt in seiner Geburt begründet, durch diese kommen wir Menschen in die Welt.34 Dies nennt Arendt Natalität 35 und verdeutlicht, dass dieses Potential des Neuanfangs, die Quelle menschlicher Initiative, etwas „Neues in Bewegung [zu] setzen“36 in sich berge. Menschliches Leben ist an eine begrenzte Lebensspanne gebunden und verläuft linear, da es einen Anfangs- und Endpunkt aufweist37. Wir können nicht leibhaft erfahren bzw. wissen, was vor oder nach dieser bewussten Lebensspanne geschah und geschehen wird. Denn das weltliche Gemeinsame liege nach Arendt „außerhalb unserer selbst […] und es [werde] unseren kurzen Aufenthalt in ihm überdauern“38. Dabei geht es Arendt weniger um die einzelnen biografischen Linien, als vielmehr deren vielgestaltigen Verknüpfungen, die Arendt auch unter dem Terminus des Bezugsgewebes menschlicher Angelegenheiten 39 zusammenfasst. Denn Pluralität sei nach Arendt die Grundbedingung für das Handeln und Sprechen, die sich als Gleichheit und Verschiedenheit manifestiere.40 Die Möglichkeit einer transgenerationalen Verständigung und gemeinsamen Planung erfordere Gleichartigkeit, in dem Sinne, dass wir alle Menschen sind.41 Gleichzeitig entstehe die Notwendigkeit einer Verständigung zwischen Menschen aus der Tatsache, dass jedes Individuum voneinander verschieden sei und „diese Verschiedenheit aktiv zum Ausdruck zu bringen“42 vermöge. In diesem Zuge spricht Arendt auch von Einzigartigkeit eines jeden Menschen, die sich über die Tätigkeiten des Handelns und Sprechens ausdrücke.43 Mit diesen aktiven Erscheinungsmodi vollzögen wir Menschen die Einschaltung in das Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten, was nach Arendt einer zweiten Geburt gleichkäme, insofern wir initiativ unsere einzigartige Existenz bestätigten und „gleichsam die Verantwortung dafür auf uns n[ä]hmen“44. In dieser Erscheinungsqualität des personalen Wer-jemand-jeweilig-ist 45 bestehe nach Loidolt die phänomenale Einzigartigkeit. Loidolt verdeutlicht, dass sich Pluralität nach Arendts Konzeptionen nicht als beschreibbare Quantität, sondern vielmehr als eine Pluralität des ‚Wer‘ begreifen lassen müsse.46 Diese Auffassung von Pluralität bezieht sich auf die Vielfalt der Perspektiven und Weltbezüge einzigartiger Individuen, die sich auf ein „weltlich Gemeinsames“47 richten, in dem sie miteinander reden und handeln:

Was die Einzigartigkeit dabei ausmacht, ist, dass niemand die Stelle des anderen einnehmen kann ohne entweder sich oder den Anderen dabei zu verlieren. Was das Anderssein des Anderen ausmacht, ist, dass ein Abgrund zwischen seinem und meinem Bewusstseinsstrom besteht. Würden die beiden Ströme ineinanderführen, dann wäre der Unterschied zwischen „Ich“ und „Anderer“ aufgehoben. Jedes einzelne „Da“-Sein bleibt also unbeschreibbar in den Kategorien des Was-es-ist und bleibt unersetzbar und uneinnehmbar als je einzigartiges Ort-der-Erfahrung-Sein.48

Menschliches Handeln verläuft nicht statisch, sondern sehr dynamisch und ist in seinen Ausformungen äußerst zerbrechlich. Dieses Handlungspotential kann prinzipiell aus „jeder Ansammlung von Menschen“49 hervorgehen. Für Bajohr steht hier der Ereignischarakter im Vordergrund, etwas das Handeln stark von der Planbarkeit des Herstellens unterscheide.50 Nach Arendt sei Handeln gekennzeichnet durch die Unvorhersehbarkeit seiner Folgen, was auch gewissermaßen Kontrollverlust bedeute. Denn was sich aus dem selbstgesetzten Anfang fortsetzt, liegt nicht mehr in der Verfügung des Anfangenden, sondern ist abhängig von den Reaktionen der Anderen. Arendts Metapher des Bezugsgewebes menschlicher Angelegenheiten vermag genau das zu veranschaulichen: Wir verstricken uns in unseren Handlungen und Reaktionen förmlich ineinander und können das Gesamtgefüge nicht hinreichend erfassen.51 Dafür bedarf es der Retrospektive, in der die einzelnen Handlungsstränge zu einem konsistenten Narrativ erfasst, erzählt und letztlich erinnert werden können.52

2.2 Kraft der Enthüllung - Öffentlichkeit als Wagnis

In dem populär gewordenen Fernsehgespräch mit Günter Gaus antwortet Arendt auf die Frage, worin für sie das ‚Wagnis der Öffentlichkeit‘ bestehe, wie folgt:

Das Wagnis der Öffentlichkeit scheint mir klar zu sein. Man exponiert sich im Lichte der Öffentlichkeit, und zwar als Person. Wenn ich auch der Meinung bin, daß man nicht auf sich selbst reflektiert in der Öffentlichkeit erscheinen und handeln darf, so weiß ich doch, daß in jedem Handeln die Person in einer Weise zum Ausdruck kommt wie in keiner anderen Tätigkeit. […] Also das ist das eine. Das zweite Wagnis ist: Wir fangen etwas an; wir schlagen unseren Faden in ein Netz der Beziehungen. Was daraus wird, wissen wir nie. […] Das ist ein Wagnis.53

Es bedarf Mut, sich zu positionieren, Verantwortung für die eigenen Entscheidungen auf sich zu nehmen und sich in seiner menschlichen Fehlbarkeit transparent zu zeigen. Das Erscheinen in der Öffentlichkeit macht dabei zugleich verletz- und anfechtbar. Wir können nicht darüber verfügen, welche Erscheinungsqualitäten sich in unserem Handeln für andere offenbaren. Wahres Handeln ist nicht kontrollierbar, es folgt keinen vorgefertigten Zielsetzungen54 und lässt sich nicht herstellen bzw. aneignen. Doch diese fragile, unverfälschte Vulnerabilität ist ebendas konstitutive Element, was unserem Handeln Authentizität verleiht. Dafür bedarf es einer Enthüllung, mit der sich erst die Einzigartigkeit jedes Individuums offenlegen kann. Neben der kommunikativen Form sieht Arendt in der Potentialität des Handelns auch ein agonales Streben nach Anerkennung und Auszeichnung vor anderen55, was in der Vita activa auch als Vortrefflichkeit 56 bezeichnet wird. Mit diesen kommunikativen, performativen und agonalen Aspekten zeigt Arendt nachdrücklich, dass sich Handeln nicht in der Anonymität vollziehen kann.57 An-onym, das heißt „ohne Namen, ohne Konturen“58, lässt sich nicht In-Erscheinung-Treten, vielmehr wird durch Anonymisierung die charakteristische Einzigartigkeit der Person unkenntlich gemacht und nahezu entpersonalisiert.59 An dieser Stelle lassen sich auch wesentliche Differenzierungen zwischen den Modi Handeln und Sich - Verhalten herausstellen. Während sich der Modus des Handelns durch seine individuierenden und individualistischen Züge auszeichnet, fokussiert sich der Modus des Sich-Verhaltens auf das Einhalten und Reproduzieren von sozialen und bürokratisch überformten Rollen und Funktionen.60 Für die Unterscheidung beider Modi sind vor allem der Grad an Prognostizität, aber auch an Anonymität und Austauschbarkeit ausschlaggebend. Der Modus des Sich-Verhaltens kennzeichnet sich durch Verfügungskontrolle und einen hohen Grad an (statistischer) Vorhersagbarkeit.61 Dabei nimmt der reibungslose Ablauf vorgeformter und bürokratisch-definierter Prozesse eine übergeordnete Stellung ein, die die Bedeutsamkeit der Individuen deutlich schmälert. In diesem Funktionsgefüge werden Individuen lediglich als Funktionsträger*innen verstanden, die jederzeit potentiell austauschbar sind. Dabei äußert sich dieser zwischenmenschliche Verlust auch in der Herabsetzung der „Achtung vor der anderen Person“62. Diesen reduktionistischen Tendenzen63 stellt sich der Modus des Handelns kontrastierend entgegen, insofern er die Bedeutung und Einzigartigkeit jeder und jedes Einzelnen geltend macht und diese aktiv zum Ausdruck bringt.64 Im Anschluss an Arendts Pluralitätskonzeption betont Carolin Emcke daher: „Wirklich im Plural zu existieren bedeutet wechselseitigen Respekt vor der Individualität und Einzigartigkeit aller“65. Es verlangt ein hohes Maß an Diskursbereitschaft und Toleranz, Widersprüchlichkeiten und Gegenstimmen sowie Kritik auszuhalten. Zudem ist der aktive demokratische Diskurs herausfordernd, zeitintensiv, widerständig und anstrengend. Außerdem sind die Prozesse des Handelns gekennzeichnet durch ihre stetige Aktualisierung und können keinen habhaften, endgültigen Status erreichen. Doch gerade in diesem ringenden Austarieren eines gemeinsamen Konsenses tritt die Gestaltbarkeit von Welt hervor. Daher ist Handeln in Isolierung 66 niemals möglich, sondern nur in der Vielstimmigkeit des Dialogs. In dieser Polyphonie gewinnt das Handeln an Kraft, bzw. mit Arendt gesprochen, an Macht 67 . Zugleich lässt sich hier auch ein Rekurs auf die in Punkt 2 angeführte intersubjektive Realitätsversicherung 68 einbeziehen. Dabei stehen die sich-aktualisierenden Handlungsvollzüge und die Prozesse, die zum Entstehen von geteilter Wirklichkeit erforderlich sind, in einem engen und wechselseitigen Zusammenhang. Beide Prozesse sind in der pluralen Öffentlichkeit lokalisiert und bedürfen eines ständigen, regulierenden Abgleichs. Dieses Verhältnis zwischen Wirklichkeitskonstitution und Handeln ist jedoch störungsanfällig, und Irritationen desselben können mit Weltlosigkeit einhergehen. In Anlehnung an Arendt bezeichnet Bajohr Weltlosigkeit als „einen Zustand, in dem der Bezug des einzelnen Menschen zur gemeinsamen Welt verloren gegangen [sei]“69, was auch eine Inkongruenz von Wirklichkeitsempfinden einschließe.70

3. Virtuelle Sphäre – Versuch einer Charakterisierung

Mit dem Titel dieses Kapitels möchte ich verdeutlichen, dass es sich lediglich um einen Versuch handelt, charakteristische Tendenzen von virtueller Sphäre zu beschreiben. Dabei zeichnet sich dieses Gegenwartsphänomen gerade durch seine polymorphe Dynamik aus, die es verunmöglicht, virtuelle Sphäre in ihrer Gänze zu erschließen. Dennoch möchte ich versuchen, ausgewählte Konzeptionen Arendts für die kommunikative und performative Anwendung von virtueller Sphäre fruchtbar zu machen. Angesichts der terminologischen Heterogenität von Virtualität und deren assoziativen Anbindungen scheint es zunächst erforderlich, eine begriffliche Abgrenzung vorzunehmen. So verweisen die Herausgeber des jüngst publizierten Handbuch Virtualität auf eine Vielzahl an definitorischen Fassungen dieses Begriffs und betonen zugleich, dass eine vermeintliche Dichotomisierung von real und virtuell heute nicht mehr aufrechtzuerhalten sei.71 Wenngleich sich Virtualität auch non-digital begreifen ließe und dahingehend historisch weitreichendere Wurzeln aufweisen könne72, möchte ich meine Begriffsverwendung der virtuellen Sphäre explizit auf die medientechnisch suggerierte Virtualität beschränken. An dieser Stelle sei zu betonen, dass die von mir verwendete Terminologie keine direkte Entsprechung in der Sekundärliteratur findet. Weitverbreitet ist hingegen eher von digitaler bzw. digitalisierter Kommunikation die Rede. In den Begriffssetzungen von virtueller Sphäre möchte ich digitalisierte Informations- und Kommunikationsformen des Internets inkludieren, diese jedoch um den entscheidenden Aspekt des Scheinhaften oder, wie es Thomas Fuchs ausdrückt, den Modus des Als ob 73 ergänzen, da sich meines Erachtens diese Scheinhaftigkeit in der Begrifflichkeit des Digitalen nur unzureichend widerspiegelt. Auf konkreter Ebene soll dies anhand der Nutzungspraktiken von sozialen Medien veranschaulicht werden.

Allerdings handelt es sich um eine, von mir eingeführte terminologische Heuristik, mit der ich meine weiteren Argumentationen bestreiten möchte, die jedoch keinen Absolutheitsanspruch erheben kann.

3.1. Das virtuelle Zwischenreich

Es mag wohl ein genuin menschliches Bestreben sein, Künstlichkeit zu verfertigen, ein „(noch) nicht-physische[s], aber Mögliche[s]“74 schaffen zu wollen und somit den natürlichen Bedingtheiten zumindest ansatzweise zu trotzen. Dies äußert sich bei Arendt in den Prozessen des Herstellens, durch die sich der Dingcharakter von Welt manifestiere.75 Arendts Welt-Begriff haftet eine Künstlichkeit an76, die sich auch auf virtuelle Sphäre übertragen lassen kann. So lässt sich virtuelle Sphäre ebenso als Ausdruck eines herstellenden Strebens verstehen, das den Versuch inkorporiert, menschliches Leben „doch dauernd auf eine künstliche, von ihm selbst errichtete Welt hin [zu entfernen]“77. Hier sei insbesondere auf die artifiziell-technische Verfasstheit von virtueller Sphäre verwiesen, die sich überhaupt erst durch menschlichen Erfindungsreichtum und technische Innovation verwirklichen konnte und sich im Verlauf technischer Fortentwicklung auch stetig verändert und optimiert.

Dabei formen virtuelle Begegnungen schon jetzt unsere Alltagskultur in beträchtlichem Maße78, was eine eindeutige Trennung zwischen realer und simulierter Begegnung zunehmend erschwert. Ein substanzielles Attribut von virtueller Sphäre besteht in der scheinbaren Entkoppelung von sozialer Interaktion und deren physisch-räumlichen Bedingtheiten. In ihrem sechsten Kapitel der Vita activa antizipiert Arendt förmlich diese Entwicklungstendenz mit folgenden Worten:

Die moderne Welt ist ein über die ganze Erde sich erstreckendes Kontinuum, aus dem Ferne und Entfernung vor dem Ansturm der Geschwindigkeit verschwunden sind. Die Geschwindigkeit hat den Raum erobert und würde ihn zu vernichten drohen, wenn ihrer noch immer wachsenden Beschleunigung nicht die für Körper unübersteigbare Grenze gesetzt wäre, an zwei verschiedenen Orten nicht gleichzeitig anwesend sein zu können.79

Auch in gegenwärtiger Zeit ist es uns physisch nicht direkt möglich, an zwei Orten gleichzeitig zu verweilen, aber die kommunikativen und performativen Anwendungen von virtueller Sphäre versuchen die Bedeutsamkeit von räumlicher Distanz immer weiter zu nivellieren. Insofern werden Arendts prognostische Tendenzen der Reichweiten-vergrößerung 80 in der virtuellen Sphäre gewissermaßen fortgesetzt. Diese technisch-vermittelte Konnektivität jedoch en bestreiten möchte, nd en Begriff des Virtuellen auf VR zu beschränkene keinen Anspruch auf rtuellen Aspekt des Scheinhermöglicht es, im Modus des Als ob auf globaler Ebene und in zeitlicher (A)-Synchronisation in Kontakt zu treten. Aus diesen virtuellen Interaktionsformen resultiert für Thomas Fuchs eine „Abkopplung von der unmittelbar leiblichen Erfahrung“81, die eine ontologische Kluft entstehen lasse, wodurch wir „virtuell […] an immer mehr Weltereignissen teil[nähmen], dabei aber doch nicht wirklich betroffen [seien]“82. Die virtuell simulierte Teilhabe suggeriert nach Fuchs unbegrenzte Bewegungsmöglichkeiten, die auch ein Gefühl von Omnipotenz evozieren könne83. Allerdings lassen sich trotz dieser vermeintlichen Omnipotenz auch für die virtuelle Sphäre Begrenzungen und Bedingtheiten aufzeigen. So ist es für Rezipierende der virtuellen Sphäre nicht möglich, völlig in dieser Künstlichkeit aufzugehen. Sondern sie bleiben, entsprechend Arendts Beschreibungen, „dem Reich des Lebendigen verhaftet“84. Des Weiteren sind die Rezipierenden abhängig von der Beschaffenheit ihrer technischen Geräte, welche wiederum deren Produktions- und Nutzungsbedingungen unterlegen sind.85 Wir können unserer natürlichen Grundlage nicht völlig entraten und bleiben (vorläufig) auch in virtueller Sphäre von den natürlichen und den menschlich-verfassten Bedingtheiten abhängig.

Ein weiterer möglicher Anknüpfungspunkt findet sich in Arendts kritischen Deskriptionen der Gesellschaft als „merkwürdiges Zwischenreich[…], in dem privaten Interessen öffentliche Bedeutung zukommt“86. In der modernen Welt verflüssige Gesellschaft daher die ursprüngliche Trennung von privat und öffentlich, sodass „diese beiden Gebiete dauernd ineinander über[gingen]“87. Das Emporkommen der Gesellschaft geht für Arendt mit einem funktionalistischen Politikverständnis sowie der Invasion des Privaten in den öffentlichen Raum einher. Jaeggi zufolge seien Arendts Beschreibungen Ausdruck einer „Deformation von politischer Öffentlichkeit“88. Allerdings muten Arendts Auffassungen des Privaten eigenwillig antiquarisch an, und es bleibt fraglich, inwiefern diese Definition in Bezug auf die Fülle von Handlungsmöglichkeiten zeitgemäß eingesetzt werden kann. Gerade in der Politisierung des Privaten ergeben sich bedeutsame Handlungspotentiale, die von Arendt selbst größtenteils ausgeklammert wurden.89

Für eine Metaphorik des Zwischens lassen sich auch adäquate Bezugspunkte zur virtuellen Sphäre ausfindig machen. Auch hier bestehen keine klaren Trennungslinien zwischen privat und öffentlich.90 Vielmehr kennzeichnet sich virtuelle Sphäre durch die unentwirrbaren Verflechtungen beider Bereiche, was zusätzlich durch die kapitalakkumulierenden Bestrebungen der Big Data 91 überformt wird.92 Korrespondierend dazu spricht Christian Fuchs von einer „neuen flüssigen porösen Gesellschaftlichkeit“93, die sich durch die neuen Technologien etabliere. Bei diesen neuen Kapitalismusformen werden die Internet-Aktivitäten von Nutzer*innen digital gespeichert und die darüber gewonnenen Daten unter anderem kommerziell eingesetzt, beispielsweise in der Generierung von personalisierter Werbung. Tobias Matzner stellt dabei erhellend heraus, dass die vermeintliche Personalisierung im Zuge von „algorithmische[r] Überwachung“94 eher einer Entpersonalisierung gleichkomme.95 Der vornehmlich automatisierte Prozess der Datenaggregation kennzeichnet sich durch eine schematisierte und kategorisierende Vorgehensweise, die darauf ausgelegt ist, statistisch bedeutsame Strukturen und Muster zu detektieren, um aus diesem Abstraktum Vorhersagbarkeiten menschlicher Praktiken generieren zu können.96 Die Prozesse der Datafizierung korrespondieren offenkundig mit Arendts hellsichtigen Überlegungen in Bezug auf Automatisierung und statistischer Prognostizität menschlichen Verhaltens.97

3.2. Das artifizielle Selbst – Konstruktion einer Selbstauskunft

In ihrer Nicht-Greifbarkeit gleichen die kommunikativen Netze der virtuellen Sphäre Arendts Beschreibungen des Bezugsgewebes menschlicher Angelegenheiten. Bei beiden konstituiert sich ein räumliches Zwischen, dem eine zeitliche Fragilität zu eigen ist und das größtenteils unvorhersehbar verläuft. Aber die Erscheinungsformen und -qualitäten der virtuellen Sphäre unterliegen einer eigentümlichen Verzerrung. Das eigene Selbst wird auf medial-präsentierbare Attribute reduziert, individuelle Konturen verlieren über die Darstellungsformen standardisierter Nutzer*innen-Profile an Aussagekraft und Klarheit. Zugleich verfügen Nutzer*innen von modernen digitalisierten sozialen Netzwerken98 über die eigene Selbstdarstellung in einem herstellenden Modus. Der Vorgang der Profilerstellung ließe sich daher auch als Selbst- Konstruktion bezeichnen, durch die das eigene Erscheinen in den kommunikativen und performativen Räumen der virtuellen Sphäre vorgegeben und manipuliert werden kann. In der medienpsychologischen Forschung werden diese Praktiken der Selbstinszenierung unter den Theoremen des Impression Managements und Self Disclosures diskutiert.99 Die Titulierung als ‚Management‘ verdeutlicht dabei die herstellenden und verwaltenden Bezüge, die zum eigenen Selbst eingenommen werden, mit der impliziten (nicht immer direkt bewussten) Zielsetzung, einen möglichst positiven Eindruck bei anderen Nutzer*innen zu erzeugen.100 Wenngleich die Nutzer*innen selbst keinen direkten Einfluss auf die Reichweite ihres Profils und die Wirkung auf andere Nutzer*innen nehmen können, so ist es in der virtuellen Sphäre doch möglich bzw. nötig, die eigene Person nur selektiv darzustellen und gegebenenfalls auch manipulativ einzugreifen. Diese Eingriffsmöglichkeiten bestehen beispielsweise darin, etwaige Posts101 zurückzuziehen oder unerwünschte Kommentierungen zu löschen. Außerdem kann die Profilerstellung einer Demaskierung bzw. Anonymisierung der eigenen Person dienlich sein, wodurch die Erscheinungshaftigkeit der Person derart entstellt bzw. verzerrt wird, dass diese zugleich an Haftbarkeit verliert.102 Doch gerade dieses Verfügbarmachen des eigenen Erscheinens widerspricht den Erscheinungsqualitäten, die Arendt den Menschen beimisst. Für Arendt zeichnet sich das Erscheinen vor anderen vor allem durch dessen Unverfügbarkeit und Unwillkürlichkeit aus.103 Aufschlussreich ist weiterhin die Betrachtung von sprachlichen Konventionen, die in der virtuellen Sphäre besonderen Anklang finden. Paradigmatisch sei hier auf die Verwendung von Emojis[104] oder teils stenographisch anmutenden Abkürzungen verwiesen, die die zwischenmenschliche Kommunikation um wesentliche Aspekte der physischen und intonatorischen Erscheinungshaftigkeit verarmen105. Denn nach Arendt ist das menschliche Erscheinen in seiner Einzigartigkeit unmittelbar mit den Praktiken des Handelns und eben auch des Sprechens verbunden.106 Den Praktiken des Sprechens komme ein Verständigungs- und Erklärungspotential zugute, was über die reine Informationsvermittlung hinausweise.107 Dies subsumiert Arendt auch als Offenbarungscharakter des Sprechens, durch den einzelne Taten überhaupt erst kontextualisiert werden können.108 Die sprachlichen Praktiken der virtuellen Sphäre erinnern dabei eher an eine „Zeichen- und Lautsprache“109 und reduzieren gewissermaßen die Aussagekraft der virtuellen Erscheinung. Angesichts dieser grundlegenden Diskrepanzen scheint es fraglich, für die virtuelle Sphäre ein Erscheinen nach Arendtschem Gestus ausmachen zu können.

4. Synopse

Arendts Termini Öffentlichkeit, Welt und Handeln wurden im Verlauf dieser Arbeit näher beleuchtet und mit dem Gegenwartsphänomen der virtuellen Sphäre in Beziehung gesetzt. In dieser abschließenden Synopse soll mithin diskutiert werden, wie Arendts Öffentlichkeitsverständnis auch auf die virtuelle Sphäre angewandt werden kann.110

Im Kontext ihrer praktischen Anwendung lassen sich für die virtuelle Sphäre verschiedene Implikationen ableiten. Dabei ist hervorzuheben, dass die Herausbildung und Entwicklung von virtuell-medialen Praktiken durch „wechselseitige Konstitutionsprozesse zwischen Technischem und Gesellschaftlichem“111 bedingt wird und daraus auch unmittelbare Konsequenzen für demokratische Räume und Prozesse resultieren. Die Anwendungsformen der virtuellen Sphäre ermöglichen neue Informations- und Partizipationspotentiale, die die politischen Diskurse zugänglicher und niederschwelliger werden lassen können. Beispielsweise sind Informationen in Sekundenschnelle abrufbar, des Weiteren ermöglichen soziale Medien den virtuellen kommunikativen Austausch sowie die thematische Vernetzung, wodurch Inhalte zusätzlich schnellere Verbreitung finden. Partizipative Formen wie Online-Diskurse, Online-Proteste oder Online-Petitionen können ebenso einen gewinnbringenden Beitrag für die gesamt-gesellschaftliche politische Teilhabe leisten. Allerdings zeigen aktuelle empirische Studien, u.a. von Politikwissenschaftler Norbert Kersting, dass die virtuell-medialen Diskursformen auf qualitativer Ebene deutlichen Einschränkungen unterliegen.112 Um die Diskursqualität empirisch messbar machen zu können, wurden diverse Operationalisierungskriterien definiert: u.a. wurden die Art der Argumentation sowie die Gemeinwohlorientierung und der wechselseitige Respekt zwischen den jeweiligen Dialogpartner*innen in diskursiven Online-Formaten untersucht.113 Im Anschluss an die gewonnenen Ergebnisse verweist Kersting darauf, dass insbesondere die gesprächszentrierte Deliberation – verstanden als „das Eingehen auf die Argumente der Anderen“114 in der virtuell-vermittelten Kommunikation – größtenteils ausbliebe. Für die Diskursräume der virtuellen Sphäre seien stattdessen eher monologisierende, singularisierte Kommunikationsmuster prägender, die nicht selten sogar in Hasskommentaren und Cyberaggressionen mündeten115. Letztgenannte enthemmte Kommunikationsarten korrespondieren auffällig mit dem Grad an Anonymität von Nutzer*innen, wobei ein hoher Grad an Anonymität einen prädiktiven Faktor für das Verfassen von Hasskommentaren darstellt.116 An dieser Stelle zeigt sich auch hier, dass die Begegnungsformen der virtuellen Sphäre weniger einem Erscheinen nach Arendtschen Konzeptionen gerecht zu werden scheinen.117 Überdies lässt sich für die virtuelle Sphäre eine Spannungstendenz zwischen Welt- Verfügbarkeit und Welt -Verlust konstatieren. Dabei äußert sich Welt -Verfügbarkeit unter anderem in der Kommunikativen Dauervernetzung 118 , aber auch in den beschleunigten Möglichkeiten der Informationssuche119. Die vermeintliche Allverfügbarkeit von Welt ist jedoch durch ihre gleichzeitige Unbeständigkeit gekennzeichnet, was die Praktiken der Welt- Verfügung mit der Flüchtigkeit von Konsumptionsvorgängen120 vergleichbar werden lässt, wobei diese Unbeständigkeit wiederum als ein Symptom von Weltlosigkeit 121 bzw. Welt- Verlust angesehen werden kann.

In der Auseinandersetzung mit der strukturellen Verfasstheit von virtueller Sphäre offenbaren sich zudem erhebliche Asymmetrien in dem Verhältnis zwischen Nutzer*innen und algorithmischen Kontrollmechanismen.122 Die Prozesse der Datafizierung sind nahezu intransparent und haben gleichsam filternden und gewichtenden Einfluss auf die Informationszugänge der Nutzer*innen.123 Diese zweckrationalisierten Verfügungsstrukturen und Kommerzialisierungsmuster124 überformen die virtuelle Sphäre, wodurch sich das Kommunikative und Performative zwischen Menschen nicht frei entfalten kann. Vielmehr zeigt sich hier der Ausdruck einer instrumentellen Souveränität, welche den freiheitlichen, nicht-herrschaftlichen Politik- und Öffentlichkeitsansätzen Arendts125 zuwiderläuft. Die genannten Aspekte deuten daher eher auf eine ‚Deformation der Sphäre politischer Öffentlichkeit‘126 hin. Diese Tendenz einer ‚Deformation der Sphäre politischer Öffentlichkeit‘127 wird zudem durch weitere Fragmentierungsvorgänge innerhalb der virtuellen Sphäre bestärkt. So kursieren in sozialen Medien vielfach Falschinformationen und Verschwörungsmythen, die einer gezielten Desinformation dienlich sind.128 Des Weiteren nehmen sogenannte Echokammern 129 und Filterblasen 130 polarisierenden Einfluss auf die Informationsselektion und Meinungsbildung von Nutzer*innen.131 Auch wenn Sebastian Stier und Andreas Jungherr betonen, dass diese Phänomene auf wissenschaftlicher Ebene konzeptionelle Defizite aufweisen und der Zugang zu Informationen multifaktoriell bedingt werde, besteht das inhärente Risiko dieser Homogenisierungsformen des Diskurses in der potentiellen Aberkennung von Multiperspektivität sowie dem Aufkommen von subversiven Gegenöffentlichkeiten, die erneut Symptome des Weltverlusts darstellen. Entsprechend ist es unabdingbar, diesen Weltverlust-Tendenzen plurale Handlungsräume entgegenzusetzen, denn, um mit Arendts kraftvollen Worten abzuschließen: „Eine gemeinsame Welt verschwindet, wenn sie nur noch unter einem Aspekt gesehen wird; sie existiert überhaupt nur in der Vielfalt ihrer Perspektiven.“132

5. Fazit

Vieles ist in dieser Arbeit zu kurz geraten und entbehrt einer tiefergehenden definitorischen Erläuterung. Summativ legen die von mir angeführten Argumentationspunkte nahe, die diskursiven Formen der virtuellen Sphäre, gemessen an Arendts Öffentlichkeitsverständnis, eher als Pseudo-Öffentlichkeit anzusehen. Virtuelle Sphäre und Reale Lebenswelt sind mittlerweile so vielschichtig miteinander verwoben, dass sie nicht isoliert voneinander betrachtet werden können und daher auch multimethodal und -disziplinär behandelt werden müssen. Ein gegenwärtiger Meilenstein in der Auseinandersetzung mit ethischen und juristischen Implikationen dieser hybriden lebensweltlichen Verknüpfungen stellt das Gutachten der Datenethikkommission von 2019133 dar, was aktuell allerdings vornehmlich nur den deutsch(-europäischen) Raum fokussiert. Angesichts der evidenten Relevanz dieser Thematik scheinen weiterführende Reflexionen, Forschungen und Praxisimplikationen unumgänglich für das Freihalten und plurale Gestalten aktueller und zukünftiger Öffentlichkeitsformen.

Literaturverzeichnis

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[...]


1 Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft, München/Berlin 202017.

2 Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München 152018.

3 Hannah Arendt, Vita activa. oder Vom tätigen Leben, München/Berlin 182016.

4 Vgl. Annette Vowinckel, Hannah Arendt, Stuttgart 22015, S. 47 f.

5 Vgl. ebd., S. 48.

6 Grit Straßenberger, Hannah Arendt zur Einführung, Hamburg 22018, S. 54.

7 Ebd. S. 59.

8 Vgl. Rahel Jaeggi, Welt und Person. Zum anthropologischen Hintergrund der Gesellschaftskritik Hannah Arendts, Berlin 1997, S. 59.

9 Hannes Bajohr, Dimensionen der Öffentlichkeit. Politik und Erkenntnis bei Hannah Arendt, Berlin 2011, S. 14.

10 Vgl. ebd.

11 Vgl. Rahel Jaeggi, Welt und Person, S. 29-30.

12 Arendt, Vita activa, S. 62.

13 Ebd.

14 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 62-63 sowie ebd. S. 264.

15 Bajohr, Dimensionen der Öffentlichkeit, S. 31.

16 Sophie Loidolt, Hannah Arendt und die conditio humana der Pluralität, in: Reinhold Esterbauer, Martin Ross (Hrsg.), Den Menschen im Blick. Phänomenologische Zugänge. Würzburg 2012, S. 375–398, hier S. 395.

17 Ebd.

18 Bajohr verweist aber auch hier auf eine begriffliche Unschärfe zwischen dem Erscheinungsraum und Öffentlichkeit, s. Bajohr, Dimensionen der Öffentlichkeit, S. 88.

19 Vgl. Tobias Matzner, Mediale und soziale Bedingtheit der Subjekte des Privaten. Ein Versuch mit Hannah Arendt, in: Hauke Behrendt u.a. (Hrsg.), Privatsphäre 4.0. Eine Neuverortung des Privaten im Zeitalter der Digitalisierung, Stuttgart 2019, S. 55-72, hier S. 55.

20 Arendt, Vita activa, S. 65.

21 Jaeggi, Welt und Person, S. 49.

22 Ebd.

23 Arendt, Vita activa, S. 65.

24 Ebd.

25 Arendt, Vita activa, S. 65 ff.

26 Seyla Benhabib, Hannah Arendt. Die melancholische Denkerin der Moderne, Frankfurt a.M. 2006, S. 177.

27 Vgl. Jaeggi, Welt und Person, S. 54 f.

28 Thomas Geisen, Arbeit in der Moderne. Ein dialogue imaginaire zwischen Karl Marx und Hannah Arendt, Wiesbaden 2011, S. 229. und ein weiterer Beleg: Arendt, Vita activa, S. 244.

29 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 9.

30 Arendt, Vita activa, S. 66.

31 Vgl. Tobias Matzner, Mediale und soziale Bedingtheit der Subjekte des Privaten S. 55.

32 Hannah Arendt, Ich will verstehen. Selbstauskünfte zu Leben und Werk, hrsg. von Ursula Ludz, München 2005, S. 83.

33 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 213 ff.

34 Vgl. ebd., S. 215.

35 Ebd., S. 217.

36 Ebd., S. 215.

37 Vgl. ebd., S. 29

38 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 69.

39 Vgl. ebd., S. 222 ff.

40 Vgl. ebd., S. 213.

41 Ebd., S. 17.

42 Ebd., S. 214.

43 Ebd.

44 Vgl. ebd., S. 215 f.

45 Ebd., S. 219.

46 Loidolt, Arendt und die conditio humana der Pluralität, S. 383.

47 Arendt, Vita activa, S. 65.

48 Loidolt, Arendt und die conditio humana der Pluralität, S. 383.

49 Arendt, Vita activa, S. 251

50 Vgl. Bajohr, Dimensionen der Öffentlichkeit, S. 61.

51 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 225 f.

52 Vgl. ebd., S. 242.

53 Arendt, Selbstauskünfte, S. 72.

54 Wenngleich bestimmte Zielvorstellungen die Initiative des Anfangens motivieren können, so ist diese „Zielerfüllung“ wohl in den seltensten Fällen kongruent mit den anfänglichen Vorstellungen und Erwartungen, und für das Handeln auch nicht ausschlaggebend. Es ist vielmehr die „Aktualität des Vollziehens“, die das Handeln als solches auszeichnet (Vgl. Arendt, Vita activa, S. 262).

55 Vgl. Oliver Marchart, Das Agonale, in: Wolfgang Heuer u.a. (Hrsg.) Arendt-Handbuch. Leben-Werk-Wirkung, Stuttgart/Weimar 2011, S. 263.

56 Arendt, Vita activa, S. 61.

57 Vgl. ebd., S. 222.

58 Vgl. Lena Althoff, Michael Plate, Helene Brack (Seminargruppe 6): Neuartiges Phänomen „Soziale Medien“ Olat-Forumsbeitrag vom 26.06.2020, letzter Zugriff: 12.02.2021

59 Vgl. ebd.

60 Vgl. Benhabib, Hannah Arendt, S. 61, sowie vgl. Arendt, Vita activa, S. 53 ff.

61 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 53.

62 Ebd., S. 310.

63 Verstanden als die reduzierende Betrachtung und Behandlung von Individuen

64 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 214.

65 Carolin Emcke, Gegen den Hass, Frankfurt 2018, S. 196.

66 Arendt, Vita activa, S. 234.

67 Ebd., S. 251ff. – Macht in klarer Abgrenzung zu Gewalt, verstanden als „eine Potenz, die sich erst im politischen Handeln realisiert“ (Vgl. Straßenberger, Hannah Arendt zur Einführung, S.67.)

68 Bajohr, Dimensionen der Öffentlichkeit, S. 31.

69 Ebd., S. 123.

70 Vgl. ebd.

71 Vgl. Dawid Kasprowicz & Stefan Rieger Handbuch Virtualität, Wiesbaden 2020, S. 1.

72 Vgl. ebd., S.5 f.

73 Vgl. Thomas Fuchs, Die Verteidigung des Menschen. Grundfragen einer verkörperten Anthropologie, Berlin 2020, S. 120.

74 Vgl. Dawid Kasprowicz, & Stefan Rieger, Handbuch Virtualität, S. 12.

75 Jaeggi, Welt und Person, S. 95.

76 Bezogen auf die Dingkomponente von Welt, s. Unterpunkt 2.

77 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 9.

78 Vgl. Thomas Fuchs, Die Verteidigung des Menschen, S. 136.

79 Arendt, Vita activa, S. 320.

80 Mehr zu dieser Begrifflichkeit der Reichweitenvergrößerung findet sich in Hartmut Rosa, Unverfügbarkeit, Berlin 2020.

81 Thomas Fuchs, Verteidigung des Menschen, S.132-133.

82 Vgl. ebd., S.134.

83 Vgl. ebd., S.135.

84 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 9.

85 Bspw. kann die Produktion der dinglichen Hardware nur unter Einbezug natürlicher Ressourcen vollzogen werden und auch die praktische Nutzung ist abhängig von konstanter Stromzufuhr, Internetzugang, etc.

86 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 45.

87 Vgl. ebd., S. 43.

88 Vgl. Jaeggi, Welt und Person, S. 6. sowie ebd., S.9

89 Beispielsweise das fortschreitende emanzipatorische Streben von weiblich-gelesenen Personen nach mehr Gleichberechtigung und Anerkennung.

90 Vgl. Tobias Matzner, Mediale und soziale Bedingtheit der Subjekte des Privaten, S. 57.

91 Komprimierte Definition von Christian Fuchs aus Soziale Medien und Kritische Theorie. Eine Einführung, München 2019, S. 86.: “Big Data ist eine ungeheure, durch ausgedehnte Computeroperationen generierte Datenmenge, mit der die Entwicklung bestimmter Aspekte von Gesellschaft und Natur analysiert und vorhergesagt wird.“

92 Mehr dazu in den Ausführungen von Christian Fuchs, Soziale Medien und Kritische Theorie, S. 59 ff.

93 Christian Fuchs, Soziale Medien und Kritische Theorie, S. 84.

94 Matzner, Mediale und soziale Bedingtheit der Subjekte des Privaten, S. 60.

95 Vgl. ebd.

96 Vgl. Nick Couldry, Andreas Hepp Datafizierung. Wie digitale Medien und ihre Infrastrukturen unsere Praktiken, unser Wissen und unsere soziale Welt verändern, in: Mittelweg 36 Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 30. Jahrgang Heft 1 (2021) S.85-101.

97 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 53.

98 Wie bspw. Facebook, Twitter oder Instagram

99 Sabrina C. Eimler & Stephan Winter, Impression Management und Self-Disclosure in sozialen Medien, in: Nicole Krämer u.a. (Hrsg.), Medienpsychologie. Schlüsselbegriffe und Konzepte, Stuttgart 22016, S. 363-372, hier S. 363 ff.

100 Ebd.

101 Posts verstanden als Profil-Implementierung von Inhalten, das können z.B. Meinungspositionierungen, aber auch Fotos, politischen oder weniger politischen Inhalts sein (auch hier zeigt sich die Nivellierung zwischen privat und öffentlich).

102 s. Unterpunkt 2.2, S. 9.

103 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 219 sowie ebd., S. 224.

104 Definition nach Duden: „aus Japan stammendes, einem Emoticon ähnliches Piktogramm, das auf Gefühlslagen, Gegenstände, Orte, Tiere, Essen o. Ä. verweist (in elektronischen Nachrichten)“ https://www.duden.de/rechtschreibung/Emoji, letzter Zugriff: 29.03.2021.

105 Wobei sich für die virtuelle Sphäre auch hybride Formen anbieten, wie bspw. Sprachnachrichten oder Video-Anrufe, die diese kommunikativen Defizite zumindest etwas abpuffern können.

106 S. Unterpunkt 2.1 – bzw., Vgl. Arendt, Vita activa, S. 214.

107 Vgl. Arendt, Vita activa, S. 218.

108 Vgl. ebd.

109 Arendt, Vita activa, S. 213.

110 Allerdings kann dies aufgrund der Kürze dieses Textes nur sehr oberflächlich behandelt werden.

111 Jeanette Hofmann, Mediatisierte Demokratie in Zeiten der Digitalisierung. Eine Forschungsperspektive, in: Jeanette Hofmann u.a. (Hrsg.), Politik in der digitalen Gesellschaft. Zentrale Problemfelder und Forschungsperspektiven, Bielefeld 2019, S. 27-47, hier S. 28.

112 Vgl. Norbert Kersting, Online Partizipation: Evaluation und Entwicklung. Statusquo und Zukunft, in: Jeanette Hofmann u.a. (Hrsg.), Politik in der digitalen Gesellschaft. Zentrale Problemfelder und Forschungsperspektiven, Bielefeld 2019, S. 105-123, hier S. 117.

113 Die empirischen Zugänge werden ausführlicher in Norbert Kersting, Online Partizipation, S. 112-117 beleuchtet.

114 Norbert Kersting, Online Partizipation, S. 116.

115 Ebd.

116 Vgl. Nicola Döring, Social Identity Model of Deindividuation Effects (SIDE), in: Nicole Krämer u.a. (Hrsg.), Medienpsychologie. Schlüsselbegriffe und Konzepte, Stuttgart 22016, S. 348-357, hier S. 348 ff.

117 Hier sei auf die Betrachtungen von Anonymität in Unterpunkt 2.2 und 3.2. verwiesen.

118 Thomas Steinmaurer, Kommunikative Dauervernetzung. Historische Entwicklungslinien und aktuelle Phänomene eines neuen Dispositivs, in: Medien Journal: Vernetzte Kommunikation Bd. 37 Nr. 4 (2013), S.4-17.

119 Vgl. Harmut Rosa, Unverfügbarkeit, S. 86.

120 So verweist Arendt in der Vita activa auf die neuzeitliche Verkehrung zwischen Gebrauchen und Verbrauchen – Bspw.: Arendt, Vita activa, S. 147.

121 Vgl. Bajohr, Dimensionen der Öffentlichkeit, S. 57.

122 Vgl. Philipp Lorenz-Spreen u.a., How behavioural sciences can promote truth, autonomy and democratic discourse online, in: Nature Human Behaviour 4 (2020), S. 1102-1109.

123 Ebd.

124 Wie in 3.1 angeführt, S. 14.

125 Vgl. Straßenberger, Hannah Arendt zur Einführung, S. 58 f., sowie Arendt, Vita activa, S. 299.

126 Jaeggi, Welt und Person, S. 6.

127 Ebd.

128 Vgl. Philipp Lorenz-Spreen u.a., How behavioural sciences can promote truth, autonomy and democratic discourse online, S. 1102.

129 Im Sinne einer meinungskonformen Informationsauswahl.

130 „Algorithmisch erstellte Filterblasen spielten, auf Basis personalisierter Profile, Nutzern nur noch Informationen zu, die ihre Meinung stützen, ohne alternative Informationen zur Wahl zu stellen.“ zit. n.: Sebastian Stier, Andreas Jungherr Digitale Verhaltensdaten und Methoden der Computational Social Science in der politischen Kommunikationsforschung, in: Jeanette Hofmann u.a. (Hrsg.), Politik in der digitalen Gesellschaft. Zentrale Problemfelder und Forschungsperspektiven, Bielefeld 2019, S. 309-325, hier S. 314.

131 Sebastian Stier, Andreas Jungherr Digitale Verhaltensdaten und Methoden der Computational Social Science in der politischen Kommunikationsforschung, S. 314.

132 Arendt, Vita activa, S. 73.

133 Abrufbar unter: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/it-digitalpolitik/gutachten-datenethikkommission.html, letzter Zugriff: 29.03.2021.

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Details

Titel
In der Spannung zwischen Welt-(Verlust). Ein Gegenwartsversuch mit Hannah Arendts "Vita activa"
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Philosophie)
Note
1,00
Autor
Jahr
2021
Seiten
22
Katalognummer
V1251366
ISBN (eBook)
9783346685483
ISBN (Buch)
9783346685490
Sprache
Deutsch
Schlagworte
spannung, welt-, verlust, gegenwartsversuch, hannah, arendts, vita
Arbeit zitieren
Ada Meret Helene Brack (Autor:in), 2021, In der Spannung zwischen Welt-(Verlust). Ein Gegenwartsversuch mit Hannah Arendts "Vita activa", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1251366

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