„Bildbeschreibung ist ein Handwerk, das von jedem Menschen erlernt werden kann.
Bildbeschreibung ist keine natürlich gegebene Fähigkeit, sondern ein komplexer
Prozess, der bis zur Kunstfertigkeit gesteigert werden kann. Dabei ist die Bildbe
schreibung kein Selbstzweck, sondern ein Schritt auf dem Weg zur Bildinterpretation.
Der Kunsthistoriker und Begründer der Ikonologie, Erwin Panofsky (1892-1968),
widmete bereits 1932 einen vielbeachteten und noch immer aktuellen Aufsatz dem
»Problem der Beschreibung und Inhaltsdeutung von Werken der bildenden
Kunst«“ (Müller, 2003: S. 33)
Folgt man der Auffassung Marion Müllers1 und sieht in der Bildbeschreibung einen komplexen
Prozess, gar eine Kunstfertigkeit, so wird deutlich, warum es im Kontext der Bildforschung
und Kunstgeschichte einen methodologisch intendierten Diskurs gibt. Nimmt man
sich dieser Logik an (vgl. Zitat Müller) und geht davon aus, dass nicht nur das Bild selbst in
einem künstlerischen Prozess geschaffen wurde, sondern auch die Interpretation des selbigen
einem ähnlichen künstlerischen Schaffensprozess unterliegt, bleibt zu konstatieren, dass die
„Richtigkeit“ der Bildinterpretation sehr diskussionswürdig ist.
Denn Kunstprodukte zeigen sich seit je her als höchst streitbare Objekte, ähnliches gilt folglich
für die Sphäre der Interpretation von Kunst, wenn man sie selbst zu einer Form der Kunst
erhebt.
Diese Annahme wird eindrucksvoll durch die Fülle an themenbezogener Literatur bestätigt,
die sich verschiedenster philosophischer Ansätze bedient und auch eigene wissenschaftliche
Lager bildet. Der Kunsthistoriker Lambert Wiesing schreibt hierzu:
„Über das genus proximum des Bildes gehen die Meinungen in der gegenwärtigen
Philosophie des Bildes deutlich auseinander. Zumindest lassen sich als etablierte
Richtungen ein anthropologischer, semiotischer und wahrnehmungstheoretischer
Ansatz innerhalb der Bildphilosophie differenzieren.“ (Wiesing, 2005: S. 17)
So findet teilweise unabhängig vom eigentlichen Objektbezug, eine reine Auseinandersetzung
mit der Methode der Bildbetrachtung statt. Wissenschaftler wie Edmund Husserl, Jean-Paul
Sartre, Maurice Merleau Ponty, Vilém Flusser, Aby Warburg, Max Imdahl oder auch Erwin
Panofsky2 seien hier genannt. Eben all jene, die sich theoretisch und wissenschaftlich mit dem
Gegenstand des Bildes und dessen Perzeption beschäftigt haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff der Ikone
- Sinn und Deutung in der bildenden Kunst – Erwin Panofsky
- Erwin Panofsky
- Der Begriff der Ikonographie
- Der Begriff der Ikonologie
- Panofskys Dreischrittmethode
- Kritik am Ansatz Panofskys
- Die Hauptströmungen der gegenwärtigen Philosophie des Bildes nach Lambert Wiesing
- Die Verortung Erwin Panofskys Dreischrittmethode in den Hauptströmungen der gegenwärtigen Philosophie des Bildes nach Lambert Wiesing
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Erwin Panofskys Dreischrittmodell im Kontext der gegenwärtigen Philosophie des Bildes. Ziel ist es, Panofskys Ansatz zu beleuchten und ihn mit den Hauptströmungen der aktuellen Bildphilosophie nach Lambert Wiesing zu vergleichen. Die Arbeit beschränkt sich dabei auf theoretische Aspekte der Bildbetrachtung.
- Der Begriff der Ikone und seine verschiedenen Bedeutungen.
- Panofskys Dreischrittmethode zur Bildinterpretation.
- Hauptströmungen der gegenwärtigen Philosophie des Bildes.
- Vergleich von Panofskys Ansatz mit den aktuellen Strömungen.
- Theoretische Aspekte der Bildbetrachtung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Bildinterpretation ein und betont die Komplexität dieses Prozesses. Kapitel 2 untersucht den Begriff der Ikone etymologisch und in verschiedenen wissenschaftlichen Kontexten. Kapitel 3 präsentiert Erwin Panofsky als bedeutenden Kunsthistoriker und führt in seine wichtigen Beiträge ein, ohne jedoch tief in die Details seiner Methode einzutauchen.
Schlüsselwörter
Bildinterpretation, Erwin Panofsky, Ikonologie, Ikonographie, Philosophie des Bildes, Lambert Wiesing, Bildbetrachtung, Ikone, Semiotik.
- Arbeit zitieren
- Felix Till (Autor:in), 2008, Das Dreischrittmodell Erwin Panofskys im Kontext der gegenwärtigen Philosophie des Bildes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125282