Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Zusammenfassung
1 Einleitung
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Allgemeine Begriffsdefinitionen von Armut
2.2 Begriffsdefinition in Bezug auf Kinderarmut
3 Armutsrisikogruppen
3.1 Familien mit Migrationshintergrund
3.2 Arme Erwerbstätige
4 Auswirkungen von familiärer Armut auf Kinder und Jugendliche
4.1 Gesundheit und Sicherheit
4.2 Bildung
5 Herausforderungen der Sozialen Arbeit
Diskussion
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
max. maximal
z.B. zum Beispiel
bzw. beziehungsweise
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Lebenslagedimensionen (vgl. Holz, 2018, S. 690)
Zusammenfassung
Die vorliegende Studienarbeit behandelt die Herausforderungen der Sozialen Arbeit in Bezug auf Kinder und Jugendarmut. Hierbei werden vorerst die Hauptbegriffe Armut und Kinderarmut definiert und deren Zusammenhänge deutlich gemacht. Um den Rahmen der Studienarbeit beizubehalten werden nur zwei der vielen unterschiedlichen Armutsrisikogruppen vorgestellt und näher erläutert. Der Fokus wurde auf Familien mit Migrationshintergrund und arme Erwerbstätige gelegt. Bei der Betrachtung von familiärer Armut, in Bezug auf Kinder und Jugendliche, wird auf deren Auswirkungen auf die Bereiche Gesundheit, Sicherheit und Bildung eingegangen. Auch die damit einhergehenden eingeschränkten Teilhabe- und Chancenmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen werden aufgegriffen. Abschließend wird auf den wissenschaftlichen Diskurs der Herausforderungen der jeweiligen zuständigen Fachdisziplinen sowie deren Handlungsfelder. Der Schwerpunkt wird hierbei auf die Soziale Arbeit sowie auf die Betrachtung und Überprüfung der Existenz von Interdisziplinarität und Netzwerkarbeit zwischen den verschiedenen zuständigen Disziplinen im Bereich der Kinder und Jugendarmut gelegt.
1 Einleitung
Die gesellschaftlichen Teilhabe- und Verwirklichungschancen eines Menschen werden hauptsächlich von der Verfügbarkeit von Einkommen und Vermögen bestimmt. Dies betrifft im Familienkontext dementsprechend auch die anderen Familienmitglieder, wie z.B. die Kinder und heranwachsende Jugendliche. Ein hohes Einkommen erleichtert einen Zugang und individuellen Spielraum zur Förderung und besserer Entwicklung von Interessen, Kenntnissen und Fähigkeiten. Dies bezieht sich zudem auch auf andere relevante Lebensbereiche, wie z.B. Gesundheit, Wohnen und den Bildungsbereich. In Deutschland zeigt die Analyse zur Einkommens- und Vermögensverteilung eine zunehmende Ungleichheit. Dies lässt sich anhand von wachsendem Wohlstands und von verfestigender Armut und Überschuldung feststellen. Migrantinnen und Migranten, Arbeitslose, niedrig qualifizierte Menschen sowie Alleinerziehende stellen hierbei nur einen kleinen Teil der vielen unterschiedlichen von Armut Betroffenen dar (Boeckh, 2018, S.369). Diese Hauptbetroffenen der sozialen Gruppen sind weitestgehend von sozialer Ausgrenzung betroffen. Diese sind vermehrt sozialer Diskriminierung und Isolation ausgesetzt, dies betrifft auch dessen Familienmitglieder (Boeckh, 2018, S.378). Besonders häufig sind Kinder in folgenden zwei Familienkonstellationen betroffen: 50% aller Minderjährigen, die von staatlicher Grundsicherung leben werden durch ein alleinerziehendes Elternteil betreut. 36 % leben in Familien, in denen mehr als drei Kinder leben. Diese Kinder und Jugendlichen sind oft von den bereits genannten Lebensbereichen ausgeschlossen und werden dort ausgegrenzt (Engel, 2018). Den sozialen Disziplinen sowie den politischen Instanzen des Bundes und der jeweiligen Länder stehen hierbei immer noch vor großen Herausforderungen in Bezug auf die Erarbeitung von Konzepten auf interdisziplinärer und menschenrechtlich orientierter Basis. Diese Systeme bedürfen einer Systematisierung ihres Verständnisses von Veränderung, um mit diesem Handlungswissen zur Überwindung von Armut und Kinderarmut und den damit verbundenen Auswirkungen beizutragen und präventiv eingreifen zu können (Eppenstein, 2018, S.839).
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Allgemeine Begriffsdefinitionen von Armut
Der Begriff Armut lässt sich in drei Begriffe aufspalten: absolute, relative und sozio-kulturelle Armut. Absolute Armut beschreibt hier die Lage eines Menschen, in dem er seine lebenswichtigen Grundbedürfnisse auf Grund von mangelnder finanzieller Mittel nicht befriedigen kann. Diese Randgruppe muss somit ständig um ihre Existenz fürchten. Relative Armut trifft man vor allem in Wohlstandsgesellschaften an, in denen absolute Armut kaum auftritt, es aber dennoch eine ärmere Unterschicht gibt. Als relativ arm gilt man in Deutschland, wenn man max. 50 % des Medianeinkommens einer Bevölkerungsschicht zur Verfügung hat. Menschen, die von relativer Armut betroffen sind, leiden unter Unterversorgung an materiellen sowie immateriellen Gütern. Sie verspüren meist eine Einschränkung in Bezug auf deren Möglichkeiten zur Teilhabe an der Gesellschaft. Somit lässt der Begriff eher auf soziale Ungleichheit schließen. Die sozio-kulturelle oder auch gefühlte Armut kann wiederum nicht an am Einkommen bemessen werden. Sie betrifft eher das individuelle subjektive Bewusstsein jedes Einzelnen, in dem die meisten sich auf Grund ihrer wirtschaftlichen Lage durch allgemeine Diskriminierung und Ausgrenzung durch die Gesellschaft als arm bezeichnen. Dies ist oft mit einer Angst vor Armut oder Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage verbunden (World Vision Institut, 2008).
2.2 Begriffsdefinition in Bezug auf Kinderarmut
Seit 1997 werden in den AWO-ISS-Studien auch kinderspezifische Armutsursachen und -folgen untersucht. Hierbei wird der Begriff der Kinderarmut durch folgende Kriterien definiert bzw. abgeleitet:
1. Die Definition von Armut muss die kinderzentrierte Sichtweise beinhalten, also die Lebenssituation und jeweils anstehende Entwicklungen sowie die subjektive Wahrnehmung des Kindes.
2. Der familiäre Zusammenhang sowie die gesamte Situation im Haushalt muss berücksichtigt werden, da Kinder und Jugendliche in so gut wie allen Bereichen von ihren Eltern abhängig sind.
3. In Bezug auf die Armutsdefinition von Kindern und Jugendlichen muss diese mehrdimensional betrachtet werden, denn ihre Wahrnehmung von Armut bezieht sich nicht nur auf das Einkommen der eigenen Familie. Dimensionen könnten hierbei z.B. die Entwicklung und Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen sein.
4. Dennoch sollte Armut von Kindern nicht als Sammelbegriff für deren benachteiligende Lebenslagen verwendet werden. Nur wenn eine materielle Mangellage der Familie – nach definierter Armutsgrenze – vorliegt, sollte von Armut gesprochen werden (Holz, 2018, S. 689 – 690)
Um Entwicklungsbedingungen bzw. -möglichkeiten armer Kinder zu bewerten sind folgende Lebenslagedimensionen zu berücksichtigen:
Tab. 1: Lebenslagedimensionen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Daraus lässt sich ableiten, dass Kinder in Bezug auf die Thematik von Armut nur dann an Beachtung gewinnen, wenn familiäre Armut vorliegt. Also wenn das Familieneinkommen unterhalb der oben genannten Armutsgrenze liegt. Kinder und Jugendliche, bei denen zwar Teilhabemöglichkeiten eingeschränkt sind bzw. eine Unterversorgung in den vorherig genannten Lebenslagedimensionen vorliegen, wiederum jedoch keine familiäre Armut vorliegt, sind zwar als benachteiligt einzustufen, nicht jedoch als arm zu bezeichnen bzw. definieren (Holz, 2018, S. 690).
3 Armutsrisikogruppen
3.1 Familien mit Migrationshintergrund
Die Begriffe Migration und Armut stehen schon lange in einem schwierigen Diskurs zueinander. Hierbei verdichten sich zwei Diskurse, die zum einen von Ungleichheit als auch zum anderen von etwas Fremden gekennzeichnet sind. Oft resultiert daraus das Vorurteil, Armut wäre eine Migrationsphänomen. Globale oder historische Hintergründe, wie z.B. die Arbeitsmigration 1955 in Deutschland, als Armutsursache werden hierbei ausgeblendet. Dennoch wird soziale Teilhabe von der nationalen Zugehörigkeit abhängig gemacht und zwischen berechtigter und unberechtigter Teilhabe unterschieden. Somit werden gesellschaftliche Verteilungskonflikte von einer sozialen zu einer nationalen Frage (Huster, Boeckh & Mogge-Grotjahn, 2018, S.11). Die Hoffnung auf Verbesserung der wirtschaftlichen als auch der allgemeinen Lebensumstände sind ein und wesentlicher Antrieb von Migrationsprozessen in Deutschland. Die Armut und dringend notwendige Versorgung der Familie in den Herkunftsländern als auch oft existenzbedrohende Lebensumstände sind Gründe für viele Arbeitsmigranten. Hierbei sehen die Betroffenen den Weg aus der Armut durch Migration, wobei Zugewanderte stärker von Armut betroffen sind als Nichtzugewanderte. Auch Formen der Migration wie z.B. Flucht oder Familiennachzug können zu einer Armutssituation führen. Zudem bedeutet Migration für Zuwanderer auch ein Verlust an Bildungskapital, da sie meist noch die Sprache des Landes erlernen müssen. Hinzu kommt, dass die meisten Bildungsabschlüsse nicht anerkannt werden. Dies wiederrum führt zu einem Verlust an sozialem Kapital, welches fehlende kulturelle als auch soziale Teilhabe impliziert (Janßen & Bohr, 2018, S.155).
3.2 Arme Erwerbstätige
Armut trotz Erwerbstätigkeit wird in Deutschland immer noch als Phänomen wahrgenommen. Existenzsichernde Erwerbstätigkeit und zeitgleiche Armut gelten als sich gegenseitig ausschließend. Erst in den letzten zehn bis zwanzig Jahren erhielt diese Thematik öffentliches Interesse (Lohmann, 2018, S.198). Zu dieser Personengruppe gehören vor allem Menschen, dessen Haushaltsressourcen unterhalb der Armutsschwelle liegen. Hierzu gehören bspw. Einverdienerhaushalte mit Kindern, also Alleinerziehende, die trotz ihrer Vollzeiterwerbstätigkeit und ihres Einkommens unter die Armutsschwelle fallen. Daraus lässt sich schließen, dass nicht nur der Arbeitsmarkt, sondern auch die Verhältnisse des Zusammenlebens sowie die finanzielle Unterstützung des Staates einen entscheidenden Einfluss darauf haben, ob man diese als arm bezeichnet bzw. definiert (Lohmann, 2018, S.199). Hierbei weisen größere Haushalte ein höheres Risiko der Armutsgefährdung auf, genauso wie niedrige Lohnsätze und eine geringe Anzahl an Arbeitsstunden. Das Erwerbseinkommen wird in der Forschung als hauptsächliche Ressource betrachtet, welches wiederrum von hintergründigen Faktoren wie Bildung und der damit zusammenhängende Einkommenskapazität abhängig ist (Lohmann, 2018, S.201). Hinzu kommt, dass seit den 90er Jahren der Anteil von Teilzeitbeschäftigten und Angestellte auf Minijob-Basis zugenommen hat. Dies liegt zum einen an den Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen, die aus finanziellen Gründen ihre Mitarbeiter in den oben genannten Beschäftigungsverhältnissen anstellt, zum anderen an den verschiedenen Haushaltskonstellationen, wie z.B. Alleinerziehende, die zusätzlich stärker in die Kinderbetreuung involviert sind (Lohmann, 2018, S.205-207).
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