Mit diesen Seiten erscheint ein weiterer Band der Reihe „Machiavelli pur“. Zu Beginn der
Arbeiten an der Reihe stand das Anliegen, Interessierten einen möglichst unverfälschten und
unkommentierten Blick auf die Gedankenwelt und die politischen Vorstellungen Machiavellis
anzubieten. Natürlich kann man sein Werk auch ausgezeichnet kommentieren und beurteilen,
wenn man denn will. Seine Thesen laden zum Teil geradezu dazu ein, moralische Wertungen
vorzunehmen. Allein, dies würde seinen Ansatz ignorieren, moralische Erwägungen außen
vor zu lassen und sich ganz auf die Regeln des politischen Spiels einzustellen.
Dies widerspricht schließlich nicht dem Anliegen, diese eben jene moralischen Erwägungen
in der eigenen Gegenwart umgesetzt sehen zu wollen. Aber Machiavelli kann uns gerade hier
einen Dienst erweisen, indem er uns kritisch macht gegenüber jenen, die für ihr Handeln
lautstark moralische Begründungen liefern. Eben dies schlägt Machiavelli vor, für
interessengeleitetes Handeln moralische Gründe vorzuschieben. Wenn die aufmerksame
Lektüre des Florentiners uns daher unempfänglicher macht für die Versprechungen heutiger
politischer Personen, hat sich die Lektüre schon gelohnt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kapitel 1: Soll ein Staat oder eine Religion lange bestehen, so muss man sie häufig zu ihrem Ursprung zurückführen
- Kapitel 2: Wie weise es ist, sich zu rechter Zeit töricht zu stellen
- Kapitel 3: Zur Erhaltung der neu errungenen Freiheit ist es nötig, die Söhne des Brutus zu töten
- Kapitel 4: Kein Fürst ist seiner Herrschaft sicher, so lange die am Leben sind, denen sie genommen wurde
- Kapitel 5: Wodurch ein König sein ererbtes Reich verliert
- Kapitel 6: Von den Verschwörungen
- Kapitel 7: Warum der Umschwung von der Freiheit zur Knechtschaft und umgekehrt bisweilen sehr viel, bisweilen gar kein Blut kostet
- Kapitel 8: Wer eine Republik stürzen will, muss ihren Zustand in Betracht ziehen
- Kapitel 9: Wer immer Glück haben will, muss sein Verfahren je nach den Zeiten ändern
- Kapitel 10: Ein Feldherr kann der Schlacht nicht ausweichen, wenn der Gegner durchaus eine Schlacht liefern will
- Kapitel 11: Wer mit mehreren Gegnern zu tun hat, trägt, auch wenn er der Schwächere ist, den Sieg davon, wenn er nur den ersten Angriff aushält
- Kapitel 12: Ein kluger Feldherr soll seine Soldaten soviel wie möglich in die Notwendigkeit versetzen zu kämpfen, sie dem Feinde aber benehmen
- Kapitel 13: Auf wen mehr Verlass ist, auf einen guten Feldherrn mit einem schlechten Heer oder auf ein gutes Heer mit einem schlechten Feldherrn
- Kapitel 14: Die Wirkung neuer Erfindungen, die mitten im Kampfe in Erscheinung treten, oder überraschender Ausrufe, die gehört werden
- Kapitel 15: Einer, nicht viele müssen an der Spitze eines Heeres stehen; mehrere Befehlshaber sind schädlich
- Kapitel 16: Wahres Verdienst sucht man nur in schwierigen Zeiten hervor; in ruhigen Zeiten dagegen werden nicht die Verdienstvollen vorgezogen, sondern die, welche sich auf Reichtum oder Verwandtschaft stützen
- Kapitel 17: Man darf einen Mann nicht beleidigen und ihm nachher die Leitung einer wichtigen Sache anvertrauen
- Kapitel 18: Nichts bringt einem Feldherrn mehr Ehre, als die Pläne des Feindes zu durchschauen
- Kapitel 19: Ob zur Leitung der Menge Milde nötiger ist als Strenge
- Kapitel 20: Ein Beweis von Menschlichkeit richtete bei den Faliskern mehr aus als die Waffengewalt der Römer
- Kapitel 21: Woher es kam, dass Hannibal bei ganz verschiedener Handlungsweise die gleichen Erfolge in Italien hatte wie Scipio in Spanien
- Kapitel 22: Die Härte des Manlius Torquatus und die Milde des Valerius erwarben beiden den gleichen Ruhm
- Kapitel 23: Weshalb Camillus aus Rom vertrieben wurde
- Kapitel 24: Die Verlängerung des Oberbefehls brachte Rom in Knechtschaft
- Kapitel 25: Von der Armut des Cincinnatus und vieler Römer
- Kapitel 26: Wie durch Frauen ein Staat zugrunde gerichtet werden kann
- Kapitel 27: Wie man in einer Stadt die Eintracht wiederherstellen soll, und dass die Ansicht falsch ist, um sich im Besitz einer Stadt zu behaupten, müsse man sie in Uneinigkeit halten
- Kapitel 28: Man muss auf die Handlungen der Bürger Acht geben, denn unter einer tugendhaften Haltung verbirgt sich oft der Anfang der Tyrannei
- Kapitel 29: Die Sünden der Völker kommen von den Fürsten
- Kapitel 30: Ein Bürger, der in einer Republik durch sein Ansehen etwas Gutes ausrichten will, muss erst den Neid überwinden. – Wie man beim Anrücken des Feindes die Verteidigung einer Stadt einzurichten hat
- Kapitel 31: Starke Republiken und ausgezeichnete Männer bewahren im Glück und Unglück den gleichen Mut und die gleiche Würde
- Kapitel 32: Welche Mittel einige benutzt haben, um den Frieden zu hintertreiben
- Kapitel 33: Um eine Schlacht zu gewinnen, muss man dem Heer Vertrauen auf sich selbst und auf den Feldherrn einflößen
- Kapitel 34: Welcher Ruf, welche Stimme oder Meinung das Volk bestimmt, seine Gunst einem Bürger zuzuwenden, und ob es die Ämter klüger verteilt als ein Fürst
- Kapitel 35: Es ist gefährlich, sich zum Hauptratgeber einer Sache aufzuwerfen, und zwar um so gefährlicher, je außerordentlicher sie ist
- Kapitel 36: Warum man von den Franzosen gesagt hat und noch sagt, sie seien zu Beginn der Schlacht mehr als Männer und später weniger als „Weiber“
- Kapitel 37: Ob vor einer Schlacht kleine Gefechte nötig sind, und wie man das Heer mit einem neuen Feind bekannt machen soll, wenn man sie vermeiden will
- Kapitel 38: Wie ein Feldherr sein muss, wenn sein Heer Vertrauen in ihn setzen soll
- Kapitel 39: Ein Feldherr muss Geländekenntnis besitzen
- Kapitel 40: Betrug ist im Kriege ruhmvoll
- Kapitel 41: Man soll das Vaterland verteidigen, einerlei, ob mit Ruhm oder Schande; es wird immer gut verteidigt
- Kapitel 42: Erzwungene Versprechen braucht man nicht zu halten
- Kapitel 43: Die Menschen eines Landes bewahren in allen Zeiten fast das gleiche Wesen
- Kapitel 44: Mit Ungestüm und Kühnheit erreicht man oft, was man auf gewöhnlichem Wege nicht erreicht hätte
- Kapitel 45: Was in der Schlacht besser ist, den Angriff des Feindes auszuhalten und dann zum Gegenstoß zu schreiten oder gleich ungestüm auf ihn loszugehen
- Kapitel 46: Wie es kommt, dass ein Geschlecht in einer Stadt lange die gleichen Sitten bewahrt
- Kapitel 47: Ein guter Bürger muss aus Vaterlandsliebe persönliche Beleidigungen vergessen
- Kapitel 48: Wenn der Feind einen großen Fehler macht, muss man eine Kriegslist dahinter vermuten
- Kapitel 49: Um die Freiheit einer Republik zu erhalten, bedarf es täglich neuer Maßnahmen. Für welche Verdienste Quintus Fabius den Beinahmen Maximus erhielt
- Hintergrund: Die politische Lage in Machiavellis Italien
- Hintergrund: Sinigaglia aus der Sicht Machiavellis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Buch bietet eine detaillierte Analyse des dritten Buches von Machiavellis „Discorsi“, welches sich mit den handelnden Individuen in einem Staat befasst. Ziel ist es, Machiavellis strategische Überlegungen und Handlungsanweisungen in verschiedenen politischen Kontexten zu beleuchten, ohne moralische Wertungen vorzunehmen.
- Strategien für den Erhalt und Verlust von Herrschaft
- Die Rolle von Individuen und ihren Handlungen im politischen Geschehen
- Die Bedeutung von militärischer Strategie und Führung
- Der Einfluss von innerstaatlichen Faktoren auf politische Stabilität
- Die Analyse von historischen Beispielen zur Illustration politischer Prinzipien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Kapitel 1-49 des dritten Buches der Discorsi untersuchen verschiedene Aspekte des politischen Handelns. Kapitel 1 und 2 befassen sich mit der Bedeutung von Herkunft und strategischer Täuschung. Kapitel 3-6 analysieren die Gefahren für Herrscher und die Dynamik von Verschwörungen. Kapitel 7-10 behandeln militärische Strategien und die Notwendigkeit, sich an verändernde Umstände anzupassen. Die Kapitel 11-49 setzen sich mit der Führung von Armeen, den Eigenschaften eines guten Feldherrn, dem Umgang mit der Bevölkerung, dem Einfluss von Frauen auf die Politik und weiteren relevanten Aspekten der politischen Entscheidungsfindung auseinander. Es werden zahlreiche historische Beispiele herangezogen, um Machiavellis Thesen zu illustrieren.
Schlüsselwörter
Machiavelli, Discorsi, Politische Strategie, Herrschaft, Militärstrategie, Republik, Führung, Verschwörung, Geschichte, Handeln, Individuen.
- Arbeit zitieren
- M.A. Andre Budke (Autor:in), 2009, Machiavelli pur. Die Discorsi - 3. Buch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125313