In der vorliegenden Arbeit geht es mir darum, zu zeigen, welchen Funktionswandel beide von mir untersuchten volkssprachliche Bearbeitungen der Navigatio Sancti Brandani durchlaufen haben, um einem Publikum mit veränderten Leseerwartungen und Einstellungen gerecht zu werden. Ich möchte darstellen, inwieweit die Verfasser der Texte versuchten, genau diesen neuen Rezipientenkreis zu erreichen, indem sie die lateinische Vorlage in der Weise wandelten, dass sie davon ausgehen konnten, die Publikumserwartungen weitesgehend zu erfüllen. Während in der altfranzösischen Fassung, welche die erste volkssprachliche Bearbeitung darstellt, noch didaktisch - religiöse Züge bestimmend sind, lassen sich in der rund 200 Jahre später entstandenen mitteldeutschen Bearbeitung Merkmale feststellen, die wesentlich auf die Befriedigung der curiositas des Lesepublikums ausgerichtet sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zielstellung der Arbeit
- Welt-Räume und Raumverständnis im Spätmittelalter
- Umgang mit Fremdheit
- Die Sankt Brandan Legende
- Geschichte der Brandansage
- Verbreitung der Brandanlegende
- Die Altfranzösische Version „Le Voyage de Saint Brendan“
- Einleitung
- Struktur und Inhalt
- Zusammenfassung
- Die mitteldeutsche Gedichtfassung
- Einleitung
- Struktur und Inhalt
- Zum Funktionswandel der Navigatio Bearbeitungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Funktionswandel zweier volkssprachlicher Bearbeitungen der Navigatio Sancti Brandani. Sie analysiert, wie die Verfasser die lateinische Vorlage veränderten, um unterschiedliche Lesergruppen und deren Erwartungen zu bedienen. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der altfranzösischen und der mitteldeutschen Version, wobei die Veränderungen im Kontext der spätmittelalterlichen Mentalitätsgeschichte und des Raumverständnisses interpretiert werden.
- Funktionswandel der volkssprachlichen Bearbeitungen der Navigatio Sancti Brandani
- Veränderung der Leseerwartungen und -einstellungen im Spätmittelalter
- Raumverständnis und Weltbilder im Spätmittelalter
- Didaktisch-religiöse vs. auf Curiositas ausgerichtete Aspekte in den Texten
- Analyse der literarischen und rhetorischen Mittel in beiden Versionen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung erläutert die Zielsetzung der Arbeit, welche den Funktionswandel zweier volkssprachlicher Bearbeitungen der Navigatio Sancti Brandani im Kontext der sich verändernden Leseerwartungen und Einstellungen des Spätmittelalters untersucht. Sie skizziert die Unterschiede zwischen der altfranzösischen und der mitteldeutschen Version, wobei erstere didaktisch-religiöse Züge aufweist, während letztere stärker auf die Befriedigung der Curiosität des Lesepublikums ausgerichtet ist. Um diese Veränderungen besser zu verstehen, werden zunächst grundlegende Denkmuster und Raumvorstellungen des Spätmittelalters umrissen.
Welt-Räume und Raumverständnis im Spätmittelalter: Dieses Kapitel beschreibt das Raumverständnis des Spätmittelalters, beeinflusst von antiken und arabischen Denkmodellen sowie der christlichen Werteordnung. Es werden verschiedene Raumkonzepte beleuchtet, darunter die Übernahme antiker Weltbilder, die symbolischen und theologisch aufgeladenen Karten (z.B. das T-Modell), und die pragmatischeren Portolane. Besondere Aufmerksamkeit wird dem rhetorischen Raum des locus amoenus gewidmet, der von der antiken Dichtung in die spätmittelalterliche Poesie überging und eine Toposfunktion übernahm. Weitere Räume mit symbolischer Bedeutung wie die Liebesgrotte und die Burg werden ebenfalls analysiert. Das Kapitel betont die Bedeutung von Grenzen und Grenzüberschreitungen im Denken dieser Epoche.
Umgang mit Fremdheit: Dieses Kapitel beginnt mit einer Einführung in die Sankt Brandan Legende, deren Geschichte und Verbreitung beschrieben werden. Anschließend wird die altfranzösische Version „Le Voyage de Saint Brendan“ im Detail untersucht, wobei Struktur, Inhalt und die Zusammenfassung der Erzählung im Fokus stehen. Im Anschluss daran erfolgt die Analyse der mitteldeutschen Gedichtfassung, einschließlich Struktur und Inhalt. Abschließend wird der Funktionswandel der Bearbeitungen der Navigatio im Laufe der Zeit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Navigatio Sancti Brandani, Volkssprachliche Bearbeitungen, Altfranzösisch, Mittelhochdeutsch, Funktionswandel, Spätmittelalter, Raumverständnis, Weltbild, Religiöse Didaktik, Curiositas, Literarische Tradition, Topos, Locus amoenus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse volkssprachlicher Bearbeitungen der Navigatio Sancti Brandani
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Funktionswandel zweier volkssprachlicher Fassungen der Navigatio Sancti Brandani (eine altfranzösische und eine mittelhochdeutsche Version) im Spätmittelalter. Der Fokus liegt auf dem Vergleich beider Versionen und deren Anpassung an unterschiedliche Lesergruppen und deren Erwartungen.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht, wie die Verfasser die lateinische Vorlage der Navigatio Sancti Brandani veränderten, um unterschiedliche Lesergruppen anzusprechen. Es wird analysiert, wie sich die veränderten Leseerwartungen und -einstellungen des Spätmittelalters in den Texten niederschlagen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit dem Funktionswandel der volkssprachlichen Bearbeitungen, den veränderten Leseerwartungen im Spätmittelalter, dem Raumverständnis und Weltbild dieser Epoche, den didaktisch-religiösen und auf Curiositas ausgerichteten Aspekten der Texte sowie der literarischen und rhetorischen Mittel in beiden Versionen.
Wie wird das Raumverständnis des Spätmittelalters in der Arbeit berücksichtigt?
Die Arbeit beleuchtet das spätmittelalterliche Raumverständnis, das von antiken und arabischen Denkmodellen sowie der christlichen Werteordnung geprägt war. Es werden verschiedene Raumkonzepte wie antike Weltbilder, symbolische Karten (T-Modell), Portolane, der "locus amoenus" und andere Räume mit symbolischer Bedeutung (Liebesgrotte, Burg) analysiert. Die Bedeutung von Grenzen und Grenzüberschreitungen wird ebenfalls hervorgehoben.
Welche Rolle spielt die Sankt Brandan Legende in der Arbeit?
Die Sankt Brandan Legende bildet den Ausgangspunkt der Arbeit. Es wird die Geschichte und Verbreitung der Legende erläutert und anschließend die altfranzösische ("Le Voyage de Saint Brendan") und die mittelhochdeutsche Version im Detail analysiert (Struktur, Inhalt, Zusammenfassung).
Wie werden die altfranzösische und die mittelhochdeutsche Version der Navigatio Sancti Brandani verglichen?
Die Arbeit vergleicht die altfranzösische und die mittelhochdeutsche Version, um den Funktionswandel aufzuzeigen. Dabei wird der didaktisch-religiöse Charakter der altfranzösischen Version der stärker auf Curiosität ausgerichteten mittelhochdeutschen Version gegenübergestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Navigatio Sancti Brandani, Volkssprachliche Bearbeitungen, Altfranzösisch, Mittelhochdeutsch, Funktionswandel, Spätmittelalter, Raumverständnis, Weltbild, Religiöse Didaktik, Curiositas, Literarische Tradition, Topos, Locus amoenus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum Raumverständnis im Spätmittelalter, ein Kapitel zum Umgang mit Fremdheit (inkl. detaillierter Analyse der altfranzösischen und mittelhochdeutschen Versionen der Navigatio Sancti Brandani) und ein Kapitel mit Zusammenfassung und Schlussfolgerungen.
- Quote paper
- Fabian Hentschel (Author), 2002, St. Brandan: Vergleichende Untersuchung zweier volkssprachlicher Bearbeitungen der "Navigatio Sancti Brandani", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12534