Wir schreiben das Jahr 2001. Riesige-flat-screen Bildschirme haben die antiken Plakatwände verdrängt. Im rasanten Bildschnitt werden die neuesten Konsumprodukte angepriesen, untermalt von rhythmischer Musik. Pupillometer registrieren dabei die Weg- und Verweildauer der Blicke aller Passanten und senden ihre Daten direkt an die Agenturen zur Auswertung der Werbewirkung. Die elektronische U-Bahn-Werbung verkürzt den Passagieren die Wartezeit. Sensoren messen die Geschwindigkeit des Zuges und passen so die Bildreihenfolge der seitlich montierten Bildschirme an. Der fahrende Zug läßt die Einzelbilder zu flüssigen Bewegungen werden. Lesepulte haben das Buch ersetzt und ermöglichen über den Datenhighway Zugang zu allen Bibliotheken der Welt. Virtuelle Kaufhäuser bieten über Internet ein 24 Stunden Bestellservice und verwischen somit die Grenze zwischen Werbung und Verkauf. So oder ähnlich klangen noch vor kurzem Zukunftsprognosen und sagten den klassischen Printmedien ein baldiges Ende voraus. Daß dem nicht so sein wird, steht mittlerweile fest. Umberto Eco, der sich selbst zur Zeit mit der Produktion einer Lexikon CD-ROM befaßt, spricht von einer Bereicherungs- und nicht Verdrängungswirkung des electronic publishing. Die Plakatwerbung hat sich trotz zunehmender Konkurrenz der elektronischen Medien behauptet und wird es auch in Zukunft. Ausschlaggebend für die Renaissance, die dem Plakat in den letzten Jahren erfuhr, sind vor allem die neuen
Werbetrends, die sich mit drei Worten beschreiben lassen: Simplifizierung, Ästhetisierung und Visualisierung. Da eine Erhöhung der Frequenz bei der Plakatwerbung durch die ohnehin hohe Stellendichte als nicht möglich erschien, galt es, die Plakatlayoutgestaltung zu verbessern.Daß Kommunikation nicht den Gesetzen der Zufallswahrscheinlichkeit unterliegt, sondern durch Regeln bestimmt ist, gilt auch und vor allem für die Bildkommunikation. Die bisher übliche intuitive Plakatgestaltung gehört somit der Vergangenheit an. Sozialtechniken und Gestaltungsstrategien werden zukünftigbestimmen, was wir auf den Plakatwänden sehen. Werner Kroeber-Riel, Direktor des Instituts für Konsum- und Verhaltensforschung, nennt deshalb Kreativität + Sozialtechniken als Formel für den zukünftigen Erfolg der Plakatwerbung. Über die Entwicklung der Plakatwerbung und ihre Strategien und Techniken zur Anpassung an die veränderten Kommunikationsbedingungen sowie als Reaktion auf die Konkurrenz der elektronischen Medien handelt diese Diplomarbeit.
Inhaltsverzeichnis
- THEORETISCHER TEIL
- Einleitung
- DAS PLAKAT
- Die Geschichte und Entwicklung des Plakates
- Die Ursprünge der Wandreklame
- Das lithographische Plakat
- Das Plakat des Jugendstils
- Der erste Weltkrieg
- Das Plakat der Zwischenkriegszeit
- Konstruktivismus und Graphic Design
- Das politische Plakat der 1. Republik
- Das Propaganda-Plakat der NS-Zeit
- Das Plakat der Nachkriegszeit
- Der Beginn des elektronischen Zeitalters
- Mechanisierte Kunst
- Das Plakat in Österreich
- Die Relevanz des Plakates in Österreich
- Die Sonderstellung des Plakats in Österreich
- Österreichs Werbevolumen im europäischen Vergleich
- Die Entwicklung des Werbevolumens
- Die Entwicklung der Mediamarktanteile
- Die Werbeausgaben nach Wirtschaftsbereichen
- Der Werbekostenindex
- Die Plakatdichte
- Die Plakatformate
- Die Plakatfrequenz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Strategien und Techniken der Plakatwerbung im Kontext veränderter Kommunikationsbedingungen. Sie analysiert die historische Entwicklung des Plakats und beleuchtet dessen besondere Rolle im österreichischen Werbesektor.
- Historische Entwicklung der Plakatgestaltung
- Einfluss verschiedener Epochen und Stile auf die Plakatgestaltung
- Die Bedeutung des Plakats im österreichischen Werbemarkt
- Analyse von Werbevolumen und Mediamarktanteilen
- Spezifische Gestaltungsmerkmale und -techniken der Plakatwerbung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein. Der erste Teil befasst sich mit der Geschichte und Entwicklung des Plakats, beginnend bei den Ursprüngen der Wandreklame bis hin zum Beginn des elektronischen Zeitalters. Es werden verschiedene Stilepochen und deren Einfluss auf die Plakatgestaltung beleuchtet. Der zweite Teil konzentriert sich auf die Bedeutung des Plakats in Österreich, indem er das Werbevolumen, die Mediamarktanteile und weitere relevante Faktoren analysiert.
Schlüsselwörter
Plakatwerbung, Kommunikationsgeschichte, Werbegeschichte, Österreich, Werbemarkt, Mediamarkt, Plakatgestaltung, Werbevolumen, historische Entwicklung, Stilepochen, Graphic Design, Konstruktivismus.
- Arbeit zitieren
- Wilhelm Bauer (Autor:in), 1995, Die Strategien und Techniken der Plakatwerbung als Reaktion auf die veränderten Kommunikationsbedingungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125364