Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Werk Lenz von Georg Büchner aus dem Jahre 1839, welches zu seiner Zeit viel Aufmerksamkeit auf sich zog, da erstmals in der Geschichte der Literatur die Gedankenwelt eines schizophrenen Menschen aufgezeichnet worden ist.
Der gleichnamige Protagonist Lenz besucht den ihm bekannten Pfarrer Oberlin und verspricht sich dadurch Frieden und Heilung vom seelischen Leiden. Lenz ist dabei fortlaufend immer wieder auf Konfrontationskurs mit der sich ihm umgebenden Natur.
Die Arbeit soll demnach unter Berücksichtigung der Fragestellungen und der These, die Bedeutung der Natur in Lenzens Wahrnehmung näher erläutern, sowie analysieren und darstellen. Die erste Fragestellung lautet dabei, in welcher Verbindung die Natur und Lenzens Gemütszustand stehen und meine aufgestellte These: „Die Natur spiegelt den Gemütszustand von Lenz wider“.
Um ein einfaches Nachvollziehen meiner Ausführungen zu gewährleisten, wird zu Beginn die Schizophrenie näher definiert und Symptome dieser Krankheit an der Figur Lenz aufgezeigt und nachgewiesen, da diese in Zusammenhang mit den Naturbeschreibungen, sowie der Erzählweise stehen.
Anschließend wird die Reise des Protagonisten durch das Steintal in das Dorf Waldbach behandelt. Diese Szene wird im Hinblick auf die Beziehung zwischen Lenz und der ihn umgebenden Berglandschaft analysiert.
Im Folgenden gehe ich näher auf die Reise nach Straßburg ein, um sichtbar zu machen, dass sich Lenzens anfängliche, zunächst ungewohnte Naturangst in eine Natursehnsucht wandelt. Der letzte inhaltliche Gliederungspunkt wird die Analyse der Erzählweise und des Erzählstils sein, da Georg Büchner hierdurch die besondere psychische Verfassung Lenzens vermitteln kann.
Daran anknüpfend wird die zweite Fragestellung, welche Relevanz der gewählten Ausdrucks- bzw. Erzählweise zugesprochen werden kann und weshalb Büchner eine solche wählt, herausgearbeitet, denn anstatt die innere Verfasstheit Lenzens im Text explizit zu betiteln, wählt Büchner exzessive und ausladende Formulierungen der Naturbeschreibungen, sowie konkrete Erzählweise und sprachliche Mittel, um den inneren Zustand des Protagonisten darzustellen und eine Verbindung dieser Naturbeschreibungen und psychischen Verfassung zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeine Analyse der Schizophrenie
2.1 Die Unterteilung der Schizophrenie und die Symptome
2.2 Nachweis der Krankheit an der Figur Lenz
3. Die Naturschilderungen
3.1 Lenzens Reise durch das Gebirge zum Steintal
3.2 Lenzens Reise nach Straßburg
4. Die Analyse der Erzählweise
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Werk Lenz von Georg Büchner aus dem Jahre 1839, welches zu seiner Zeit viel Aufmerksamkeit auf sich zog, da erstmals in der Geschichte der Literatur die Gedankenwelt eines schizophrenen Menschen aufgezeichnet worden ist.
Der gleichnamige Protagonist Lenz besucht den ihm bekannten Pfarrer Oberlin und verspricht sich dadurch Frieden und Heilung vom seelischen Leiden. Lenz ist dabei fortlaufend immer wieder auf Konfrontationskurs mit der sich ihm umgebenden Natur.
Die Arbeit soll demnach unter Berücksichtigung der Fragestellungen und der These, die Bedeutung der Natur in Lenzens Wahrnehmung näher erläutern, sowie analysieren und darstellen.
Die erste Fragestellung lautet dabei, in welcher Verbindung die Natur und Lenzens Gemütszustand stehen und meine aufgestellte These: „Die Natur spiegelt den Gemütszustand von Lenz wider“.
Um ein einfaches Nachvollziehen meiner Ausführungen zu gewährleisten, wird zu Beginn die Schizophrenie näher definiert und Symptome dieser Krankheit an der Figur Lenz aufgezeigt und nachgewiesen, da diese in Zusammenhang mit den Naturbeschreibungen, sowie der Erzählweise stehen.
Anschließend wird die Reise des Protagonisten durch das Steintal in das Dorf Waldbach behandelt. Diese Szene wird im Hinblick auf die Beziehung zwischen Lenz und der ihn umgebenden Berglandschaft analysiert.
Im Folgenden gehe ich näher auf die Reise nach Straßburg ein, um sichtbar zu machen, dass sich Lenzens anfängliche, zunächst ungewohnte Naturangst in eine Natursehnsucht wandelt.
Der letzte inhaltliche Gliederungspunkt wird die Analyse der Erzählweise und des Erzählstils sein, da Georg Büchner hierdurch die besondere psychische Verfassung Lenzens vermitteln kann.
Daran anknüpfend wird die zweite Fragestellung, welche Relevanz der gewählten Ausdrucks- bzw. Erzählweise zugesprochen werden kann und weshalb Büchner eine solche wählt, herausgearbeitet, denn anstatt die innere Verfasstheit Lenzens im Text explizit zu betiteln, wählt Büchner exzessive und ausladende Formulierungen der Naturbeschreibungen, sowie konkrete Erzählweise und sprachliche Mittel, um den inneren Zustand des Protagonisten darzustellen und eine Verbindung dieser Naturbeschreibungen und psychischen Verfassung zu verdeutlichen.
2. Allgemeine Analyse der Schizophrenie
Der Begriff „Schizophrenie“ entstammt dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Spaltung des Geistes“.1 So kann die Persönlichkeitsstörung als ein Auseinanderfallen der gedanklichen Verbindung bezeichnet werden2, die das Denken, die Gefühle und das Handeln des Menschen sowie seine Sinne (z.B. Hören, Fühlen, Sehen) derart beeinträchtigt, dass der Bezug zu sich selbst wie auch zur Umwelt erheblich beeinträchtigt wird.3
Spuren dieser Erkrankung lassen sich zwar bereits seit dem Mittelalter nachweisen, allerdings begann mit zunehmender Relevanz der Naturwissenschaften eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Wahn im Grunde erst mit der Geburtsstunde der Psychiatrie und Psychotherapie im frühen 19. Jahrhundert, da Wissenschaftler diese Zustände der Psyche nicht mehr als göttliche Strafe ansahen.4
2.1 Die Unterteilung der Schizophrenie und die Symptome
In dem Werk Traite des Maladies Mentales aus dem Jahre 1860 des französischen Psychiaters Bénédict Augustin Morel (1809-1873), beschreibt dieser Zustände, welche auf eine degenerative neurologische Erkrankung hindeuten. Symptome dieser sogenannten dementia praecox sind Beeinträchtigungen von Antrieb, Sprache, Stimmung und wahnhaften Zustände.“5
Diese Beschreibung der besagten Indisposition ist der Vorläufer der uns heute bekannten Schizophrenie.
Emil Kraepelin, um einen weiteren bedeutenden Psychiater zu nennen, beschreibt zusätzlich zu diesen Arten von Störungen der Realitätswahrnehmung, Denk- und Wahrnehmungsstörungen sowie sogenannte affektive Störungen. Diese Vorstellung dieser Erkrankung zweifelte der Psychiater Eugen Bleuler im Jahr 1911 demgegenüber an und verwies auf den neuen Begriff der Schizophrenie. Dieser wurde ebenfalls durch psychotische Zustände als Symptome erweitert.6
Selbstgespräche, Paranoia, Selbstmordversuche können Nebenwirkungen und Folgen darstellen.
Auch nach heutiger Sicht kann eine Erkrankung der Figur Lenz, gemäß ICD-10 diagnostiziert werden. Per Definitionem des ICD-10 sind „die schizophrenen Störungen im Allgemeinen durch grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte gekennzeichnet. Die wichtigsten Phänomene sind Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Wahnwahrnehmung, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn oder das Gefühl des Gemachten, Stimmen.“7
Die erkrankte Person ist von etwas subjektivem überzeugt, was jedoch nicht der realen Welt entspringt.8
2.2 Nachweis der Krankheit an der Figur Lenz
Da die Figur Lenz wird in Georg Büchners gleichnamiger Novelle als klar krank, störungserleidender Mensch dargestellt wird, lassen sich hierbei Parallelen zu der Krankheit nachweisen. Er hat Denkstörungen, die zum Beispiel sehr deutlich bei dem Versuch das tote Mädchen wiederzubeleben zu erkennen sind, als er es mit „Stehe auf und wandle!"9 zum Gehen auffordert.
Gleichermaßen wird die zweite benannte Art der Schizophrenie, die Wahrnehmungsstörungen, zu Anfang der Novelle deutlich, als Lenz als Krankheitsleidend(er) vorgestellt wird, indem er die Landschaft als etwas wahrnimmt, was sich an ihn herandrängt und im Gegensatz dazu auch von ihm weicht und in der den Objekten Attribute zugesprochen werden, welche normalerweise nur auf Lebewesen zutreffen. Beispiele dazu sind folgende Zitate: „Es war als ginge ihm was nach, und als müsse ihn was Entsetzliches erreichen, etwas das Menschen nicht ertragen können, als jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm." (DKV, S. 226) sowie „und die Wolken, wie wilde wiehernde Rosse heransprengten“ (DKV, S. 225). Daran wird die Verkörperung von Objekten zu Gestalten sichtbar.
[...]
1 Frank & Timme GmbH, Verlag für wissenschaftliche Literatur: Bilder der Schizophrenie, Berlin, 2015, S.65
2 Vgl. Häfner, Heinz: Das Rätsel Schizophrenie: eine Krankheit wird entschlüsselt. München: Beck. 2005. S. 18.
3 Remschmidt, Helmut/ Theisen, Frank. Schizophrenie. Heidelberg: Springer, 2011. S.14.
4 Zerbin-Rüdin, Edith. Vererbung und Umwelt bei Entstehung psychischer Störungen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1985 In: Erträge der Forschung. Band 28. S. 1.
5 Theocharis Chr. Kyziridis: Notes on the History of Schizophrenia. In: German Journal of Psychiatry. 8. Nr. 3. 2005. S. 42–48
6 https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014296/2004-08-11/, 21.03.2022
7 Systematisches Verzeichnis Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision. Herausgegeben vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information DIMDI im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Version 2022. https://www.icd-code.de/suche/icd/code/F20.-.html?sp=SSchizophrenie (24.03.2022)
8 Häfner, Heinz. S.48
9 Georg Büchner: Dichtungen, Schriften, Briefe und Dokumente. Text und Kommentar. 2.Bde. Hrsg. v. Henri Poschmann. Frankfurt a. Main: Deutscher Klassiker Verlag 2006. S.242 Z.3.
- Quote paper
- Anonymous,, 2022, Die Landschaft als Seelenspiegel der Figur Lenz. Analyse der Erzählweise in Georg Büchners Werk "Lenz", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1253817
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