Die „vraye et parfaicte amour“ Rolandines (21. Novelle)

Referatsausarbeitung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die „vraye et parfaicte amour“ Rolandines (21. Novelle)
2.1 Die Rahmenhandlung
2.2 Die Struktur der Novelle
2.2.1 Handlung
2.2.2 Epilog
2.2.3 Diskussion in der Erzählrunde
2.3 Interpretation: Die 21. Novelle als Positivbeispiel für die „vraye charité“
2.3.1 Rolandine als selbstbestimmt handelnde Figur
2.3.2 Der Gegensatz zwischen „cupiditas“ und „caritas“
2.3.3 Rolandine als Positivbeispiel für die „vraye charité“
2.3.4 Das explizite Eingreifen Gottes

3. Zusammenfassung

4. Literaturangaben

1. Einleitung

Im Mittelpunkt der Novellensammlung „L´ Heptaméron“ [1558/1559], des Spätwerks der französischen Renaissance-Schriftstellerin Marguerite de Navarre, steht die Liebe in all ihren Facetten. „Um das Thema Liebe herum zeichnet die Verfasserin ein realistisches Bild der Gesellschaft des 16. Jahrhunderts.“[1]

Die 21. Novelle (Untertitel: „L´honnête et merveilleuse amitié d´une fille de grande maison et d´un bâtard, et l´empêchement qu´une Reine donna à leur mariage, avec la sage réponse de la fille à la Reine.“[2]), die im Referat und in der hier vorliegenden Referatsausarbeitung näher untersucht wurde, nimmt unter den 72 Novellen des „L´ Heptaméron“ eine wichtige Stellung ein, die fast schon als Sonderstellung angesehen werden kann. Um dies näher zu erläutern, sollen im Folgenden zunächst die Rahmenhandlung und die Struktur der Novelle beleuchtet werden, woraufhin sich eine Interpretation der Novelle anschließt.

2. Die „vraye et parfaicte amour“ Rolandines (21. Novelle)

2.1 Die Rahmenhandlung

Die 21. Novelle, die mit je nach Ausgabe etwa 19 Seiten eine der längsten des „L´ Heptaméron“ darstellt, wird am Beginn des dritten Tages von Parlamente erzählt. Nachdem Saffredent am Ende des Vortages mit dem Erzählen der 20. Novelle die Tugendhaftigkeit des weiblichen Geschlechts in Frage stellte, will Parlamente nun ein Beispiel für die Ehrenhaftigkeit und Tugend der Frauen geben[3].

Sie wendet sich ausdrücklich an die Frauen in der Erzählrunde (Oisille, Nomerfide, Ennasuite und Longarine) und erklärt, sie beabsichtige zu zeigen, „qu´il y a des dames qui en leurs amitiés n´ont cherché nulle fin que l´honnêteté.“[4]

2.2 Die Struktur der Novelle

In der Situation fingierter Mündlichkeit lässt Marguerite de Navarre nun also ihre Erzählerfigur Parlamente die 21. Novelle vortragen. Betrachtet man die Struktur der Novelle, lässt sich eine Dreiteilung in Handlung, Epilog und die sich anschließende Diskussion in der Erzählrunde feststellen.

2.2.1 Handlung

Am Beginn der Novelle steht die Einführung der Hauptfigur Rolandine, die von ihrem geizigen Vater und der Königin, an deren Hof sie lebt, vernachlässigt wird und keinen Ehemann erhält. Sie zieht sich in ihren Glauben an Gott zurück. Als sie einen Edelmann kennenlernt und sich in ihn verliebt, beginnt eine „amitié courtoise“. Die beiden Liebenden, durch gemeinsames Leid vereint, verbindet eine züchtige Liebe, deren Grundlage die Suche nach Trost beim jeweils anderen ist. Eine offizielle Heirat ist nicht möglich, also muss ihre Liebe geheim bleiben. Diese geheime „amitié courtoise“ wird durch die schon Jahre lang andauernden Ungerechtigkeiten legitimiert, die Rolandine von Seiten ihres Vaters und der Königin widerfahren sind. Rolandine schöpft immer wieder Kraft mit Hilfe von Gebeten und Wallfahrten.

Als nächster Schritt folgt die heimliche Heirat der beiden Liebenden, nachdem die Königin von den Treffen der beiden erfahren und ihnen jeglichen Umgang miteinander verboten hat. In einer Kirche heiraten Rolandine und der Edelmann, ohne Pfarrer und Familie, nur vor Gott und sich selbst. Rolandine fordert von dem Edelmann jedoch das Versprechen ein, dass die Ehe erst dann vollzogen werden dürfe, wenn sie eine freie Frau sei. Dies bedeutet, dass der Vollzug der Ehe nur auf das Einverständnis oder den Tod des Vaters folgen kann.

Im Mittelpunkt der nächsten Handlungsphase steht die Entdeckung der heimlichen Heirat: Briefe des Edelmanns an Rolandine werden gefunden, wodurch die Königin von der heimlichen Eheschließung erfährt. Rolandine muss sich vor der Königin für ihr Handeln verantworten. Sie bereut es nicht, ihre Herrin und ihren Vater hintergangen zu haben, da ihr von ihnen nur Unrecht widerfahren und ihr Gewissen vor Gott rein sei. Während der Edelmann nach der Entdeckung der heimlichen Kommunikation und Heirat nach Deutschland flieht, wird Rolandine in ein Waldschloss verbannt und dort gefangen gehalten.

2.2.2 Epilog

Im Epilog der Handlung kommt die Untreue des Edelmanns im Gegensatz zur Treue Rolandines zum Vorschein: Denn der Edelmann verliebt sich, kaum dass er in Deutschland ist, in eine andere Dame. Obwohl Rolandine davon erfährt, schwört sie, ihm bis in den Tod treu zu bleiben und widersteht der Versuchung, die mit ihm geschlossene Ehe als nichtig zu betrachten und so ihre Freiheit wieder zu erlangen. Es wird deutlich, dass der Edelmann der „cupiditas“, Rolandine aber der „caritas“ verhaftet ist.

Die folgenden Geschehnisse können als „göttliche Interventionen“[5] angesehen werden, denn zum einen stirbt der untreue Edelmann plötzlich, noch bevor er sich neu verheiraten kann. Zum anderen versöhnt sich Rolandine daraufhin wieder mit ihrem Vater, der nun ihre Standhaftigkeit, Treue und Tugend bewundernd zur Kenntnis nimmt und die volle Verantwortung für das ihr widerfahrene Unrecht übernimmt. Rolandine findet ihr Glück in einer standesgemäßen Ehe mit einem anderen Edelmann, mit dem sie zwei Söhne hat.

[...]


[1] Grimm, Jürgen (Hrsg.): Französische Literaturgeschichte, Stuttgart 1999, S. 127.

[2] de Navarre, Marguerite: L´Heptaméron, Paris 1982, S. 206.

[3] Das Alternieren zwischen männlichem und weiblichem Erzähler ist eine der wenigen starren Vorgaben, der sich die Erzählrunde verpflichtet hat.

[4] de Navarre, S. 205.

[5] Vgl.: Garnier-Mathez, Isabelle: Du conte divertissant à la méditation spirituelle: La vraye et parfaicte amour de Rolandine. Explication littéraire d´un extrait de la Nouvelle 21, in: Bertrand, Dominique (Hrsg.): Lire L´ Heptaméron, Clermont-Ferrand 2005, S. 115.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die „vraye et parfaicte amour“ Rolandines (21. Novelle)
Untertitel
Referatsausarbeitung
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Neuere Philologien – Institut für Romanische Sprachen und Literaturen)
Veranstaltung
(Französische Literatur): Novellen als moralische Exempla in Marguerite de Navarres L´Heptaméron
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V125389
ISBN (eBook)
9783640310838
ISBN (Buch)
9783640309863
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Interpretation der 21. Novelle des "L´Heptaméron" von Marguerite de Navarre
Schlagworte
Rolandine, Liebe, Navarre, Heptameron, Novelle, Renaissance, Frankreich
Arbeit zitieren
Susanne Hasenstab (Autor:in), 2008, Die „vraye et parfaicte amour“ Rolandines (21. Novelle), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125389

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