Unter dem Stichwort Blockchain Governance beschäftigen sich zahlreiche Forschungsorganisationen wie das „European Union Blockchain Observatory and Forum“, das „Stanford Center for Blockchain Research“ und die „UN Climate Chain Coalition“ mit den vielseitigen Blockchain-Einsatzmöglichkeiten im Kontext sowohl internationaler Zusammenarbeit als auch internationaler Organisationen. Im Fokus dieser Forschungsarbeit steht eine Initiative, die sich selbst als Grasroot-Bewegung versteht und die Grenzen auflösen und Institutionen überflüssig machen möchte. Die Bitnation, ein 2014 ins Leben gerufenes Projekt, möchte nichts Geringeres als mithilfe der Blockchain-Technologie eine neue Weltordnung herbeiführen. Individuen sollen dazu ermächtigt werden, sich in sogenannten „DBVNs“ zu organisieren und unabhängig von staatlicher Autorität eine transnationale Community zu bilden, die sich der Gerichtsbarkeit der Nationalstaaten entzieht.
Weltbürger, die zum normativen Bezugspunkt globaler Ordnungsbildung werden, sind auch dem Kosmopolitismus inhärent. Ausgehend davon wird diese Forschungsarbeit von der Forschungsfrage geleitet, welche policy-bezogene Leistungsfähigkeit freiwillige Zusammenschlüsse vom Typ Bitnation haben und welchen Beitrag sie zu einer globalen, demokratischen Governance-Struktur leisten können. In einem ersten Schritt betrachten wir die technischen Grundlagen der Blockchain-Technologie und die daraus erwachsenden Potenziale, die der Einsatz einer Blockchain für die Abwicklung von Verwaltungsakten und Regierungsleistungen hat. Anschließend werden im Theorieteil die Grundsätze einer kosmopolitischen Ordnung nach David Held (2009) skizziert. Darin drückt David Held die kosmopolitischen Werte formal in Form von Prinzipien aus, die die Grundlage für den Schutz jedes Menschen bilden sollen. In der Diskussion wird basierend auf den kosmopolitischen Prinzipien untersucht, inwieweit das von der Bitnation angebotene Governance-Modell von konkurrierenden DBVNs basierend auf der Blockchain-Technologie die kosmopolitischen Werte widerspiegelt. Dem vorgelagert werden die technischen Realisierungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie bezüglich ihrer Fähigkeit der Dezentralisierung und der Aufrechterhaltung einer souveränen Gerichtsbarkeit geprüft. Entlang der Frage, ob eine Weltordnung, bestehend aus DBVNs, eine leistungsfähige kosmopolitische Governance-Struktur bilden könnte, soll die Forschungsarbeit abgeschlossen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Verwendete Begriffe und Konzepte
- 3 Die Blockchain-Technologie
- 3.1 Technische Grundlagen der Blockchain-Technologie
- 3.1.1 Konsensbildung
- 3.1.2 „Smart Contracts“
- 3.2 Potenziale und Eigenschaften des Blockchain-Designs für Governance-Zwecke
- 3.1 Technische Grundlagen der Blockchain-Technologie
- 4 Theorie
- 5 Methodologie
- 6 Die Bitnation und „Decentralized Borderless Voluntary Nations“
- 7 Diskussion
- 7.1 Technische Realisierungsmöglichkeiten
- 7.1.1 Blockchain-Jurisdiktion und Souveränität
- 7.1.2 Dezentralisierung durch Decentralized Autonomous Organization (DAO)
- 7.2 Gleichheit und Unabhängigkeit der Einflusschancen
- 7.3 Das Prinzip der Inklusivität und der Subsidiarität
- 7.4 Eine globale Ordnung bestehend aus DBVNs?
- 7.1 Technische Realisierungsmöglichkeiten
- 8 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Forschungsarbeit untersucht die policy-bezogene Leistungsfähigkeit von freiwilligen Zusammenschlüssen vom Typ Bitnation, die sich mittels Blockchain-Technologie jenseits nationaler Grenzen organisieren und eine neue Weltordnung anstreben. Im Zentrum steht die Frage, welchen Beitrag diese Initiativen zu einer globalen, demokratischen Governance-Struktur leisten können.
- Technische Grundlagen und Potenziale der Blockchain-Technologie für Governance-Zwecke
- Kosmopolitische Prinzipien als Grundlage einer globalen Ordnungsbildung
- Analyse der technischen Realisierungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie im Kontext von dezentralisierten, grenzenlosen, freiwilligen Nationen (DBVNs)
- Bewertung der Governance-Modelle von DBVNs hinsichtlich ihrer Übereinstimmung mit kosmopolitischen Werten
- Diskussion der Frage, ob eine Weltordnung, bestehend aus DBVNs, eine leistungsfähige kosmopolitische Governance-Struktur bilden könnte
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung führt in die Thematik der Blockchain-Governance ein und stellt die Forschungsfrage nach der policy-bezogenen Leistungsfähigkeit von Bitnation-ähnlichen Initiativen.
- Kapitel 2: In diesem Kapitel werden zentrale Begriffe und Konzepte wie Governance, Souveränität und Jurisdiktion erläutert.
- Kapitel 3: Die technischen Grundlagen der Blockchain-Technologie werden vorgestellt, einschließlich der Funktionsweise von Konsensbildung und „Smart Contracts“ sowie ihrer Potenziale für Governance-Zwecke.
- Kapitel 4: Der Theorieteil skizziert die Grundsätze einer kosmopolitischen Ordnung nach David Held, die als normativer Bezugspunkt für die Analyse der Bitnation dienen.
- Kapitel 5: Das Kapitel behandelt die Methodologie der Forschungsarbeit.
- Kapitel 6: Die Bitnation als Prototyp einer „Decentralized Borderless Voluntary Nation“ wird vorgestellt und ihre Zielsetzung sowie ihre Funktionsweise im Detail beschrieben.
- Kapitel 7: In der Diskussion werden die technischen Realisierungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie im Kontext von DBVNs untersucht, insbesondere die Aspekte der Dezentralisierung, Jurisdiktion und Souveränität. Außerdem werden die Governance-Modelle von DBVNs hinsichtlich ihrer Übereinstimmung mit kosmopolitischen Werten analysiert.
Schlüsselwörter
Die Forschungsarbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Blockchain-Governance, insbesondere mit der Frage nach der Leistungsfähigkeit von dezentralisierten, grenzenlosen, freiwilligen Nationen (DBVNs) wie der Bitnation. Die Arbeit betrachtet dabei technische Aspekte der Blockchain-Technologie, kosmopolitische Prinzipien und die Implikationen für eine globale, demokratische Governance-Struktur.
- Arbeit zitieren
- Janik Horstmann (Autor:in), 2021, Blockchain-based (democratic) Governance. Welche policy-bezogene Leistungsfähigkeit können freiwillige Zusammenschlüsse vom Typ Bitnation haben?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1254308