Im Zuge der Globalisierung und Internationalisierung der Kapitalmärkte ist eine rasche Veränderung des gesamten europäischen sowie deutschen Rechnungslegungssystems zu beobachten.[...] Die Durchsetzung der angloamerikanischen Standards, wie IAS/IFRS sowie US-GAAP, auf der internationalen und der europäischen Ebene [...] auf dem Wege der Harmonisierung der Rechnungslegung war der lang erwartete Referentenentwurf eines Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes, welcher von dem Bundesjustizministerium am 08.11.2007 vorgelegt wurde und als „…die wohl größte Reform der handelsrechtlichen Bilanzierung seit dem Bilanzrichtlinien-Gesetz (BiRiLiG) von 1985...“ bezeichnet wird. Darauf folgend wurde der RefE überarbeitet und am 21.05.2008 hat das BMJ einen neuen Regierungsentwurf für ein BilMoG mit wesentlichen Änderungen und Nachbesserungen im Vergleich zu dem RefE, herausgegeben. Die vorgesehenen Änderungen sind sowohl im Umfang als auch im Inhalt weitreichend, soweit sie zahlreiche Ansatz-, Bewertungs- und Konsolidierungsregelungen im Einzel- sowie Konzernabschluss betreffen. Nicht unberührt bleiben auch die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung, was eine Aussage, wie „Das HGB wird nicht mehr dasselbe sein!“ (Fülbier und Gassen 2007: 2605), berechtigen lässt. Außerdem wurde einer der komplexesten und strittigen Bereiche der Rechnungslegung, wie Bilanzierung latenter Steuern, von den grundlegenden Änderungen getroffen. Mit Blick auf die aktuelle Finanzmarktkrise sollten diese Veränderungen kritisch analysiert werden, um den nötigen Überblick über die Vor- und Nachteile der bevorstehenden Reform hinsichtlich der Bilanzierung latenter Steuern zu verschaffen. Denn nur unter der entsprechenden Analyse der Auswirkungen der neuen Vorschriften des BilMoG bezüglich der Bilanzierung der Steuerlatenzen kann eine richtige Abschätzung von möglichen kurz- bis mittelfristigen Konsequenzen für die betroffene Unternehmen erfolgen. Die aktuellen Meinungen in den Fachkreisen sowie der einzelnen Experten zum Thema „latente Steuern nach dem BilMoG“ sind im Allgemeinen begrüßenswert, aber an manchen Stellen auch kritisch. Somit werden die Fragen und Aufregungen, welche diesbezüglich zur Diskussion stehen, im Rahmen dieser Arbeit ausgearbeitet und analysiert. Im Endeffekt wird es von den Änderungen bis zur endgültigen Fassung des BilMoG abhängen, ob und in welchem Umfang sich die vorgenommenen Ziele und Ansprüche bezüglich der Bilanzierung latenter Steuerpositionen durchsetzen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zielsetzung der Arbeit
- 3. Gang der Arbeit
- 4. Allgemein zu latenten Steuern
- 4.1. Entwicklungsgeschichte
- 4.2. Definition, Entstehungsursachen und Abgrenzung latenter Steuern
- 4.2.1. Timing-Konzept
- 4.2.2. Temporary-Konzept
- 4.2.3. Vergleich der beiden Abgrenzungskonzepte
- 4.3. Methoden zur Abgrenzung latenter Steuern
- 4.3.1. Liability-Methode
- 4.3.2. Deferred-Methode
- 4.3.3. Vergleich der Abgrenzungsmethoden und deren Kompatibilität mit den Abgrenzungskonzepten
- 5. Bilanzierung latenter Steuern nach dem bisherigen HGB
- 5.1. Die bestehenden Regelungen des HGB im Einzelabschluss
- 5.1.1. Timing-Konzept und Liability-Methode
- 5.1.2. Ansatz aktiver und passiver latenten Steuern nach HGB
- 5.1.3. Ermittlung, Bewertung und Ausweis latenten Steuern
- 5.2. Die bestehenden Regelungen des HGB im Konzernabschluss unter Berücksichtigung von DRS 10
- 5.2.1. Definition und Ursachen latenter Steuern
- 5.2.2. Vorschriften zur latenten Steuerabgrenzung
- 5.2.3. Besonderheiten latenter Steuern
- 5.1. Die bestehenden Regelungen des HGB im Einzelabschluss
- 6. Bilanzierung von latenten Steuern im Einzel- und Konzernabschluss nach IAS/IFRS
- 6.1. Definition, Abgrenzung und Ansatz latenter Steuern
- 6.2. Ansatz passiver und aktiver latenten Steuern
- 6.3. Ermittlung, Bewertung und Ausweis latenter Steuern
- 6.4. Die Bilanzierung latenter Steuern bei Konsolidierungsvorgängen nach IFRS
- 7. Bilanzierung von latenten Steuern nach dem BilMoG
- 7.1. Zukunft des Maßgeblichkeitsprinzips nach dem BilMoG
- 7.2. Regelungen für Ansatz, Ermittlung, Bewertung und Ausweis latenter Steuern nach dem BilMoG im Einzel- und Konzernabschluss
- 7.2.1. Ansatz latenter Steuern
- 7.2.2. Bewertung und Ermittlung latenten Steuern
- 7.2.3. Ausweis latenter Steuern
- 7.3. Vergleich der Regelungen des BilMoG mit HGB, DRS 10 und IAS 12 (mit synoptischer Gegenüberstellung)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bilanzierung latenter Steuern nach dem Handelsgesetzbuch (HGB), unter Berücksichtigung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) und vergleicht diese mit den International Accounting Standards/International Financial Reporting Standards (IAS/IFRS). Die Zielsetzung ist ein umfassendes Verständnis der verschiedenen Regelungen und deren Unterschiede zu erlangen.
- Bilanzierung latenter Steuern nach HGB
- Einfluss des BilMoG auf die Bilanzierung latenter Steuern
- Vergleich der HGB-Regelungen mit IAS/IFRS
- Unterschiede in der Bewertung und Ermittlung latenter Steuern
- Auswirkungen auf den Einzel- und Konzernabschluss
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der latenten Steuern ein. Kapitel 4 erläutert die Grundlagen latenter Steuern, inklusive Definition, Entstehungsursachen und verschiedener Abgrenzungsmethoden. Kapitel 5 beschreibt die bisherigen Regelungen der HGB-Bilanzierung latenter Steuern im Einzel- und Konzernabschluss. Kapitel 6 befasst sich mit der Bilanzierung nach IAS/IFRS, inklusive der Besonderheiten bei Konsolidierungsvorgängen. Kapitel 7 analysiert die Auswirkungen des BilMoG auf die Bilanzierung latenter Steuern und vergleicht die neuen Regelungen mit HGB und IAS/IFRS.
Schlüsselwörter
Latente Steuern, HGB, BilMoG, IAS/IFRS, Bilanzierung, Einzelabschluss, Konzernabschluss, Steuerliche Zeitwertdifferenzen, Bewertung, Ermittlung, Ausweis.
- Arbeit zitieren
- Olga Nikogosian (Autor:in), 2009, Die Bilanzierung latenter Steuern nach HGB unter Berücksichtigung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes im Vergleich IAS/IFRS, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125456