Ethische Betrachtung der Finanzkrise 2008


Seminararbeit, 2009

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

1 Erläuterung der Finanzkrise des Jahres 2008
1.1 Was ist eine Kreditkrise
1.2 Auslöser der Kreditkrise im Jahr 2007
1.3 Deregulation im US Bankgewerbe
1.4 Beteiligte Unternehmen der Privatwirtschaft
1.4.1 Rating Agenturen
1.4.2 Auswirkungen auf Banken in den USA
1.4.3 Auswirkungen auf deutsche Banken

2 Kontrolle und rechtliche Rahmenbedingungen der internationalen Finanz- und Kapitalmärkte
2.1 Geldmarktsteuerung durch die Notenbanken
2.2 Aufsichts- und Regulierungsbehörden für den Finanzmarkt
2.3 Anlegerschutz am Kapitalmarkt

3 Betrachtung der Finanzkrise aus ethischer Sicht
3.1 Ethische Prinzipien und Wertekonflikte
3.2 Die Finanzkrise aus utilitaristischer Sicht
3.3 Die Finanzkrise aus diskursethischer Sicht
3.4 Die Finanzkrise aus Sicht der Individualethik

4 Zusammenfassung und Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Gewinne im Aufwärtstrend Quelle: Handelsblatt

Abbildung 2: Aus Schulden werden Wertpapiere Quelle: Spiegel

Abbildung 3: Aufstieg und Absturz der Hypo Real Estate Quelle: Spiegel

Einleitung

Im Jahr 2008 lösten die Versäumnisse einer Reihe von Banken und Versicherungen eine Finanzkrise aus, die sich auf das weltweite Finanz- und Kreditsysteme auswirkte und einen noch nie da gewesenen staatlichen Eingriff erforderte. Die US Banken Fan- nie Mae und Freddie Mac wurde verstaatlicht. Die Investment Bank Lehman Brothers wurde zahlungsunfähig und musste Insolvenz anmelden. Weitere Unternehmen und Banken mussten Insolvenz anmelden oder hohe Abschreibungen tätigen. Auf Grund der offensichtlichen Versäumnisse der Banken, aber auch dem Versagen staatlicher Kontrollinstitutionen entstand eine Vertrauenskrise innerhalb und außerhalb des Ban- kensystems, die zu einem Fast-Stillstand der weltweiten Finanzmärkte führte. Der Fi- nancial Trust Index, der künftig alle drei Monate das Vertrauen der US-Öffentlichkeit in die Finanzsysteme messen soll, zeigte dass nur 22 Prozent der Befragten im Februar 2009 Vertrauen in das US-Finanzsystem und nur noch zwölf Prozent Vertrauen in die Börse haben. Doch wie wurde dieses Vertrauen so stark beschädigt?

Im Folgenden werden die in diesem Kontext wissenschaftlichen, rechtlichen und ethi- schen Sichten auf die Finanzkrise betrachtet.

1 Erläuterung der Finanzkrise des Jahres 2008

Diese Kapitel beschreibt die Entstehung der Finanzkrise sowie die beteiligten Akteure und Auswirkungen aus wissenschaftlicher Sicht. Hierbei werden die Folgen der Fi- nanzkrise auf einzelne Wirtschaftssubjekte exemplarisch dargestellt.

1.1 Was ist eine Kreditkrise

Unter einer Kreditkrise ist eine Kreditknappheit oder Kreditverknappung zu verstehen und stellt eine Wirtschaftsbedingung dar, in der die Beschaffung von Krediten für Un- ternehmen und Privatpersonen erschwert ist. Weiter gehen Banken und Investoren bei der Vergabe von Krediten an Unternehmen sehr umsichtig vor, d.h. der Erwerb von Fremdkapital für Unternehmen wird erschwert und verteuert sich.

Aus diesem Verhalten resultiert für sämtliche Darlehensnehmer der Effekt, dass Ban- ken bei der Vergabe von Darlehen höhere Sicherheiten einfordern oder Anträge ableh- nen. Eine Kreditverknappung gilt als Vorzeichen für einen darauf folgenden Ab- schwung der Wirtschaft. Durch die Kreditverknappung wird es für Unternehmen fast unmöglich Fremdkapital zu erwerben um Investitionen zu tätigen oder Liquiditätseng- pässen zu überbrücken, da potentielle Kreditgeber mit einem Zahlungsverzug der Zin- sen und Tilgung oder einem kompletten Forderungsausfall auf Grund der Insolvenz des Kreditnehmers rechnen.

Um dieser Verknappung entgegen zu wirken griffen die Zentralbanken in den Jahren 2007 und massiv im Jahr 2008 steuernd ein und stellten den Banken fast unbegrenzt frisches Kapital zu Verfügung[1]. Weiter wurden die Leitzinsen der Zentralbanken konti- nuierlich gesenkt.

1.2 Auslöser der Kreditkrise im Jahr 2007

Als Auslöser der weltweiten Finanzkrise wird der sog. Subprime-Markt in den USA ge- sehen in Verbindung mit fallenden Immobilienpreisen in den USA. Als Subprime-Markt wird ein Teil des privaten Hypothekendarlehenmarkts in USA und Großbritannien be- zeichnet, der überwiegend aus Kreditnehmern mit geringer Bonität besteht.

In die Messung der Bonität fallen neben persönlichen Aspekten auch immobilienbezo- gene Kriterien. Von entscheidender Bedeutung sind dabei das debt-to-income-ratio, die Relation zwischen dem Brutto-Einkommen und dem gesamten Schuldendienst sowie die loan-to-value-ratio. Diese gibt wiederum Auskunft über den Eigenkapitaleinsatz. Alle Faktoren werden schließlich zu einem Rating (oder credit score) zusammenge- fasst, das mindestens 620 Punkte, auf einer Skala von 350 bis 850, erreichen muss.

Wird ein credit score von 620 hingegen nicht erreicht, liegt technisch ein subprime loan vor.

Ein weiterer wichtiger Faktor war ein anhaltender Immobillienboom in den USA seit den 1990 Jahren. Hierbei erhöhte sich der Verkehrswert von Gewerbe- als auch Privat- grund massiv und dauerhaft über mehr als 10 Jahre. Die massive Preissteigerung im Immobiliensektor kombiniert mit deregulierenden Maßnahmen der US-Regierung er- möglichte nicht nur den Immobilienkauf durch Darlehensnehmer mit einer unzurei- chende Bonität, sondern auch den Einstieg von Investment Banken in den lukrativen Subprime-Markt. Aufgrund der geringen Bonität der Darlehensnehmer konnten höhere Zinsen für diese Kredite erzielt werden.

Es wurden immer mehr Kredite vergeben, deren Ausfall eigentlich schon am ersten Tag absehbar war (BENDRES, 2008). Zu diesem Zeitpunkt erzielten die Banken ein gut zweimal höheres Wachstum als der Rest der US-Wirtschaft. Auch deutsche Ban- ken konnten im Jahr 2006 im Gegensatz zum Vorjahr deutliche Gewinne verbuchen. Hierbei ist besonders die Commerzbank zu erwähnen. Dieses Geldinstitut konnte sei- nen Nettogewinn des ersten Quartals 2006 im Vergleich zum ersten Quartal 2005 um 87% steigern. Eine enorme Wachstumsrate. Der Nettogewinn der drei großen Geldin- stitute Deutsche Bank, Postbank und Commerzbank wuchs in diesem Vergleichszeit- raum um über 60%.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Gewinne im Aufwärtstrend Quelle: Handelsblatt

Die extrem steigende Kreditgewährung riskanter Immobilienfinanzierungen bewog ab 2006 die US-amerikanischen Banken dazu, große Teile dieser Kreditforderungen, teil- weise in Kombination mit normalen Kreditverträgen, in wertpapierähnliche, leicht über- tragbare sog. CDOs (collateralized debt obligations) oder ähnliche strukturierte Finan- zierungsformen zu bündeln. Hierbei wird auch oft von sog. Finanzinnovationen gespro- chen. Diese wurden mit einer attraktiven Bewertung durch externe Ratingagenturen attestiert, um einen verkauf an europäische und asiatische Banken zu ermöglichen. Somit wurde das Risiko, das bisher auf die USA begrenzt war, internationalisiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Aus Schulden werden Wertpapiere Quelle: Spiegel

1.3 Deregulation im US Bankgewerbe

1999 ersetzt der Gramm-Leach-Bliley Act den Glass-Steagall Act, welcher bis dahin eine strik- te Trennung zwischen Investment und handelsüblichen Bankgeschäften erzwang. Dieses Ge- setz aus dem Jahr 1933 erlaubte es nicht, dass eine Bank sowohl Investment Dienstleistungen erbringt als auch Kredite vergibt. Für diese Gesetzes- und Auflagenänderung war sowohl die FED als auch das US Finanzministeriums verantwortlich (MEYER, 2001). Somit stand allen Investmentbanken frei, am florierenden Kreditmarkt teilzunehmen. Dies ermöglichte den Ver- trieb von unsicheren Schuldverschreibungen an Investoren. Hierbei wurde wiederum auf CODs zurück gegriffen, diese ermöglichten einen einfachen Vertrieb von gebündelten Schuldver- schreibungen mit hohen Zinserträgen. Um eine einheitliche Bewertung im Finanzmarkt von CDOs zu gewährleisten vergaben Rating Agenturen Bewertungen für Anleihen und andere Schuldverschreibungen wie CDOs. Hierbei wird die Ausfallsicherheit der Kredite, also die Wahrscheinlichkeit, dass die Tilgungs- und Zinsforderungen des Kreditgebers durch den Kre- ditnehmer erfüllt werden, bewertet.

1.4 Beteiligte Unternehmen der Privatwirtschaft

1.4.1 Rating Agenturen

Rating Agenturen bewerten Anleihen und andere Schuldverschreibungen, wie CDOs. Externe Ratings marktgehandelter Anleihen werden üblicherweise kostenfrei den Marktteilnehmern, insbesondere den Anlegern bekannt gemacht. Der Charakter exter- ner Ratings als öffentliche Information, für deren Erstellung das betreffende Unterneh- men Gebühren an die Ratinggesellschaft bezahlt, führt dazu, dass die in der Ra- tingklasse impliziert erwartete Ausfallrate direkt auf den Marktpreis für diese Anleihe einwirkt (HAND, HOLTHAUSEN, LEFTWICH, 1992). Öffentliche Ratings müssen selbst glaubwürdig sein, Ratingagenturen sind in diesem Sinne wie (Finanz- )Intermediäre zu betrachten, die kein Underwriting betreiben, d.h. keine Risiken aus Finanzverträgen in ihre Bücher übernehmen (RAMAKRISHNAN & THAKOR 1984) (BLUME, LIM & MACKINLAY 1998). Die bekanntesten Rating Agenturen, die auch im Zusammenhang der Kredit- und Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 genannt wer- den, sind Moody's sowie Standard & Poor's. Eine Vergütung der Rating Agenturen, für die Bewertung von CDOs durch die Banken erfolgt auf Basis der Quantität und nicht der Qualität der einzelnen Bewertungen.

1.4.2 Auswirkungen auf Banken in den USA

Investmentbanken in den USA wie Goldman Sachs, Morgan Stanley, Merril Lynch und Lehman Brothers erzielten durch die Bündelung von Subprime-Hypotheken und deren Wiederverkauf an andere Investoren, wie Banken, in Form von Mortgage-Backed- Securities (MBSs) Gewinne. Da eine wachsende Zahl von Subprime Kreditgebern, alleine drei im Jahr 2007, die Insolvenz anmeldeten verzeichnete Goldman Sachs so- wie weitere Investment Banken einen erheblich Rückgang der Nachfrage an bestehen- den und neuen MBS. Goldman Sachs sowie das Bankhaus Lehman Brothers können hier als Beispiel für dieses frühe Symptom der Finanzkrise, auf amerikanische Invest- mentbanken, angeführt werden.

- Goldman Sachs

Der Nachfragerückgang, des weltweiten Finanzmarktes, an MBS führte zu einem Rückgang der Einnahmen für Goldman, da Goldman sowohl Hypotheken absicherte, als auch über einen eigenen Bestand Mortgage-Backed-Securities verfügte. Zusätzlich musste Goldman weitere Belastung durch den Subprime-Markt hinnehmen, da die Bank als Kreditgeber für mehreren Subprime-Kreditgeber direkt einstand. Das Unter- nehmen war unter anderem der größte Kreditgeber für New Century, ein Subprime- Kreditgeber, der im April 2007 Konkurs anmeldete. Trotzdem musste vorerst Goldman keine hohen Abschreibungen hinnehmen und war von der Kreditkrise, im Gegensatz zu anderen US Banken isoliert auf Grund des sehr profitablem weltweitem Investment- geschäfts. Am 18. September 2008 fiel jedoch der Aktienkurs Goldmans von USD 169 auf USD 86, da Anleger aus Verunsicherung und dem Zusammenbruch der Invest- mentbank Lehman Brothers sowie dem Notverkauf von Merrill Lynch, Unternehmens- anteile an Banken und Finanzinstituten erdrutschartig verkauften. Der Wert des Unter- nehmens wurde nahezu halbiert. Dies erschwerte wiederum massiv Goldman Sachs die Aufnahme von Krediten, also eine Refinanzierung, durch andere Banken. Es folgte eine Umwandlung in eine normale Geschäftsbank, um eine Einlagensicherung durch die staatliche Einlagenversicherung der USA zu erreichen. Dies bedeutet für Goldman allerdings auch die Übernahme der damit verbundenen Regulierung durch staatliche Aussichtbehörden.

[...]


[1] RIECKE, Handelsblatt 08 (195), 26.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Ethische Betrachtung der Finanzkrise 2008
Hochschule
Hochschule der Medien Stuttgart
Veranstaltung
Wirtschaft- und Informationsethik
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V125459
ISBN (eBook)
9783640311088
ISBN (Buch)
9783640310050
Dateigröße
1575 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Bearbeitungszeitraum: 01.12.2008 bis 22.02.2009
Schlagworte
Finanzkrise, Wirtschaftsethik, USA, Hyporeal Estate, Manager, Kreditkrise, Subrpime, 2009
Arbeit zitieren
Alexander Franke (Autor:in), 2009, Ethische Betrachtung der Finanzkrise 2008, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125459

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