Die Maori haben wie viele Völker der Erde eine Geschichte des Kolonialismus, des Imperialismus und dadurch der Unterdrückung, bis hin zum Versuch der Ausrottung der eigenen Kultur erlebt. Diesen Völkern stellte und stellt sich bis heute die Herausforderung, der neuen Kultur zu begegnen und mit der Übermacht zu leben, ohne dabei die eigene ethnische Identität zu verlieren.
Allein die Existenz einer Fremdkultur fordert von einer Ethnie eine erweiterte Auseinandersetzung mit den eigenen Traditionen und Werten. Man kann sogar sagen, dass das Konstrukt der Identität, das Bewusstsein für die eigene Kultur und dadurch die Abgrenzung zum Fremden durch den Spiegel der Fremdkultur wesentlich mitbestimmt wird.
Ist die Waagschale der beiden Kulturen aber nicht ausgeglichen, sondern stellt die eine Kultur eine repressiv agierende Übermacht dar, so bedeutet dies aus Sicht der unterdrückten Kultur die Gefahr des Untergangs. Sie muss Strategien entwickeln, die eigene Identität gegenüber der Kolonialmacht zu wahren. Widerstand in seinen verschiedenen Ausprägungen ist eine logische Antwort auf diesen Zustand.
Nun ist es aber nicht so, dass überall, wo mit Widerstand auf Unterdrückung reagiert wurde, Erfolg das Resultat war. Viele Ethnien, wenn nicht sogar die meisten bestehen im Zuge von Kolonialismus und Imperialismus heute nur noch aus verzerrten Fragmenten ihrer ursprünglichen Kultur. Die eigene ethnische Identität ist zu großen Teilen verloren gegangen.
Der Gegenstand dieser Arbeit ist die Frage, wie die Maori der europäischen Übermacht begegnet sind und wie es ihnen gelungen ist, ihre ethnische Identität in der Auseinandersetzung mit der Kolonialmacht zu wahren. Wie gestaltete sich der Widerstand der Maori und was ist sein „Erfolgsrezept“? Welche Stufen und Probleme der Identitätsfindung haben die Maori mit der Herausforderung der kulturellen Dominanz durchlaufen und ist es ihnen letzten Endes geglückt, einen Bikulturalismus im hauptsächlich europäisch geprägten Staat Neuseeland zu schaffen?
Um diese Fragen zu beantworten, bleibt auch eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff der „Identität“ nicht aus. Hierbei ist ein interdisziplinärer Ansatz zu den benachbarten Fächern der Ethnologie, wie die Psychologie oder die Soziologie unausweichlich, um die Ganzheit und die Komplexität des Themas nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei können die verschiedenen Erklärungsmodelle ihres Umfanges wegen jedoch nur knapp vorgestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Geschichte
- 1.1 Besiedlung Neuseelands
- 1.2 Wirtschaft
- 1.3 Traditionelle Gesellschaftsstruktur
- 1.4 Ankunft der Europäer
- 1.5 Kolonialisierung
- 2. Chronologie des Widerstands
- 2.1 Apirana Ngata und die Young Maori Party
- 2.2 Die Ratana Church
- 2.3 Entwicklungen von den 1940er bis zu den 1970er
- 2.4 Revitalisierung und Protest
- 2.5 Parteienpolitik
- 2.5.1 Wunsch nach Einheit
- 2.5.2 Mana Motuhake
- 2.5.3 Maori Party
- 2.6 Zusammenfassung
- 3. Identität
- 3.1 Begriffsklärung
- 3.1.1 Identitätssysteme
- 3.1.2 Identitätsveränderung und Identitätskrise
- 3.1.3 Identitätsveränderung durch Akkulturation
- 3.2 Antworten auf die Identitätskrise bei den Maori
- 3.2.1 Prägung des Begriffs Maoritanga
- 3.2.2 Politisierung von Identität
- 3.3 Identität durch Widerstand
- 3.1 Begriffsklärung
- 4. Bikulturalismus - Situation heute
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Reaktion der Maori auf die europäische Kolonialisierung Neuseelands und deren Strategien zur Bewahrung der eigenen kulturellen Identität. Es wird analysiert, wie sich der Widerstand der Maori gestaltete, welche Herausforderungen in Bezug auf Identitätsfindung überwunden wurden und inwieweit ein Bikulturalismus in Neuseeland erreicht wurde. Die Arbeit beleuchtet die Wechselwirkung zwischen Widerstand und Identität im Kontext des Kolonialismus.
- Die Geschichte der Maori und die Auswirkungen der Kolonialisierung
- Formen des maorischen Widerstands gegen die europäische Übermacht
- Der Prozess der Identitätsfindung und -veränderung bei den Maori
- Der Begriff Maoritanga und seine Bedeutung für die kulturelle Identität
- Der aktuelle Stand des Bikulturalismus in Neuseeland
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die Problematik der Aufrechterhaltung kultureller Identität im Angesicht von Kolonialismus und Unterdrückung. Sie stellt die zentralen Forschungsfragen der Arbeit vor: Wie begegneten die Maori der europäischen Übermacht, wie bewahrten sie ihre Identität, welche Rolle spielte der Widerstand und wie gelang es ihnen, einen Bikulturalismus zu etablieren? Die Einleitung betont die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes zur Bearbeitung des komplexen Themas „Identität“.
1. Geschichte: Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte Neuseelands von der Besiedlung durch die Maori bis zur Ankunft der Europäer. Es beschreibt die polynesische Herkunft der Maori, ihre traditionelle Wirtschaftsweise, die stark von der Umwelt abhängig war (Landwirtschaft auf der Nordinsel, Jagd und Fischfang auf der Südinsel), und ihre komplexe, hierarchisch strukturierte Gesellschaft, die durch die Konzepte von Mana und Tapu geprägt war. Die Beschreibung der traditionellen Gesellschaftsstruktur mit ihren verschiedenen sozialen Einheiten (Whanau, Hapu, Iwi) verdeutlicht die Bedeutung der Abstammung und gemeinsamer Vorfahren für die maorische Identität. Der Abschnitt über die Ankunft der Europäer bildet den Übergang zur folgenden Diskussion über Kolonialisierung und Widerstand.
Häufig gestellte Fragen zum Thema "Maori-Widerstand und Identitätsfindung in Neuseeland"
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet einen umfassenden Überblick über die Reaktion der Maori auf die europäische Kolonialisierung Neuseelands und deren Strategien zur Bewahrung ihrer kulturellen Identität. Er analysiert den maorischen Widerstand, die Herausforderungen bei der Identitätsfindung und den Grad der erreichten Bikulturalität. Der Text untersucht die Wechselwirkung zwischen Widerstand und Identität im Kontext des Kolonialismus und beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselbegriffe.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in vier Hauptkapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Geschichte Neuseelands mit Fokus auf die Maori und die Kolonialisierung, ein Kapitel zur Chronologie des maorischen Widerstands und ein Kapitel zur maorischen Identität und dem Bikulturalismus in Neuseeland. Jedes Kapitel ist weiter unterteilt in Unterkapitel, die spezifische Aspekte des Themas behandeln (z.B. traditionelle Gesellschaftsstruktur, Identitätskrisen, politische Strategien).
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die zentralen Themen sind die Geschichte der Maori und die Auswirkungen der Kolonialisierung, die verschiedenen Formen des maorischen Widerstands, der Prozess der Identitätsfindung und -veränderung, die Bedeutung von "Maoritanga" für die kulturelle Identität und der aktuelle Stand des Bikulturalismus in Neuseeland. Der Text beleuchtet die Herausforderungen der Identitätsbewahrung im Kontext der europäischen Übermacht und die Strategien der Maori, ihre Identität zu bewahren und zu stärken.
Welche Forschungsfragen werden gestellt?
Der Text untersucht, wie die Maori auf die europäische Übermacht reagierten, wie sie ihre Identität bewahrten, welche Rolle der Widerstand spielte und wie ein Bikulturalismus etabliert wurde. Die Arbeit betont die Komplexität des Themas "Identität" und die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes.
Welche Bedeutung hat der Begriff "Maoritanga"?
Der Text hebt die Bedeutung des Begriffs "Maoritanga" hervor, der im Kontext der Identitätsfindung der Maori eine entscheidende Rolle spielt. "Maoritanga" steht für die maorische Kultur, Tradition und Identität und wird als eine wichtige Ressource im Prozess der Identitätsbehauptung im Angesicht der Kolonialisierung dargestellt.
Wie wird der maorische Widerstand dargestellt?
Der Text beschreibt den maorischen Widerstand als einen vielschichtigen Prozess, der sich über verschiedene Epochen und in unterschiedlichen Formen manifestierte. Er umfasst politische Strategien, die Gründung von Parteien wie der Young Maori Party und der Maori Party, religiöse Bewegungen wie die Ratana Church, sowie kulturelle und soziale Widerstandsformen. Die verschiedenen Strategien werden im Kontext der geschichtlichen Entwicklung analysiert.
Welchen Standpunkt nimmt der Text zum Bikulturalismus ein?
Der Text untersucht den aktuellen Stand des Bikulturalismus in Neuseeland, bewertet aber nicht explizit dessen Erfolg oder Misserfolg. Er analysiert die Entwicklungen hin zu einem bikulturellen Modell und die Herausforderungen, die mit dem Ziel einer gleichberechtigten Koexistenz von maorischer und europäischer Kultur verbunden sind.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Dieser Text richtet sich an ein akademisches Publikum, das sich für die Geschichte Neuseelands, die maorische Kultur und die Thematik von Kolonialismus, Widerstand und Identitätsfindung interessiert. Die detaillierte Darstellung und die wissenschaftliche Analyse machen ihn besonders für Studierende und Wissenschaftler relevant.
- Citar trabajo
- Hanna Obert (Autor), 2007, Widerstand und Identität bei den Maori, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125469