Als George Orwell im Jahre 1949 seinen Roman „Nineteen Eighty-Four“ auf den Markt
brachte und damit – bis heute andauernde – große Erfolge hinsichtlich sowohl der
Verkaufszahlen als auch der Kritiken erzielen konnte, wurde der Leserschaft einmal mehr
aufgezeigt, wie sehr die Sprache und dadurch das Handeln durch politische Vorgaben
beeinflusst werden können.
Orwells Meisterwerk diente als wunderbare Illustration, wie nur wenige Jahre zuvor ein
Regime sich einer äußerst durchdachten Sprachregelung bediente und dadurch eine ganze
Bevölkerung eines Staates in gewisse Denk- und Verhaltensmuster gepresst werden konnte.
Mit seiner Kritik am Nationalsozialismus und dessen Sprachpolitik legte Orwell seinen Finger
in eine Wunde, die bis heute noch in zahlreichen Staaten weit aufklafft. Auch heute noch gibt
es in zahlreichen Staaten Sprachgesetze, die durch ihre künstliche Verklärung der
Wirklichkeit die Bürger in starkem Maße in eine bestimmte Richtung lenken sollen.
Nicht erst seit Zeiten des Nationalsozialismus gibt es allerdings von der politischen Obrigkeit
erdachte und dem Volk auferlegte Sprachregelungen. Vielmehr reichen die Anfänge dieser
weltweit betrachtet weit zurück. In Frankreich ist spätestens seit dem 16. Jahrhundert ein
sprachnormativer Diskurs feststellbar. Neben dem Nationalsozialismus ist auf deutschem
Boden auch die Deutsche Demokratische Republik zu nennen, die ihren morbiden Zustand
durch die Institutionalisierung und ständige Wiederholung gewisser sprachlicher
Begrifflichkeiten in einem positiveren Licht erscheinen lassen wollte.
Während die Sprachpolitik in Deutschland heute nicht sonderlich ausgeprägt ist und sich
hauptsächlich darauf versteigt, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herzustellen
oder abschätzige Ausdrücke wie z.B. Putzfrau durch aufgewertete Wörter wie Reinemachfrau
zu ersetzen, existiert in nicht wenigen Ländern eine ausdifferenzierte Sprachpolitik. Hierbei
sind allerdings nicht nur defekte Demokratien wie die Türkei betroffen, sondern auch
vermeintlich vollausgereifte Demokratien wie die Frankreichs. Anhand dieser beiden Länder
soll im Folgenden exemplarisch verdeutlicht werden, inwieweit Sprachkonventionen in der
Vergangenheit und in der Gegenwart Menschen beeinflussen sollten, konnten und hierzu
immer noch fähig sind und auf welch unterschiedliche Weise dies in diesen beiden Ländern
geschieht.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Theorien der Sprachpolitik und der Sprachplanung
- Die Sprachpolitik Frankreichs und der Türkei
- Frankreich
- Sprachpolitik gegenüber den Regionalsprachen
- Sprachpolitik gegenüber ausländischen Sprachen
- Sprachpolitik bis 1975
- Sprachpolitik unter Giscard d'Estaing und Mitterand
- Das Loi Bas-Lauriol von 1975
- Sprachpolitik in der Zeit nach dem Sprachgesetz von 1975
- Das Loi Toubon von 1994
- Auflockerungen der Repressivität
- Sprachenstreit auf Europäischer Ebene
- Neuste französische Sprachpolitik
- Türkei
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss politischer Maßnahmen auf die Sprache, exemplarisch anhand Frankreichs und der Türkei. Es wird analysiert, inwieweit Sprache durch gezielte Sprachpolitik gelenkt werden kann und welche Methoden dabei eingesetzt werden.
- Einfluss von Sprachpolitik auf die Entwicklung von Sprachen
- Vergleichende Analyse der Sprachpolitik in Frankreich und der Türkei
- Die Rolle von Sprachplanung in der Umsetzung politischer Sprachziele
- Der Umgang mit Regionalsprachen und Minderheitensprachen
- Die Auswirkungen von Sprachgesetzen auf die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Vorbemerkungen beleuchten den Einfluss von Sprache und Sprachpolitik anhand von Beispielen wie Orwell's "Nineteen Eighty-Four" und der Sprachpolitik des Nationalsozialismus. Kapitel 2 beschreibt Theorien der Sprachpolitik und Sprachplanung, unterteilt in die Phasen "selection", "codification", "implementation" und "elaboration". Kapitel 3.1 widmet sich der französischen Sprachpolitik, unterscheidet zwischen der Politik gegenüber Regionalsprachen und ausländischen Sprachen. Die Entwicklung der französischen Sprachpolitik wird anhand wichtiger Gesetze und Ereignisse nachgezeichnet, ohne dabei jedoch auf die jüngsten Entwicklungen einzugehen. Kapitel 3.2 behandelt die Sprachpolitik der Türkei (ohne detaillierte Zusammenfassung).
Schlüsselwörter
Sprachpolitik, Sprachplanung, Frankreich, Türkei, Regionalsprachen, Minderheitensprachen, Nationalsprache, Sprachgesetze, Sprachliche Gleichberechtigung, Loi Bas-Lauriol, Loi Toubon.
- Quote paper
- Dirk Wippert (Author), 2001, Sprachpolitik in Frankreich und der Türkei, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125532