[...] Als Beispiel sind zwei Radfahrer bei der Tour de France zu nennen. Beide führen vor der letzten
und entscheidenden Etappe das Feld klar an. Einen Tag vor der letzten Etappe erfahren beide, dass
ein neues Dopingmittel entwickelt wurde, welches bei einer Dopingkontrolle nicht nachgewiesen
werden kann. Beide ziehen nun in Erwägung dieses zu konsumieren, da es einem Fahrer unter der
Vorraussetzung, dass der andere nicht dopt, einen wesentlichen Vorteil verschaffen würde. Sie sind
sich allerdings auch der gesundheitlichen Nebenwirkungen des Mittels bewusst, welche sie aber für
einen Vorteil gerne in Kauf nehmen würden. Greifen jedoch beide zum Doping, so ändert sich
nichts an der Ausgangssituation, da beide wieder die gleichen Gewinnchancen wie vorher haben.
Durch den zusätzlichen negativen Gesundheitseffekt ist diese Situation allerdings weniger
wünschenswert als die Ausgangsposition. Das Dilemma ist nun, dass sich die Situation, in der beide
zum Doping greifen, in jedem Fall einstellen wird. Beide haben einerseits den Anreiz einen Vorteil
zu erlangen und befürchten andererseits, dass der Gegner dopen könnte, wodurch die eigenen
Chancen geschmälert würden. Selbst wenn beiden das Dilemma im Vornhinein bewusst ist und sie
versuchen sich vorher abzusprechen, nicht zum Doping zu greifen, ist dies nutzlos, da sie dem Wort
des anderen nicht trauen können.
Die Frage, die sich nun stellt ist: Gibt es einen Weg aus diesem Dilemma? Mit dieser Frage setzen
sich schon seit den fünfziger Jahren eine Reihe von Wissenschaftlern auseinander. Diese Arbeit soll
einen groben Überblick über die Ergebnisse der Frage geben, wie man im Gefangenendilemma
Kooperation erreicht. Als erstes wird der Fall des einmaligen Spiels mit zwei Akteuren betrachtet.
Wie im vorliegenden Beispiel bereits erläutert gibt es hier keine Lösung, wenn das Spiel als solches
nicht verändert wird1. Im Anschluss daran soll auf den wiederholten Fall des Gefangenendilemmas
eingegangen. Es wird beschrieben, dass es unter bestimmten Bedingungen eine Lösung geben kann
und welche diese darstellen könnte. Der letzte Teil der Arbeit beinhaltet einen Ausblick und
wichtige Erkenntnisse aus dem wiederholten Gefangenendilemma mit mehr als zwei Personen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kooperation im einperiodigen Gefangenendilemma
- Kooperation im wiederholten Gefangenendilemma
- Das Gefangenendilemma mit endlichem Zeithorizont
- Das Gefangenendilemma mit unendlichem Zeithorizont
- Tit For Tat: Die optimale Strategie?
- Kritik an Tit for Tat
- Kritik an der Entscheidungsregel für den „Schatten der Zukunft“
- Ausblick: Kooperation im wiederholten Gefangenendilemma mit mehreren Spielern
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Möglichkeit von Kooperation im Gefangenendilemma, insbesondere im wiederholten Fall. Sie analysiert verschiedene Strategien und Ansätze zur Erreichung von Kooperation und diskutiert deren Vor- und Nachteile. Der Fokus liegt auf der Bewertung der "Tit for Tat"-Strategie und der Herausforderungen bei der Anwendung im Kontext mehrerer Spieler.
- Das einperiodige und wiederholte Gefangenendilemma
- Die "Tit for Tat"-Strategie und ihre Effektivität
- Die Rolle des Zeithorizonts (endlich vs. unendlich)
- Kritikpunkte an der "Tit for Tat"-Strategie und alternativen Ansätzen
- Ausweitung auf mehr als zwei Spieler
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Gefangenendilemma ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach Möglichkeiten zur Kooperation. Kapitel 2 analysiert das einperiodige Gefangenendilemma und zeigt die Schwierigkeiten, Kooperation zu erreichen. Kapitel 3 befasst sich mit dem wiederholten Gefangenendilemma, untersucht verschiedene Strategien wie "Tit for Tat" und deren Wirksamkeit unter verschiedenen Bedingungen, und analysiert Kritikpunkte an diesen Strategien. Der Ausblick in Kapitel 4 erweitert die Perspektive auf Gefangenendilemmas mit mehreren Spielern.
Schlüsselwörter
Gefangenendilemma, Kooperation, Tit for Tat, wiederholtes Spiel, Zeithorizont, Nash-Gleichgewicht, Pareto-Optimalität, Mehrspieler-Dilemma, Spieltheorie.
- Arbeit zitieren
- Florian Kalbassi (Autor:in), 2007, Kooperation durch Tit For Tat im wiederholten Gefangenendilemma, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125707