Aufgrund aktueller Probleme und Impulse befand sich die Betriebswirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg in einer enormen Entwicklungsphase. Dabei gab es immer wieder Verschiebungen der Schwerpunkte in Theorie und Praxis, so dass im Laufe der Zeit die Betriebswirtschaftslehre von unterschiedlichen Ansätzen beeinflusst wurde. Die verschiedenen Ansätze verdeutlichen auch die unterschiedlichen Sichtweisen in der Betriebswirtschaft.
Ende der Sechziger Jahre wurde die Sichtweise in Bezug auf Problemstellung und Problembewältigung sowohl durch den Entscheidungs- als auch durch den Systemorientierten Ansatz weitgehend verändert. Demzufolge zählen diese beiden Ansätze auch heute noch zu den Grundkonzepten der modernen Betriebswirtschaft.
Der Grundgedanke des entscheidungsorientierten Ansatzes wurde maßgeblich von Edmund Heinen geprägt, der 1962 in einer Festschrift für Erich Gutenberg einen Aufsatz über die „Zielfunktion der Unternehmung“ veröffentlichte.
Es bildeten sich zwei Grundrichtungen des Ansatzes, der entscheidungslogische An-satz einerseits und der realtheoretische Ansatz andererseits, heraus.
Der entscheidungslogische Ansatz geht davon aus, dass Entscheidungen nach einer rein rationalen Wahl getroffen werden, und dass dem Entscheidungsträger eines Unternehmens klare Entscheidungsregeln von der Betriebswirtschaftslehre vorgegeben sind. Dieser Ansatz erscheint oft unrealistisch und unflexibel.
Bei dem realtheoretische Entscheidungsansatz steht jedoch der Mensch im Zentrum der Überlegung. Die Entscheidungsfindung bzw. Zielbildung bleibt den Betrieben selbst überlassen. Hierzu werden sozial- und verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse in die Unternehmensführung integriert, um der zentralen Rolle und den Bedürfnissen des Menschen gerecht zu werden. „Wesentlich ist dabei nicht, dass entschieden wird, sondern wie entschieden werden soll.“
Nach Heinen sollte dieser Ansatz nicht nur den Verlauf von Entscheidungsprozessen erklären, sondern darüber hinaus den Entscheidungsträgern Verhaltensempfehlungen und Ratschläge für optimale Entscheidungen geben. „Betriebswirtschaften sind nicht „Veranstaltungen“ irgendwelcher abstrakten Produktionsfaktoren, sondern Sozialsysteme, in denen Menschen unter Verwendung technischer Hilfsmittel arbeitsteilig und kooperativ zur Erreichung des Organisationszieles und eigener Ziele zusammenarbeiten.“
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung: Der Entscheidungsansatz und seine Ausprägungen
- 1.1 Thematische Einführung
- 1.2 Normative und deskriptive Entscheidungstheorien
- 2 Der betriebliche Entscheidungsprozess
- 2.1 Entscheidungsphasen
- 2.2 Das Unsicherheitsproblem bei Entscheidungen
- 3 Einflussfaktoren betriebswirtschaftlicher Entscheidungen
- 3.1 Betriebswirtschaftliche Grundmodelle im Entscheidungsansatz
- 3.2 Das Informationsproblem
- 3.3 Der Prozesscharakter von Entscheidungen
- 4 Unternehmerische Zielsysteme
- 4.1 Zielgrößen, Zielvorschriften und Zielfunktion
- 4.2 Das Problem der Rationalität von Entscheidungen
- 5 Der Entscheidungsansatz in der modernen Betriebswirtschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Entscheidungsansatz in der Betriebswirtschaftslehre. Sie untersucht die Entstehung, die verschiedenen Ausprägungen und die Relevanz des Entscheidungsansatzes in der modernen Betriebswirtschaft.
- Die Entstehung des Entscheidungsansatzes
- Die Unterscheidung zwischen normativer und deskriptiver Entscheidungstheorie
- Der betriebliche Entscheidungsprozess und seine Phasen
- Einflussfaktoren auf betriebswirtschaftliche Entscheidungen
- Die Rolle des Entscheidungsansatzes in der modernen Betriebswirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung des Entscheidungsansatzes und erläutert die beiden Grundrichtungen, den entscheidungslogischen Ansatz und den realtheoretischen Ansatz. Kapitel zwei analysiert den betrieblichen Entscheidungsprozess, wobei die einzelnen Phasen des Prozesses und das Unsicherheitsproblem bei Entscheidungen im Fokus stehen. Kapitel drei beleuchtet wichtige Einflussfaktoren betriebswirtschaftlicher Entscheidungen, darunter die betriebswirtschaftlichen Grundmodelle, das Informationsproblem und den Prozesscharakter von Entscheidungen. Kapitel vier betrachtet die Bedeutung von Zielsystemen in Unternehmen, wobei die verschiedenen Zielgrößen, Zielvorschriften und die Problematik der Rationalität von Entscheidungen diskutiert werden. Das fünfte und letzte Kapitel befasst sich mit der Relevanz des Entscheidungsansatzes in der modernen Betriebswirtschaft.
Schlüsselwörter
Der Entscheidungsansatz, Betriebswirtschaftslehre, Entscheidungstheorie, normative und deskriptive Entscheidungstheorie, betrieblicher Entscheidungsprozess, Einflussfaktoren, Zielsysteme, Rationalität, moderne Betriebswirtschaft.
- Arbeit zitieren
- Anja Winter (Autor:in), 2002, Grundprobleme der BWL: Der Entscheidungsansatz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12572