Lehrwerksferner Fremdsprachenunterricht mit Lehrwerken als Option


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

Teil I – Lehrwerke und Kritik

2 Ein kurzer Rückblick

3 Lehrwerke im Fremdsprachenunterricht
3.1 Bedeutung für den Fremdsprachenlehrer
3.2 Bedeutung für den Fremdsprachenlerner

4 Kritik an Lehrwerken
4.1 Natürliche Progression vs. logische Progression
4.2 Vermittlung grammatischer Strukturen und Übungen
4.3 Mangelnde Komplexität

Teil II – Alternativen und Ausblick

5 Alternativen zum Lehrwerk
5.1 Handapparat
5.2 Reformpädagogische Ansätze
5.2.1 Freies Lesen
5.2.2 Freies Schreiben
5.2.3 Klassenkorrespondenz
5.3 Authentische Texte
5.4 Interaktionsspiele

6 Lehrwerke – Ganz oder gar nicht? Ein Ausblick

7 Bibliografie

1 Einleitung

Die Vermittlung von Fremdsprachen mit Hilfe eines Lehrbuches ist an Regelschulen Gang und Gäbe. Anders die Reformschulen und auch die Erwachsenenbildung. Hier gibt es den nur teilweisen Einsatz von Lehrbüchern als Vokabelliste und Grammatik-Nachschlagwerk oder auch den völligen Verzicht auf das Lehrwerk aus verschiedenen Gründen.

Ist die Frage des Lehrbuchs eine Entscheidungsfrage, die als Antwort nur völlige Zustimmung oder strikte Ablehnung zulässt? Dieser Frage und einer möglichen Antwort soll in dieser Seminararbeit auf den Grund gegangen werden. Es sollen Vorschläge unterbreitet werden, wie im Fremdsprachenunterricht auch ohne Lehrwerk gearbeitet werden kann, ohne jedoch das Anwenden des Lehrwerks völlig abzulehnen.

Einleitend werden hierfür einige Überlegungen bezüglich der zeitlichen Einordnung von Lehrbuchkritik angestellt. Anschließend wird auf den heutigen Einsatz von Lehrwerken im Fremdsprachenunterricht eingegangen. Dies soll sowohl aus der Perspektive des Lehrers, als auch aus der des Lerners geschehen. Der anschließende Punkt wendet sich der Lehrbuchkritik unter drei ausgewählten Gesichtspunkten zu.

Im zweiten Teil werden einige Alternativen zum Lehrbuch im Fremdsprachenunterricht hinsichtlich ihrer Umsetzung und der vorher aufgeführten Kritik vorgestellt werden. Abschließend dann ein Ausblick und ein Vorschlag zur Beantwortung der Frage, wie ein Lehrwerk im Fremdsprachenunterricht einzusetzen ist.

Teil I – Lehrwerke und Kritik

2 Ein kurzer Rückblick

Die Kritik am Einsatz von Lehrwerken im Fremdsprachenunterricht setzte verstärkt zum Ende der 90er Jahre des 20.Jahrhunderts ein. Diese Erscheinung ist im Kontext der Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts ab der Mitte des 20. Jahrhunderts zu sehen. Wie Gudrun Bogdanski schreibt, stand bis zu Beginn der 90er Jahre der Fremdsprachenlehrer als Steuerer des Lernprozesses im Mittelpunkt des Fremdsprachenunterrichts. Mit dem Aufkommen des kommunikativen Ansatzes rückten nach und nach die Lerner, ihre Lernprozesse und auch ihre Lernprogression in das Zentrum des Interesses.[1] Es wurde verstärkt Wert darauf gelegt, die Lebenswelt der Lerner in den Fremdsprachenunterricht mit einzubeziehen. Hier wurde sich stark an den reformpädagogischen Ansätzen orientiert. Wie im Punkt 4.2 noch zu sehen sein wird, wurden viele Ideen zur Gestaltung des Fremdsprachenunterrichts von Célestine Freinet übernommen. Die Lehrbücher, welche damals noch in den Schulen benutzt wurden, wurden seiner Meinung nach dem Anspruch der Kontextualisierung der Lerninhalte in die Lebenswelt der Lerner nicht mehr gerecht und er versuchte, die Lerner stärker in ihren Lernprozess einzubeziehen..

Die übliche Lehrbuchkritik der späten 90er Jahre ist heute kaum noch haltbar. Wie sich die Methodik des Fremdsprachenunterrichts verändert hat, entwickelten sich auch die Lehrbücher weiter.[2] Von Realitätsferne, unechter Drillkommunikation und Pauken sprachlicher Wissenseinheiten[3] kann kaum noch die Rede sein. Trotzdem steht ein Kritikpunkt an der strengen Lehrbucharbeit nach wie vor im Mittelpunkt der Diskussion: der natürliche Abnutzungsprozess[4] bei Lehrern und Lernern. Um diesem Entgegenzuwirken ist es nötig, neben den Lehrwerken auch Alternativen zu bieten. Ob es jedoch angebracht wäre, grundsätzlich auf ein Lehrwerk im Fremdsprachenunterricht zu verzichten, wird sich auf den folgenden Seiten herausstellen.

3 Lehrwerke im Fremdsprachenunterricht

Lehrwerke – zu denen Lehrbücher, Arbeitshefte, Grammatiken, Audiomaterial und mittlerweile auch Lernsoftware gehören – bieten im Fremdsprachenunterricht viele Möglichkeiten, können aber auch bei falschem Gebrauch ein großes Hindernis darstellen.

Wie bereits oben erwähnt ist der Fremdsprachenunterricht kommunikativ orientiert, mittlerweile sind es auch die Lehrwerke. Es geht im Fremdsprachenunterricht in erster Linie um die Entwicklung der kommunikativen Fähigkeiten. Berücksichtigt werden sollen dabei die vier Fertigkeiten[5]. Durch Übungen und Texte sollen Lerner nicht nur sprachliche Erscheinungen festigen, sie sollen auch durch Gruppen- oder Partnerarbeit zum tatsächlichen Sprachgebrauch angeregt werden.[6]

3.1 Bedeutung für den Fremdsprachenlehrer

Die Bedeutung des Lehrwerks für den Fremdsprachenlehrer ist sehr groß. Lehrer, die sich sehr streng an die Vorgaben in Lehrwerken halten und dieses kleinlich abarbeiten, sehen in dem Lehrwerk oft die einzige Stütze für ihren Fremdsprachenunterricht. Es bietet ihnen Ordnung und die Garantie für einen logisch aufgebauten Lernfortschritt. Da die Lehrwerke meist von Fachleuten ausgearbeitet werden, können sie vor allem Referendaren und Berufseinsteigern die Sicherheit geben, nichts falsch zu machen. Diese Sicherheit spielt nicht nur für den Lehrer eine große Rolle, auch Außenstehende, wie zum Beispiel die Erziehungsberechtigten, können anhand des Lehrwerkes verfolgen, ob der Lehrer einen lehrplankonformen Unterricht durchführt.[7]

Für den Lehrer selbst stellt das Lehrwerk auch eine erheblich Entlastung bei der Unterrichtsvorbereitung dar. Die aufwändige Materialsuche nach geeigneten Texten oder Übungen kann gerade verunsicherten Berufseinsteigern erspart bleiben.[8]

3.2 Bedeutung für den Fremdsprachenlerner

Unter der Voraussetzung, dass das dem Lerner angebotene Lehrwerk für diesen auch nachvollziehbar ist[9], kann das Lehrwerk für den Lerner eine große Hilfe sein. Ein Lehrwerk ist für viele Lerner ein Orientierungspunkt und eine wichtige Strukturhilfe.[10] Andreas Nieweiler schreibt: „Dem Lehrwerk liegt eine durchdachte didaktische Progression zugrunde, die den Lernbedürfnissen der Lerner/innen entgegenkommt. Es dient als Strukturierungshilfe beim Sprachenlernen.[11] “ Durch oftmals lernernahe Erklärungen von Lern- und Arbeitstechniken, aber auch von sprachlichen Erscheinungsformen, hat der Lerner die Möglichkeit, den Unterricht zu Hause selbstständig nachzuarbeiten.[12] Bei Prüfungsvorbereitungen gerade in den höheren Jahrgängen spielt das Lehrwerk eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die systematische Aufarbeitung grammatischer Erscheinungsformen und des Vokabulars ermöglichen es dem Lerner, einen genauen Überblick über das bereits Gelernte zu erhalten sowie dies zu wiederholen und gegebenenfalls zu vertiefen. Das Lehrbuch kann ebenfalls eine wichtige Stützfunktion bei Schul- oder Lehrerwechsel haben, da es in solch einem Fall für beide Seiten als Orientierungshilfe dienen kann.[13]

Andreas Nieweiler bringt an, dass gute, motivierende und ansprechende Texte Lehrwerke auch zu Lesewerken werden lassen können, hier in erster Linie das Lehrbuch.[14] Entsprechen die Themen und Texte der Lehrwerke den Interessen der jugendlichen Lerner, können sie zu Diskussionen anregen und neue Interessen wecken. Weiterhin merkt er an, dass die so oft kritisierte Künstlichkeit eines Lehrbuches von den Lernern durchaus akzeptiert wird, da sie es von Beginn der Schulzeit an gewohnt sind, mit diesen zu arbeiten und sich auf sie einzustellen:

Das Lehrwerk ist und bleibt pädagogische Veranstaltung, methodische-didaktische Inszenierung, die als solche von den Lerner/innen akzeptiert wird. Nur der Grad der Künstlichkeit der Lernarrangements entscheidet letztlich über Zustimmung bzw. Ablehnung aus Lernersicht.[15]

[...]


[1] Vgl.: Bogdanski, Gudrun: „Fremdsprachen mit Lehrwerken“, in: Erziehungskunst. Monatszeitschrift zur Pädagogik Rudolf Steiners 61 (1997) 4, S.374-379, S.374 f.

[2] Andreas Nieweiler stellt die These auf, dass Lehrwerke sogar katalysierend bei der Umsetzung neuer didaktischer Erkenntnisse wirken und eine erzieherische Funktion für Erzieherinnen und Erzieher haben. Seiner Meinung nach etablieren sich methodische Veränderungen schneller und effektiver im Fremdsprachenunterricht durch den Einsatz von Lehrwerken, vgl.: Nieweiler, Andreas: „Sprachenlernen mit dem Lehrwerk – Thesen zur Lehrbucharbeit im Fremdsprachenunterricht“, in: Renate Fery/ Volker Raddatz (Hrsg.): Lehrwerke und ihre Alternativen. Band 3 Kolloquium Fremdsprachenunterricht, Berlin 2000, S. 3. Im Folgenden: Nieweiler: „Sprachenlernen mit dem Lehrwerk“.

[3] Vgl.: Müller, Bernd-Dietrich: „Fremdsprachenunterricht – Gedanken zu pädagogischen Alternativen“, aus: Müller, Bernd-Dietrich (Hg.): Anders lernen im Fremdsprachenunterricht, Berlin u.a. 1989, S.5-10, S.5. Im Folgenden: Müller, Anders lernen im Fremdsprachenunterricht.

[4] Vgl.: Leitzgen, Günter: „Weg vom Lehrbuch! Ein Zwischenruf und drei Vorschläge“, in: französisch heute 3 (1996) S.190-198, S.190. Im Folgenden: Leitzgen: „Weg vom Lehrbuch!“.

[5] Die vier Fertigkeiten– Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben – werden seit dem kommunikativen Ansatz im Fremdsprachenunterricht gleichrangig berücksichtigt. Zuvor lag der Hauptakzent im Fremdsprachenunterricht bei der Herausbildung formalsprachlicher Kenntnisse, die Lese- und Schreibfähigkeit überwog gegenüber der Hör- und Sprechfähigkeit. Vgl: Damblemont, Armelle: Auswahl und Aufbereitung lehrwerksungebundener Unterrichtsmaterialien für Erwachsene, Mainz 1989, S.9. Im Folgenden: Damblemont: Auswahl und Aufbereitung lehrwerksungebundener Unterrichtsmaterialien.

[6] Vgl.: Damblemont: Auswahl und Aufbereitung lehrwerksungebundener Unterrichtsmaterialien, S.10.

[7] Vgl.: Lutzker, Peter: „Fremdsprachen ohne Lehrbuch“, in: Erziehungskunst. Monatszeitschrift zur Pädagogik Rudolf Steiners 61 (1997) 4, S.361-373, S. 371. Im Folgenden: Lutzker: „Fremdsprachen ohne Lehrbuch“ ; Kiersch, Johannes: „Nun also doch Lehrbücher im Fremdsprachenunterricht?“, in: Erziehungskunst. Monatszeitschrift zur Pädagogik Rudolf Steiners 61 (1997) 4, S.353-360, S. 354 f.. Im Folgenden: Kiersch: „Nun also doch Lehrbücher?“.

[8] Vgl.: Kiersch: „Nun also doch Lehrbücher?“, S.355.

[9] Die Nachvollziehbarkeit der Lerninhalte eines Lehrwerkes macht Bleyhl an der Übereinstimmung dieser mit den bisherigen Lebenserfahrungen und der momentanen Situation des Lerners fest. Die persönliche Lebenslage des Lerners sollte angesprochen werden, um eine persönliche Anteilnahme und dadurch eine persönliche Bereicherung, welche ein wichtiges Moment in Bezug auf die Motivierung ist, zu erreichen. Vgl. Bleyhl, Werner: „Variationen über das Thema: Fremdsprachenmethoden“, in: Praxis des neusprachlichen Unterrichts, 29 (1982) 1, S.3-14, S. 3, 13.

[10] Vgl.: Nieweiler: „Sprachenlernen mit dem Lehrwerk“, S. 7.

[11] ebd., S.4.

[12] Vgl.: ebd., S. 354.

[13] Vgl.: ebd., S.354.

[14] Vgl.: Nieweiler: „Sprachenlernen mit dem Lehrwerk“, S.2.

[15] ebd., S.6.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Lehrwerksferner Fremdsprachenunterricht mit Lehrwerken als Option
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Lehrwerke - Analyse und Kritik
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V125787
ISBN (eBook)
9783640313341
ISBN (Buch)
9783640317158
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lehrwerksferner, Fremdsprachenunterricht
Arbeit zitieren
Annegret Jahn (Autor:in), 2009, Lehrwerksferner Fremdsprachenunterricht mit Lehrwerken als Option, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125787

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