Seit Jahrhunderten sucht der Mensch nach Wegen zur Erziehung der nächsten Generation, geleitet von seinen
persönlichen pädagogischen Konzepten und Vorstellungen moralisch "richtigen" Verhaltens. In diesem Prozess kommt der Literatur, insbesondere der Kinder- und Jugendliteratur, ein großer Stellenwert zu. So macht sich der Erziehende die entsprechende Literatur zunutze, indem er Geschichten an das Kind heranträgt, die seinen Erziehungsabsichten entsprechen und die für ihn relevanten Inhalte ansprechen. Doch so wie die Gesellschaft als Schöpfer der Literatur einem steten Wandel unterliegt, so befindet sich auch die Kinder- und Jugendliteratur in einem kontinuierlichen Prozess der Umgestaltung, weshalb sich die Forschung seit langer Zeit der Untersuchung früherer und aktueller Kinder- und Jugendbücher widmet, mit dem Ziel, Einblicke in die unterschiedlichen Tendenzen von Erziehung und ihre Umsetzung in der Literatur zu gewinnen.
Diesem Zweck dient auch die vorliegende Arbeit, welcher zum einen Heinrich Hoffmanns 1845 veröffentlichtes Werk "Der Struwwelpeter" und zum anderen Wilfried von Bredows 2009 erschienenes Bilderbuch "Lola rast und andere schreckliche Geschichten", eine moderne Fassung des Struwwelpeter-Klassikers, zugrunde liegt. So sehr sich die Struwwelpeter-Geschichten inhaltlich auch von denen der modernen Fassung unterscheiden, es fällt auf, dass beide Autoren, sowohl Hoffmann als auch von Bredow, ihr Buch nutzen, um in einer Geschichte ein konstantes Phänomen im Alltag Heranwachsender zu beleuchten, nämlich das gewalttätige und aggressive Verhalten von Kindern.
Da beide Erzählungen die ideale Vergleichsgrundlage bieten, sollen in dieser Arbeit Hoffmanns Geschichte vom bösen Friederich und von Bredows Erzählung Der böse Heinrich hinsichtlich der ästhetischen Inszenierung ihrer jeweiligen vermittelten moralischen Grundsätze und der daraus resultierenden Belehrungsintentionen untersucht werden. Den Einzelanalysen geht jeweils eine kurze Abhandlung über die zur Entstehungszeit der Geschichten vorherrschenden
pädagogischen sowie die Kinder- und Jugendliteratur betreffenden Strömungen voraus. Anschließend werden die Analyseergebnisse zum Vergleich der Geschichten herangezogen, bevor die Arbeit mit dem Fazit schließt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Die Geschichte vom bösen Friederich“ von Heinrich Hoffmann
- Das Kind und seine Literatur in der Aufklärung
- Analyse der Geschichte vom bösen Friederich
- „Der böse Heinrich“ von Wilfried von Bredow
- Das Kind und seine Literatur im 21. Jahrhundert
- Analyse Der böse Heinrich
- Vergleich und Diskussion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Inszenierung moralischer Wertevermittlung in zwei Kindergeschichten: Heinrich Hoffmanns „Die Geschichte vom bösen Friederich“ aus dem Struwwelpeter und Wilfried von Bredows „Der böse Heinrich“ aus Lola rast. Ziel ist es, die ästhetischen Prinzipien der jeweiligen moralischen Belehrung und die daraus resultierenden Erziehungsintentionen zu analysieren.
- Die Darstellung von kindlichem Fehlverhalten und seinen Folgen in beiden Geschichten
- Die Rolle von Angst und Schrecken als erzieherische Mittel in der Kinderliteratur
- Der Wandel in der Inszenierung moralischer Wertevermittlung von der Aufklärung bis zur Gegenwart
- Der Vergleich zwischen klassischer Kinderliteratur und modernen Adaptionen
- Die Bedeutung von bildlicher Gestaltung und sprachlicher Gestaltung für die Vermittlung moralischer Werte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Moralvermittlung in der Kinderliteratur ein und stellt die beiden untersuchten Werke, Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter" und Wilfried von Bredows "Lola rast", vor.
Kapitel 2 analysiert "Die Geschichte vom bösen Friederich" vor dem Hintergrund der aufklärerischen Pädagogik. Es beleuchtet die Rolle der Vernunft und des Gehorsams in der Erziehung des Kindes und untersucht, wie diese Werte in Hoffmanns Geschichte dargestellt werden.
Kapitel 3 befasst sich mit der modernen Adaption des Struwwelpeter, "Der böse Heinrich" aus "Lola rast", und analysiert diese vor dem Hintergrund der heutigen Pädagogik und Kinderliteratur. Es untersucht, wie sich die Inszenierung von Moral und Erziehung in der modernen Kinderliteratur verändert hat.
Kapitel 4 vergleicht die beiden Geschichten und diskutiert die unterschiedlichen Ansätze in der Moralvermittlung und den jeweiligen Erziehungsintentionen.
Schlüsselwörter
Kinderliteratur, Moral, Wertevermittlung, Aufklärung, Moderne, Struwwelpeter, Lola rast, Heinrich Hoffmann, Wilfried von Bredow, Angst, Schrecken, Erziehung, Pädagogik, ästhetische Inszenierung, Belehrung, Vergleich, Diskussion.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2021, Warngeschichten damals und heute. Eine Analyse der Inszenierung moralischer Wertevermittlung am Beispiel der "Geschichte vom bösen Friederich" und der Geschichte "Der böse Heinrich", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1259021