Evaluation im Bildungsbereich


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Definition

2. Arten der Evaluation
2.1 Was wird evaluiert? – Der Gegenstand der Evaluation
a) zielorientierte oder zielfreie Evaluation
b) Entwicklungs-/Planungsevaluation
c) bedarfsorientierte Evaluation
d) Makro- und Mikroevaluation
e) vorab-Evaluation
2.2 Warum wird evaluiert? – Der Zweck der Evaluation
a) Kontrolle
b) Entscheidungsstrategie
c) Entscheidungshilfe
d) Optimierungsgrundlage
e) als Bewertung ohne Zielangabe
f) als strategisches Instrument
2.3 Wie wird evaluiert? – Die Methode der Evaluation
a) summative Evaluation
b) formative Evaluation
2.4. Wer evaluiert? – Die Durchführung der Evaluation
a) Fremdevaluation
b) Selbstevaluation

3. „Qualitätssicherung“ im Bildungsbereich
3.1 Die Normierung der Evaluation – DIN EN ISO 9000 ff.
3.2 Die Methoden der „Qualitätssicherung“
3.2.1 Auditierung

4. Probleme der Evaluation
4.1 Das Problem der Wissenschaftlichkeit
4.2 Das Problem der Akzeptanz
4.3 Das Problem der Zeit
4.4 Das Problem der Instrumentalisierung
4.5 Das Problem der Zielbestimmung
4.6 Das Problem der Einflussfaktoren

Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Qualität und Evaluation sind heute in aller Munde. Das Eindringen ökonomischer, betriebswirtschaftlicher Kriterien und Standards in alle Lebensbereiche macht auch vor dem Bildungsbereich von der Schule bis zur Weiterbildung nicht Halt. Die gestiegenen Anforderungen an das Niveau von Bildung sowie die zunehmend knappen öffentlichen Kassen zwingen dazu, nach der Effizienz und Effektivität von Bildungseinrichtungen zu fragen und befördern damit den Blick von Fördermittelgebern und Leitungen von Bildungseinrichtungen auf die Qualität ihrer Arbeit, deren Kontrolle und Weiterentwicklung, also auf Evaluation.

Die Evaluation soll helfen, für Pädagogen, Entscheidungsträger der Politik und die Öffentlichkeit Informationen über Bildungseinrichtungen und ihre Bildungsprogramme zu gewinnen. In den 70er Jahren diente Evaluation vor allem externer Kontrolle und Bewertung von Personen. Seit den 80er Jahren wird sie jedoch als Verfahren der Selbstreflexion von Bildungseinrichtungen und ihres Personals betrachtet. Evaluation wird als Werkzeug der Entwicklung von Bildungseinrichtungen angesehen[1]. Dabei werden heute alle Elemente und Abläufe, die in Bildungseinrichtungen vorhanden sind, einer Evaluation unterzogen, von der Evaluation der zur Verfügung stehenden Ressourcen über die Evaluation der Tätigkeiten und Abläufe bis hin zur Evaluation der Ziele und Ergebnisse der Bildungseinrichtung (Total Quality Management).

Diese Arbeit soll einen Überblick über die Evaluation im Bildungsbereich geben und einen kleinen Einblick in die Praxis der Evaluation von Bildungseinrichtungen gewähren. Dazu wird am Beginn Evaluation definiert und die Arten der Evaluation aufgezeigt bevor ich zur Qualitätssicherung im Bildungswesen komme. Abschließend möchte ich auf die Probleme der Evaluation im Bildungsbereich eingehen, die sich nach meiner Meinung stellen.

Zur Qualitätssicherung und Evaluation im Bildungsbereich gibt es ein unüberschaubares Angebot an Literatur, das sich vor allem an das Management privater oder öffentlich geförderter Bildungsträger oder an deren Nutzer richtet, um die Qualität von Bildungseinrichtungen zu erhöhen oder die Auswahl von Bildungsangeboten zu erleichtern. Als grundlegende Literatur verwende ich die von Ruth Allgäuer 1997 veröffentlichte Abhandlung „Evaluation macht uns stark!“ sowie den von Rainer Westermann 2002 in der Zeitschrift für Psychologie erschienenen Aufsatz „Merkmale und Varianten von Evaluationen: Überblick und Klassifikation“.

1. Definition

Englisch evaluate heißt abschätzen, berechnen, beurteilen, bewerten oder auswerten. Nach Liket ist Evaluation dazu da, „um eine kühle, wertfreie Wahrnehmung und Wiedergabe von objektiv feststellbaren Tatsachen und Zahlen“ zu gewinnen. Dabei werden subjektive Instrumente verwendet. „Evaluation ist damit wertend“, so Liket[2]. Folgerichtig meint daraufhin Allgäuer: „Die Grundbedeutung des Wortes läßt für mich den Schluß zu, daß die Aufgabe einer gezielten Evaluation nicht nur in einer bloßen Festschreibung beobachteter und festgestellter Daten liegt, sondern daß der/die Evaluierende auch eine Bewertung vornehmen muß und dadurch aufgefordert ist, Stellung zum Beobachteten bzw. Durchgeführten zu beziehen.“[3] Evaluationsergebnisse sind also subjektiv, weshalb die Technik der Evaluation, der Evaluationsprozess bzw. das Management der Qualitätssicherung transparent gemacht werden muss.

Für Kroath ist Evaluation ein „unverzichtbarer Ablaufschritt jeder rational geplanten Handlung von Praktikern und Wissenschaftlern im Erziehungs- und Bildungsbereich, da sie begründete Bewertungskriterien für die Planung, Auswahl, Wirkung und Kontrolle pädagogischer Maßnahmen zur Verfügung stellt“[4]. Evaluation selbst ändert natürlich an der Qualität bzw. den Abläufen innerhalb von Bildungseinrichtungen nichts. Ruth Allgäuer weist ausdrücklich darauf hin, dass Evaluation nur die „Grundlage für Entscheidungen und Ausgangspunkt für notwendige Veränderungen“ sein kann. Evaluation sei kein Allheilmittel, nicht Schlusspunkt, sondern Ausgang von Entwicklungen[5].

Will man die Ergebnisse einer Evaluation als Ausgangspunkt für notwendige Veränderungen bei Entscheidungsträgern verankern, so ist eine systematische, ja eine wissenschaftliche Vorgehensweise notwendig. „Im strengsten Sinn liegt eine Evaluation nur dann vor, wenn die Bewertung oder Beurteilung eines Gegenstandes systematisch auf wissenschaftlichen Methoden beruht“, schlussfolgert Rainer Westermann[6].

Beruhend auf verschiedenen Theoretikern definiert Westermann Evaluation folgendermaßen:

„Evaluation ist die explizite und systematische Verwendung wissenschaftlicher Forschungs-methoden zur Beschreibung und Bewertung bestimmter Gegenstände, das heißt insbesondere von

- Programmen, Maßnahmen und Interventionen,
- Einrichtungen und Organisationsteilen,
- Techniken und Methoden,
- Produkten und Personen,

und zwar hinsichtlich

- Zielsetzung und Planung,
- Einrichtung und Durchführung sowie
- Wirksamkeit und Effizienz.“[7]

Dieser Definition möchte ich mich anschließen, da sie wohl umfassend Evaluation umschreibt.

Der Begriff der „Qualitätssicherung“ meint im Grunde das Gleiche. Er wird synonym für Evaluation in privatwirtschaftlichen Unternehmen, also auch in privaten Bildungsein-richtungen, verwendet und impliziert gleichzeitig eine Aufgabe für das Management. Ich habe daher den Begriff Qualitätssicherung für mein 4. Kapitel übernommen.

2. Arten der Evaluation

Evaluationen lassen sich in verschiedenste Formen und Arten unterteilen. Es kommt darauf an, von welchem Standpunkt man die Evaluation betrachtet oder welchen Stellenwert man den bestimmten Evaluationsschritten oder Zielen der Evaluation gibt.

Die aus der Literatur entnommenen Arten der Evaluation[8] habe ich in vier Dimensionen von Evaluationen eingeteilt: Gegenstand, Zweck, Methode und Durchführung. Diese lassen sich auch durch die Leitfragen formulieren:

Was wird evaluiert?

Warum wird evaluiert?

Wie wird evaluiert? und

Wer evaluiert?

2.1 Was wird evaluiert? – Der Gegenstand der Evaluation

a) zielorientierte oder zielfreie Evaluation

Bei der zielorientierten Evaluation geht es darum zu ermitteln, ob die Ziele, in unserem Fall die Bildungsziele, einer Einrichtung erreicht werden. Dazu müssen die Ziele natürlich zuvor bekannt sein. Bei der zielfreien Evaluation dagegen werden alle Wirkungen evaluiert, egal, ob sie vorausgesehen oder unerwartet auftreten. Diese zielfreie Evaluation birgt die Gefahr, Dinge zu übersehen oder zu überbewerten.

b) Entwicklungs-/Planungsevaluation

Bei der Entwicklungs- und Planungsevaluation werden alle Abläufe und ihre Zweckmäßigkeit überprüft. Es geht also darum festzustellen, ob die Abläufe in der Bildungseinrichtung ihrem Zweck gemäß vonstatten gehen.

c) bedarfsorientierte Evaluation

Hier werden die Bedürfnisse von Kunden, Patienten oder Schülern/Studenten festgestellt und bewertet.

d) Makro- und Mikroevaluation

Bei Evaluationen muss gemäß dem Ziel der Evaluatoren entschieden werden, ob eine Einrichtung als ganzes (Makroevaluation) oder nur einzelne Details oder Maßnahmen innerhalb einer Einrichtung (Mikroevaluation) überprüft werden.

e) vorab-Evaluation

Im öffentlichen Bereich, vor allem initiiert durch Verwaltungen, sind Modellversuche sehr beliebt, die oft aufgrund von politischen Notwendigkeiten ins Leben gerufen werden. Die Modellversuche sollen die möglichen Auswirkungen politischer Entscheidungen aufzeigen und die Ressourcen überprüfen, die eine Entscheidung verbrauchen würde. So wird bspw. in Brandenburg derzeit die Einführung des Abiturs nach 12 Jahren in gleich zwei Modellversuchen „4+8“ und „6+6“ erprobt.

[...]


[1] Vgl. dazu: Ruth Allgäuer, Evaluation macht uns stark!. Zur Unverzichtbarkeit von Praxisforschung im schulischen Alltag (Erziehungskonzeptionen und Praxis, 33), Frankfurt am Main 1997, S. 39-43.

[2] Zitiert nach: Ruth Allgäuer (1997), S. 22f .

[3] Allgäuer (1997), S. 37.

[4] Zitiert nach: Allgäuer (1997), S. 37-38.

[5] Allgäuer (1997), S. 38.

[6] Rainer Westermann, Merkmale und Varianten von Evaluationen: Überblick und Klassifikation, in: Zeitschrift für Psychologie (210 (1), 4/02), Göttingen 2002, S. 4-25, S. 5.

[7] Westermann (2002), S. 5-6.

[8] Nach Allgäuer (1997) und Westermann (2002).

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Evaluation im Bildungsbereich
Hochschule
Universität Potsdam  (Pädagogisches Institut)
Veranstaltung
Qualität und Evaluation in Bildung und Erziehung
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V125912
ISBN (eBook)
9783640313990
ISBN (Buch)
9783640317691
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Evaluation, Bildungseinrichtung
Arbeit zitieren
Harald Kümmel (Autor:in), 2004, Evaluation im Bildungsbereich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125912

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