Robert Musil veröffentlichte seine Novelle Die Amsel - wobei der Gattungsbegriff
Novelle später noch eingehender betrachtet und diskutiert werden soll – zum ersten Mal 1928
in der ‚Neuen Rundschau’ und nahm sie 1936 im ‚Nachlaß zu Lebzeiten’ wieder auf. Dabei
fand die Amsel zunächst in der internationalen Musil-Forschung nur geringe Beachtung und
das, obwohl sie laut Frederick W. Krotz „mit zum Gehaltvollsten Musilscher Prosa zählt“
(1970: 7) und nach Benno von Wiese „zu dem Besten gehört, was Musil geschrieben hat“
(1962: 299).
Die vorliegende Arbeit wir zeigen, inwieweit Musils Literaturtheorie in der Amsel mithilfe
psychoanalytischer Ideen Lacans interpretierbar ist. Dabei wird insbesondere auf einen von
Lacan verfassten Aufsatz zum so genannten „Spiegelstadium“ Bezug genommen werden. Die
Bildung des „Ich“ sowie die Beziehung zum ‚Dritten’ wird darüber hinaus eingeschlossen
werden und soll schließlich zum Verständnis musilscher Existenztheorien und seinem
Schreiben in der Amsel beitragen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Inhalt und Form der Amsel
- 2.1 Erzählstruktur - Rahmenhandlung - Gattungsfrage
- 3. Die Amsel als Tor zum, anderen Zustand'
- 3.1 Der, andere Zustand'
- 3.2 Musils Zeichen als,Signale' des Möglichen
- 4. Lacans, Spiegelstadium'
- 4.1 Das Ich-Ideal
- 4.2 Ich (je) und Ich (moi)
- 5. Lacans Ideen und Die Amsel - ein Vergleich
- 5.1 Die Bedeutung des kindlichen Weltbezugs
- 5.2 Ich (je) und Ich (moi) bei Lacan - Aeins und Azwei bei Musil
- 5.2.1 Azwei, das Ich (moi)
- 5.2.2 Aeins, das Ich (je)
- 5.3 Aeins als Spiegel Azweis
- 5.4 Die Bedeutung des,Dritten' im identifikatorischen Prozess
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwieweit Robert Musils Literaturtheorie in seiner Novelle „Die Amsel“ mithilfe psychoanalytischer Ideen Lacans interpretierbar ist. Der Fokus liegt auf Lacans „Spiegelstadium“, der Ich-Bildung und der Beziehung zum „Dritten“. Die Analyse soll zum Verständnis von Musils Existenztheorien und seinem Schreibstil beitragen.
- Interpretation von Musils „Die Amsel“ durch die Linse der Lacanschen Psychoanalyse.
- Analyse der Erzählstruktur und der Gattungsfrage der Novelle.
- Untersuchung des Konzepts des „anderen Zustands“ in Musils Werk.
- Die Rolle von Zeichen und Symbolen (insbesondere die Amsel) in der Darstellung innerer Prozesse.
- Bedeutung der Beziehung zwischen Aeins und Azwei im Kontext der Ich-Bildung.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt den Forschungsstand zu Musils Novelle „Die Amsel“. Sie hebt die Bedeutung der Novelle für das Verständnis von Musils Werk hervor und skizziert die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit, nämlich die Interpretation der Novelle im Lichte der Lacanschen Psychoanalyse, insbesondere des „Spiegelstadiums“, mit Fokus auf die Ich-Bildung und die Beziehung zum „Dritten“.
2. Inhalt und Form der Amsel: Dieses Kapitel beschreibt die Struktur der Novelle, bestehend aus einer Einleitung und drei Episoden, die Azweis psychische Entwicklung anhand persönlicher Erlebnisse darstellen. Die drei Geschichten behandeln Azweis Flucht aus Berlin, ein Nahtoderlebnis im Krieg und die Rückkehr nach Hause mit dem Wiedersehen der Amsel und der Auseinandersetzung mit der Krankheit und dem Tod seiner Mutter. Die komplexe Erzählstruktur mit einem Rahmenerzähler und den Figuren Aeins und Azwei wird diskutiert, wobei die Gattungszugehörigkeit der Novelle als Novelle kontrovers diskutiert wird.
3. Die Amsel als Tor zum,anderen Zustand': Dieses Kapitel analysiert das Konzept des „anderen Zustands“ in Musils Werk. Es beleuchtet Musils erkenntnistheoretischen Ansatz, der die Existenz einer Welt jenseits der rational erfassbaren Realität postuliert. Die drei Episoden in „Die Amsel“ werden als Ausdruck dieses „anderen Zustands“ interpretiert, der als ursprünglichere Existenzebene verstanden wird und nur bruchstückhaft erfahrbar ist. Die Amsel, oder auch der Fliegerpfeil, fungiert als Symbol für diesen Übergang in einen anderen Bewusstseinszustand.
Schlüsselwörter
Robert Musil, Die Amsel, Novelle, Erzählstruktur, Psychoanalyse, Lacan, Spiegelstadium, Ich-Bildung, „anderer Zustand“, Zeichen, Symbole, Aeins, Azwei, Identifikation, Existenztheorie.
Häufig gestellte Fragen zu Robert Musils "Die Amsel"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Robert Musils Novelle "Die Amsel" unter Verwendung der psychoanalytischen Theorien Jacques Lacans. Der Fokus liegt dabei auf dem Lacanschen "Spiegelstadium", der Ich-Bildung und der Beziehung zum "Dritten". Ziel ist es, Musils Existenztheorien und seinen Schreibstil besser zu verstehen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Interpretation von Musils "Die Amsel" durch die Lacansche Psychoanalyse, die Analyse der Erzählstruktur und Gattungsfrage der Novelle, die Untersuchung des "anderen Zustands" in Musils Werk, die Rolle von Zeichen und Symbolen (insbesondere die Amsel), und die Bedeutung der Beziehung zwischen Aeins und Azwei im Kontext der Ich-Bildung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Inhalt und Form der Amsel (inkl. Analyse der Erzählstruktur und Gattungsfrage), Die Amsel als Tor zum "anderen Zustand", Lacans "Spiegelstadium" (inkl. Ich-Ideal und Ich (je) und Ich (moi)), Lacans Ideen und Die Amsel - ein Vergleich (inkl. detaillierter Analyse von Aeins und Azwei und ihrer Beziehung zum "Dritten"), und Fazit. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Analyse.
Was ist der "andere Zustand" in Musils Werk?
Der "andere Zustand" bezeichnet in Musils Werk eine Realität jenseits der rational erfassbaren Welt. Diese ursprünglichere Existenzebene ist nur bruchstückhaft erfahrbar und wird in den drei Episoden von "Die Amsel" ausgedrückt. Die Amsel selbst fungiert als Symbol für den Übergang in diesen Zustand.
Welche Rolle spielen Aeins und Azwei in der Analyse?
Aeins und Azwei sind Figuren in Musils "Die Amsel", die im Kontext der Lacanschen Ich-Bildung analysiert werden. Die Beziehung zwischen Aeins und Azwei wird im Hinblick auf das Ich (je) und Ich (moi) bei Lacan untersucht, wobei Aeins als Spiegel Azweis interpretiert wird. Die Bedeutung des "Dritten" im identifikatorischen Prozess zwischen Aeins und Azwei spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Robert Musil, Die Amsel, Novelle, Erzählstruktur, Psychoanalyse, Lacan, Spiegelstadium, Ich-Bildung, "anderer Zustand", Zeichen, Symbole, Aeins, Azwei, Identifikation, Existenztheorie.
Welche Zusammenfassung der einzelnen Kapitel wird gegeben?
Die Zusammenfassung der Kapitel beschreibt den Inhalt jedes Kapitels detailliert. Kapitel 1 (Einleitung) führt in das Thema ein, Kapitel 2 beschreibt Inhalt und Form der Novelle, Kapitel 3 analysiert den "anderen Zustand", Kapitel 4 behandelt Lacans Spiegelstadium, Kapitel 5 vergleicht Lacans Ideen mit Musils Werk und Kapitel 6 fasst die Ergebnisse zusammen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit Robert Musil, seiner Novelle "Die Amsel", der Psychoanalyse (insbesondere Lacan) und der Literaturtheorie beschäftigen. Sie bietet eine detaillierte Analyse und Interpretation des Werkes unter Berücksichtigung psychoanalytischer Perspektiven.
- Quote paper
- Dana Knochenwefel (Author), 2008, Robert Musil - Die Amsel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126092