[...] Doch nicht nur die Gleichheit der Rassen ist nicht gegeben sondern auch die der Geschlechter. Die im Züge der Aufklärung aufgekommene Idee der Einbeziehung der Frau in das öffentlich-politische Leben, die in sich stets nur sehr schwach behaupten konnte, war während der Spätaufklärung und am Anfang des 19. Jahrhunderts bereits eine verlorene Sache. Die Frau sollte zurück an den Herd und ins Haus, um ihre einzige Pflicht als Mutter und Gattin zu erfüllen. Dass Kleist diese Idee von der Rolle der Frau teilte, geht aus seinen Briefen hervor. Umso interessanter ist es, dass fast alle der Frauenfiguren in der Verlobung in St. Domingo diesem Ideal nicht immer entsprechen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Bild des „Negers“ in einigen exemplarischen Schriften der Aufklärung im Vergleich mit Der Verlobung in St Domingo
- 2.1. Afrika in Haiti
- 2.2. Vergleich der „Rassen“ in Verlobung in St Domingo
- 2.3. Zwischen den Fronten - Die „halbschlächtigen Blendlinge“
- 3. Das Frauenbild in der Verlobung in St Domingo
- 3.1. Mariane
- 3.2. Toni
- 3.3. Babekan
- 3.4. Exkurs: Marianne
- 4. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Rasse und Geschlecht in Heinrich von Kleists Novelle „Die Verlobung in St. Domingo“. Ziel ist es, Kleists Werk im Kontext der Spätaufklärung zu analysieren und die zeitgenössischen Vorstellungen von Rasse und die Rolle der Frau zu beleuchten. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Darstellung der Schwarzen in Kleists Novelle mit den zeitgenössischen „Negerbildern“ der Aufklärung und der Analyse der weiblichen Figuren im Kontext gesellschaftlicher Normen.
- Das „Negerbild“ in der Spätaufklärung und seine Darstellung in Kleists Novelle.
- Der Vergleich der Rassenverhältnisse in „Die Verlobung in St. Domingo“ mit den zeitgenössischen Auffassungen.
- Die Rolle der Frauenfiguren in Kleists Novelle und deren Abweichung von den gesellschaftlichen Idealen der Zeit.
- Die komplexe Darstellung der „halbschlächtigen Blendlinge“ und ihre soziale Position.
- Die Frage nach der Bedeutung der Rassenverhältnisse im Kontext der Revolution in St. Domingo.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die ungewöhnliche Situation in Kleists Novelle „Die Verlobung in St. Domingo“, in der die soziale Ordnung auf den Kopf gestellt scheint: Schwarze ermorden Weiße, ehemalige Sklaven leben in Villen, während die ehemaligen Herren fliehen. Der Text stellt die Frage nach der Bedeutung der Umkehrung der Machtverhältnisse und fragt nach der Wirkung des Bildes mordender Schwarzer auf das Publikum um 1811 im Vergleich zum Bild mordender Weißer. Die Arbeit kündigt eine Untersuchung des „Negerbildes“ der Aufklärung und des Frauenbildes in der Novelle an.
2. Das Bild des „Negers“ in einigen exemplarischen Schriften der Aufklärung im Vergleich mit Der Verlobung in St. Domingo: Dieses Kapitel vergleicht die Darstellung der Schwarzen in Kleists Novelle mit dem „Negerbild“ der Spätaufklärung. Es zeigt, dass die aufgeklärten Denker zwar oft ein Recht auf Menschsein zugestanden, aber gleichzeitig die Schwarzen als unterentwickelt angesehen haben. Voltaire beispielsweise sah in ihnen Untermenschen, während Blumenbach positive Beispiele schwarzer Talente anführte. Das Kapitel analysiert die Figur Congo Hoango in Kleists Novelle, der trotz Wohltaten seinen Herrn ermordet. Die scheinbar unzureichenden Rachemotive werden hinterfragt und die Ambivalenz der Darstellung von Hoango und seines Herrn beleuchtet. Der Vergleich mit Meiners' Beschreibung der Bewohner der Goldküste erweitert die Analyse der Darstellung von Schwarzen in der Aufklärung.
3. Das Frauenbild in der Verlobung in St. Domingo: Dieses Kapitel analysiert die Frauenfiguren in Kleists Novelle im Kontext der gesellschaftlichen Ideale der Spätaufklärung und des frühen 19. Jahrhunderts, in denen Frauen an den Herd und ins Haus zurückkehren sollten. Es untersucht, inwieweit die Frauenfiguren – Mariane, Toni, und Babekan – diesen Idealen entsprechen oder davon abweichen. Der Exkurs zu Marianne vertieft die Analyse einer bestimmten Figur und deren Rolle in der Handlung. Der Fokus liegt auf der Darstellung der weiblichen Figuren und deren Bedeutung für die Gesamtinterpretation der Novelle.
Schlüsselwörter
Heinrich von Kleist, Die Verlobung in St. Domingo, Aufklärung, Rasse, Geschlecht, „Negerbild“, Sklaverei, Revolution in St. Domingo, Frauenrolle, Kolonialismus, Spätaufklärung, Identität, Machtverhältnisse.
Häufig gestellte Fragen zu Heinrich von Kleists "Die Verlobung in St. Domingo"
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Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Rasse und Geschlecht in Kleists Novelle. Konkret werden folgende Themen untersucht: Das „Negerbild“ in der Spätaufklärung und dessen Vergleich mit der Darstellung in Kleists Werk; die Rassenverhältnisse in der Novelle im Vergleich zu den zeitgenössischen Auffassungen; die Rolle der Frauenfiguren und deren Abweichung von den gesellschaftlichen Idealen; die komplexe Darstellung der „halbschlächtigen Blendlinge“ und ihre soziale Position; und die Bedeutung der Rassenverhältnisse im Kontext der Revolution in St. Domingo.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, die die ungewöhnliche Situation in der Novelle beschreibt und die Forschungsfrage formuliert; ein Kapitel, das das „Negerbild“ der Aufklärung mit der Darstellung in Kleists Novelle vergleicht; ein Kapitel, das das Frauenbild in der Novelle analysiert; und eine Schlussbetrachtung.
Wie wird das „Negerbild“ der Aufklärung behandelt?
Das zweite Kapitel vergleicht die Darstellung von Schwarzen in Kleists Novelle mit dem „Negerbild“ der Spätaufklärung. Es zeigt, dass aufgeklärte Denker zwar oft ein Recht auf Menschsein zugestanden haben, aber gleichzeitig Schwarze als unterentwickelt ansahen. Die Analyse umfasst Beispiele von Voltaire und Blumenbach und untersucht die Figur Congo Hoango in Kleists Novelle.
Wie werden die Frauenfiguren in der Novelle analysiert?
Das dritte Kapitel analysiert die Frauenfiguren (Mariane, Toni, Babekan) im Kontext der gesellschaftlichen Ideale der Spätaufklärung und des frühen 19. Jahrhunderts. Es untersucht, inwieweit diese Figuren diesen Idealen entsprechen oder davon abweichen und vertieft die Analyse einer bestimmten Figur im Rahmen eines Exkurses.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter, die die Arbeit beschreiben, sind: Heinrich von Kleist, Die Verlobung in St. Domingo, Aufklärung, Rasse, Geschlecht, „Negerbild“, Sklaverei, Revolution in St. Domingo, Frauenrolle, Kolonialismus, Spätaufklärung, Identität, Machtverhältnisse.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Kleists Werk im Kontext der Spätaufklärung zu analysieren und die zeitgenössischen Vorstellungen von Rasse und die Rolle der Frau zu beleuchten. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Darstellung der Schwarzen in Kleists Novelle mit den zeitgenössischen „Negerbildern“ der Aufklärung und der Analyse der weiblichen Figuren im Kontext gesellschaftlicher Normen.
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- Jelena Vukadinovic (Author), 2006, Rasse und Geschlecht in Heinrich von Kleists Verlobung von St. Domingo, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126107