„Normaler Weise kann man, was man braucht“. So beschreibt Burkhard Meißner die Helden in Homers Epen. Dies lässt sich durchaus auf die gesamte Arbeitswelt in der Antike übertragen. Denn tatsächlich bereitet es Schwierigkeiten, wenn man dieses „Können“, vor allem die Aneignung dessen näher beleuchten und untersuchen will. Vor allem in der archaischen Gesellschaft, aber auch bis tief in die römische Zeit hinein und sogar darüber hinaus scheint es absolut üblich zu sein, dass Berufsgeheimnisse von Generation zu Generation innerhalb der Familie weitergegeben werden, die Söhne sprichwörtlich in die Fußstapfen der Väter treten.
Eine nach heutiger Vorstellung staatlich gelenkte oder zumindest von Organisationen überwachte Berufsausbildung hat es in der Antike nicht gegeben. Will man sich dennoch ein Bild verschaffen von Art, Umfang, Inhalt und Dauer einer Ausbildung, muss man auf das Wenige zurückgreifen, was uns vorliegt. Denn dass es so etwas gegeben haben muss ist einerseits aus logischen Gesichtspunkten absolut unabdingbar und andererseits in den literarischen Quellen nur allzu oft bezeugt. Leider schweigen diese Quellen aber über die genaue Organisation der Berufsausbildung. Anders sieht es aus bei Ausbildungsverträgen, die uns aus dem römischen Ägypten auf Papyri überliefert sind und zum Teil erstaunliche Bestimmungen bis hin zu Konventionalstrafen bei Vertragsverstößen und Arbeitsschutzklauseln wie bezahltem Urlaub enthalten.
Im Folgenden will ich auf diese beiden Quellengattungen ebenso eingehen, wie auf inschriftliche Belege wie Signaturen und die Entwicklung der Berufsausbildung von der archaischen Zeit bis in die römische Kaiserzeit untersuchen.
Wenn auch in der Forschung das „antike Handwerk“ an sich mittlerweile recht umfangreich beleuchtet worden ist und die soziale Stellung von Handwerkern teils kontrovers diskutiert wird, so mangelt es doch immer noch an Arbeiten zur antiken Berufsausbildung, da die Quellenlage zu dieser Thematik mehr als dürftig ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Berufsausbildung in den literarischen Quellen
- Inschriftliche Quellen und Signaturen
- Außerfamiliäre Ausweitung der Berufsausbildung
- Ärzte und ärztliche Ausbildung
- Berufsausbildung im Hellenismus
- Form und Inhalt der ägyptischen Ausbildungsverträge
- Beteiligte
- Gestellungs- und Ausbildungspflicht
- Lohn, Unterhalt, Steuer und Urlaub
- Die Rolle des Staates bei der Berufsausbildung
- Zusammenfassung
- Verzeichnis der verwendeten Literatur
- Quellen
- Lexika
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Berufsausbildung in der Antike. Sie untersucht die verschiedenen Formen der Ausbildung, die von der innerfamiliären Weitergabe von Wissen bis hin zu formalen Ausbildungsverträgen reichten. Die Arbeit analysiert die Quellenlage, insbesondere literarische Quellen, inschriftliche Belege und Papyri aus dem römischen Ägypten, um ein umfassendes Bild der Berufsausbildung in der Antike zu zeichnen.
- Die Rolle der Familie bei der Berufsausbildung
- Die Bedeutung von Inschriften und Signaturen für die Rekonstruktion der Berufsausbildung
- Die Entwicklung der Berufsausbildung von der archaischen Zeit bis in die römische Kaiserzeit
- Die Rolle des Staates bei der Berufsausbildung
- Die Bedeutung von Ausbildungsverträgen im römischen Ägypten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Berufsausbildung in der Antike vor und erläutert die Schwierigkeiten, die sich bei der Untersuchung dieser Thematik ergeben. Die Arbeit zeigt auf, dass die Berufsausbildung in der Antike in erster Linie innerhalb der Familie stattfand und dass die Quellenlage zu dieser Thematik sehr begrenzt ist.
Das zweite Kapitel analysiert die literarischen Quellen, insbesondere die Epen Homers, und zeigt auf, dass die Berufsausbildung in diesen Texten nur am Rande behandelt wird. Die Arbeit stellt fest, dass die innerfamiliäre Weitergabe von Wissen in der archaischen Gesellschaft selbstverständlich war und dass die Ausbildung nur dann zum Thema wurde, wenn die Familie in ihrer Ausbildungsfunktion versagte.
Das dritte Kapitel untersucht inschriftliche Quellen und Signaturen und zeigt auf, dass sich auch hier keine neuen Erkenntnisse zur Organisation der Berufsausbildung gewinnen lassen. Die Arbeit stellt fest, dass zwar zahlreiche inschriftliche Belege Auszubildende in verschiedenen Berufen nennen, aber konkrete Aussagen oder Bestimmungen zur Organisation fehlen.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der außerfamiliären Ausweitung der Berufsausbildung und zeigt auf, dass diese im Laufe der Zeit immer wichtiger wurde. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Formen der außerfamiliären Ausbildung, die von der Lehre bei einem Meister bis hin zu formalen Ausbildungsverträgen reichten.
Das fünfte Kapitel untersucht die Ausbildung von Ärzten und zeigt auf, dass diese in der Antike eine besondere Rolle spielte. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Formen der ärztlichen Ausbildung, die von der Lehre bei einem Arzt bis hin zu formalen Ausbildungsprogrammen an medizinischen Schulen reichten.
Das sechste Kapitel befasst sich mit der Berufsausbildung im Hellenismus und zeigt auf, dass diese in dieser Zeit eine neue Bedeutung erlangte. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Formen der Berufsausbildung im Hellenismus, die von der Lehre bei einem Meister bis hin zu formalen Ausbildungsprogrammen an staatlichen Schulen reichten.
Das siebte Kapitel untersucht die Form und den Inhalt der ägyptischen Ausbildungsverträge und zeigt auf, dass diese eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Berufsausbildung spielten. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Bestimmungen der Ausbildungsverträge, die von der Gestellungs- und Ausbildungspflicht bis hin zu Lohn, Unterhalt, Steuer und Urlaub reichten.
Das achte Kapitel befasst sich mit der Rolle des Staates bei der Berufsausbildung und zeigt auf, dass diese im Laufe der Zeit immer wichtiger wurde. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Formen der staatlichen Einflussnahme auf die Berufsausbildung, die von der Förderung bestimmter Berufe bis hin zur Regulierung der Ausbildungsbedingungen reichten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Berufsausbildung in der Antike, die innerfamiliäre Weitergabe von Wissen, die außerfamiliäre Ausweitung der Berufsausbildung, die Rolle des Staates bei der Berufsausbildung, die Bedeutung von Ausbildungsverträgen im römischen Ägypten, die Ausbildung von Ärzten und die Berufsausbildung im Hellenismus.
- Arbeit zitieren
- Peter Brendebach (Autor:in), 2005, Berufsausbildung in der Antike, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126202