Die Lüneburger Saline und ihre Bedeutung für das mittelalterliche Lüneburg und den Ostseeraum


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Die Bedeutung des Salzes im Mittelalter

3. Die Struktur der Lüneburger Saline und ihre Bedeutung für die Stadt
3.1 Die Lüneburger Saline
3.2 Die Bedeutung der Saline und des Salzhandels für das mittelalterliche Lüneburg

4. Der Handel mit Lüneburger Salz und seine Bedeutung für den Ostseeraum des Mittelalters

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wer im Jahr 2000 durch die Lüneburger Innenstadt spaziert ist, wird sich an den zahlreichen kunstvoll bemalten Wildschweinfiguren erfreut haben, die es dort zu sehen gab.[1] Gleichwohl wird einem Ortsfremden die Bedeutung dieser Wildschweine verborgen geblieben sein. Mit dieser werbewirksamen Aktion wurde nämlich an eine alte Lüneburger Legende erinnert, wonach ein Jäger vor mehr als 1000 Jahren eine schneeweiße Wildsau erlegt haben und im Zuge dessen die erste Salzquelle der Stadt entdeckt haben soll. Die ungewöhnliche Farbe des Felles stammte der Legende zufolge von kristallisiertem Salz, in dem sich die Sau gesuhlt hätte. Es war also eine Sau, die die Einwohner Lüneburgs auf ihren wertvollen Bodenschatz aufmerksam gemacht haben soll.

Auf einem Salzstock erbaut, beruht die geschichtliche Bedeutung der Stadt Lüneburg in der Tat in erster Linie auf einem reichen Salzvorkommen.[2] Das Salz stand im Mittelpunkt des mittelalterlichen Lüneburgs, prägte das wirtschaftliche Leben und schuf somit die Basis für den ökonomischen Aufstieg dieser Stadt, die zu einem der wichtigsten Mitglieder der Hanse werden sollte. Noch heute spiegeln sich in Lüneburgs Stadtbild der einstige Reichtum und der intensive Handel des Städtebundes wider. Prächtige Giebelhäuser, der Alte Hafen mit dem berühmten Kran und dem historischen Kaufhaus und nicht zuletzt die Saline, in der heute das deutsche Salzmuseum untergebracht ist, zeugen von der Vergangenheit der Stadt. Lüneburg, Lüneburger Salz und die Hanse sind daher Begriffe, die unmittelbar miteinander zu verbinden sind - seit dem 05. Oktober 2007 trägt Lüneburg wieder den Namenszusatz „Hansestadt“,[3] womit direkt an die ältere Geschichte der Stadt erinnert wird. Man ist sich in Lüneburg folglich der historischen Stellung der Stadt bewusst und nutzt dies in touristischer und somit ebenfalls in wirtschaftlicher Hinsicht.

Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt auf der Verbindung zwischen dem Lüneburger Salz und der Hanse bzw. dem Ostseeraum.[4] Warum stand gerade das Lüneburger Salz im Fokus des Salzhandels, so dass Lüneburg im 14. Jahrhundert gar ein Salzhandelsmonopol besaß,[5] durch welches die Stellung innerhalb der Hanse wesentlich bestimmt werden konnte. Auf welchen Wegen gelangte das Salz in den gesamten Ostseeraum und andere Regionen Norddeutschlands? Zunächst soll jedoch geklärt werden, welche Bedeutung das Salz für den Menschen des Mittelalters allgemein hatte, um anschließend die Bedeutung des Salzes für die Stadt Lüneburg zu erläutern.

2. Die Bedeutung des Salzes im Mittelalter

Salz ist eine elementare Voraussetzung für das Leben und somit der wohl bedeutendste Mineralstoff überhaupt - sowohl Pflanzen und Tiere als auch Menschen sind darauf angewiesen. Wissenschaftlich bewiesen ist dies zwar erst seit circa 150 Jahren,[6] nachdem die chemische Konsistenz entschlüsselt wurde, aber schon in früheren Zeiten kannten die Menschen den Nutzen des Salzes als Nahrungs-, Haushalts- oder Arzneimittel. Nach Jean-François Bergier würzten bereits die Menschen in der Jungsteinzeit ihre Speisen mit Salz. Der vorgeschichtliche Mensch ernährte sich hauptsächlich von der Jagd und mit dem Fleisch nahm er stets ausreichend Salz auf, so dass der tägliche Bedarf an Salz gedeckt wurde. Mit der Entwicklung des Ackerbaus in der Jungsteinzeit musste das Salz der Nahrung jedoch zugefügt werden, da der Salzgehalt von Pflanzen wesentlich geringer ist. Die wirtschaftliche Bedeutung des Salzes stieg im Mittelalter noch zusätzlich an und lag vor allem in der Konservierung von Nahrungsmitteln, so dass der Verbrauch pro Person viel höher war als das heute der Fall ist. Vor allem in den Städten bestand die Ernährung zunehmend aus Lebensmitteln, für deren Konservierung Salz erforderlich war – mit durchaus positiven Auswirkungen auf die Viehzucht und den Heringsfang in der Nordsee. In den nordischen Ländern wurde etwa der frisch gefangene Fisch mit Salz haltbar gemacht und konnte so über weite Wege transportiert und gehandelt werden. Zur Konservierung einer Tonne Hering (entspricht ca. 136 kg) benötigte man etwa ein Viertel bis zu einem Drittel einer Tonne an Salz (entspricht ca. 34-45 kg).[7] Dies zeigt deutlich wie groß der Bedarf an Salz im Mittelalter gewesen ist. Mit Hilfe des Salzes konnten die Nahrungsmittel jedoch nicht nur für den Eigenverbrauch haltbar gemacht werden. Vielmehr ermöglichte man auf diese Weise erst den Ankauf von weiteren Lebensmitteln. Da etwa in Norwegen ein Mangel an Getreide, jedoch ein „Überschuss“ an Fisch herrschte, tauschte man mit den Händlern aus dem Norddeutschen Raum oder dem heutigen Dänemark Fisch gegen Getreide. Dort gab es zwar genügend Getreide, aber nicht ausreichend Fisch, welcher sich gerade in der Fastenzeit großer Beliebtheit erfreute.[8] Die Konservierung des Fisches als Handelsgut ermöglichte also erst den Ankauf von Getreide.

Salz ist jedoch nicht überall in der gleichen Menge vorhanden und abbaubar. Besonders salzreiche Böden finden sich an Meeresküsten, wobei der Salzgehalt des Bodens durch den Salzgehalt des Meeres beeinflusst wird. So herrschte beispielsweise in Finnland und Schweden stets Salzmangel,[9] da die Salzgewinnung aus dem Ostseewasser aufgrund des geringen Salzgehaltes nicht ertragreich war. Man war folglich auf den Ankauf von Salz angewiesen. Das ungleiche Vorkommen und der unterschiedliche Bedarf an Salz führten bereits in der Antike zum Handel mit selbigem.[10] Die größte wirtschaftliche und politische Bedeutung erlangte der Salzhandel in Europa im Mittelalter und verhalf denjenigen Städten und Regionen, in denen Salz abgebaut wurde zu großem Reichtum und Macht.

Im Allgemeinen ist für das 12. und 13. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blüte zu verzeichnen, die sich in den Städten besonders bemerkbar machte. Dass Salz einer der bedeutendsten Faktoren dieses ausgedehnten Wirtschaftswachstums im Hoch- und Spätmittelalter war, steht außer Frage. Diejenigen Städte, die Salzquellen besaßen, profitierten in besonderer Weise, indem sie sich ein Monopol auf die Salzproduktion sicherten und Verbrauchssteuern auf Salz erhoben und so die Einnahmen zusätzlich gesteigert wurden.[11] Spätestens seit dem 12. Jahrhundert war aus dem schlichten Mineralstoff ein wahres Politikum geworden. Dies lässt sich auch daran erkennen, dass es in Dänemark durchaus üblich war, dass Gutsbesitzer ihre Abgaben an den königlichen Hof in Salz entrichteten.[12] Die Politisierung des Salzes ist vor allem auf den rasch wachsenden Gesamtverbrauch bzw. –bedarf zurückzuführen. Immerhin verdoppelte sich zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert die Bevölkerungszahl Europas. Während Salz heute relativ preiswert ist, war es im Mittelalter kostbar und rar und wurde daher nicht zu Unrecht als „weißes Gold“ bezeichnet, um das sogar Kriege geführt wurde. Bergier vergleicht das Salz des Mittelalters daher mit dem heutigen Rohöl.[13]

3. Die Struktur der Lüneburger Saline und ihre Bedeutung für die Stadt

3.1 Die Lüneburger Saline

Die Lüneburger Saline war eines der ältesten und bedeutendsten Industrieunternehmen des nordeuropäischen Raumes. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals am 13. August 956 in einem Salzzoll durch König Otto I, in dem er dem Lüneburger Kloster St. Michaelis den Zoll „für das Salz, das aus der Saline [ex salinis] gekauft wird“, zugesprochen hat.[14] Vieles spricht aber dafür, dass die Lüneburger Saline zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren existiert haben muss, so dass Historiker ihren Entstehungszeitpunkt schon früher vermuten. Bis in das 12. Jahrhundert fehlen allerdings verlässliche Quellen über die Produktion der Saline sowie die Ausdehnung des Lüneburger Salzhandels. Es spricht aber vieles dafür, dass die Organisation und Struktur der Saline im 12. Jahrhundert in etwa der, späterer Jahrhunderte entsprochen haben muss.[15] Demnach waren um den Sod, dem Salzbrunnen, der das salzhaltige Grundwasser, die Sole, zutage förderte, mehrere Siedehütten angelegt. Im Jahre 1262 wurde die Anzahl der Siedehütten von 48 auf 54 erhöht, wobei sich die Zahl von 54 Hütten bis zur Umstrukturierung der Saline um 1800 nicht mehr veränderte. Anfänglich befanden sich in jeder Hütte drei Siedepfannen, in denen die Sole auf einem Feuer solange gekocht wurde, bis das Wasser verdunstete und nur noch das kristallisierte Salz zurückblieb.[16] Dieser Vorgang wurde als Sod bezeichnet und dauerte etwa 2-3 Stunden. Später wurde die Zahl der Pfannen pro Hütte auf vier erhöht, wobei in der Blütezeit der Saline im 15. und 16. Jahrhundert einige Hütten gar fünf Pfannen nutzten. Die Produktion erfolgte an ca. 360 Tagen im Jahr,[17] wobei Tag und Nacht gearbeitet wurde, so dass pro Pfanne etwa 8-12 Söde in 24 Stunden möglich waren. Da der Salzgehalt der Sole mit etwa 23 Prozent sehr hoch war, konnte pro Sod und Pfanne, welche ein Fassungsvolumen von 49 l hatte, zwischen 14 und 17 kg Salz gewonnen werden.[18] Dies bedeutet, dass jede Siedehütte mehrere hundert Kilogramm Salz am Tag produzieren konnte. Dass die Produktionskapazität im Laufe der Jahrhunderte anstieg, führt Witthöft auf eine effizientere Produktionsweise und eine Vergrößerung der Pfannen zurück.[19] So betrug die Produktionskapazität um 1200 noch maximal 5200 t, um dann im Laufe des 13. Jahrhunderts auf ca. 15000 t zu steigen. Im 15. und 16. Jahrhundert lag die Jahresproduktion sogar bei ca. 24000 t Salz.[20]

[...]


[1] Vgl. http://www.luene-info.de/thema/salzsau/auktion/salzsau.html; Stand 20.08.2008.

[2] Vgl. Witthöft, Harald: Struktur und Kapazität der Lüneburger Saline seit dem 12. Jahrhundert, In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 63, 1976, S. 1.

[3] Vgl. http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/06/801795.html; Stand 20.08.2008.

[4] Im engeren Sinne ist mit Salz das natürlich vorkommende Kochsalz, Natriumchlorid, gemeint.

[5] Vgl. Witthöft, Harald: Der Export Lüneburger Salzes in den Ostseeraum während der Hansezeit, In: Die Hanse und der deutsche Osten, Lüneburg 1990, S. 41-65, hier S. 49.

[6] Vgl. Bergier, Jean-François: Die Geschichte vom Salz, Frankfurt/ New York 1989, S. 14f.

[7] Vgl. Witthöft: Struktur und Kapazität der Lüneburger Saline, S. 109. Zur Konservierung von einem Kilo Fleisch benötigte man etwa 100 Gramm Salz. Es gab zwar auch andere Konservierungsmethoden, diese waren aber nicht so zuverlässig wie das Salzen.

Vgl. http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/ard/sendung/65553/index.html; Stand 16.9.2008.

[8] Vgl. Engel, Evamaria: Die deutsche Stadt im Mittelalter, Düsseldorf 2005, S. 181.

[9] Vgl. Hildebrand, Karl-Gustav: Salt and Cloth in Swedish Economic History, in: The Scandinavian Economic History Review, Vol. II, Nr. 1, 1954, S. 94f.

[10] Vgl. Bergier: Geschichte vom Salz, S. 161.

[11] Vgl. Engel: Stadt im Mittelalter, S. 95f. sowie Bergier: Geschichte vom Salz, S. 53.

[12] Vgl. Witthöft: Struktur und Kapazität der Lüneburger Saline, S. 4.

[13] Vgl. Bergier: Geschichte vom Salz, S. 15.

[14] Vgl. Reinhardt, Uta: Lüneburger Salz – Antrieb und Hemmnis der Stadtentwicklung, in: Boehart, William; Bornefeldt, Cordula; Lopau, Christian [Hrsg.]: Die Geschichte der Stecknitz-Fahrt. 1398-1998, Bremen 1998, S. 81-86, hier S. 81 sowie Witthöft: Struktur und Kapazität der Lüneburger Saline, S. 2-4.

[15] Vgl. Witthöft: Struktur und Kapazität der Lüneburger Saline, S. 15 u. 19f.

[16] Vgl. ebda., S. 23.

[17] Vgl. ebda., S. 39f.

[18] Vgl ebda., S. 58.

[19] Vgl. ebda., S. 104.

[20] Vgl. ebda., S. 106.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Lüneburger Saline und ihre Bedeutung für das mittelalterliche Lüneburg und den Ostseeraum
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Nordeuropa-Institut)
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V126497
ISBN (eBook)
9783640329267
ISBN (Buch)
9783640331123
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lüneburger, Saline, Bedeutung, Lüneburg, Ostseeraum
Arbeit zitieren
Susanne Stäblein (Autor:in), 2008, Die Lüneburger Saline und ihre Bedeutung für das mittelalterliche Lüneburg und den Ostseeraum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126497

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