[...] Die vorliegende Arbeit setzt sich daher das Ziel, dieser Ambiguität Franz Kafkas
nachzugehen. Sie soll sich dabei in zwei größere Abschnitte gliedern. Im ersten Teil der
Analyse sollen zwei kurze Texte von Franz Kafka – „Vor dem Gesetz“ und „Von den
Gleichnissen“ – herangezogen werden und in Zusammenhang mit der Frage der Metaphorik
untersucht werden.
Im ersten Kapitel sollen zunächst zentrale Figuren und Charakteristika aus Kafkas Werk mit
dem Ziel der ersten Orientierung thematisiert werden. Das folgende Kapitel soll diese zuvor
postulierten Charakteristika dann exemplarisch auf die Erzählung „Vor dem Gesetz“
anwenden.
Im zweiten größeren Abschnitt der Arbeit soll dann eine poststrukturalistische Interpretation
der Erzählung „Vor dem Gesetz“, nämlich Jacques Derridas „Préjugés devant la loi“ näher
beleuchtet werden. Der poststrukturalistische Zugang erscheint für eine Auseinandersetzung
mit der Erzählung besonders geeignet, da die poststrukturalistische Theorie der textuellen
Qualität der Offenheit in besonderem Maße Rechnung trägt, indem sie die Möglichkeit
eindeutiger und abgeschlossener Interpretationen grundsätzlich in Frage stellt – und sich
damit in einem spannenden Geflecht von Wechselbeziehungen mit Kafkas Texten befindet.
Eingangs soll der Versuch unternommen werden, so knapp wie möglich die Grundlagen
poststrukturalistischer Theorie bzw. der Dekonstruktion vorzustellen. Danach soll das
Augenmerk auf Derridas Essay gerichtet werden, wobei der Text insbesondere in seiner Form
der Darstellung betrachtet werden soll, da es nicht zuletzt diese ist, welche die theoretischen
Positionen Derridas widerspiegelt, illustriert und so verständlich machen kann. In einem weiteren Schritt soll der Verbindung von Gesetz und Literatur nachgegangen
werden, die Derrida in seinem Essay immer wieder herstellt. Dann soll schließlich die Frage
der Verschlossenheit des scheinbar Offenen, um die Derridas Essay wiederholt kreist,
nachgegangen werden, um so die im ersten Teil der Arbeit verfolgte Fragestellung an das
Werk Franz Kafkas wieder aufzunehmen und durch die Lektüre Derridas in einem neuen
Licht erscheinen zu lassen.
Das abschließende Resümee wird dann die Ergebnisse der Untersuchung nochmals so
prägnant wie möglich versuchen zusammenfassen, um diese Arbeit abzurunden und einen
Ausblick auf mögliche weiterführende Fragestellungen zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- I. Die Offenheit des scheinbar Verschlossenen – Eine Einleitung
- II. Sinnfiguren im Werk Franz Kafkas
- III. ,,Vor dem Gesetz“
- IV. Poststrukturalistische Perspektiven auf Kafka: Jacques Derridas „Préjugés devant la loi“
- 1. Theoretische Grundlagen der Dekonstruktion
- 2. Die Form als Praxis poststrukturalistischer Theorie
- 3. Das Verhältnis von Gesetz und Literatur
- 4. Die Verschlossenheit des scheinbar Offenen
- V. Resümee
- VI. Literaturverzeichnis
- 1. Primärliteratur
- 2. Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Ambiguität von Franz Kafkas Werk, insbesondere mit der Verschlossenheit seiner Texte, die trotz ihrer Offenheit für vielfältige Interpretationen, eindeutige Deutungen erschwert. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile: Der erste Teil analysiert zwei kurze Texte Kafkas, „Vor dem Gesetz“ und „Von den Gleichnissen“, im Kontext der Metaphorik. Der zweite Teil beleuchtet Jacques Derridas poststrukturalistische Interpretation der Erzählung „Vor dem Gesetz“, „Préjugés devant la loi“, und untersucht, wie die poststrukturalistische Theorie die Offenheit von Texten und die Unmöglichkeit eindeutiger Interpretationen beleuchtet.
- Die Ambiguität von Franz Kafkas Werk
- Die Verschlossenheit des scheinbar Offenen
- Die Rolle der Metaphorik in Kafkas Texten
- Poststrukturalistische Interpretationen von Kafkas Werk
- Die Dekonstruktion als Methode der Textanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: die Verschlossenheit des scheinbar Offenen in Franz Kafkas Werk. Sie erläutert die Ambiguität seiner Texte und die Schwierigkeit eindeutiger Interpretationen. Die Einleitung skizziert die Struktur der Arbeit, die sich in zwei größere Abschnitte gliedert: den ersten Teil, der sich mit zwei kurzen Texten Kafkas und der Frage der Metaphorik beschäftigt, und den zweiten Teil, der sich mit Derridas poststrukturalistischer Interpretation von „Vor dem Gesetz“ auseinandersetzt.
Das zweite Kapitel beleuchtet zentrale Figuren und Charakteristika aus Kafkas Werk, um eine erste Orientierung zu schaffen. Es stellt die Begriffe des Paradoxon und der Aporie vor, die für Kafkas Werk essentiell sind. Das Kapitel zeigt, wie diese Begriffe in Kafkas Leben und Werk verwoben sind, insbesondere in seinem Verhältnis zu seiner Verlobten Felice Bauer.
Das dritte Kapitel wendet die im vorherigen Kapitel postulierten Charakteristika exemplarisch auf die Erzählung „Vor dem Gesetz“ an. Es analysiert die Erzählung im Kontext der Metaphorik und untersucht, wie die Geschichte die zentralen Themen von Kafkas Werk widerspiegelt.
Der vierte Abschnitt der Arbeit widmet sich Jacques Derridas poststrukturalistischer Interpretation der Erzählung „Vor dem Gesetz“, „Préjugés devant la loi“. Der Abschnitt beginnt mit einer kurzen Einführung in die Grundlagen der Dekonstruktion, um den theoretischen Rahmen für Derridas Analyse zu schaffen. Anschließend wird Derridas Essay in seiner Form der Darstellung betrachtet, da diese die theoretischen Positionen Derridas widerspiegelt und illustriert.
Der Abschnitt geht dann auf die Verbindung von Gesetz und Literatur ein, die Derrida in seinem Essay immer wieder herstellt. Schließlich wird die Frage der Verschlossenheit des scheinbar Offenen untersucht, die Derridas Essay wiederholt aufwirft. Dieser Abschnitt verbindet die im ersten Teil der Arbeit verfolgte Fragestellung mit Derridas Analyse und beleuchtet sie in einem neuen Licht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Verschlossenheit des scheinbar Offenen, die Metaphorik im Werk Franz Kafkas, die poststrukturalistische Theorie, die Dekonstruktion, Jacques Derrida, „Préjugés devant la loi“, „Vor dem Gesetz“, Gesetz und Literatur, Ambiguität, Paradoxon, Aporie.
- Quote paper
- Bernd Csitkovics (Author), 2008, Zur Verschlossenheit des scheinbar Offenen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126550