Die Landwirtschaft der Römischen Kaiserzeit im norddeutschen Küstengebiet

Die Fallbeispiele Feddersen Wierde und Flögeln


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

36 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen

Verzeichnis der Tabellen

I Einleitung
1.1. Problemstellung und Themenabgrenzung
1.2. Forschungsgeschichte und Quellenlage

II Hauptteil
2.1. Landwirtschaft auf der Marsch: Das Fallbeispiel Feddersen Wierde
2.1.1. Siedlungsentwicklung
2.1.2. Wirtschaftliche Grundlagen der Feddersen Wierde
2.1.2.1. Viehzucht
2.1.2.2. Ackerbau
2.1.2.3. Jagd und Fischfang
2.1.2.4. Handwerk und Handel
2.2. Landwirtschaft auf der Geest: Das Fallbeispiel Flögeln
2.2.1. Siedlungsentwicklung
2.2.2. Wirtschaftliche Grundlagen in Flögeln
2.2.2.1. Viehzucht
2.2.2.2. Ackerbau
2.2.2.3. Jagd und Fischfang
2.2.2.4. Handwerk und Handel

III Resumé

IV Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen

Abb. 1: Besiedlung der Seemarsch in der Römischen Kaiserzeit

Abb. 2: Schematischer Vertikalschnitt durch eine prähistorische Dorfwurt

Abb. 3: Schematische Darstellung der Ausbauperioden der Feddersen Wierde

Abb. 4: a) Die Verbreitung von Pflugfurchen und Gräben auf dem gewachsenen Boden der Flachsiedlung der Römischen Kaiserzeit auf der Feddersen Wierde

b) Ackergerät

Abb. 5: Mengenmäßige Anteile der aller gefundenen Kultur- und Nutzpflanzen in den Mistschichten der Wurt

Abb. 6: Besiedlung der Geestinsel Flögeln in der Römischen Kaiserzeit und im Mittelalter

Abb. 7: Gesamttabelle verkohlter Pflanzenreste von Flögeln- Eekhöltjen, 1.- 5./6 Jahrhundert n. Chr

Abb. 8: Flögeln- Haselhörn, Wallsysteme der eisenzeitlichen Ackerflur nach

Feinnivellement, Aufmessung und Luftaufnahme

Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1: Herleitung des Rinderbestandes anhand von Viehboxen in den einzelnen Siedlungsphasen- und horizonten

I Einleitung

1.1. Problemstellung und Themenabgrenzung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich im Rahmen des Hauptseminars „Ausgewählte Themen der Wirtschaftsarchäologie“ mit der Landwirtschaft der römischen Kaiserzeit im norddeutschen Küstengebiet. Exemplarisch sollen dazu die Wurtensiedlung Feddersen Wierde im Vergleich zu der auf einer Geestinsel liegenden zeitgleichen Siedlung Flögeln betrachtet werden, wobei der Schwerpunkt der Betrachtung entsprechend des Referatsthemas auf der Feddersen Wierde liegt. Ausgangspunkt der Betrachtung ist dabei eine Beurteilung des Naturraums. Beide Siedlungen liegen potentiell in einem Ungunstraum, der aufgrund vielfältiger litoraler und klimatischer Prozesse ständigen Veränderungen unterworfen war und noch ist, auf die der Mensch flexibel und mit einer hohen Anpassungsfähigkeit reagieren muss. Entsprechend soll nicht nur der Ackerbau und die Viehzucht im Zentrum der Untersuchung stehen, sondern auch weitere Wirtschaftsformen wie Handwerk und Handel und der Anteil von Jagd und Fischfang betrachtet werden, die für beide Siedlungen angenommen und als nicht komplementär betrachtet werden können.

1.2. Forschungsgeschichte und Quellenlage

Beide hier behandelten Siedlungen weisen starke Parallelen in der Forschungsgeschichte auf. Die Feddersen Wierde wurde zwischen 1955 bis 1963 durch das Niedersächsische Institut für Historische Küstenforschung in Wilhelmshaven1 mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (nachfolgend DFG genannt) durch W. HAARNAGEL umfassend untersucht. Durch die Zusammenarbeit von Archäologen, Botanikern und Wissenschaftlern weiterer Naturwissenschaften und Arbeitsgebiete konnten umfangreiche Untersuchungen einer Siedlung des Nordseeküstengebietes im Wechselspiel mit einem dynamischen Naturraum gemacht werden.

Die Siedlungskammer Flögeln wurde im Rahmen des DFG- geförderten Projektes „Die Entwicklungsgeschichte einer Siedlungskammer im Elbe- Weser- Dreieck seit dem Neolithikum (mit besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftsformen, in Verbindung mit der Landschafts- und Siedlungsgeschichte) von 1971 bis 1985, ebenfalls vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung, wissenschaftlich untersucht. Bei den von P. SCHMID und W.H. ZIMMERMANN durchgeführten Ausgrabungen wurden insgesamt 11 Hektar Fläche aufgedeckt, überwiegend an dem besonders ergiebigen Platz im Eekhöltjen.

Ab 1969 wurden die Untersuchungen an der Fedders]en Wierde und in Flögeln sowie weiteren Fundstellen in dem DFG- Schwerpunktprogramm „Vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Nordseeraumes“ unter einheitlicher Themenstellung fortgeführt.

Den umfangreichen Forschungen entsprechend, gestaltet sich die Quellenlage zu beiden Siedlungen mehr als umfangreich. Als einführendes Standardwerk kann die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1984 veröffentlichte zweibändige Publikation „Archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen an ländlichen und frühstädtischen Siedlungen im deutschen Küstengebiet vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 11. Jahrhundert n. Chr. “ gelten, wobei Band 1, der sich den ländlichen Siedlungen widmet, für das Thema eher von Relevanz ist2. Einen breiten geographischen Raum umfassend, wird in den Bänden Bezug genommen auf die Geschichte der Umwelt im Küstenbereich und anthropogene Einflüsse, auf Siedlungen und Kulturverhältnisse zwischen der vorrömischen Eisenzeit und dem Frühmittelalter. Hilfreich für diese Arbeit ist der direkte Vergleich zwischen den Siedlungsstrukturen auf der Marsch und auf der Geest.

Eine überblicksmäßige Zusammenstellung zur Entwicklung der Landwirtschaft in der Ur- und Frühgeschichte wurde erstmals 1969 von H. JANKUHN vorgelegt. Seine auf archäologischen Ergebnissen aufgebaute Argrargeschichte behandelt nicht nur die Landwirtschaft, auch Gewerbe, Handwerk und Handel wird viel Platz eingeräumt. Eine aktualisierte Abhandlung zur deutschen Agrargeschichte wurde 1978 von JANSSEN und ENNEN publiziert, wobei auch den damals neuen Forschungsergebnissen im norddeutschen Küstengebiet Rechenschaft getragen wurde. Zur Landwirtschaft im Freien Germanien können auch schriftliche Überlieferungen römischer Autoren herangezogen werden. Vor allem TACITUS kommt dabei Bedeutung zu, der in seiner „Germania“ unter anderem die Sitten und Gebräuche der Germanen, auch die Landwirtschaft betreffend, beschreibt. So finden sich in Kapitel 26, das sich übergeordnet mit der Feldwirtschaft beschäftigt, recht allgemein gehaltene Angaben zu Fluraufteilung, Ackerbestellung etc., wenngleich die Glaubwürdigkeit seiner und anderer römischer Autoren3 Beschreibungen „barbarischer Völker“ kontrovers diskutiert wurde4.

Als weiteres Standardwerk kann die Publikation „Untersuchungen zur eisenzeitlichen und frühmittelalterlichen Flur in Mitteleuropa und ihrer Nutzung“ gelten, das 1979 unter der Herausgeberschaft von Heinrich BECK, Dietrich DENECKE und Herbert JANKUHN erschien. Neben Untersuchungen zur Terminologie und Systematik von Fluren wird auch auf Anbaufrüchte und Agrartechnik eingegangen.

Die Grabungsergebnisse sowie die Untersuchungen zur Geobotanik und zu einzelnen Themenfeldern der Feddersen Wierde selbst liegen in umfangreichen Monographien vor. Bereits 1967 erschien der von KÖRBER- GROHNE verfasste erste Band zu den Geobotanischen Untersuchungen der Feddersen Wierde, 1979 folgte der von HAARNAGEL herausgegebene zweite Band, der sich mit den Grabungsmethoden auf der Feddersen Wierde befasste, sowie Ergebnisse zu Hausbau, Siedlungs- und Wirtschaftsformen und der Sozialstruktur darstellte. Ein dritter Band, der die Ergebnisse vielfältiger Einzeluntersuchungen wie z.B. zu Wagen-, Textil- und Lederfunden von HAYEN, ULLEMAYER, TIDOW und RUTTNER enthielt, wurde 1981 publiziert. Das für lange Zeit letzte Werk, eine Monographie zur Fauna des Germanischen Dorfes Feddersen Wierde, legte REICHSTEIN 1991 vor. 2001 schließlich veröffentlichten SCHUSTER und DE RIJK in der Reihe „Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet“ ihre Untersuchungen zur Organisation der Metallverarbeitung auf der Feddersen Wierde. Auf der Grundlage dieser Arbeit erschien 2006 als Band 6 der Schriftenreihe die Monographie zu Chronologie, Chorologie und Technologie der Buntmetallfunde der Feddersen Wierde von SCHUSTER. Im gleichen Jahr hatte SCHMID bereits die vorerst letzte Publikation zu den Keramikfunden des 1. vorchristlichen bis 5. nachchristlichen Jahrhunderts vorgelegt.

Die Ergebnisse der Untersuchungen von Flögeln liegen überwiegend kleinteilig bzw. thematisch einzeln publiziert in der Reihe „Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet“ vor. Neben der Geschichte der Siedlungsentwicklung von Flögeln lag ein weiterer Fokus der Untersuchungen vor allem in der bodenkundlichen Geländeuntersuchung und der Herleitung der prähistorischen Ackerfluren mittels Phosphatkartierungen. Eine zusammenfassende Darstellung der Grabungsergebnisse wie für die Feddersen Wierde liegt nicht vor.

II Hauptteil

Archäologische Hinterlassenschaften wie die Größe und Konstruktion der Häuser und Gehöfte, der vorgefundene Gerätebestand, der Tierknochen und pflanzlichen Überreste, sowie Pflugspuren, die auf die Technik der Bodenbearbeitung hinweisen, lassen Rückschlüsse auf das wirtschaftliche Leben und die sozialen Verhältnisse, manchmal auch auf den technologischen Stand in Siedlungen zu. Kleinfunde können zudem Hinweise auf eine berufliche Differenzierung und Spezialisierung innerhalb einer ländlichen Ansiedlung5 geben. Vergleiche mit anderen zeitgleichen Siedlungen lassen Rückschlüsse über die Stellung der bäuerlichen Siedlung im Rahmen der Gesamtgesellschaft zu, ebenso wie mögliche Handelsbeziehungen. Mittlerweile lassen sich auch durch vielfältige neue Untersuchungsmethoden wie z.B. durch Luftbilder oder Phosphatuntersuchungen prähistorische Flurformen nachweisen. Allerdings kann dies nur eine erhaltungsbedingte Ausschnitthaftigkeit darstellen. Offenbleiben müssen auch, wie JANKUHN schon konsterniert feststellte, Antworten auf Fragen des „Wirtschaftsstils“, des „wirtschaftlichen Denkens“, nach Löhnen, Preisen und Betriebsformen sowie „das Verhältnis der wirtschaftenden Menschen zueinander“6.

Für die Siedlung Feddersen Wierde liegen aufgrund der guten Erhaltungsbedingungen organischer Überreste durch feuchte, permanent wasserdurchtränkte oder wiederholt überflutete Wohnplätze des Marschengebietes hervorragende Forschungsbedingungen vor, wenngleich eine Übertragung der dortigen Verhältnisse auf andere Landschaften aufgrund der teilweise extremen Naturbedingungen des Küstengebietes nicht möglich ist7.

2.1. Landwirtschaft auf der Marsch: Das Fallbeispiel Feddersen Wierde

Seit der letzten Eiszeit waren die Weltmeere erheblichen Niveauschwankungen unterworfen. Überflutungsphasen, sogenannte Transgressionen, wurden von Rückzugsphasen, sog. Regressionen unterbrochen. Die Gestaltung und Entwicklung einer Küstenlinie war infolgedessen sehr dynamisch und veränderte die Größe und Gestalt des Siedlungsraumes kontinuierlich. In den Phasen des Meeresspiegelanstieges wurden nicht nur altes Festland überflutet, sondern auch wertvoller, fruchtbarer Boden8 unterschiedlicher Mächtigkeiten abgelagert. Diesen naturräumlichen Gegebenheiten mussten sich die Bewohner in der Marsch, einem Gebiet, das im Verlauf des Holozäns bis zu einer Mächtigkeit von 12 Metern aufgeschüttet wurde9, permanent anpassen, um dort über einen längeren Zeitraum hinweg siedeln und wirtschaften zu können. Ausdruck dieser Anpassungen sind z. B. die Erhöhungen von Wohnplätzen, der sogenannte Wurtenbau10, der in Nordniedersachsen vor etwa 2000 Jahren einsetzte. Auf der Wurt Feddersen Wierde, in der Seemarsch nördlich von Bremerhaven, im Elbe- Weser- Dreieck im Land Wursten, gelegen (Abb.1), konnten zwischen 1955 und 1963 durch umfangreiche Grabungen, Bohrungen11, sowie botanischen und zoologischen Untersuchungen wichtige Erkenntnisse unter anderem zur Siedlungs- und Landschaftsentwicklung und zur Wirtschaftsweise gewonnen werden.

2.1.1. Siedlungsentwicklung

Die Entwicklung der Siedlungslandschaft gestaltete sich überwiegend am Ende der Dünkirchen I- Transgression im 1. Jt. v. Chr. (D1a- 900/800 v. Chr./ D1b- 600-200 v. Chr.) während einer Regressionsperiode12. Das Absinken des Meeresspiegels hatte das Zurückverlegen der Küstenlinie zwischen Weser- und Elbemündung landeinwärts zur Folge.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die vormalige Küstenlinie wurde zu einem Brandungswall umgestaltet, der ein etwa 16 km langes und 1,5 km breites Marschgebiet zur See hin begrenzte, das dem pleistozänen Geestrücken im Hinterland vorgelagert war. Das von Wattflächen und Tiederinnen umgebene Marschgebiet wurde zudem durch Priele in Inseln von halligartigem Charakter aufgelöst13. Die zunehmende Verlandung im ersten vorchristlichen Jahrhundert führte schließlich zu einer großflächigen Landnahme, zur Ansiedlung in der Marsch. Die ersten Siedler errichteten auf dem siedlungsgünstigen Strandwall bzw. an dessen östlichen Böschungen acht in einer Reihe angelegte bäuerliche Flachsiedlungen (Weddewarden, Dingen, Barward, Fallward, Feddersen Wierde, Mulsum, Dorum und Alsum).

Die nord- süd- gerichtete Verteilung der
Siedlungen markiert zugleich den Küstenverlauf am Ende der DI- Transgression.

Abbildung 1 Besiedlung der Seemarsch in der Römischen Kaiserzeit (aus: KOSSACK et al. 1984:149)

Den Siedlern der Feddersen Wierde stand eine Marschinsel von etwa sieben Hektar Größe als Wohngebiet zur Verfügung. Zu Beginn der vierphasigen Flachsiedlung des ersten vorchristlichen Jahrhunderts, von HAARNAGEL als Phase 1a definiert14, finden sich fünf etwa gleichgroße Wohnstallhäuser, die hinter- oder nebeneinander angeordnet und in Richtung West- Ost bzw. Nordwest- Südost ausgerichtet sind. Die Wirtschaftsbetriebe, die neben dreischiffigen Hallenhäusern auch jeweils einen Speicher aufwiesen, hatten zudem einen, nach Anzahl der Viehboxen zu schätzenden Viehbestand von etwa 100 Tieren (ausführlich siehe 2.1.2.1). In der folgenden Siedlungsphase (Phase 1b) um Christi Geburt begann- neben der Erweiterung der Siedlung auf acht Wirtschaftsbetriebe- die allmähliche, bis zum 1. nachchristlichen Jahrhundert verlaufende Verlagerung der nachfolgenden Siedlungen nach Osten hin, bei der auch älteres Ackerland und Priele überbaut wurden und bereits erste Niveauanpassungen erfolgten. Erstmals finden sich in dieser Siedlungsphase Gräben, welche die Hofplätze der bäuerlichen Betriebe einfassten und gegeneinander abgrenzten sowie vermutlich der Entwässerung dienten. In der Siedlungsphase 1c bleibt die Anzahl der bäuerlichen Betriebe konstant, allerdings weichen erstmals zwei Wirtschaftsbetriebe von ihrer Größe von 24 Metern Länge und einer Breite zwischen sechs und sechseinhalb Metern und ihrem Viehbesatz nach von den anderen Betrieben ab15. Die größte Ausdehnung der Flachsiedlung, die sich als langgestreckte Erhebung mit nunmehr 11 Wirtschaftsbetrieben mit reihenförmig hintereinander angeordneten Gebäuden unterschiedlicher Größe darstellt, erfolgt in Phase 1d. Die Abgrenzung der Einzelgrundstücke ist in dieser Phase besonders ausgeprägt: im Osten der Siedlung wurden 4 bäuerliche Betriebe unterschiedlicher Größe, die vermutlich einen Wirtschafts- oder Sippenverband darstellen, durch einen Graben von den anderen Dorfbewohnern abgesetzt. Mit Zunahme von Sturmfluten im Zuge der beginnenden Dünkirchen II- Transgression während des 1. und 2. nachchristlichen Jahrhunderts begann der Wurtenauftrag, d.h. zunächst die geringfügige Erhöhung der einzelnen Wohnplätze, den sogenannten Kern- oder Einzelwurten (Abb. 2). Mit Beginn des Wurtenbaus änderte sich die Dorfstruktur: ausgehend von den höher gelegenen Stellen des Brandungswalles gruppierten sich die Wirtschaftsbetriebe nun radial um einen bebauungsfreien Platz herum.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Schematischer Vertikalschnitt durch eine prähistorische Dorfwurt (aus: KÖRBER-GROHNE 1967: 2)

Aus der reihenförmigen Siedlung entstand ein Runddorf (Abb. 3), das aus 14 bäuerlichen Betrieben, zwei Kleinsthäusern und einem Handwerkerhaus bestand16. Die auf individuellen Aufschüttungen, z.T. auf dem Siedlungsschutt der älteren Siedlungen, liegenden Gehöfte wurden durch Gräben und Priele begrenzt. Im Nordwesten der Siedlung scheinen sich mehrere selbstständige Betriebe zu einem kleineren Mehrbetriebsgehöft zusammengeschlossen zu haben. Die Wohnteile der Häuser lagen auf der Innenseite am freien Platz. Im Siedlungshorizont 2 treten erstmals eindeutig Pfostenreihen von Zäunen auf. In den vorangegangenen Phasen konnten diese nur in Spuren an den Grabenrändern nachgewiesen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Schematische Darstellung der Ausbauperioden der Feddersen Wierde (aus: HAARNAGEL 1977:258)

[...]


1 Zur Entwicklung der Marschen- und Wurtenforschung ausführlich KOSSACK 1984:10f.

2 Da das Werk als Kompendium unter Mitwirkung zahlreicher Autoren entstand, wird auf ein Zitieren der Autoren einzelner Artikel (sofern erkennbar gekennzeichnet) verzichtet, um den Rahmen des Literaturverzeichnisses nicht zu sprengen. Stattdessen wird die Herausgeberschaft als „KOSSACK et.al.“ zitiert.

3 dabei vor allem CAESAR, der sich im Bellum Gallicum im Sueben- Exkurs des 4. und im germanischen Exkurs des 6. Buches zur Agrarwirtschaft äußert

4 vgl. TIMPE 1979:11f., sowie JANKUHN 1966: 411f.

5 JANSSEN 1979: 3

6 vgl. Vorwort, JANKUHN 1969:10

7 JANSSEN 1979:91

8 vorwiegend aus Fein- und Schluffsanden und Tonen bestehend und angereichert mit organischem Material, vgl. HAARNAGEL 1979b:1

9 Angabe nach HAARNAGEL 1979b:1

10 ausführlich zum Wurtenbau im Nordseeküstengebiet ders. 1979b:48f.

11 vgl. zur Auswertung der Bohrkerne ders 1979b:23f.

12 vgl. KOSSACK et.al. 1984: 51

13 HAARNAGEL 1977:254

14 vgl. HAARNAGEL 1979b:173f.

15 Angaben nach HAARNAGEL 1979a:58

16 HAARNAGEL 1979a: 59

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Die Landwirtschaft der Römischen Kaiserzeit im norddeutschen Küstengebiet
Untertitel
Die Fallbeispiele Feddersen Wierde und Flögeln
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Prähistorische Archäologie)
Veranstaltung
Ausgewählte Themen der Wirtschaftsarchäologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
36
Katalognummer
V126615
ISBN (eBook)
9783640324842
ISBN (Buch)
9783640326457
Dateigröße
1829 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftsarchäologie, Feddersen Wierde, Flögeln, Römische Kaiserzeit, Wirtschaftliche Grundlagen, Marsch, Geest, Wurten
Arbeit zitieren
Christina Michel (Autor:in), 2008, Die Landwirtschaft der Römischen Kaiserzeit im norddeutschen Küstengebiet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126615

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