Schuldneigungen - Voraussetzungen und Folgen


Diplomarbeit, 2009

145 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Die Schuld als Urerfahrung der Menschen
1.1 Meine Motivation
1.2 Vorgehensweise

2 Theoretische Grundlagen
2.1 Der Begriff "Schuld
2.1.1 Definition: Schuldvorwürfe
2.1.2 Definition: Schuldgefühle
2.1.3 Voraussetzungen und Funktionen von Schuldgefühlen
2.1.4 Unbewusste Schuldgefühle und deren Folgen
2.1.5 Entwicklung von Schuldneigungen
2.1.6 Umgang mit Schuldgefühlen
2.1.6a) Schuldanerkennung
2.1.6b) Schuldabwehr
2.1.7 Persönlichkeitsmerkmale die mit Schuldneigung in Zusammenhang 16
stehen
2.1.7a) Empathie
2.1.7b) Machiavellismus
2.1.7c) Soziale Verantwortung
2.1.7d) Gerechtigkeitsempfinden
2.1.8 Zusammenfassung
2.2 Wesentliche Voraussetzungen für Schuldneigungen
2.2.1 Entwicklung der Persönlichkeit unter Berücksichtigung 24 der elterlichen Erziehungsstile
2.2.1.1 Definition: Persönlichkeit und Entwicklung
2.2.1.2 Vollzug der menschlichen Entwicklung - Verhältnis Anlage Umwelt
2.2.1.3 Definition Erziehung
2.2.1.4 Definition Erziehungsstil
2.2.1.5 Die elterlichen Erziehungsstile
2.2.1.5a) Der autoritative Erziehungsstil
2.2.1.5b) Der Autoritäre Erziehungsstil
2.2.1.5c) Der Permissive Erziehungsstil
2.2.1.5d) Der vernachlässigende/ unbeteiligte Erziehungsstil
2.3 Entwicklung der Persönlichkeit unter Berücksichtigung der emotionalen und moralischen Entwicklung vom Kleinkindalter bis zur Adoleszenz
2.3.1 Definition: Emotion
2.3.2 Emotionale Entwicklung im Kleinkindalter (0 bis 2 Jahre)
2.3.3 Emotionale Entwicklung in der frühen Kindheit (2 bis 6 Jahre)
2.3.4 Emotionale Entwicklung in der mittleren Kindheit
2.3.5 Emotionale Entwicklung in der Adoleszenz (11 bis 20 Jahre)
2.4 Moralische Entwicklung vom Kleinkindalter bis zur Adoleszenz
2.4.1 Definition: Moral, Normen, Werte & Gewissen
2.4.2 Moralische Entwicklung vom Kleinkindalter bis Adoleszenz
2.5 Zusammenfassung der wesentlichen Voraussetzungen für Schuldneigungen

3 Hypothesen
3.1 Hypothese 1 – Geschlechterunterschiede
3.2 Hypothese2 – Persönlichkeitsmerkmale
3.3 Hypothese3 – Erziehungsstile
3.4 Hypothese 4 – Folgen

4. Empirische Untersuchung
4.1 Untersuchungsmethodik
4.2 Fragebogendesign
4.2.1 Skalen – Schuldeinstellung
4.2.2 Theoretischer Hintergrund & Konstruktion der Skala Schuldneigung
4.2.3 Theoretischer Hintergrund & Konstruktion
der Skala elterliche Erziehungsstile
4.2.4 Skalen – Persönlichkeit
4.2.5 Verfahren zur Auswertung
4.3 Deskriptive Statistiken der Stichprobe

5 Ergebnisse der item- und skalenanalytischen Untersuchung
5.1 Skalen – Schuldeinstellungen und Schuldneigungen
5.1.1 Einstellung zu Schuld
5.1.2 Schuldneigungen
5.2 Skala Elterlicher Erziehungsstil
5.3 Skalen Persönlichkeit

6 Ergebnisse
6.1 Hypothese 1 – Geschlechterunterschiede
6.2 Hypothese 2 – Persönlichkeitsmerkmale
6.3 Hypothese 3 – Erziehungsstil
6.4 Hypothese 4 – Folgen

7 Diskussion der Ergebnisse
7.1 Diskussion der Stichprobe
7.2 Inhaltliche Diskussion

8 Fazit

9 Ausblick
9.1 Abschließende Worte

10 Literaturverzeichnis

B Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

C Tabellenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Die Schuld als Urerfahrung der Menschen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Michelangelo, Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies

Original: Sixtinische Kapelle zu Rom

Quelle: mv.vatican.va

Schuld wurde in zahlreichen künstlerischen und literarischen Werken verarbeitet und gehört damit zu den Urerfahrungen des Menschen. Besonders in unserer christlich geprägten Kultur taucht Schuld als Resultat menschlicher Verfehlungen, oder Missachtung von Regeln und Gesetzen auf. Bereits das erste Buch der Menschheit: die Bibel, beschreibt akribisch die Ursünde und deren Folgen, nämlich die Vertreibung aus dem Paradies. Michelangelo stellt die Erbsünde (Abb.: 1) und die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies in seinem Bild dar. Er malte gleichzeitig die Ursache und die erzeugte Wirkung. Die beiden Episoden sind durch den Baum des Guten und des Bösen getrennt, um den sich die Schlange windet, die Eva die verbotene Frucht reicht. Sie missachtet Gottes Regel und nimmt die Frucht an, isst davon und gibt sie an Adam weiter. Die Konsequenz der Gebotsübertretung ist die Vertreibung von Adam und Eva. Sie müssen den Garten Eden verlassen, sie gehen gebeugt und fühlen sich schuldig. So verlassen sie das Paradies mit Gewissensbissen.

Dies ist eine uralte Episode in der Schuld und die Konsequenzen der Sünde erstmals erwähnt wird. Egal ob Individuen an Gott glauben oder nicht, Schuld ist im Leben der Menschen präsent. Sie entsteht durch die emotionale und moralische Entwicklung und kann verschie-dene Ausprägungen annehmen.

„Schuld ist eine Last, die uns zentral betrifft. Wir fühlen uns in ihr unwert, isoliert und zerrissen. Kein Wunder, dass keiner schuldig sein will, dass wir darauf aus sind Schuld loszuwerden und zwar möglichst einfach und schmerzlos.“ (Schwan)

1.1 Meine Motivation

Jeder Mensch erlebt Schuld anders aber wie das Zitat sehr treffend darlegt, ist Schuld ein belastendes und vor allem bedrückend, quälendes Gefühl. Schuld kann in verschiedenen Kontexten des alltäglichen Lebens auftreten aber vor allem in zwischenmenschlichen Beziehungen. Fast jeder Mensch hat bereits einmal Schuld empfunden, vermutlich aufgrund einer Handlung durch die soziale oder moralische Konventionen überschritten wurden.

Besonders schlimm wird das Gefühl, wenn andere, z.B. unsere Eltern, Geschwister, Lebenspartner oder Freunde geschädigt wurden. Das Gefühl des schlechten Gewissens oder Reue kann sich einstellen und uns überwältigen. So sind wir versucht die Schuld irgendwie aber so schnell wie möglich loszuwerden. Dies kann auf unterschiedlichste Art und Weise geschehen, z.B. wenn wir uns für Missetaten bei anderen entschuldigen oder diese Gefühle verdrängen und weitermachen wie bisher. Die Hauptsache ist doch, dass wir uns in unserer Haut wieder wohl fühlen. Sicherlich sind viele Schuldgefühle real, vor allem dann, wenn wir etwas angestellt haben, dennoch können Schuldgefühle auch irreal sein und trotzdem fühlen wir uns unwert und zerrissen.

Ich kann mich an ein Schulderlebnis erinnern, welches jetzt völlig surreal ist.

2002 entschloss ich mich für die Offizierslaufbahn und trat in eine Welt ein, die den meisten Bundesbürgern verschlossen bleibt. Mit dem Eintritt in die Armee lernte ich zusätzlich speziell für Soldaten geltende Regelwerke kennen, besonders das Soldatengesetzbuch. In diesem Regelwerk sind unter anderem Pflichten und Rechte des Soldaten (SG §6 - § 36) verankert. Zentral ist hier die Pflicht zur Kameradschaft: „Der Zusammenhalt der Bundeswehr beruht wesentlich auf Kameradschaft. Sie verpflichtet alle Soldaten, die Würde, die Ehre und die Rechte des Kameraden zu achten und ihm in Not und Gefahr beizustehen. Das schließt gegenseitige Anerkennung, Rücksicht und Achtung fremder Anschauungen ein“ (SG, §12).

Durch die militärische Sozialisation und der damit verbunden Verinnerlichung der militärischen Regeln und Normen trat ein Erlebnis ein, in dem ich mich selbst schuldig und unwert fühlte. Ich wurde krank, und konnte 2 Wochen nicht am Dienst teilnehmen. Damals (2002) war dies ein schreckliches Ereignis. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und fühlte mich furchtbar, denn ich konnte nicht an der Ausbildung teilnehmen und redete mir einerseits ein, meine Gruppe im Stich zu lassen und andererseits hatte ich Angst vor einem Ausschluss aus der Gruppe, da ich nicht dieselbe Leistung erbrachte, bzw. erbringen konnte.

Erst später nach einer gründlichen Reflektion meiner Erfahrungen relativierten sich diese Schuldneigungen dahingehend sie anzuerkennen aber nicht an meiner Reputation bzw. an meinem Image zu zweifeln.

Das Thema Schuld ist m.E. sehr zentral im Leben eines Menschen. Fast jeder kennt die quälenden Gefühle, die innere Angespanntheit aufgrund eines Verstoßes gegen innere oder äußere Standards. Und es ist besonders spannend, dass Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise mit ihr umzugehen pflegen.

Daher wollte ich dieses Thema genauer untersuchen.

1.2 Vorgehensweise

Im Zentrum der Diplomarbeit steht der Begriff der Schuld, dessen Voraussetzungen und Folgen.

Zunächst findet im theoretischen Teil der Arbeit eine Auseinandersetzung mit dem Schuldbegriff statt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der inhaltlichen und begrifflichen Bestimmung von Schuld, Schuldvorwürfen und Schuldgefühlen. Zusätzlich kommt dem Umgang mit Schuld eine besondere Bedeutung zu.

Weiterhin soll dargestellt werden, dass die Entwicklung von Schuldneigungen im Zusammenhang mit der Persönlichkeitsbildung eines Kindes, bedingt durch die frühen Bindungserfahrungen zu den Bezugspersonen, steht. Hier rückt der elterliche Erziehungsstil in das Betrachtungsfeld der Diplomarbeit. Die Erziehung und das Zusammenleben mit Kindern ist nicht nur durch Fürsorge, Pflege und Versorgung gekennzeichnet, sondern ebenfalls durch Förderung des Kindes je nach Entwicklungsstand. Innerhalb dieses Abschnittes wird Erziehung im Allgemeinen und der elterliche Erziehungsstil im Besonderen fokussiert.

Da Schuld zu den selbstbezogenen Emotionen gehört, wird im Verlauf der Diplomarbeit die emotionale und moralische Entwicklung unter Ausschluss von Pathologien beschrieben. Insbesondere wird bei der Beschreibung der emotionalen Entwicklung auf die Emotions-regulierung, genauer gesagt das „handling“ der eigenen Emotionen, auf die Fähigkeit zu Empathie, auf die Entstehung von Peerbeziehungen und auf die Entwicklung des Selbstkonzeptes eingegangen.

Die moralische Entwicklung ist für die Persönlichkeitsentwicklung und Entwicklung der Schuldneigung von Bedeutung, da es aufgrund der Weiterentwicklung der kognitiven Fähigkeiten nach und nach zu einer Entstehung von inneren Standards und Wertesystemen kommt.

Für die Beschreibung der emotionalen und moralischen Entwicklung wurde die Zeitspanne vom Kleinkindalter bis hin zur Adoleszenz gewählt, weil Schuldneigungen hier erstmals auftreten. Außerdem entwickeln und modifizieren Individuen Bewältigungsstrategien um mit Schuld umgehen zu können. Innerhalb dieser Lebensabschnitte wird sozusagen der Grundstein für Schuldneigungen und Umgang mit Schuld gelegt.

Auf Grundlage des Theorieteiles schließt sich die empirische Untersuchung an, welche auf dem theoretischen Modell aufbaut. In diesem Abschnitt wird die Fragebogenstudie, deren Durchführung und Auswertung erörtert.

Im letzten Teil der Diplomarbeit werden die Ergebnisse diskutiert. Dies bildet den Schluss der Arbeit.

2 Theoretische Grundlagen

Wie bereits beschrieben beschäftigt sich die Diplomarbeit mit dem Thema Schuld.

Doch Schuldneigung ist nicht von Geburt an gegeben sondern entwickelt sich sukzessive im Reifungsprozess. Daher wurde ein Modell entwickelt (siehe Abbildung 2.1), was die gesamte Thematik noch einmal veranschaulichen soll.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1 Modell der Diplomarbeit

Das Modell veranschaulicht im Wesentlichen, dass sowohl die Persönlichkeit als auch die Erziehung die Schuldneigungen einer Person beeinflussen. Hinzu kommt, dass Personen unterschiedlich auf Schuld reagieren und damit unterschiedliche Folgen entstehen.

Aufgrund dieser Überlegungen wurde eine Dreiteilung des Theorieteiles angestrengt.

Der erste Abschnitt befasst sich mit dem Thema Schuld.

Im Mittelpunkt stehen hier die Schuldneigungen, die zunächst definiert werden. Weiterhin werden deren Voraussetzungen, Funktionen und Folgen behandelt. Außerdem kommt es zu einer Erläuterung des Umgangs mit Schuld. Anschließend werden Persönlichkeitsmerkmale, die mit Schuldneigung in Zusammenhang stehen erörtert.

Der zweite Abschnitt des Theorieteils behandelt die Entwicklung der Persönlichkeit unter Berücksichtigung der elterlichen Erziehungsstile. Auch hier werden einige Definitionen vor-angestellt, bevor die Erziehungsstile und deren Auswirkungen auf die Persönlichkeit dargestellt werden.

Der letzte Abschnitt des theoretischen Teiles beschäftigt sich mit der emotionalen und moralischen Entwicklung vom Kleinkindalter bis zur Adoleszenz.

2.1 Der Begriff „Schuld“

Der Begriff Schuld ist sehr facettenreich und disziplinübergreifend. Dies wird am folgenden Zitat besonders deutlich: „Ein Mensch kann im strafrechtlichen Sinne schuldig werden, er kann finanzielle Schulden haben, sich wegen Missachtung von Geboten moralisch oder religiös schuldig fühlen oder im zwischenmenschlichen Miteinander nach seiner oder anderer Meinung schuldig geworden sein“(Hülshoff, 1999, S. 198). Hier wird angedeutet, dass der Schuldbegriff durch eine Instanz definiert wird, welche einerseits außerhalb liegt, z.B. bei einem Gericht, einer höheren Ordnung usw. und andererseits im Inneren des Individuums vorhanden ist, nämlich dem Gewissen (vgl. Hirsch, 1997, S. 30 f.).

Die Psychologie geht davon aus, dass Schuld zu einer Schulderfahrung führt und beschäftigt sich daher mit dem Erleben der persönlichen Schuld des Individuums und differenziert noch einmal zwischen der Tatschuld, einer Schuld aufgrund von Handlung bzw. Nicht-Handlung, und der existentiellen Schuld. Da handlungstheoretische Grundlagen kein Gegenstand meiner Diplomarbeit sind möchte ich an dieser Stelle kurz erklären was eine Handlung ist. Eine Handlung ist dadurch konstituiert, dass das Individuum verschiedene Alternativen zur Auswahl hat, zwischen diesen abwägt und sich entschließt eine bestimmte Handlungs-alternative in die Tat umzusetzen. Dies hat zur Folge, dass Handlungen Konsequenzen mit sich bringen. Das Individuum bewertet seine Handlungen gegenüber dem Selbst, anderen und Instanzen (vgl. Albs, 1997, S. 30). Die existentielle Schuld beschreibt im Gegensatz zur Tatschuld „...Schuldgefühle, die nicht durch vorwerfbares eigenes Handeln ausgelöst werden, sondern durch erfahrende Vorteile, die - im Vergleich zu der Situation Benachteiligter - als nicht völlig verdient angesehen werden“(Albs, 1997, S. 37). 1958 erfasste May drei Formen des existentiellen Schuldgefühls:

- Vernachlässigung der Entwicklung der Fähigkeiten

Aufgrund von Anlage und Umwelt entwickeln sich die menschlichen Fähigkeiten zunehmend. Schuldgefühle können hier dahingehend entstehen, wenn das Individuum glaubt, seine Chancen und Möglichkeiten nicht optimal genutzt zu haben.

- Trennung von einem Menschen

Diese Art von existentiellen Schuldgefühlen entwickelt sich, weil das Individuum nicht in der Lage ist vollkommene Empathie zu zeigen und mit anderen eins zu werden. Hier kommt es zu Schuldbewusstsein aufgrund der Wahrnehmung von Privilegien und dem Wissen, dass andere Menschen diese nicht haben.

- Trennung von der Natur

Die Trennung von der Natur bedeutet, dass der Mensch mit der Natur nicht eins werden kann, aber ihr aufgrund von Umweltverschmutzung etc. schaden kann (vgl. Izard, 1981, S. 479 f.).

Des Weiteren beschäftigt sich die Psychologie mit der Schuldbewältigung. Dazu gehört sowohl die Schuldanerkennung, Reue und Wiedergutmachung, als auch die Schuldabwehr in Form von Schuldzuweisungen oder anderen Abwehrmechanismen, wie Verleugnung oder Bagatellisierung.

Im Weiteren Verlauf der Diplomarbeit werden die Begriffe Schuldvorwurf und Schuldgefühl eine besondere Stellung einnehmen, denn Schuldgefühle beeinflussen das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl und damit direkt die Persönlichkeit. Individuen können mit Schuldgefühlen reagieren, müssen es aber nicht, denn ob und in welcher Intensität es zu Schuldgefühlen kommt ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Aufgrund dieser unterschiedlichen emotionalen Reaktionen kommt es gleichermaßen zu unterschiedlichen emotionalen Verhaltensweisen, die sozial erwünscht sind oder nicht (vgl. Boll, 1998, S. 31).

2.1.1 Definition: Schuldvorwürfe

„Der Schuldvorwurf ist das Ergebnis einer Verantwortungszuschreibung angesichts eines Geschehens mit negativer Valenz“(Albs, 1997, S. 38). Diese Verantwortungs-zuschreibung entscheidet über Schuldanerkennung oder -abwehr. Sofern es an andere Personen gerichtet ist, wird von Fremdverschuldungsvorwurf gesprochen (vgl. Monatda, 1978, S. 13; Albs, 1997, S. 38). Der Fremdverschuldungsvorwurf bezieht nicht nur verbale Schuldvorwürfe ein, sondern ebenfalls mimische und gestische Ausdrücke, die bei anderen Schuldgefühle auslösen können (Hülshoff, 1999, S. 200).

2.1.2 Definition: Schuldgefühle

Schuldgefühle sind negativ wahrgenommene Emotionen, die entstehen, wenn Prinzipien einer Gemeinschaft durch das Individuum verletzt werden. Voraussetzung hierfür ist, dass diese Prinzipien bekannt sind und internalisiert wurden (vgl. Hülshoff, 1999, S. 201).

2.1.3 Voraussetzungen und Funktionen von Schuldgefühlen

Aufgrund der Tatsache, dass Individuen unterschiedlich auf Schuld reagieren erscheint eine detaillierte Definition von Voraussetzungen für das Vorliegen von Schuldgefühlen un-erlässlich.

Nach Boll (1998, S. 32) existieren im Wesentlichen drei Voraussetzungen für das Empfinden von Schuldgefühlen.

Das Schuldgefühl resultiert zum ersten aus der Gewissheit Regeln, Normen oder Über-zeugungen verletzt zu haben. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass das Individuum die moralischen Normen und Regeln der Gesellschaft kennt, diese innerlich bejaht, anerkennt und für bedeutsam hält.

Der zweite Aspekt ist, dass Schuldgefühle dann auftreten, wenn sich das Individuum für das Fehlverhalten verantwortlich fühlt. Dies tritt besonders in Fällen auf, in denen die eigene Handlung Schaden bei Dritten verursacht (vgl. Boll, 1998, S. 32 f.).

Und drittens besteht der Wunsch nach Befreiung von der Schuld. Dies zeigt sich „...als Wunsch nach Ausgleich gegenüber dem Geschädigten (je nach Gegebenheit der jeweiligen Situation als Impuls zur Rückgabe, zum Schadenersatz oder zu einer anderweitigen Kompensation) oder gegenüber anderen Instanzen...“ (Boll, 1998, S. 34).

Hat das Individuum einmal eine Grenze überschritten, leiten Schuldgefühle spezifische Verhaltensweisen ein, die bestimmte Funktionen erfüllen. Hier lässt sich die erste Funktion von Schuldgefühlen herleiten, nämlich die Aufrechterhaltung der sozialen Bindungen und Ordnungen. „In other words guilt helps enforce the communal norms that prescribe mutual concern, respect, an positive treatment in the absence of self-interested return“ (Baumeister & Stillwell & Heatherton, 1994, S. 247). Schuldgefühle motivieren sozusagen zu prosozialen Verhaltensweisen und dazu positive partnerschaftliche Beziehungen zu führen. Eine andere Funktion ist die Manipulation. Hier werden Schuldgefühle durch gezielte Beeinflussungs strategien, wie beispielsweise Fremdverschuldungsvorwürfe, in andere, meist schwächere Personen induziert. Dadurch werden diese Personen gefügig gemacht und Stärkere können ihren Willen durchsetzen (vgl. Baumeister & Stillwell & Heatherton, 1994, S.247). Oft passiert dies in der Partnerschaft und in der Erziehung. In der Erziehung von Kindern kann die Induzierung von Schuldgefühlen eingesetzt bzw. missbraucht werden, um das Kind zu disziplinieren. Solches Schulderleben und -evozieren kann sich negativ auswirken, in das Unterbewusste abgleiten und dort eine Eigendynamik entwickeln (vgl. Hülshoff, 1999, S. 203). Meist ist das Individuum in der Lage die Ursachen der Schuldgefühle zu erkennen. Aber dies ist nicht immer der Fall, denn es existieren ebenfalls unbewusste Schuldgefühle.

2.1.4 Unbewusste Schuldgefühle und deren Folgen

- Unbewusste Schuldgefühle

„Wenn man die Quelle der Schuldgefühle erkennt, kann man sich entschuldigen, Wiedergutmachung anbieten, Reue zeigen oder schwören, sich niemals wieder so zu verhalten“ (Engel & Ferguson, 1992, S. 52). Doch viele Quellen sind noch unbekannt und entspringen nach Engel und Ferguson meist gewissen Arten von vermeintlichen Verbrechen. Zu diesen vermeintlichen Verbrechen gehören:

- Übertreffen

Hier stechen zwei Aspekte besonders hervor. Einerseits fühlt sich das Individuum schuldig, weil es beruflich erfolgreicher ist. Andererseits genießt es die positiven Aspekte des Lebens, während andere Familienmitglieder dies nicht können (vgl. Engel & Ferguson, 1992, S. 53). Die Entstehung dieses Schuldgefühls ist abhängig von den elterlichen Reaktionen auf den Erfolg der Kinder. „Wenn Eltern auf die Leistungen des Kindes stolz sind und ihn als Beweis für ihre Fähigkeit als Eltern betrachten, werden die Kinder weniger von Schuldgefühlen belastet“ (Engel & Ferguson, 1992, S. 54). Gleichermaßen bedeutet dies im Umkehrschluss, dass Individuen, deren Eltern den eigenen Erfolg nicht loben, anfälliger sind eine solche Art von Schuldgefühlen zu erleiden.

Belastung

Dieses vermeintliche Verbrechen beschreibt die eingebildete Verantwortlichkeit für die Leiden oder Belastungen der Eltern während der Erziehung. Faktoren, die dieses Schuldgefühl auslösen, sind wiederum die Eltern, denn Kinder brauchen Zuneigung und Liebe um sich optimal zu entwickeln. Eltern die gegenüber ihren Kindern andeuten, dass diese eine Belastung darstellen, fördern unbewusste Schuldgefühle (vgl. Engel & Ferguson, 1992, S. 55 f.).

- Liebesraub

Liebesraub beschreibt die unbewussten Schuldgefühle, die das Individuum entwickelt, wenn es glaubt gegenüber seinen Geschwistern bevorzugt worden zu sein oder dem Vater/ der Mutter die dringend benötigte Liebe des Partners geraubt zu haben (vgl. Engel & Ferguson, 1992, S. 56 f.).

- Verlassen

Dieses Schuldgefühl tritt auf, wenn das Individuum glaubt, es sei ein Verbrechen unabhängig von den Eltern zu sein und ein eigenes Leben zu führen, da das Bewusstsein für die Eltern zu sorgen besonders stark ausgereift ist (vgl. Engel & Ferguson, 1992, S. 57 f.).

- Illoyalität

Das Gefühl von Illoyalität besteht, wenn das Individuum glaubt Familienregeln zu brechen oder Erwartungen nicht zu erfüllen. Beispielsweise fühlt es sich illoyal, wenn es Eltern kritisiert oder eine andere berufliche Laufbahn einschlägt (vgl. Engel & Ferguson, 1992, S. 58 f.).

- Grundsätzliche Schlechtigkeit

„Das grundsätzliche Selbstgefühl wird vorwiegend durch Dinge bestimmt, die die Eltern einem sagen und wie sie einen behandeln. Wenn sie ein Kind als egoistisch, lieblos, dumm, unattraktiv, schwach, faul, verrückt oder irgendwie sonst unzulänglich bezeichnen, wächst es mit der Überzeugung auf, so zu sein“(Engel & Ferguson, 1992, S. 58). Hier wird ebenfalls deutlich, dass der elterliche Erziehungsstil Auswirkungen auf die Ausprägung des Gefühls der grundsätzlichen Schlechtigkeit hat. Besonders unpassende Botschaften der Eltern, beeinflussen das Selbstwertgefühl des Kindes negativ. Solche Botschaften können direkt oder indirekt sein. Zu den direkten Botschaften gehören offene Herabsetzungen, wie: „Du bist dumm.“ Indirekte Botschaften können mit ignorieren des Kindes einhergehen oder offener Kritik und Nörgeln. Solche negativen Botschaften begünstigen das Gefühl nicht liebenswert zu sein (vgl. Engel & Ferguson, 1992, S. 58 ff.).

Aus den Arten von vermeintlichen Verbrechen geht hervor, dass die Kindheitserfahrungen der Individuen besonders prägend für die Schuldneigungen sind. Somit ist der elterliche Erziehungsstil eine entscheidende Größe bei der Entwicklung von Schuldgefühlen.

Es wird deutlich, dass alle vermeintlichen Verbrechen mit einem geringen Selbstwertgefühl verbunden sind, welches ebenfalls durch die Eltern geprägt wurde. Dies alles kann sich belastend auf die Psyche des Kindes auswirken. Im schlimmsten Fall führt der elterliche Erziehungsstil zu Depressionen.

- Folgen unbewusster Schuldgefühle

Wenn Schuldgefühle ununterbrochen in den Gedanken des Individuums verarbeitet werden, wirken sie sich auf Dauer belastend aus und können zu psychosomatischen Krankheiten, z.B. zu Depressionen führen (vgl. v. Stein, 1978, S. 16).

- Depression

Bei der Depression kommt es zu einer Störung der Stimmungslage, die sich unter anderem in tiefer Niedergeschlagenheit und Kummer ausdrückt. Kummer und Traurigkeit werden meist durch reale oder eingebildete Schuldgefühle hervorgerufen und sind sehr stark ausgeprägt (vgl. Davison & Neale & Hautzinger, 2007, S. 307). Zudem begünstigen Depressionen sogar andere Gefühle, wie beispielsweise Gefühle der Wertlosigkeit und Schuld. Außerdem tritt die Depression oft gemeinsam mit anderen körperlichen Krankheiten und psychischen Störungen (Persönlichkeits-störungen) auf. Die Depressiven haben Schwierigkeiten Probleme zu bewältigen, machen sich oft Selbstvorwürfe, haben Selbstzweifel und leiden an Hoffnungs-losigkeit. Die Depression kann, wenn sie unbehandelt bleibt lang andauern und chronisch werden. Sie kann sogar zum Suizid führen (vgl. Davison & Neale & Hautzinger, 2007, S. 308).

Eine weitere Theorie ist die kognitive Theorie der Depression nach Beck, die die Kognitionen als wichtigste Determinante von Emotionen, Stimmungen und Verhalten beschreibt (vgl. Izard, 1981, S. 350). Im Wesentlichen bedeutet dies, dass eine negative Sichtweise auf sich selbst sowie auf seine Umwelt und Zukunft Depressive dazu veranlasst, „...sich selbst als unzulänglich und unwürdig zu sehen und ihre Not persönlichen Mängeln zuzuschreiben“(Izard, 1981, S.350).

Eine Folge von Depression kann u. a. verminderte Geselligkeit sein sowie der Verlust sexueller Betätigung, was sicherlich auch mit der Verringerung des körperlichen Wohlbefindens zusammenhängt.

Wie bereits erwähnt, bedeutet Schuld eine Regel zu verletzten. „Was aber ein Gebot oder Verbot bzw. eine soziale Grenze ausmacht, wird kulturell definiert und individuell gelernt. Insofern ist das Erleben eines Schuldgefühls immer an ein soziales Umfeld und kognitive Erfahrungen gebunden“ (Hülshoff, 1999, S. 198). Regelungen, Ge- und Verbote sowie soziale Grenzen sind zudem kulturspezifisch. Mit der Zeit steuern Individuen ihre Handlungen selbst und richten diese nach moralischen Vorstellungen aus. Die Frage, die sich nun stellt und die im nächsten Kapitel näher betrachtet wird, lautet: Welche Faktoren spielen bei der Entwicklung von Schuldneigungen und bei der Verinnerlichung von Regeln, Normen und Werten eine Rolle?

2.1.5 Entwicklung von Schuldneigungen

„Um Schuld zu erleben, muß das Leid eines anderen erstens erkannt und zweitens mitgefühlt werden, und der Beobachtende muß sich drittens für dieses Leid mitverantwortlich fühlen. Es ist ein langer Entwicklungsgang, bis ein Mensch die Voraussetzungen zum Erleben von Schuld erworben hat“ (Montada, 1978, S. 13). Im letzten Kapitel 2.1.4 konnte die Frage nach den Faktoren, die bei der Entwicklung von Schuldneigungen eine Rolle spielen bereits zum Teil beantwortet werden. Einerseits führt der elterliche Erziehungsstil zu bestimmten Entwicklungslinien und andererseits bestimmt die Emotionsregulierung, die während der emotionalen Entwicklung heranreift, maßgeblich den Umgang mit Schuldneigungen.

Schuld ist ein innerpsychischer Konflikt, der sich belastend auswirken kann, wenn das Individuum nicht lernt seine Emotionen zu steuern. Im Laufe der Entwicklung erarbeitet das Kind verschiedene Möglichkeiten um mit Schuldgefühlen umzugehen. An dieser Stelle stehen die Eltern erneut vor einer enormen Herausforderung, denn sie müssen nicht nur Werte und Verantwortung vermitteln, sondern vor allem den richtigen Umgang mit Fehlverhalten lehren. Der autoritative Erziehungsstil birgt viele Vorteile, denn die Eltern setzen klare, altersangemessene Regeln, erklären die negativen Folgen von Fehlverhalten, gehen auf die kindlichen Bedürfnisse ein und ermutigen die Kinder zu Selbstvertrauen und Autonomie (vgl. Hipler, 2000, S. 132 f.).

Bei der Verinnerlichung von Regeln, Normen und Werten spielen die Eltern erneut eine entscheidende Rolle, denn „...moralische Normen und ethische Maßstäbe werden erst durch die Erziehung vermittelt“ (Hipler, 2000, S. 132). Hier wird abermals die Erziehung im allgemeinen und der Erziehungsstil im besonderen betont. Wenn Eltern auf das Verhalten ihrer Kinder überwiegend mit Kritik, Missbilligung oder Ablehnung reagieren, erhält das Kind den Eindruck nichts wert und ungeliebt zu sein. Darauf hin vermeiden Kinder negativ bewertetes Verhalten, denn sie glauben die Liebe der Eltern zu verlieren. Hier wird deutlich, dass das Urteil, was Recht und Unrecht ist, zunächst extern durch die Eltern gefällt wird. Im schlimmsten Fall können Eltern Ängstlichkeit mit neurotischen Schuldgefühlen evozieren nämlich dann, wenn es zu einem emotionalen Missbrauch während den sensiblen Phasen kommt (vgl. Hülshoff, 1999, S. 205).

2.1.6 Umgang mit Schuldgefühlen

Das Erleben von Schuldgefühlen ist meist mit einer starken kognitiven Auseinandersetzung mit der eigenen Verfehlung verbunden und „...setzt Erkenntnis einer Verantwortung für die Erzeugung, Vermehrung oder Linderung des Leidens anderer voraus. Die Verursachungs- und Verantwortungszuschreibung ist der zentrale Prozeß, der über die Annahme oder die Abwehr von Schuld entscheidet“ (Montada, 1978, S. 13). Durch die Erkenntnis der eigenen Schuld werden die Individuen meist von innerer Unruhe getrieben, haben ein schlechtes Gewissen und leiden allgemein unter einem bedrückenden Gefühl. Solche Gefühle stimulieren viele Gedanken sowie Zweifel und Selbstvorwürfe (vgl. Izard, 1981, S. 469 ff.). Viele Schuldige wollen nicht leiden und versuchen alles um quälende Schuldgefühle zu vermeiden. Dies kann sich in der Annahme oder in der Abwehr von Schuld bzw. in prosozialen sowie in antisozialen Verhaltensweisen zeigen.

2.1.6a) Schuldanerkennung

“Guilt makes a person want to do something for someone, but only if the transgression has a strongly interpersonal aspect“ (Baumeister & Stillwell & Heatherton, 1994, S. 257). Die Annahme von Schuld zeigt sich anhand des so genannten prosozialen Verhaltens. Prosoziale Verhaltensweisen, wie die Motivation zu Reue und Wiedergutmachung, Veränderungen des Verhaltens sowie die Bitte um Verzeihung können das Schuldgefühl reduzieren aber sie treten nur in Erscheinung, wenn das Vergehen eine hohe persönliche Bedeutsamkeit für den Schuldigen besitzt.

- Reue

„Das schmerzhafte Gefühl der Reue gründet auf dem Selbstvorwurf, falsch entschieden oder gehandelt zu haben, sowie der Vorstellung besserer jedoch verpasster oder vertaner Alternativen “ (Kranz, 2005, S. 2). Reue gehört, wie Schuld, zu den selbstreflexiven Gefühlen, die nach Kranz (2005) die wesentliche Funktion haben, das eigene Fehlverhalten zu erkennen, die angerichteten Schäden wiedergutzumachen sowie Folge-schäden zu verhindern. Es bezeichnet im Wesentlichen die Trauer über das eigene Verhalten und ist besonders ausgeprägt, wenn das Individuum einem Dritten gegenüber schuldig geworden ist. Gegenstand der Reue können sowohl geschädigte Personen sein, als auch andere Emotionsobjekte, wie z. B. eigene Erlebnisse. Reue tritt meist in der Phase der Entscheidungsbewertung auf, wenn Handlungsalternativen als negativ erachtet werden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass das Phänomen der Reue mit einem Selbstkonzept und Selbstregulation einhergeht. Daher ist Reue meist erst ab dem dritten Lebensjahr beobachtbar, denn hier besitzt das Kind bereits bestimmte psychische Kompetenzen, wie beispielsweise die Kompetenz zur Selbstreflektion, Empathie sowie das Verstehen und Internalisieren von Regeln (vgl. Kranz, 2005, S. 41 ff.). In dem der Mensch tätig wird, kann das Gefühl der Reue verblassen und damit gleichermaßen das Schuldgefühl (vgl. Hirsch, 1997, S 32).

Es existieren ideale Vorstellungen über den richtigen Umgang mit Schuld. Trotzdem verdrängen viele Menschen ihre Schuldgefühle in das Unterbewusste, denn „...das Eingestehen eigener Verfehlung, die Annahme der eigenen mitunter hinter dem Ideal zurückliegenden Persönlichkeit fällt Menschen oft so schwer, daß sie sich eher bewußt wie unbewußt über lange Zeit mit Schuldgefühlen herumplagen, die ihr Denken und ihre Initiative lähmen, als dem Fehlverhalten zu begegnen und die Dinge wieder in Ordnung zu bringen“ (Hülshoff, 1999, S. 202).

2.1.6b) Schuldabwehr

Unter Kapitel 2.1.6.a) wurde dargestellt, dass es prosoziale Verhaltensweisen gibt, die darauf aus sind, das harmonische Verhältnis zwischen den Parteien wieder herzustellen. Andererseits gibt es antisoziale Verhaltensweisen, die zum einen Schuldgefühle in das Unterbewusste verdrängen oder zum anderen Strategien verfolgen, der eigenen Schuld zu entkommen. Hier wurden zwei Beispiel gewählt, um Schuldabwehr näher darzustellen:

- Meiden des Geschädigten

Schuldabwehr kann sich in aktiven antisozialen Verhaltensweisen zeigen, die trotz guter Vorsätze häufig auftreten. Meist wird das Opfer gemieden, weil es einen „guilt cue“, ein Zeichen der eigenen Schuld darstellt. Der Kontakt würde das Individuum mit der eigenen Schuld konfrontieren und es damit in Verlegenheit bringen (vgl. Baumeister & Stillwell & Heatherton, 1994, S. 258).

- Andere Strategien

Weitere Strategien der eigenen Schuld zu entkommen sind beispielsweise Sündenbockstrategien. „One important stragedy for deling with guilt is to reduce fellow feeling with one´s victim (e.g., by dehumanizing them)“ (Baumeister & Stillwell & Heatherton, 1994, S. 258). Indem das Individuum andere entwürdigt macht es die eigene Beziehung zum Opfer und damit die eigene Schuld trivial (vgl. Baumeister & Stillwell & Heatherton, 1994, S. 258).

Die Schuldabwehr ist demzufolge ein kognitiver Bewältigungsversuch, bei dem die Schuld für die Situation nicht bei sich selbst gesucht wird und keine Schuldzuweisung akzeptiert wird. Unter Schuldabwehr wird ebenfalls das Bagatellisieren, Verdrängen oder allgemein das Verleugnen der eigenen Schuld verstanden. Schuldabwehr oder zumindest eine Schuld-minderung besteht auch dann, wenn Rechtfertigungen hervorgebracht werden (vgl. Hülshoff, 1999, S. 210).

2.1.7 Persönlichkeitsmerkmale die mit Schuldneigung in Zusammenhang stehen

Es wurde einleitend erwähnt, dass verschiedene Persönlichkeitsmerkmale die mit Schuld-neigung in Zusammenhang stehen, existieren. Dazu gehört unter anderem Empathie, Machiavellismus und soziale Verantwortung, die nachfolgend näher erklärt werden sollen. Zu diesen Persönlichkeitseigenschaften ist anzumerken, dass es sich um Einstellungen, Haltungen und Überzeugungen handelt, die als generalisierte und überdauernde Dispositionen bezeichnet werden können.

2.1.7a) Empathie

Empathie wurde in die theoretischen Überlegungen aufgenommen, da es sich hier um eine stabile und langfristige Disposition handelt. Hinzu kommt, dass Empathie mit Schuldgefühlen insofern zusammenhängt, als dass beide eine Basis des prosozialen Handelns darstellen, denn durch die Wahrnehmung eigener Schuld bzw. Verantwortung am Leiden des anderen, kann es zu prosozialen Verhaltensweisen kommen (vgl. Schmitt, 1982, S.17).

Nach Feshbachs Auffassung wird Empathie als ein Dreikomponentenmodell verstanden: „But it appears that empathic responses involve the ability (1) to discriminate an label feelings in others; (2) to assume the perspective and role of another person; (3) to experience and respond with feeling “(Feshbach, 1986, S.227). Demnach muss das Individuum:

1. die Zustände der anderen wahrnehmen,
2. zum Perspektivenwechsel fähig sein und
3. das Gefühl, was die andere Person hat, mitfühlen können.

Empathie ist somit ein Prozess der Kontakt und Verbindung zu anderen schafft oder bereits bestehende Verbundenheit bewusst macht. Das bedeutet, dass sich das Individuum in die innere Welt des anderen einfühlt und sich aufgrund der Perspektivenübernahme in dessen Lage hineinversetzen kann (vgl. Bischof-Köhler, 1989, S. 13).

Hier wird deutlich, dass der Mensch sowohl durch die sprachliche Kommunikation mit anderen verbunden ist, als auch durch die Fähigkeit der Empathie. Als einfühlsamer Gesprächspartner oder guter Beobachter kann sich das Individuum die innere Welt des anderen erschließen. Diese Fähigkeit entwickelt sich unter optimalen Bedingungen bereits in der Kindheit.

Selman (1984, S. 50 ff.) beschreibt die Verbesserungen der Perspektivenübernahme von drei bis ca. 15 Jahren. Seine Theorie macht deutlich, dass das Kind aufgrund seines Entwicklungs-standes zunächst nur sehr wenig davon bemerkt, dass Menschen in verschiedenen Situationen unterschiedlich denken und fühlen können.

Selman konstruierte fünf Niveaus sozialer Perspektivenübernahmefähigkeit, die sich in den Altersangaben überlappen, da jedes Kind einen individuellen Entwicklungsstand hat. Suboptimale Bedingungen, wie fehlende Liebe und fehlendes Einfühlungsvermögen der Eltern können zu Minderwertigkeitsgefühlen oder allgemein Schüchternheit führen, was die Entwicklung der Empathie begrenzt.

Das Niveau 0 beschreibt die undifferenzierte und egozentrische Perspektivenübernahme im Alter von drei bis acht Jahren. „Auf diesem Niveau unterscheiden kleine Kinder nicht deutlich zwischen den physischen und dem psychologischen Eigenschaften von Personen“(Selman, 1984, S. 50). Undifferenzierte und egozentrische Perspektivenübernahme bedeutet in diesem Fall, dass das Kind zwar fähig ist die Gefühle und Gedanken anderer zu identifizieren, allerdings erkennt es aufgrund seines Egozentrismus nicht, dass eine andere Person dieselbe Situation anders als es selbst interpretieren kann (vgl. Selman, 1984, S. 50).

Selman nannte das Niveau 1 differenzierte und subjektive Perspektivenübernahme, welches ab einem Alter von fünf bis neun Jahren auftritt. Im Gegensatz zum vorherigen Niveau können die Kinder nun zwischen den physischen und dem psychologischen Eigenschaften von Personen unterscheiden. Kinder auf diesem Niveau verstehen, dass unterschiedliche Betrachtungsweisen daraus resultieren können, dass den Betreffenden verschiedene Informationen zugänglich sind. Allerdings bildet sich das Kind immer noch ein, das subjektive Befinden einer anderen Person ablesen zu können (vgl. Selman, 1984, S. 51).

Das Niveau 2 schildert die subreflexive/ zweite Person und reziproke Perspektivenübernahme, welche ab dem siebten Lebensjahr auftritt und bis 12 Jahre andauern kann. Dieses Niveau umschreibt im Wesentlichen die Fähigkeit, dass das Kind nun in der Lage ist sich in andere Menschen hineinzuversetzen und die eigenen Handlungen, Gedanken und Gefühle und dessen Sicht betrachten kann. Reziprok bedeutet in diesem Zusammenhang, dass dies wechselseitig geschieht (vgl. Selman, 1984, S. 51 f.).

Unter Niveau 3 beschreibt Selman die dritte Person und gegenseitige Perspektivenübernahme von ca. 10- 15 Jahren. Das heißt, dass das Kind zunehmend in der Lage ist eine dritte Person Perspektive einzunehmen. Es tritt aus der dyadischen Situation heraus und betrachtet das eigene Selbst und den anderen aus dem Blickwinkel eines unbeteiligten unparteiischen Dritten (vgl. Selman, 1984, S. 53).

Niveau 4 stellt die tiefenpsychologische und gesellschaftlich- symbolische Perspektiven-übernahme ab 12 Jahren bis hin zum Erwachsenenalter dar. „Auf diesem Niveau kann der Heranwachsende von vielfältigen, miteinander geteilten Perspektiven (generalisierter Anderer) gesellschaftliche, konventionelle, legale oder moralische Perspektiven abstrahieren, die alle Personen miteinander teilen können“ (Selman, 1984, S. 54). Das heißt, dass es zu einem zunehmenden Verständnis kommt, dass die Übernahme der Perspektive eines Dritten von einem oder mehreren Systemen mit höheren sozialen Werten beeinflusst werden kann (vgl. Selman, 1984, S. 54).

Es kann festgehalten werden, dass Empathie eine Persönlichkeitseigenschaft darstellt die sich während des emotionalen Reifeprozesses entwickelt. Es ist die Fähigkeit und Bereitschaft, die Gefühle anderer zu erkennen und nachzuempfinden.

Hinzukommt, dass Empathie nach Maes, Schmitt & Schmal (1995, S.32) eine Voraussetzung für Hilfsbereitschaft darstellt und als Konsequenz prosoziales Verhalten inne hat. Dies dient unter anderem der sozialen Verständigung. „Nach diesem Verständnis wäre Empathie gleichzusetzen mit Rücksichtnahme, also einer spezifischen moralischen Verhaltens-orientierung“(Maes et al, 1995, S. 32).

Empathie begünstigt zwar das prosoziales Verhalten, muss es aber nicht hervorrufen, denn eine Handlung ist abhängig von der Einstellung des Individuums zum Interaktionspartner (vgl. Bischof-Köhler, 1989, S. 72). So kann es ebenso zu antisozialen Verhaltensweisen kommen, besonders bei der Schadenfreude. Das bedeutet, dass das Unbehagen des anderen wahrgenommen aber nicht interveniert wird. Es wird deutlich, dass die Empathie unterschiedliche und Verhaltensweisen hervorruft, daher sollte Empathie nicht mit Mitgefühl gleichgesetzt werden (vgl. Bischof-Köhler, 1989, S. 81).

2.1.7b) Machiavellismus

Im Gegensatz zu den altruistischen Persönlichkeitseigenschaften wurde der Machiavellismus, der für Eigennutz und skrupellose Erreichung der eigenen Ziele steht, in die Diplomarbeit als Persönlichkeitsdisposition aufgenommen.

Maes (2001, S. 301 f.) beschreibt den Machiavellismus als Durchsetzung der eigenen Interessen, unter der Überzeugung, dass der Zweck die eingesetzten Mittel heiligt. Machiavellisten handeln nur dann solidarisch, wenn es den eigenen Interessen dienlich ist.

Im Kontext der Diplomarbeit ist der Machiavellismus von Bedeutung, da er die Handlungen einer Person, bspw. antisoziale Verhaltensweisen beeinflussen kann. Durch Schuldabwehr können eigene Fehler bagatellisiert oder verleugnet werden. Aufgrund der Gefühlskälte die Machiavellisten ausstrahlen, gibt es Anlass zu der Vermutung, dass Schuldgefühle in das Unterbewusste verdrängt werden oder zu anderen Strategien der Schuldabwehr gegriffen wird.

2.1.7c) Soziale Verantwortung

Die soziale Verantwortung lässt sich als stabile und überdauernde Handlungsdisposition und somit als Persönlichkeitsmerkmal auffassen.

Der Begriff der sozialen Verantwortung „...ist durch eine aktive Zugangsweise zum sozialen Leben, Verläßlichkeit bei der Erfüllung sozialer Pflichten und Bereitschaft zum persönlichen Engagement charakterisiert“ (Bierhoff, 2000, S. 18f.).

Im Kontext der Diplomarbeit ist die soziale Verantwortung von Bedeutung, da sie, ebenso wie Empathie, die Handlungen einer Person, im Sinne prosozialer Verhaltens- und Handlungs-weisen beeinflussen kann.

2.1.7d) Gerechtigkeitsempfinden

Bei dem Gerechtigkeitsempfinden handelt es sich um eine Einstellung bzw. Haltung, die stabil ist und lang andauert.

„Gerechtigkeit und Fairneß spielen eine wichtige Rolle bei der Regelung des menschlichen Zusammenlebens, insbesondere bei der Verteilung begehrter aber begrenzter Güter, bei der Verteilung von Lasten, bei der Rechtfertigung bestehender Ungleichheiten sowie bei der Wahl und Implementierung von Verfahrensweisen zur Herbeiführung von Entscheidungen und Lösung von Konflikten “(Schmitt, 1993, S.1).

Nach Schmitt (1993) existiert eine sogenannte sekundäre Viktimisierung, damit „... ist gemeint, daß Armen, Kranken und Opfern von Unfällen oder Verbrechen nicht nur mit Mitleid, Wohlwollen und Hilfsbereitschaft begegnet wird, sondern oft auch mit Ablehnung und dem Vorwurf, ihr Leid selbst verschuldet zu haben“ (Schmitt, 1993, S.1).

Schmitt postuliert, dass der Mensch ein Bedürfnis nach Gerechtigkeit hat. Somit sind solche Selbstverschuldungsvorwürfe ein Ausdruck des Glaubens an eine gerechte Welt, in der Unrecht früher oder später bestraft wird und die Gerechtigkeit siegt (vgl. Schmitt, 1993, S. 2).

2.1.8 Zusammenfassung

Der Begriff Schuld geht weit über den psychologischen Kontext hinaus. Interessante Aspekte für die Psychologie stellen die Thematiken Schulderleben sowie Schuldbewältigung, genauer gesagt Schuldanerkennung und Schuldabwehr dar. Besonders die Emotionspsychologie beschäftigt sich mit Schuldgefühlen. Schuldgefühle entstehen durch Sozialisation, sie treten auf, wenn internalisierte Werte übertreten werden, sie dienen der Aufrechterhaltung der sozialen Bindungen und schützen vor antisozialen Verhaltensweisen. Störungen treten meist in der Kindheit auf und führen zu inadäquaten Verhaltensweisen. Beispielsweise kann eine gering ausgeprägte Schuldneigung zu Verantwortungslosigkeit, ein Übermaß zu Depressionen oder anderen Störungen führen. Somit wird deutlich, dass Schuldgefühle immer an Verantwortung gebunden sind. Dazu gehört die Verarbeitung des Fehlverhaltens, das Eingeständnis und schließlich die Verantwortungsübernahme.

Schuldgefühle wirken sich nachteilig auf das Wohlbefinden aus und können Depressionen hervorrufen. Dies ist unter anderem abhängig von situationsbedingten Kontexten, dem Umgang mit Schuldgefühlen sowie der Intensität und Dauer der Schuldgefühle.

Für das Empfinden von Schuldgefühlen müssen nach Boll drei Voraussetzungen gegeben sein. Das ist erstens die Gewissheit, dass Regeln, Normen oder moralische Vorstellungen übertreten wurden. Zweitens muss sich das Individuum verantwortlich für das Überschreiten der Grenze fühlen und drittens muss der Wunsch nach Befreiung von der Schuld bestehen. Sind diese drei Voraussetzungen erfüllt, kommt es zu spezifischen Verhaltensweisen, nämlich Schuldabwehr oder -anerkennung. Diese Verhaltensweisen haben bestimmte Funktionen. Zum einen dienen sie der Aufrechterhaltung des sozialen Systems und der sozialen Ordnung und zum anderen können sie der Manipulation dienen, indem Schuldgefühle in andere induziert werden.

Im Wesentlichen ist das Individuum in der Lage die Ursachen der Schuld zu erkennen, wo das nicht möglich ist, wird von unbewussten Schuldgefühlen gesprochen. Tatsächlich sind viele Quellen für Schuldgefühle unbekannt. Engel und Ferguson sprechen davon, dass sich diese unbewussten Schuldgefühle meist durch Kindheitserfahrungen in das Unterbewusste „einschleichen“. Der elterliche Erziehungsstil spielt hier eine entscheidende Größe, denn Schuldneigungen entwickeln sich durch den Erziehungsstil der Eltern aber auch während der emotionalen und moralischen Entwicklung des Kindes. Entscheidend ist die Fähigkeit zur Emotionsregulierung, da dies die Art des Umgangs mit Schuld bestimmt. Lernt ein Kind innerhalb der Familie mit Fehlverhalten richtig umzugehen und prosoziale Verhaltensweisen zu zeigen, wird es eher Schuldanerkennung zeigen und Wiedergutmachungsbestrebungen. Während der moralischen Entwicklung dienen Eltern als Vorbilder, indem sie den Umgang mit Fehlverhalten lehren und moralische Normen und ethische Maßstäbe setzen und vermitteln.

Sind Schuldgefühlen einmal vorhanden, kommt es zu einer starken kognitiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Fehlverhalten oder Vergehen. Das Individuum ist von einer inneren Unruhe getrieben, hat ein schlechtes Gewissen und versucht die Schuldgefühle zu regulieren. Hier stehen nun zwei Optionen zur Verfügung nämlich die Annahme oder die Abwehr der Schuld. Durch die Annahme der Schuld zeigt das Individuum prosoziales Verhalten, d.h. Es kommt zu Reue, Wiedergutmachung, Änderungen des Verhaltens, Bitte um Verzeihung etc. All diese Verhaltensweisen können das Schuldgefühl reduzieren. Kommt es jedoch zur Schuldabwehr, werden Schuldgefühle entweder verdrängt und in das Unterbewusste verschoben oder andere Strategien werden angewendet, wie beispielsweise das Meiden der Geschädigten oder Sündenbockstrategien.

Anhand der theoretischen Grundlagen konnte bereits festgehalten werden, dass Zusammenhänge zwischen den speziellen Persönlichkeitsvariablen und Schuldneigungen bestehen. Dazu gehören: Empathie, Machiavellismus, Soziale Verantwortung und Gerechtig-keitsempfinden. Zudem konnte in Kapitel 2.1.4 belegt werden, dass Schuldgefühle das Allgemeine Wohlbefinden beeinflussen können und besonders intensive und lang anhaltende Schuldgefühle zu Depressionen führen können. Daher werden die speziellen Persönlichkeits-variablen sowie Depression und Allgemeines Wohlbefinden in das Modell aufgenommen (siehe Abbildung 2.2).

Bei den Schuldneigungen zeigte sich, dass Menschen zu Schuldgefühlen fähig sind. Schuldgefühle können auch in andere Personen induziert werden, nämlich im Sinne des Fremdverschuldungsvorwurf. Daher wird Schuldgefühl und Schuldzuweisung ebenfalls in das Modell aufgenommen (siehe Abbildung 2.2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2 Modellerweiterung um die Variablen spezielle Persönlichkeitsvariablen, Schuldgefühl, Schuldzuweisung, Depression

Quelle: eigene Darstellung

2.2 Wesentliche Voraussetzungen für Schuldneigungen

Unter Kapitel 2.1.4. und 2.1.5. konnte bereits gezeigt werden, dass die gemachten Kindheitserfahrungen prägend für Schuldneigungen sind und damit rückt der elterliche Erziehungsstil, als eine entscheidende Größe bei der Entwicklung von Schuldgefühlen, in das Betrachtungsfeld. Ein Erziehungsstil, nämlich der autoritative Erziehungsstil wurde bereits in Kapitel 2.1.5. angerissen und als besonders vorteilhaft bezeichnet. Hinzu kommen noch der autoritäre, der permissive und der vernachlässigende Erziehungsstil, sodass das Modell nun eine weitere Spezifizierung erhält (siehe Abbildung 2.3):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.3 Modellerweiterung um die Variable elterlicher Erziehungsstil

Der wissenschaftliche Forschungsstand belegt in zahlreichen Studien (z.B. Reichle & Gloger-Tippelt, 2007; Reichle & Franiek, 2007), dass die Erziehung einen wesentlichen Einfluss auf die Persönlichkeit des Kindes hat. Dies wurde im Modell berücksichtigt. Und deswegen wird im Weiteren Verlauf der Diplomarbeit zunächst die Entwicklung der Persönlichkeit unter Berücksichtigung der elterlichen Erziehungsstile dargestellt.

[...]


Ende der Leseprobe aus 145 Seiten

Details

Titel
Schuldneigungen - Voraussetzungen und Folgen
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg  (Institut für Psychologie und Empirische Pädagogik )
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
145
Katalognummer
V126624
ISBN (eBook)
9783640323982
ISBN (Buch)
9783640321896
Dateigröße
1655 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schuldneigungen, Voraussetzungen, Folgen
Arbeit zitieren
Florence Rößler-Nance (Autor:in), 2009, Schuldneigungen - Voraussetzungen und Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126624

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