In einer Zeit zunehmender Pluralisierung der Lebensentwürfe stellt sich die Frage, an
welchen Wert- und Zielvorstellungen sich SozialarbeiterInnen in ihrer KlientInnenarbeit
orientieren. Könnte das Ziel der Sozialarbeit das gute Leben der KlientInnen sein?
Lassen sich gewisse Indikatoren eines guten Lebens überhaupt formulieren und könnte
auf dieser Grundlage mit KlientInnen gearbeitet werden? Sollen SozialarbeiterInnen
besser auf diese Fragen verzichten und „nur“ die Probleme der Menschen lösen?
In dieser Diplomarbeit wird als erstes in der Ethik erörtert, ob sich Indikatoren eines
guten Lebens bestimmen lassen und dazu wird die ethische Konzeption des guten Lebens
von Martha Nussbaum vorgestellt. Weiter wird untersucht, welche Aussagen die
gesetzlichen Grundlagen der Sozialarbeit über das gute Leben machen. Ob und wie
dieses Thema in der Sozialarbeit diskutiert wird und was die Anwendung einer Konzeption
des guten Lebens für den Auftrag der Sozialarbeit in den Bereichen KlientInnenarbeit
und sozialpolitische Aktivität bedeutet, sind weitere Fragen, die untersucht
werden.
Die Ergebnisse aus der Ethik zeigen, dass Handlungsfähigkeit und Selbstbestimmung
grundlegend für die Umsetzung eines auf eigenen Wünschen basierenden guten Lebens
sind. In ihrer Konzeption des Guten zeigt Martha Nussbaum, welche menschlichen
Grundbedürfnisse abgedeckt sein müssen und welche Fähigkeiten für ein gutes selbstbestimmtes
Leben entwickelt werden müssen. Dabei weist sie auf die notwendigen materiellen
und institutionellen Strukturen und auf die Aufgabe des Staates hin.
Die Diskussion innerhalb der Sozialarbeit zeigt ein Bedürfnis nach ethischer Orientierung
und der Frage nach dem guten Leben der Menschen. Im Bereich der KlientInnenarbeit
sollten die Förderung der Selbstbestimmung und die Förderung der Handlungsfähigkeit
im Zentrum der Arbeit stehen. Ausgangspunkt und Ziel aller Interventionen ist
somit die Selbstbestimmung der KlientInnen. Dies hat Einfluss auf die ethische Orientierung
und Arbeitsweise der Sozialarbeit.
Die der Sozialarbeit zugrundeliegenden Gesetze zeigen eine weitgehende Übereinstimmung
mit den aus der Ethik gewonnen Indikatoren. Somit beruht die mit dem Sozialhilfegesetz
angestrebte Selbstbestimmung der KlientInnen auf ethisch begründeten
Grundlagen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Was ist ein gutes Leben aus der Sicht der Ethik?
- 1.1 Definition von Ethik
- 1.2 Kurze Geschichte über die Frage nach dem guten Leben in der Ethik
- 1.3 Die aktuelle Diskussion über das gute Leben in der Ethik
- 1.3.1 Aktuelle Positionen
- 1.3.2 Gründe für die Aktualität der Frage nach dem guten Leben
- 2. Die Konzeption des Guten von Martha Nussbaum
- 2.1 Die politische Dimension
- 2.1.1 Ethische Forderungen an die Politik
- 2.1.2 Liberalismus (prozeduraler und diskursethischer)
- 2.1.3 Utilitarismus (utilitaristischer Liberalismus)
- 2.1.4 Sozialdemokratie nach Martha Nussbaum
- 2.2 Die starke vage Konzeption des Guten
- 2.2.1 Ebene 1, der starken vagen Konzeption des Guten: Die Gestalt der menschlichen Lebensform
- 2.2.2 Ebene 2 der Konzeption des Guten: Die Grundfähigkeiten des Menschen
- 2.2.3 Die Rolle des Staates im Zusammenhang mit der starken vagen Konzeption des Guten
- 2.2.4 Mögliche Indikatoren des guten Lebens
- 3. Das gute Leben in den gesetzlichen Grundlagen der Sozialarbeit
- 3.1 Staatsaufgaben und -ziele in der Bundesverfassung und der Kantonsverfassung Bern
- 3.1.1 Menschenwürde
- 3.1.2 Eigenverantwortung/Subsidiarität
- 3.2 Aussagen über das gute Leben in den Gesetzen anhand der Indikatoren von Martha Nussbaum
- 3.2.1 Sicherheit
- 3.2.2 Gesundheit/Grundversorgung
- 3.2.3 Wohnen
- 3.2.4 Beziehungen
- 3.2.5 Erziehung
- 3.2.6 Bildung und Weiterbildung
- 3.2.7 Arbeit
- 3.2.8 Autonomie/Selbstbestimmung
- 3.2.9 Bewegungsfreiheit/Mobilität
- 3.2.10 Eigentum
- 3.2.11 Freizeit/Erholung
- 3.2.12 Natur/Lebensgrundlagen
- 3.2.13 Politische Partizipation
- 4. Das Thema des guten Lebens und die Sozialarbeit
- 4.1 Die Diskussion über das gute Leben in der Sozialarbeit
- 4.2 Ein gutes Leben für alle durch mehr Solidarität - ein Auftrag der Sozialarbeit?
- 4.3 Der Auftrag der Sozialarbeit und das Spannungsverhältnis individueller und gesellschaftlicher Vorstellungen des guten Lebens
- 4.4 Die Legitimität der sozialarbeiterischen Intervention
- 4.5 Ethische Grundlagen der Interventionsmethodik
- 4.6 Mit der Sozialarbeit auf dem Weg zu einem guten Leben?
- 5. Ergebnisse
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der ethischen Dimension des guten Lebens in der Sozialarbeit. Sie untersucht, ob sich Indikatoren eines guten Lebens bestimmen lassen und welche Bedeutung diese für die Praxis der Sozialarbeit haben. Die Arbeit analysiert die Konzeption des Guten von Martha Nussbaum und untersucht, wie sich diese auf die gesetzlichen Grundlagen der Sozialarbeit übertragen lässt. Darüber hinaus wird die Diskussion über das gute Leben in der Sozialarbeit beleuchtet und die ethischen Implikationen für die Interventionsmethodik und den Auftrag der Sozialarbeit erörtert.
- Ethische Konzeptionen des guten Lebens
- Die Konzeption des Guten von Martha Nussbaum
- Das gute Leben in den gesetzlichen Grundlagen der Sozialarbeit
- Die Diskussion über das gute Leben in der Sozialarbeit
- Ethische Implikationen für die Interventionsmethodik und den Auftrag der Sozialarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des guten Lebens ein und stellt die Relevanz der Frage nach dem guten Leben in der Sozialarbeit dar. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs des guten Lebens und die unterschiedlichen Glücksbegriffe.
Kapitel 1 beschäftigt sich mit der Frage nach dem guten Leben aus der Sicht der Ethik. Es werden verschiedene ethische Konzeptionen des guten Lebens vorgestellt und die aktuelle Diskussion über das gute Leben in der Ethik beleuchtet.
Kapitel 2 stellt die Konzeption des Guten von Martha Nussbaum vor. Es werden die politische Dimension der Konzeption, die starke vage Konzeption des Guten und die Rolle des Staates im Zusammenhang mit der Konzeption des Guten erläutert.
Kapitel 3 untersucht, wie sich die Konzeption des Guten von Martha Nussbaum auf die gesetzlichen Grundlagen der Sozialarbeit übertragen lässt. Es werden die Staatsaufgaben und -ziele in der Bundesverfassung und der Kantonsverfassung Bern sowie die Aussagen über das gute Leben in den Gesetzen anhand der Indikatoren von Martha Nussbaum analysiert.
Kapitel 4 befasst sich mit der Diskussion über das gute Leben in der Sozialarbeit. Es werden die verschiedenen Perspektiven auf das gute Leben in der Sozialarbeit beleuchtet und die ethischen Implikationen für die Interventionsmethodik und den Auftrag der Sozialarbeit erörtert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das gute Leben, die Ethik, Martha Nussbaum, Sozialarbeit, Selbstbestimmung, Handlungsfähigkeit, Solidarität, Interventionsmethodik und ethische Implikationen. Der Text beleuchtet die Frage, ob sich Indikatoren eines guten Lebens bestimmen lassen und welche Bedeutung diese für die Praxis der Sozialarbeit haben. Er analysiert die Konzeption des Guten von Martha Nussbaum und untersucht, wie sich diese auf die gesetzlichen Grundlagen der Sozialarbeit übertragen lässt. Darüber hinaus wird die Diskussion über das gute Leben in der Sozialarbeit beleuchtet und die ethischen Implikationen für die Interventionsmethodik und den Auftrag der Sozialarbeit erörtert.
- Arbeit zitieren
- Sozialarbeiter FH Stefan Wetzel-Siegenthaler (Autor:in), 2004, Mit der Sozialarbeit auf dem Weg zu einem guten Leben?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126820