Die Entwicklung von Risikomanagementsystemen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) steht noch in einer frühen Evolutionsphase. Diese Arbeit behandelt KMU mit der besonderen Qualität eines Familienunternehmens. Vordringlich soll neben dieser Definitionsleistung ein flexibles und pragmatisches Risikomanagementsystem konzeptioniert werden, das die individuellen Bedürfnisse des Unternehmenstypus berücksichtigt. Die nachhaltige Einführung von ERM ist letztlich bedingt durch angemessene Implementierungsaufwendungen und einen hohen praktischen Nutzenfaktor.
Ziel des Projekts ist es, die Unternehmensführung und Gesellschafter mit dem Instrumentarium des Risikomanagements vertraut zu machen und dieses so zu konzeptionieren, dass es den Entscheidungsprozess nachhaltig unterstützen kann. Es soll kritisch hinterfragt werden, ob das Instrument für die Unternehmensgattung eines Familienunternehmens dieser Größe sinnvoll ist. Die Vorteile eines Risikomanagementsystems sind mit eventuellen Nachteilen abzuwägen. In- und Prohibitoren sind bei der Implementierung in das Unternehmen zu beachten.
Der Nutzwert für das Unternehmen liegt darin, eine Bestandsaufnahme der Risiken zu erhalten, dass Bewusstsein hierfür zu schärfen und nach erfolgreicher Implementierung ein Managementinstrument zur Verfügung zu stellen, welches den Umgang mit Risiken formalisiert und effektiver macht. Ein weiteres Ergebnis ist die Bestandsaufnahme der Risikopolitik und deren Diskussion in den operativen Einheiten als auch im Gesellschafterkreis. Die besondere Qualität dieses Instruments ist dann gegeben, wenn es die Erreichung strategischer Ziele unterstützt.
Inhalt des Projekts ist die konkrete Erarbeitung dieser Entscheidungshilfe und ihre exemplarische Darstellung. Der Risikomanagementprozess soll hierzu einmalig durchlaufen werden. Hierbei werden bestehende Ansätze des Risikomanagements untersucht und es wird geprüft, ob diese sinnvoll auf ein Familienunternehmen übertragen werden können. Die erkannten Risiken hoher Priorität und besonderem Einfluss auf das Unternehmensgeschehen werden exemplarisch behandelt. Dafür wird ein mathematisches Modell entwickelt, welches mit stochastischer Szenarioanalyse arbeiten soll. Externe Experteninterviews sollen sicherstellen, dass das Unternehmen einen Best Practice-Ansatz zur Steuerung dieser Risiken im Auge hat und darauf zurückgreift.
Inhaltsverzeichnis
- III. Vorwort
- IV. Inhaltsverzeichnis
- V. Abbildungsverzeichnis
- VI. Tabellenverzeichnis
- VII. Abkürzungen
- 1. Management Summary
- 2. Einführung
- 2.1 Ausgangssituation im Familienunternehmen Bussmann
- 2.2 Praktische und theoretische Bedeutung des Enterprise Risk Management (ERM)
- 2.3 Zielsetzung
- 2.4. Methodik
- 2.5 Aufbau der Thesis
- 3. Einflussfaktoren
- 3.1 Gesetzliche Grundlagen nach KonTraG
- 3.2 Deutscher Corporate Governance Kodex
- 3.3 Deutscher Rechnungslegungs-Standard Nr. 5
- 3.4 Risk Management Standards: COSO und ISO 31000
- 3.5 Problematik der Nachfolge in Familienunternehmen
- 3.6 Kapitalisierung in Familienunternehmen
- 3.7 Kapitalmarkt und Bedeutung des Ratings nach Basel II
- 3.8 Entscheidungstheorie: Bewertung von Risiken
- 3.9 Kognitive Verzerrungen im Entscheidungsprozess
- 3.10 Aktuelle Bedeutung des Risikomanagements
- 3.11 Zusammenfassung des Kapitels
- 4. Elemente des Enterprise Risk Management
- 4.1 Definition des Risikos
- 4.2 Enterprise Risk Management (ERM)
- 4.3. Ziele des Enterprise Risk Management
- 4.4 Qualitative Begründung für ein Enterprise Risk Management
- 4.5 Wertorientierte strategische Steuerung durch ERM
- 4.6 Risikomanagementprozess
- 4.6.1 Risikopolitik und Risikokultur des Unternehmens
- 4.6.2 Festlegung der Risikofelder
- 4.6.3 Risikoidentifikation
- 4.6.3.1 Risk Taxonomy
- 4.6.3.2 Risikoregister
- 4.6.4 Risikobewertung
- 4.6.4.1 Scoring-Modelle
- 4.6.4.2 Von Heat Maps zur intelligenten Risk Map
- 4.6.4.3 Risikotragfähigkeit, Risikoaggregation und „Risk Appetite“
- 4.6.4.4 Value-at-Risk und Simulation
- 4.6.5 Risikosteuerungsstrategien
- 4.6.5.1 Konzept des „Natural Owner of Risk”
- 4.6.5.2 Risikovermeidung
- 4.6.5.3 Risikoverminderung
- 4.6.5.4 Risikoüberwälzung
- 4.6.5.4.1 Versicherungen
- 4.6.5.4.2 Derivate
- 4.6.5.5 Risiken tragen
- 4.6.6. Risikoüberwachung
- 4.6.6.1 Risikocontrolling im Kontext des Controlling
- 4.6.6.2 Risikoperformance messen und steigern
- 4.6.7. Organisation des Risikomanagement
- 4.6.9 Implementierung von ERM
- 4.7 Zusammenfassung des Kapitels
- 5. Ausgestaltung des ERM in einem Familienunternehmen
- 5.1 Definition eines Familienunternehmens
- 5.2 Risikopotenziale und Risikoneigung in Familienunternehmen
- 5.3. Organisatorische Gestaltung
- 5.4 Instrumente des Enterprise Risk Management in Familienunternehmen
- 5.5 Zusammenfassung des Kapitels
- 6. Installation des ERM im Unternehmen Bussmann
- 6.1 Untersuchungsgegenstand: Familienunternehmen Bussmann
- 6.2 Bisheriges Business Modell und Strategie
- 6.3 Strategie 2015 und das Ziel „Dienstleistungskompetenz“
- 6.4 Organisation des Familienunternehmens
- 6.5 Überblick über die Finanzstruktur & Gesellschaftsformen
- 6.6 Implementierung des ERM im Unternehmen
- 6.6.1 Risikostrategie und Risikopolitik bei Bussmann
- 6.6.2 Risikoidentifikation
- 6.6.2.1.Empirie: Interviewpartner Risikoidentifikation
- 6.6.2.2 Ergebnisse der Risikoidentifikation
- 6.6.3 Risikobewertung
- 6.6.3.1 Workshop „Risikobewertung“
- 6.6.3.2 Ergebnisse der Risikobewertung
- 6.6.4 Risikoaggregation
- 6.6.5 Risikotragfähigkeit und Risk Appetite
- 6.6.6 Bestimmung der Risikosteuerungsstrategie
- 6.6.7 Risikoüberwachung und Risk Reporting
- 6.7 MIS, IKS und ERM bei Bussmann
- 6.8 Organisation des ERM-Prozesses
- 6.9 Ausgewählte Risiken bei Bussmann und Ihre strategische Steuerung
- 6.9.1 Risiko volatiler Kraftstoffkosten
- 6.9.1.1 Abwälzungsstrategie mittels Hedging
- 6.9.1.2 Auswahl des Derivates
- 6.9.2 Risiken im Immobilienbereich
- 6.9.3 Strategische Risiken
- 6.9.4 Risiko Nachfolge- und Erbschaftsplanung
- 6.10 Ergebnisse der Implementierung
- 6.10.1 Wertorientierte Unternehmensführung
- 6.10.2 Portfoliomanagement im Familienunternehmen
- 6.11 Implementierungserfahrungen im allgemeinen Kontext
- 6.12 Zusammenfassung
- 7. Zusammenfassung & Ausblick
- Die Bedeutung von Risikomanagement im Kontext der aktuellen wirtschaftlichen Dynamik und Volatilität
- Die besondere Qualität von ERM in Familienunternehmen
- Die Anwendung von ERM-Methoden im konkreten Fall des Familienunternehmens Bussmann
- Die Rolle kognitiver Verzerrungen in der Entscheidungsfindung
- Die Optimierung der Wertsteigerung durch ERM
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit konzeptioniert Enterprise Risk Management (ERM) für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit dem besonderen Fokus auf Familienunternehmen. Das zweiseitige Risiko-Konzept, welches Risiken als Chance begreift, soll das Management und die Gesellschafter befähigen, Risiken zu identifizieren, zu bewerten und im Rahmen der Risikoneigung zu bewältigen. Das Ziel ist die Steigerung der Wahrscheinlichkeit, strategische Ziele zu erreichen, und die Reduzierung von Unsicherheiten. ERM integriert das Konstrukt des Zufalls in die Unternehmensplanung und dient als Instrument der wertorientierten Unternehmensführung.
Zusammenfassung der Kapitel
Diese Arbeit bietet detaillierte Einblicke in die Konzeption und praktische Anwendung von Enterprise Risk Management (ERM) im Familienunternehmen Hermann Bussmann GmbH. Sie analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Bedeutung von ERM für die Unternehmensführung und die besonderen Herausforderungen im Kontext von Familienunternehmen.
Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Elemente des ERM-Prozesses, von der Definition des Risikos über die Identifikation und Bewertung von Risiken bis hin zur Entwicklung von Steuerungsstrategien und der Risikoüberwachung. Die Untersuchung geht tief auf die Risikotragfähigkeit und die Risikoneigung von Unternehmen ein und erläutert die Bedeutung von Risikoaggregation und die Anwendung von Simulationstechniken.
Im Mittelpunkt steht die praktische Implementierung von ERM bei Bussmann. Die Arbeit dokumentiert den vollständigen Prozess, von der Risikoidentifikation über die Bewertung und Aggregation von Risiken bis hin zur Entwicklung von Steuerungsmaßnahmen und der Risikoüberwachung. Die Arbeit zeigt, wie ERM zur Verbesserung der Entscheidungsfindung, zur Steigerung der Wertsteigerung und zur Sicherung der Unternehmensstabilität beitragen kann.
Schlüsselwörter
Enterprise Risk Management (ERM), Familienunternehmen, Risikomanagement, Risikokultur, Risikopolitik, Risikobewertung, Risikoaggregation, Risikotragfähigkeit, Risikoneigung, Risikosteuerungsstrategie, Value-at-Risk, Monte-Carlo-Simulation, Sensitivitätsanalyse, Controlling, Balanced Scorecard, Economic Value Added, Nachfolgeplanung, Hedging, Derivate, Swaps, Caps, Business Continuity Management.
- Arbeit zitieren
- Markus Bussmann (Autor:in), 2013, Enterprise Risk Management für Familienunternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1268447