In einer Zeit, die Diskussionen über Gleichstellung und Gender Pay Gap sowie die #MeToo-Bewegung hervorbringt, wird auch die Darstellung von Frauen im Film zu einem zentralen Thema. Im Hinblick auf die Darstellungsweise der Frauen in den Kinder- und Hausmärchen stellt sich bei den für diese Arbeit ausgewählten Schneewittchen-Verfilmungen die Frage, wie die Protagonistinnen nach zahlreichen Neuerzählungen und Adaptionen präsentiert werden. Können sich die weiblichen Figuren vom stereotypen Schwarz-weiß-Denken der von Grund auf bösen Stiefmutter und der passiven Prinzessin, die nur durch die Hilfe von männlichen Figuren gerettet wird, aus der Grimm’schen Vorlage lösen?
Seit 1812/15 die erste Auflage der berühmten Sammlung Kinder- und Hausmärchen (KHM) der Brüder Grimm erschienen ist, verbreiten sich die darin enthaltenen Märchen zunehmend und stoßen immer wieder auf weltweite Begeisterung. Die Sammlung zählt neben der Luther-Bibel zum bekanntesten Werk deutscher Kulturgeschichte und wurde in über 170 Sprachen übersetzt (Uther 2013, V). Trotz vereinzelt laut gewordener Kritik werden die Texte in der Unterhaltungsbranche immer wieder als Grundlage für Filmproduktionen verwertet, die mit der Bearbeitung der Stoffe versuchen, neue und originelle Themen anzusprechen und die Figuren und Handlungen weiterzuentwickeln.
Die Filmindustrie adaptiert noch immer unermüdlich die altbekannten Märchenstoffe, weshalb Klaus Maiwald 2017 von einem ‚Märchen(film)boom‘ in den letzten Jahren spricht. Insbesondere der Schneewittchen-Stoff übe bis in die heutige Zeit eine besondere Faszination aus und werde in der Filmindustrie immer wieder neu rezipiert. Im Jahr 2012 wurden insgesamt fünf Schneewittchen-Verfilmungen herausgebracht, von denen zwei in dieser Arbeit diskutiert werden sollen. Der Film 'Mirror Mirror' (USA 2012) wurde mit einem Gesamtbudget von 85 Millionen US-Dollar realisiert. Als weibliche Hauptdarstellerinnen sind Lily Collins als Schneewittchen und Julia Roberts als Königin Clementianna zu sehen. Im gleichen Jahr erschien der Film 'Snow White and the Huntsman' (USA 2012) mit Kristen Stewart als Snow White und Charlize Theron als Königin Ravenna in den weiblichen Hauptrollen. Mit einem Budget von 172 Millionen US-Dollar und einem Einspielergebnis von 400 Millionen US-Dollar wurde der Film zur teuersten und finanziell erfolgreichsten Märchen-Verfilmung weltweit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick zur Märchentheorie und -forschung
- Frauen in Grimm'schen Märchen
- Das Grimm'sche Schneewittchen
- Frauen im Film
- Die schöne Frau und die starke Frau
- Märchen im Film
- Die weiblichen Hauptcharaktere in ausgewählten Schneewittchen-Verfilmungen aus dem Jahr 2012
- Mirror Mirror
- Die Darstellung Schneewittchens
- Die Darstellung der Königin
- Snow White and the Huntsman
- Die Darstellung Snow Whites
- Die Darstellung der Königin
- Mirror Mirror
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert vergleichend die weiblichen Hauptcharaktere in den Schneewittchen-Verfilmungen "Mirror Mirror" und "Snow White and the Huntsman" aus dem Jahr 2012. Ziel ist es, zu untersuchen, wie sich diese Figuren von den stereotypen Darstellungen in der Grimmschen Vorlage lösen und ob eine Emanzipation der weiblichen Figuren gelingt. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Frauenbildes in Märchen und deren filmische Adaptionen.
- Das Frauenbild in den Grimmschen Märchen und die Kritik daran.
- Die Darstellung von Frauen in Film und die feministische Filmtheorie.
- Die Motive der "schönen Frau" und der "starken Frau" in Hollywoodfilmen.
- Vergleichende Analyse der weiblichen Hauptcharaktere in "Mirror Mirror" und "Snow White and the Huntsman".
- Die Frage nach der Emanzipation weiblicher Figuren in modernen Schneewittchen-Adaptionen.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach der Emanzipation weiblicher Figuren in modernen Schneewittchen-Adaptionen. Sie beleuchtet die anhaltende Popularität der Grimmschen Märchen trotz Kritik an veralteten Gesellschaftsmodellen und verweist auf den "Märchen(film)boom" der letzten Jahre, insbesondere im Hinblick auf den Schneewittchen-Stoff. Die Arbeit fokussiert sich auf die Verfilmungen "Mirror Mirror" und "Snow White and the Huntsman" aus dem Jahr 2012, um die Darstellung der weiblichen Hauptcharaktere zu analysieren und zu untersuchen, ob sie sich von den stereotypen Rollenbildern der Grimmschen Vorlage lösen können.
Überblick zur Märchentheorie und -forschung: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Märchentheorie und -forschung, wobei die Positionen von bekannten Märchenforschern wie Max Lüthi, Lutz Röhrich, Heinz Rölleke und Hans-Jörg Uther berücksichtigt werden. Es wird ein eingehenderer Blick auf die Frau im Märchen und ihre Stigmatisierung und Funktion unter Berücksichtigung des Frauenbildes der Brüder Grimm geworfen. Hierbei werden literarische Darstellungen von Kay Stone, Heinz Rölleke, Elisabeth Müller und Heinrich J. Dingeldein herangezogen. Das Kapitel schließt mit einer ausführlichen Inhaltsangabe des Märchens Schneewittchen (KHM Nummer 53) und einem Überblick zur Schneewittchen-Forschung von Theodor Ruf, Rainer Wehse, Hans-Jörg Uther und Lydia Mühlbach.
Frauen im Film: Dieses Kapitel legt den Fokus auf Frauen im Film und gibt einen kurzen Überblick über die feministische Filmtheorie, unter Bezugnahme auf Literatur von Laura Mulvey, Dagmar Beinzger, Sharon Smith sowie Jessica Herling, Neal King, Talitha Rose und Rayanne Streeter. Es thematisiert die Motive der schönen Frau und der starken Frau in Hollywoodfilmen unter Rückbezug auf Literatur von Jürgen Trimborn, Alice Schwarzer, Adele Mecklenborg, Jörg Streese und Sebastian Colley. Zudem wird ein Blick auf die Verfilmung von Grimmschen Märchen und die darin gezeigten Frauenfiguren geworfen. Unter Berücksichtigung der Beiträge von Klaus Maiwald, Willi Höfig, David Nikolas Schmidt und Marcus Stiglegger wird ein Augenmerk auf die Märchen- und insbesondere die Schneewittchen-Verfilmungen im Wandel der Zeit gelegt.
Schlüsselwörter
Schneewittchen, Märchenverfilmung, Frauenbild, feministische Filmtheorie, Stereotype, Emanzipation, Mirror Mirror, Snow White and the Huntsman, Grimmsche Märchen, Märchenforschung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse von Schneewittchen-Verfilmungen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert vergleichend die weiblichen Hauptfiguren in den beiden Schneewittchen-Verfilmungen "Mirror Mirror" und "Snow White and the Huntsman" aus dem Jahr 2012. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung, inwieweit sich diese Figuren von stereotypen Darstellungen in der Grimmschen Vorlage lösen und ob eine Emanzipation der Frauenfiguren gelingt. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Frauenbildes in Märchen und deren filmische Adaptionen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Überblick zur Märchentheorie und -forschung (inkl. Fokus auf Frauen in Grimmschen Märchen und Schneewittchen), Frauen im Film (inkl. feministischer Filmtheorie und den Motiven der „schönen“ und „starken“ Frau), Analyse der weiblichen Hauptcharaktere in "Mirror Mirror" und "Snow White and the Huntsman", und Fazit.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage ist, ob und wie die weiblichen Hauptfiguren in den modernen Schneewittchen-Adaptionen von stereotypen Rollenbildern der Grimmschen Vorlage abweichen und eine Emanzipation erfahren. Zusätzlich werden Fragen nach dem Frauenbild in Grimmschen Märchen und dessen Kritik, der Darstellung von Frauen im Film im Kontext der feministischen Filmtheorie sowie die Motive der „schönen“ und „starken“ Frau in Hollywoodfilmen untersucht.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf die Märchentheorie und -forschung, unter Einbezug von bekannten Märchenforschern wie Max Lüthi, Lutz Röhrich, Heinz Rölleke und Hans-Jörg Uther. Im Bereich der Filmanalyse wird die feministische Filmtheorie herangezogen, wobei auf Autorinnen wie Laura Mulvey, Dagmar Beinzger und Sharon Smith Bezug genommen wird. Die Analyse berücksichtigt darüber hinaus relevante Literatur zur Darstellung von Frauen in Film und Märchen.
Welche Filme werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die beiden Schneewittchen-Verfilmungen "Mirror Mirror" und "Snow White and the Huntsman", beide aus dem Jahr 2012. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Darstellung der weiblichen Hauptfiguren (Schneewittchen/Snow White und die böse Königin) in beiden Filmen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Schneewittchen, Märchenverfilmung, Frauenbild, feministische Filmtheorie, Stereotype, Emanzipation, Mirror Mirror, Snow White and the Huntsman, Grimmsche Märchen, Märchenforschung.
Welche Quellen werden zitiert?
Die Arbeit zitiert zahlreiche Autoren aus den Bereichen der Märchentheorie und -forschung (z.B. Max Lüthi, Lutz Röhrich, Heinz Rölleke, Hans-Jörg Uther, Kay Stone, Elisabeth Müller, Heinrich J. Dingeldein, Theodor Ruf, Rainer Wehse, Lydia Mühlbach) und der feministischen Filmtheorie (z.B. Laura Mulvey, Dagmar Beinzger, Sharon Smith, Jessica Herling, Neal King, Talitha Rose, Rayanne Streeter). Weiterhin werden Autoren zu den Themen Frauen im Film und Hollywoodfilme (z.B. Jürgen Trimborn, Alice Schwarzer, Adele Mecklenborg, Jörg Streese, Sebastian Colley, Klaus Maiwald, Willi Höfig, David Nikolas Schmidt, Marcus Stiglegger) zitiert.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2019, Weibliche Hauptcharaktere in ausgewählten zeitgenössischen Schneewittchen-Verfilmungen. Losgelöst von den Stereotypen der Vorlage?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1268706