Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Kinderschutzfall "Kevin". Dabei wird der Fall systematisch aufgearbeitet und
im Kontext des Kinderschutzes betrachtet. Akteure, die in diesem Kontext eine Rolle spielen, werden betrachtet und dabei immer die gesetzlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt.
Kinderschutzverläufe, bei denen ein Kind zu Tode kommt, lösen in der Gesellschaft einen Aufschrei aus, so geschehen im Fall „Kevin“. Im Jahr 2006 wurde der erst zweieinhalbjährige Kevin in der Wohnung seines Vaters von der Polizei tot aufgefunden. Die Tatsache, dass Kevin zum Todeszeitpunkt unter der Vormundschaft des Jugendamtes stand, ließ den Fall in einem besonderen Licht erscheinen. Trotz des Umstandes, dass Kevin von seinem Vater zu Tode misshandelt wurde, stand das Jugendamt im Fokus der Schuldzuweisungen. Die verschiedensten Thesen werden aufgestellt, wo die Gründe zu suchen und finden sind.
Der Fall und vermeintliche Lösungsansätze wurden in der breiten Öffentlichkeit heftig diskutiert. Für eine sozialpädagogische Fachkraft kann sich in diesem Kontext eine doppelte Betroffenheit entwickeln. Einerseits ist da die Erschütterung über den Tod eines Kindes und andererseits wird sie mit der gesellschaftlichen Einschätzung konfrontiert, dass das Jugendamt versagt hat. Das Jugendamt stellt die Behörde dar, die sich dem Wohl der Kinder verschrieben hat. Das Jugendamt wird allerdings nie kritiklos gesehen. Bei den betroffenen Klienten/-innen entsteht oft der Eindruck, dass diese Behörde Kinder den Eltern wegnimmt, also entzieht. Die Gesellschaft jedoch ächtet das Jugendamt mit dem Vorwurf, dass nicht alles für das Kindeswohl getan wird. Außerdem wird ein zu spätes Einschreiten bei einer „Kindeswohlgefährdung“ immer wieder angeführt. In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit dem Jugendamt die Verantwortung für einen Kinderschutzfall übertragen werden kann. Exemplarisch soll dies anhand des Falles „Kevin“ untersucht werden. Das Ziel dieser Arbeit ist die Herausarbeitung komplexer Zusammenhänge, die in einem Kinderschutzfall zu beachten sind. Der o.g. Fall soll als Chance angesehen werden, ein umfangreicheres Verständnis für zukünftige Kinderschutzfälle zu entwickeln. Dabei soll der Blick auf Differenzen gerichtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Aufbau der Arbeit
- 2. Kinderschutz
- 2.1 Kinderschutz Zahlen und Fakten
- 3. Dokumente über die Zusammenhänge im Fall „Kevin“
- 3.1 Der Fall „Kevin“
- 3.1.1 Die Fallkonferenzen
- 3.1.2 Der Arzt, der Methadon rezeptierte
- 3.1.3 Die Familienhebamme
- 3.1.4 Der Casemanager
- 3.1.5 Der Amtsvormund
- 3.1.6 Der Kinderarzt und die Prof.-Hess-Kinderklinik
- 4. Kinderschutz und Öffentlichkeit
- 4.1 Der Fall „Kevin“ in den Medien
- 5. Der Schutzauftrag des Staates zwischen Elternrecht und Wächteramt
- 5.1 Umsetzung des Wächteramts durch die Kinder- und Jugendhilfe
- 5.2 Umsetzung des Wächteramts im Fall „Kevin“
- 6. §8a SGB VIII Schutzauftrag des Staates bei einer Kindeswohlgefährdung
- 6.1 Die Umsetzung des §8a SGB VIII im Fall „Kevin“
- 6.2 Kindeswohlgefährdung nach § 1666 BGB
- 6.2.1 Kindeswohlgefährdung als unbestimmter Rechtsbegriff und Begriffswandel
- 6.2.2 Wahrnehmung der Kindeswohlgefährdung im Fall „Kevin“
- 7. Eingriff in das Elternrecht anhand einer Inobhutnahme nach §8a ABS. 3. 1 SGB
- 7.1 Inobhutnahme im Fall „Kevin“
- 7.2 Amtsvormundschaft nach § 1797 c Abs. 1 BGB
- 7.3 Strukturelle Konflikte in der Ausführung einer Amtsvormundschaft
- 7.4 Amtsvormundschaft und Kevin
- 7.5 Gesetzesänderung in der Amtsvormundschaft
- 8. Kooperationen in einem Kinderschutzfall
- 8.1 Kollegiale Beratung als Basis für eine Kooperation
- 8.2 Der Fall „Kevin“ und die Kooperation der Fachkräfte
- 8.2.1 Zwischenresümee zur Kooperation im Fall „Kevin“
- 8.2.2 Zusammenarbeit zwischen Freiwilligkeit und Kontrolle bei suchtkranken Eltern
- 9. Frühwarnsysteme und Risikofaktoren als präventive Maßnahmen
- 9.1 Risikofaktoren und Risikofamilien
- 9.1.1 Risikofaktoren im Fall „Kevin“
- 9.1.2 Umgang mit Fehlern im Kinderschutz
- 10. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Fall „Kevin“, einem tragischen Kinderschutzfall, der die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zog. Das Ziel ist es, die komplexen Zusammenhänge im Kontext von Kinderschutz aufzuzeigen und den Fall „Kevin“ als Beispiel für die Herausforderungen im Umgang mit Kindeswohlgefährdung zu analysieren. Die Arbeit untersucht die Rolle des Jugendamtes und dessen Verantwortung im Kontext des Elternrechts und des staatlichen Wächteramtes.
- Die Verantwortung des Jugendamtes im Kinderschutzfall „Kevin“
- Das Spannungsfeld zwischen Elternrecht und staatlichem Wächteramt
- Die Umsetzung des Schutzauftrages nach §8a SGB VIII im Fall „Kevin“
- Die Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachkräften im Kinderschutz
- Frühwarnsysteme und Risikofaktoren als präventive Maßnahmen im Kinderschutz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Tragik des Falls „Kevin“ beleuchtet und die Relevanz des Themas Kinderschutz herausstellt. Anschließend werden die rechtlichen Grundlagen des Kinderschutzes und die Zahlen zur Kindeswohlgefährdung vorgestellt. Das dritte Kapitel analysiert den Fall „Kevin“ im Detail und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Fachkräfte.
Das vierte Kapitel widmet sich dem Einfluss der Medien auf den Fall „Kevin“ und der öffentlichen Debatte um das Thema Kinderschutz. Kapitel fünf untersucht das Spannungsfeld zwischen Elternrecht und staatlichem Wächteramt und die Umsetzung des Wächteramtes durch die Kinder- und Jugendhilfe. Kapitel sechs geht auf den Schutzauftrag des Staates nach §8a SGB VIII bei einer Kindeswohlgefährdung ein und analysiert die Anwendung des Gesetzes im Fall „Kevin“.
Kapitel sieben untersucht den Eingriff in das Elternrecht durch eine Inobhutnahme und die Rolle der Amtsvormundschaft im Fall „Kevin“. In Kapitel acht wird die Bedeutung der Kooperation zwischen verschiedenen Fachkräften im Kinderschutzfall hervorgehoben und die Zusammenarbeit im Fall „Kevin“ analysiert.
Kapitel neun befasst sich mit Frühwarnsystemen und Risikofaktoren als präventive Maßnahmen im Kinderschutz und beleuchtet die Risikofaktoren im Fall „Kevin“. Die Arbeit schließt mit einem Fazit und Ausblick, der die gewonnenen Erkenntnisse zusammenfasst und Perspektiven für zukünftige Handlungsansätze im Kinderschutz aufzeigt.
Schlüsselwörter
Kinderschutz, Kindeswohlgefährdung, Fall „Kevin“, Jugendamt, Elternrecht, Wächteramt, §8a SGB VIII, Inobhutnahme, Amtsvormundschaft, Kooperation, Risikofaktoren, Frühwarnsysteme, Prävention.
- Citar trabajo
- Sara Salih (Autor), 2020, Kindesschutz und der Einfluss der sozialen Dienste. Der Fall "Kevin", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1269952