"Wir tun gut daran, in unseren gesamten Beziehungen Lateinamerika eine größere Aufmerksamkeit zu widmen". Das waren die Worte der Bundeskanzlerin nach ihrer einwöchigen Lateinamerikareise im Mai. Was bedeutet das? Wie sehen diese „gesamten Beziehungen“ Deutschlands zu Lateinamerika derzeit aus? Und was könnte mit „größere Aufmerksamkeit“ gemeint sein? Und wieso tun wir überhaupt gut daran? Dies sind einige der Fragen auf die in dieser Arbeit, „Die Beziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika“, im Rahmen des Proseminars „Deutschland und seine Nachbarn“ eingegangen werden soll. In der heutigen globalisierten Welt kann man jedes Land als „Nachbar“ bezeichnen, so eben auch die Region Lateinamerika.
Die bilateralen Beziehungen zwischen zwei Ländern in einer Arbeit zu behandeln ist problematisch, da solche Beziehungen meist sehr umfangreich und vielschichtig sind. Umso schwieriger stellt sich die Auseinandersetzung mit den Beziehungen eines Landes mit einem ganzen Kontinent bzw. einer Region dar. Außerdem ist es schwierig, „von Lateinamerika insgesamt zu sprechen. Trotz gewisser sprachlicher Gemeinsamkeit sind die Länder mindestens so unterschiedlich wie Finnland, England und Süditalien“ . Aus diesem Grund ist es leider notwendig, die Arbeit auf wenige Punkte zu konzentrieren, um dem Leser eine Übersicht und einen Einblick in diese Thematik zu verschaffen. Dennoch wird versucht, möglichst viele Themenbereiche zumindest anzuschneiden, wohingegen auf andere vollkommen verzichtet werden muss. Hierzu gehören beispielweise die geschichtliche Entwicklung, aktuelle Spannungen um Biotreibstoff und Handelszölle, die internationale Sicherheitspolitik wie die Drogen- und Terrorismusbekämpfung oder auch die immer wichtigere Rolle der EU und der lateinamerikanischen Märkte und Gemeinschaften hinsichtlich der Beziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika.
Des Weiteren kann man sagen, dass diese Arbeit die Beziehungen aus einer stark ökonomisch orientierten Sichtweise betrachtet, denn wirtschaftliche Beziehungen sind, vor allem im heutigen Zeitalter der Globalisierung, eine wichtige Grundlage für weitere Zusammenarbeit und Stabilität.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Überblick über die Beziehungen Deutschlands zu Lateinamerika
3 Lateinamerika-Strategie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
4 Entwicklungszusammenarbeit anhand des Beispiels Peru
4.1 Finanzielle Zusammenarbeit
4.2 Technische Zusammenarbeit
5 Wirtschaftliche Beziehungen anhand des Beispiels Brasilien
5.1 Wirtschaftliche Beziehungen
5.2 Zusammenarbeit in Bildung und Forschung
6 Vergleich der deutschen Beziehungen zu Peru und Brasilien
7 Schlussbetrachtung
8 Verzeichnis der verwendeten Literatur und Internetquellen
1 Einleitung
"Wir tun gut daran, in unseren gesamten Beziehungen Lateinamerika eine größere Aufmerksamkeit zu widmen"[1]. Das waren die Worte der Bundeskanzlerin nach ihrer einwöchigen Lateinamerikareise im Mai. Was bedeutet das? Wie sehen diese „gesamten Beziehungen“ Deutschlands zu Lateinamerika derzeit aus? Und was könnte mit „größere Aufmerksamkeit“ gemeint sein? Und wieso tun wir überhaupt gut daran? Dies sind einige der Fragen auf die in dieser Arbeit, „Die Beziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika“, im Rahmen des Proseminars „Deutschland und seine Nachbarn“ eingegangen werden soll. In der heutigen globalisierten Welt kann man jedes Land als „Nachbar“ bezeichnen, so eben auch die Region Lateinamerika.
Die bilateralen Beziehungen zwischen zwei Ländern in einer Arbeit zu behandeln ist problematisch, da solche Beziehungen meist sehr umfangreich und vielschichtig sind. Umso schwieriger stellt sich die Auseinandersetzung mit den Beziehungen eines Landes mit einem ganzen Kontinent bzw. einer Region dar. Außerdem ist es schwierig, „von Lateinamerika insgesamt zu sprechen. Trotz gewisser sprachlicher Gemeinsamkeit sind die Länder mindestens so unterschiedlich wie Finnland, England und Süditalien“[2]. Aus diesem Grund ist es leider notwendig, die Arbeit auf wenige Punkte zu konzentrieren, um dem Leser eine Übersicht und einen Einblick in diese Thematik zu verschaffen. Dennoch wird versucht, möglichst viele Themenbereiche zumindest anzuschneiden, wohingegen auf andere vollkommen verzichtet werden muss. Hierzu gehören beispielweise die geschichtliche Entwicklung, aktuelle Spannungen um Biotreibstoff und Handelszölle, die internationale Sicherheitspolitik wie die Drogen- und Terrorismusbekämpfung oder auch die immer wichtigere Rolle der EU und der lateinamerikanischen Märkte und Gemeinschaften hinsichtlich der Beziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika.
Des Weiteren kann man sagen, dass diese Arbeit die Beziehungen aus einer stark ökonomisch orientierten Sichtweise betrachtet, denn wirtschaftliche Beziehungen sind, vor allem im heutigen Zeitalter der Globalisierung, eine wichtige Grundlage für weitere Zusammenarbeit und Stabilität.
Die verwendete Literatur beschränkt sich auf zwei Bücher, die beide leider etwas veraltet sind. Gerade bei so einem Thema, es wird hier nicht etwa die Geschichte der Beziehungen, sondern die aktuellen Beziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika behandelt, ist es wichtig, aktuelle Quellen aufweisen zu können. Aus diesem Grund, haben die Bücher im Wesentlichen als Grundlage gedient, die durch eine Vielzahl aktueller Quellen aus dem Internet vervollständigt wurde.
2 Überblick über die Beziehungen Deutschlands zu Lateinamerika
Die Beziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika bestehen aus einem breiten Geflecht von Kontakten, Partnerschaften und Kooperationen sowohl auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene als auch im Bereich der Bildung und Forschung. Dabei wurden diese Beziehungen in den letzten Jahren ausgebaut und sollen in Zukunft noch weiter vertieft werden. Die historische und kulturelle Verbindung zwischen Deutschland und Lateinamerika ist enger als zwischen Deutschland und jeder anderen Region außerhalb der EU und Nordamerikas.
Beispielsweise ist die englische Sprache zwar die wichtigste Fremdsprache in Lateinamerika, aber durch die vielen Deutschstämmigen in Lateinamerika (allein über 5 Mio. in Brasilien) ist das Interesse an Deutsch relativ hoch. Es gibt 670 Schulen mit Deutschunterricht, 300 Hochschulen, dieDeutsch als Fremdsprache, beziehungsweise Germanistik als Studienfach anbieten, 14 Goethe-Institute, 9 Goethe-Zentren, 24 DAAD-Lektorate (10 weitere sind in Planung),und weitere34 geförderte deutsch-ausländische Kulturgesellschaften[3].
Angesichts der hohen Armutsquote ist es nicht verwunderlich, dass die Entwicklungszusammenarbeit einen ganz wichtigen Bereich der Beziehungen darstellt. Auch wenn die Armutsquote deutlich sinkt, von 48,3% im Jahr 1990 über 44,4 % im Jahr 2003 und 39,8% im Jahr 2005 auf 35,1% im Jahr 2007[4], ist der Weg zu einer soziökonomisch stabilen Region noch lang. Die Entwicklungszusammenarbeit reicht von kleinen lokalen Projekten bis zu Regierungsberatung aber auch Schuldenerlass in Milliardenhöhe.
Lateinamerika hat nach der schweren Wirtschaftskrise in den 1980er Jahren und der „verlorenen Dekade“, wie die 1990er Jahre bezeichnet werden, endlich einen Zustand des konstanten Wachstums erreicht. Nach Berechnungen der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL), erreicht Lateinamerika 2008 zum fünften Mal in Folge ein Wirtschaftswachstum von deutlich über 4%.[5] Entsprechend ist auch das ökonomische Interesse Deutschlands an Lateinamerika gewachsen: Laut einer Umfrage des Ibero-Amerika Vereins unter den deutschen Auslandshandelskammern in Lateinamerika, hat sich der Bestand an Direktinvestitionen von 2004 bis 2006 auf 60 Mrd. US$ mehr als verdoppelt[6]. Auch die Exporte konnten im Jahr 2007 um 6% auf 20,4 Mrd. € gesteigert werden. Noch größer war das Wachstum beim Import, der um 16% auf 21 Mrd. € erhöht wurde. Obwohl der Handel mit Lateinamerika in den vergangenen Jahren gewachsen ist, liegt der Anteil am gesamten Außenhandel Deutschlands lediglich bei 2,5%.[7] Dennoch ist wie gesagt, die Aufmerksamkeit Deutschlands für Lateinamerika wieder gestiegen, dies wird auch im folgenden Kapitel deutlich.
3 Lateinamerika-Strategie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Da das Lateinamerika-Konzept der Bundesregierung aus dem Jahr 1995 stammt, sich seitdem die Situation in Lateinamerika und die Interessen sowie Probleme deutlich verschoben haben, soll im Folgenden die Lateinamerika-Strategie der CDU/CSU vom Mai diesen Jahres vorgestellt werden. Zum einen enthält die Lateinamerika-Strategie der CDU/CSU viele interessante Fakten zum Thema und zum anderen, kann man hieraus die deutsche Sichtweise auf die Beziehungen besonders gut erkennen. Wobei auch hier nur auf bestimmte Themen eingegangen wird. Der Inhalt und alle Zitate dieses Kapitels stammen aus der Lateinamerika-Strategie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion[8].
Nach dem großen Interesse in den 1960er Jahren wurde Lateinamerika in den 1990er Jahren, auf Grund anderweitiger Krisen und Interessen, von Deutschland und ganz Europa vernachlässigt. Erst jetzt richtet sich die Aufmerksamkeit wieder mehr und mehr auf Lateinamerika, denn trotz aller Probleme ist Lateinamerika die viertgrößte Wirtschaftsregion der Welt und besitzt mit Brasilien und Mexiko zwei aufstrebende Wirtschaftsmächte. Mit Wachstumsraten von über 5% und einem Außenhandel der konstant schneller wächst als der Welthandel, gelte es jetzt für Deutschland in Lateinamerika eigene Interessen „in Anbetracht wachsender asiatischer Konkurrenz“ zu verfolgen. Des Weiteren müsse man laut diesem Programm, die nach Europa drängenden Lateinamerikanischen Unternehmen nicht nur als Konkurrenz, sondern auch als Kooperations- und Technologiepartner ansehen.
Jedoch gewinnt Lateinamerika auch immer mehr an Bedeutung, da man die Notwendigkeit erkennt, den Subkontinent als strategischen Partner an seiner Seite zu haben. „Das vorrangige Ziel der Bundesrepublik sollte darin bestehen, Lateinamerika als Partner für die Übernahme globaler Verantwortung zu gewinnen und zu stärken.“ Mit anderen Worten: laut der CDU/CSU braucht man Lateinamerika um Mehrheiten zu erreichen, mit dem Ziel, die Weltpolitik zu gestalten. Lateinamerika bietet sich hier an, da es kulturhistorisch Teil der westlichen Welt ist und die weltweit am stärksten demokratisierte Entwicklungsregion ist. Aber gerade diese Demokratisierung muss man unterstützen, da der soziale Zusammenhalt, durch die zum Teil schwierige sozioökonomische Lage, in Gefahr ist. Hierbei gilt es auch, die diplomatischen Beziehungen zu den linkspopulistischen Parteien zu intensivieren.
Die politischen Mächte in Lateinamerika haben es nicht geschafft, das Wirtschaftswachstum zu nutzen um die Lebensgrundlage für breite Bevölkerungsschichten zu verbessern. Bei der Armutsbekämpfung und zur Lösung sozialer Konflikte muss Deutschland wieder mehr seine Erfahrung in diesem Bereich einbringen, zum Beispiel beim Aufbau sozialer Sicherungssysteme oder einer effizienten und fairen Besteuerung.
Dabei sei es aber auch „erforderlich, den Austausch im Kultur- und Bildungsbereich zu intensiveren und Deutschland und Europa in der Region wieder stärker präsent zu machen.“ Dabei soll es vor allem darum gehen, die Wissenschafts- und Hochschulzusammenarbeit zu vertiefen, das Angebot für das Erlernen der deutschen Sprache auszubauen und das Netzwerk der deutschen Schulen in Lateinamerika zu erweitern.
Zum Schwerpunkt der Beziehungen werden allerdings immer mehr der Umweltschutz und die Sicherung der Energieversorgung. Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, in die alle Staaten mit einbezogen werden müssen und gerade Deutschland, führend bei der Entwicklung von Ressourcen und umweltgerechter Innovationen, kann als Vorbild fungieren und besonders die schnell wachsenden Schwellenländer „aktiv beim Klimaschutz unterstützen“. Lateinamerika hat mit dem Regenwald nicht nur eines der Gebiete der Erde die es am meisten zu schützen gilt, sondern erweckt auch auf Grund des Rohstoffreichtums großes wirtschaftliches Interesse. Und hier schließt sich der Kreis, denn Deutschland sollte sich, nach der Lateinamerika-Strategie der CDU/CSU, „im wohlverstandenen Interesse der deutschen Wirtschaft“ mehr um den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Ressourcen bemühen. Doch bei allem wirtschaftlichen Interesse muss man auch erwähnen, dass sich die CDU/CSU dafür einsetzt, dass die „Anerkennung und Einhaltung der Menschenrechte einen Schwerpunkt im politischen Dialog einnimmt“.
4 Entwicklungszusammenarbeit anhand des Beispiels Peru
Um die Entwicklungsarbeit Deutschlands in Lateinamerika darzustellen, bietet es sich an, als Beispiel das Land Peru zu nehmen: Im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit erhält kein Land in Lateinamerika soviel finanzielle Hilfe wie Peru[9]. Und auch von der peruanischen Seite her betrachtet, ist dieses Beispiel aussagekräftig, da Deutschland neben den USA und Japan zu den wichtigsten bilateralen Gebern Perus gehört[10]. Seit Beginn der bilateralen Partnerschaft im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) und Technischen Zusammenarbeit (TZ) hat Deutschland ca. zwei Milliarden Euro in Projekte und Maßnahmen in Peru investiert[11]. Zuletzt wurden für den Zeitraum 2006/2007 86,5 Millionen Euro für die FZ und 14 Millionen Euro für die TZ zugesagt[12]. Um tatsächlich nachhaltige Erfolge zu erzielen, ist eine bilaterale Zusammenarbeit nicht ausreichend, daher ist letztendlich nicht die deutsche Entwicklungspolitik entscheidend, sondern „welche Entwicklungsstrategie in einem Entwicklungsland verwirklicht wird“[13]. Das bedeutet, dass die Abstimmung mit internationalen Organisationen und mit dem jeweiligen Land, in diesem Fall Peru, notwendig ist. Zusammen mit der Peruanischen Regierung und anderen Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit (EZ), wie die KfW Bankengruppe (KfW), die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED), konzentriert man sich auf folgende Schwerpunkte:
- Die Förderung einer demokratischen Zivilgesellschaft und der öffentlichen Verwaltung
- Die Versorgung mit Trinkwasser und die Entsorgung von Abwasser
- Eine nachhaltige ländliche Entwicklung einschließlich dem Schutz und der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen.[14]
[...]
[1] RP-Online; eingesehen am 30.08.2008 um 12:30 Uhr
[2] Schweiger in Schrader: S. 31
[3] Vgl. Auswärtiges Amt (1); eingesehen am 30.08.2008 um 12:45 Uhr
[4] Vgl. CEPAL (1); eingesehen am 30.08.2008 um 12:55
[5] Vgl. CEPAL (2), S. 17; eingesehen am 30.08.2008 um 13:00
[6] Vgl. Rösler; eingesehen am 30.08.2008 um 13:15
[7] Vgl. iXPOS; eingesehen am 30.08.2008 um 13:30
[8] Vgl. CDU/CSU-Bundestagsfraktion
[9] Vgl. Auswärtiges Amt (2); eingesehen am 30.08.2008 um 14:55
[10] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (1); eingesehen am 30.08.2008 um 15:00
[11] Vgl. Auswärtiges Amt (2); eingesehen am 30.08.2008 um 14:55
[12] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (1); eingesehen am 30.08.2008 um 15:00
[13] Schweiger in Schrader: S. 37
[14] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (1); eingesehen am 30.08.2008 um 15:00
- Arbeit zitieren
- Michael Kofler (Autor:in), 2008, Die Beziehungen Deutschlands zu Lateinamerika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126999