Medienberufe - Rahmenbedingungen, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und deren Untersuchung


Diplomarbeit, 2005

271 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

A Theoretischer Teil
1 Einleitung und Problemanriss
2 Definitionen und Abgrenzungen
2.1 Medien
2.2 Medienbranche
2.3 Mediale Tätigkeitsfelder und Medienberufe
2.3.1 Multimedia- und IT-Berufe
2.3.2 Berufe der Informations - und Kommunikationswirtschaft
3 Übersicht: Berufe in der Medienbranche, Aus- und Fortbildungsangebote und Studienmöglichkeiten
3.1 Übersicht über Berufe in der Medienbranche und mögliche Strukturierung
3.2 2 Spannungsfeld zwischen Berufsbildern und Ausbildungsangeboten
3.3 Berufswahl und Probleme für Berufseinsteiger in die Medienbranche
3.4 Ausbildungsangebote
3.5 Studienangebote und Volontariate
3.6 Fort- und Weiterbildung
4 Zur Markt- und Arbeitsmarktstruktur der Medienbranche
4.1 Die Marktstruktur und Wettbewerbslage der Medienbranche
4.1.1 Mediennutzung
4.1.2 Wirtschaftliche Kennziffern von Medienunternehmen
4.2 Der Arbeitsmarkt in der Medienbranche
4.2.1 Struktur des Arbeitsmarktes
4.2.2 Zur Arbeitslosigkeit
4.3 Zusammenfassung und Konsequenzen für Arbeitnehmer
4.3.1 Außerfachliche Kompetenzen und Qualifikationen der Medienbranche
4.3.2 Ökonomisierung der Medien
4.3.2.1 Gestalterische Freiheit vs. Ökonomische Zwänge
4.3.2.2 Notwendigkeit kaufmännischer Grundkenntnisse
4.3.3 Notwendigkeit medienspezifischer Berufspraxis

B Empirischer Teil
5 Begründung und Ziel der qualitativen Methode
6 Zur Methode
6.1 Das Auswertungsverfahren
6.1.1 Erste Stufe: Festlegung des Materials
6.1.2 Zweite Stufe: Analyse der Entstehungssituation
6.1.3 Dritte Stufe: Formale Charakteristika des Materials
6.1.4 Vierte Stufe: Richtung der Analyse
6.1.5 Fünfte Stufe: Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung
6.1.6 Sechste Stufe: Bestimmung der Analysetechnik
6.1.7 Siebte Stufe: Defi nition der Analyseeinheit
6.1.8 Achte Stufe: Analyse des Materials
6.1.9 Neunte Stufe: Interpretation
6.2 Darstellung des Fragebogens
6.3 Vorstellung der Experten
6.3.1 Experte A – Arbeitgebervertreter I
6.3.2 Experte B – Arbeitgebervertreter II
6.3.3 Expertin C – Verbandsvertreterin
6.3.4 Expertin D – Arbeitnehmervertreterin I
6.3.5 Expertin E – Arbeitnehmervertreterin II
7 Auswertung der qualitativen Befragung
7.1 Einzelbeurteilung der Fragebögen
7.2 Querschnittsanalyse
7.2.1 Die Medienbranche als Arbeitsmarkt (u.a. Wettbewerb, Arbeitslosigkeit)
7.2.2 Der Weg zu fachlichen Kompetenzen und Qualifikationen
7.2.3 Notwendige außerberufliche Kompetenzen und Qualifikationen
7.2.4 Duale Ausbildung vs. Fort- und Weiterbildung vs. Studium; sowie Notwendigkeit der Erstausbildung und Weiterbildung
7.2.5 Gestalterische oder Content-Produktion vs. Ökonomische Rahmenbedingungen
7.2.6 Entwicklungsprognosen der Medienbranche
7.2.7 Expertenseitige Ergänzungen und Anmerkungen
7.3 Zusammenfassung

Anhang A

A1: Tabelle 1: Übersicht über medienspezifische Berufe

A2: Tabelle 2: Übersicht über medienspezifische Duale Ausbildungen

A3: Tabelle 3: Übersicht über medienspezifische Fort- und Weiterbildungen A4: Auszug aus dem Rahmenlehrplan des Mediengestalter Digital- und

Printmedien

Anhang B

B1: Der Fragebogen B2: Interview Experte A B3: Interview Experte B B4: Interview Expertin C B5: Interview Expertin D B6: Interview Expertin E

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Mögliche Strukturierung der Medienberufe. Ohne Quelle

Abbildung 2: Zeitaufwand für Mediennutzung 1980 und 2000. Quelle: Fritz/Klingler 2003, Media Perspektiven 1/2003, S. 21

Abbildung 3: Wachstumsraten der Beschäftigtenzahl und der Betriebszahl in der Medienwirtschaft. Quelle: DIW Berlin Wochenbericht Nr. 30/2004 vom 22. Juli 2004, S. 436

Abbildung 4: Beschäftigungsentwicklung in der Medienwirtschaft von 1998 bis 2003. Quelle: DIW Berlin Wochenbericht Nr. 30/2004 vom 22. Juli 2004, S. 434

Tabelle 1: Übersicht über medienspezifische Berufe. Quellen: Informationen des BIZ, der Bundesagentur für Arbeit (unter http://berufenet.arbeitsamt.de), www.mediencampusbayern.de (Beide Zugriffe vom 4. Juli 2005, Jenewein/ Lübben 2002, Kühlwetter 1998, Michel 2002, Die Deutsche Bibliothek – CIP – Berufe mit Film, Funk, Fernsehen und Foto 1999, Kügler-Schmidt 1997, Naumann 1999, Kunert 2002, Riedel 2003. .....Anhang A

Tabelle 2: Übersicht über medienspezifische Duale Ausbildungen. Quellen: Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW: Qualifizierung in Medienberufen 2002. Internetseiten: www.ihk.de, www.aim-mia.de und http://www.bibb.de/de/ausbildungsprofile-start.htm (alle Zugriffe vom 3. Juli 2005) sowie Informationsmaterial des BIZ in Köln. .....Anhang A

Tabelle 3: Übersicht über medienspezifische Fort- und Weiterbildungen. Quelle: A.WE.B-Datenbank unter http://www2.bibb.de/tools/aab/aabfort.php (Zugriff am 5. Juli 2005). Anhang A

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

A Theoretischer Teil

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Medienberufe“ und stellt deren Rahmenbedingungen in Bezug auf den Arbeitsmarkt und die Aus- und Fortbildungssituation theoretisch dar. Branchenspezifische Merkmale und Gesetzmäßigkeiten dieser Rahmenbedingungen werden anschließend anhand einer qualitativen Befragung von Experten auf ihre Gültigkeit und Ausgestaltung in der Realität überprüft.

Die Medien und die Medienbranche machen besonders durch zwei Phänomene auf sich aufmerksam: Die Ausweitung und Präsenz der Medien im Alltag der Menschen einerseits und eine Anziehungskraft der Medienbranche für Berufseinsteiger andererseits. Die technischen Medien haben weite Teile des Berufs- und Privatlebens durchdrungen. Viele Arbeitsplätze sind mittlerweile mit einem Personalcomputer mit umfangreicher Software ausgestattet. Im Privatleben werden Medien wie der Fernseher, das Radio oder auch der Personalcomputer wie selbstverständlich benutzt. Die rasche Globalisierung u. a. durch die sekundenschnelle Informationsübertragung in alle Teile der Welt wäre ohne das Internet und seine verschiedenen Anwendungsbereiche nicht denkbar. Doch auch neuere Medien wie die neueste Generation von Mobiltelefonen oder Notebooks besitzen zunehmend integrierte Informationsdienste durch schnellere und bessere Übertragungsmöglichkeiten. Nachrichten, Sportergebnisse oder Börsenkurse können mit dem Mobilte lefon überall empfangen werden. Diese Fortschritte und die Aussichten auf weitere Innovationen schüren die Hoffnungen der Arbeitsmarktpolitik, in dieser Branche sowohl in der Qualität als auch besonders in der Quantität neue Arbeitsplätze zu generieren.

Die Hoffnungen und Zukunftsvisionen der Beschäftigungspolitiker nahm Einfluss auf die Entwicklung eines großen Angebots an medienspezifischen Studiengängen und Seminaren sowohl an den öffentlichen und privaten Hochschulen als auch auf dem Fort- und Weiterbildungsmarkt. Im Bereich der Dualen Ausbildung wurden in den vergangenen Jahren Ausbildungsberufe wie der Kaufmann für AV-Medien oder der Mediengestalter für Digital- und Printmedien neu geschaffen bzw. modifiziert.

Für Berufseinsteiger stellt die Medienbranche ein interessantes und erstrebenswertes Tätigkeitsfeld dar. Bei der näheren Betrachtung der facettenreichen Medienbranche fällt jedoch auf, dass es viele verschiedene Berufe bzw. Berufsbezeichnungen gibt, bei denen sich Berufseinsteiger oder Branchenexterne kaum ein Bild machen können, welche Tätigkeiten darunter zu verstehen sind. Zudem führen in den meisten Fällen verschiedene Wege in die Berufe der Medienbranche, so dass von einem Spannungsfeld zwischen den Berufen und den Ausbildungswegen gesprochen werden kann.

Aufgrund der raschen technischen Entwicklung besitzt die Medienbranche eine große Dynamik, die sich auf die Rahmenbedingungen in Bezug auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten, den Arbeitsmarkt sowie die Aus- und Fortbildungssituation auswirkt und in der vorliegenden Arbeit zusammenhängend betrachtet werden soll. Diesem Vorhaben soll sich wie folgt angenähert werden:

Die Begriffe Medien, Medienberufe und Medienbranche werden in der für diese Arbeit genutzten Literatur mit unterschiedlichen Inhalten belegt bzw. in unterschiedlichen Kontexten benutzt. Diese verschiedenen Bedeutungszusammenhänge, Definitionen und Abgrenzungen der zentralen Medienbegriffe werden in Kapitel 2 vorgestellt.

In Kapitel 3 wird ein Überblick über die Medienberufe sowie die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten gegeben. Dazu ist für diese Arbeit eine umfangreiche Liste von Berufen und den dazu möglichen Ausbildungswegen angefertigt worden, die im Anhang angefügt ist. Anschließend werden die Dualen Ausbildungen, die Studienmöglichkeiten und die Fort- und Weiterbildungssituation im Einzelnen betrachtet.

Kapitel 4 „Zur Markt- und Arbeitsmarktstruktur der Medienbranche“ beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Medienbranche. Hier werden allgemeine Strukturmerkmale, die einleitend angesprochene Mediennutzung sowie wirtschaftliche Kennziffern von Medienunternehmen in Deutschland dargestellt. Anschließend setzt sich das Kapitel mit dem Arbeitsmarkt der Medienbranche auseinander, wobei die branchenspezifische Arbeitslosigkeit besondere Berücksichtigung findet. Darauf erfolgt eine Zusammenfassung der medienspezifischen Marktbedingungen. Zuletzt beschäftigt sich dieses Kapitel mit den in der Medienbranche aufgezeigten Besonderheiten wie spezielle außerberufliche Qualifikationen und Kompetenzen, die Ökonomisierung der Medien und die Notwendigkeit medienspezifischer Berufspraxis.

Viele medientypische Branchenmerkmale lassen sich durch die Literatur zum Thema nur schwer verifizieren bzw. fundiert einschätzen. Daher erfolgt in Teil B dieser Arbeit eine empirische Untersuchung anhand einer qualitativen Befragung von brancheninternen Experten. Auf die Begründung sowie auf die Ziele der qualitativen Untersuchungsmethode geht Kapitel 5 ein. Im folgenden Kapitel 6 wird zunächst das hier angewendete methodologische Auswertungsverfahren erklärt, ehe der für die Befragung verwandte Fragebogen und die ausgewählten Experten vorgestellt werden.

In Kapitel 7 erfolgt schließlich die Auswertung der qualitativen Befragung. Zunächst werden dabei die Expertenantworten einzeln betrachtet. Darauf folgt eine vergleichende Querschnittsanalyse und deren Zusammenfassung.

Die in dieser Arbeit verwendeten Berufsbezeichnungen werden aus Gründen der Leserlichkeit nur in ihrer maskulinen Form benutzt. Aus diesem Grund werden auch Quellenangaben zu statistischem Material in den Fußnoten angegeben.

2 Definitionen und Abgrenzungen

Um sich dem komplexen Bereich der Medien bzw. Medienbranche und Medienberufe anzunähern, sollen diese Begriffe zunächst näher erläutert werden. Die Notwendigkeit ergibt sich aus den unterschiedlichen Bedeutungsdimensionen des Wortes Medien und der mit Medien zusammengesetzten Begriffe. So werden Medien in der Literatur nicht einheitlich definiert. Hier bietet sich daher die Differenzierung der Medien im engeren Sinn (i. e. S.) und Medien im weiteren Sinn (i. w. S.) an. Diese Unterteilung soll auch bei den Begriffsbestimmungen der Medienbranche und Medienberufe gelten.

2.1 Medien

Der Begriff Medien lässt sich im weiteren Sinn kaum präzise eingrenzen. Häufig begegnet man im alltagssprachlichen Gebrauch der Phrase „...wie in den Medien berichtet wird…“, wenn die Herkunft einer Meldung bzw. Information zum Fernsehen, Hörfunk oder den darin agierenden Personen zugeordnet werden soll. Für dieses Verständnis führt RIEDEL drei allgemeine Funktionen an: „Sie (Medien) erfüllen drei Funktionen: a) Fernsehen, Hörfunk, Internet, Zeitungen und Zeitschriften übernehmen Aufgaben der politischen Meinungsbildung, ohne die eine Demokratie nicht auskommt. b) Sie dienen der Unterhaltung, der Fortbildung und der Orientierung im Alltag. c) Als Werbeträger ste hen sie zur Verfügung, um Waren und Dienstleistungen vorzustellen“ (Riedel 2003, S. 13).

Im engeren Sinn kann der Medienbegriff sowohl die personalen Medien (Sprache, Mimik, Gestik etc.) als auch die nicht-personalen Medien (Fernsehen, CD, Radio etc.) umfassen. Ferner kann er sowohl technische Zeichenträger wie Zeitung oder Film als auch nicht-technische Zeichensysteme wie Sprache oder Musik beinhalten (Neubauer/ Tulodziecki 1979, S. 13). DOHMEN fasst dies in seiner Definition von Medien zusammen. Er beschreibt „(…) alle Träger und Vermittler von Informationen, Signalen, Sekundärerfahrungen in direkten (personalen) oder indirekten (durch technische Medien vermittelten) Kommunikationsprozessen“ als Medien (Dohmen 1976, S. 66). Hierzu kann man auch eine weitere Funktion der Medien anführen, die darin besteht, Informationen und Kommunikationsprozesse nicht nur zu vermitteln, sondern auch zu speichern (Neubauer/ Tulodziecki 1979, S. 13).

Aus pädagogischer Sicht bettet NEVEN den Begriff Medium in die Lehr-/Lern- Situation ein: „Als Medium wird alles sensuell und emotional Erfahrbare und Wahrnehmbare verstanden, das als Mittel bzw. Mittler zwischen Lernenden und Lernobjekten in didaktischer Intention fungiert“ (Neven 1983, S. 452). Das Medium ist demnach als Austauschkanal zwischen Lerngegenstand und Lernsubjekt zu sehen. Differenzierter betrachtet muss es daher sowohl einen Bezug zum denkend- verarbeitenden Menschen (Lernsubjekt) als auch zum Lerngegenstand mit seinen Eigengesetzmäßigkeiten (Lernobjekt) herstellen (Kremer 1997, S. 18).

Weitet man diese Sichtweisen des Begriffs Medien im engeren Sinn insofern aus, dass Medien auch im alltäglichen Gebrauch als Austauschkanal zwischen denkend- verarbeitenden Menschen und/oder nicht-personalen Medien als Informationsmittler zu sehen sind, bekommen die Medien sowie die darin im technischen, inhaltlichen und gestalterischen Sinn agierenden Personen eine umfassende Verantwortung bzw. Bedeutung. VOSS bringt dies auf eine kurze Formel: „Alles, was wir wissen, wissen wir durch Medien“ (Voß 1998, S. 86)1.

Auch wenn dieses Zitat die Bedeutung der Medien als intersubjektives Bindeglied herausstellt, lässt sich ein eindeutiger Bezug der Verwendung des Begriffs Medien hier nicht erkennen. Wie bereits gezeigt, ergibt sich eine Diskrepanz zwischen dem Begriff Medien im engeren und im weiteren Sinn. Nicht zuletzt deshalb, weil sich der Begriff Medien im weiteren Sinn (Medien sowohl als Kommunikationsmittel als auch als die Medienwirtschaft oder Medienbranche) im Gegensatz zu den Medien im engeren Sinn (Medien als Zeichenträger oder Kommunikationsmittel) definitorisch nicht klar abgrenzen lässt.

Es wird bei dem selbstverständlichen Umgang mit dem Begriff Medien in der Literatur oft nicht ersichtlich, in welcher Bedeutungsdimension er verwandt wird. Das heißt, in wie weit der Begriff Medien im weiteren Sinn in die enge Definition des Begriffs Medien im engeren Sinn hineinstößt. Es könnte in den Zwischenformen auch von einem Medienbegriff im erweiterten Sinn gesprochen werden, je nach dem, in welchem Kontext der Begriff Medien benutzt wird.

Andere Blickwinkel auf den Begriff Medien, beispielsweise aus Sicht des Arbeits- oder Wettbewerbsmarktes oder aus Sicht des Aus - und Fortbildungsmarktes, werden im weiteren Verlauf der Arbeit vertieft.

2.2 Medienbranche

In Anlehnung an die vorausgehenden Definitionen und Abgrenzungen ergeben sich auch für die mit Medien zusammengesetzte n Begriffe Schwierigkeiten bei der genauen Abgrenzung. Zum Verständnis des Begriffs Medienbranche kann man zunächst davon ausgehen, dass dort alles zusammengefasst wird, was sich in Bezug zu Medien setzen lässt, i. S. v. Herstellung und Vertrieb von Medien (Produktion von Fernsehgeräten, Druck von Zeitungen, Verkauf von CDs, Entwicklung von Software etc.) als auch deren inhaltliche und gestalterische Aufbereitung (Layout einer Präsentation, journalistische Aufbereitung von Nachrichten, Unternehmens-PR, Gestaltung und Programmierung einer Website, Schauspielerei etc.).

Inwieweit sich der Begriff Medienbranche in sich differenziert, ergibt sich aus der Unterscheidung der medialen Tätigkeitsfelder und Medienberufe im engeren und im weiteren Sinn. Diese werden im nächsten Abschnitt vorgestellt.

2.3 Mediale Tätigkeitsfelder und Medienberufe

Um sich einer Abgrenzungsmöglichkeit der Begriffe Medienberufe bzw. mediale Tätigkeiten anzunähern, soll zunächst der Berufsbegriff als solcher definiert werden. BECK beschreibt ihn als „kulturspezifische Relation zwischen Mensch und Gesellschaft, die auf Seiten der Gesellschaft als Funktionserfüllung, auf Seiten des einzelnen als Beitrag zum gesamtwirtschaftlich erstellten ,sozialen Werk’ zu beschreiben ist“ (Beck 1999, S. 137). Der Beruf erhält so eine „auf die Bezeichnung von Ausbildungsberufen gerichtete institutionelle Bedeutungsdimension“, die sich durch die „Reproduktion des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens bestimmen und von anderen Reproduktionsformen unterscheiden“ lässt (Harney 1999, S. 52).

Die Betrachtung der Berufsbezeichnungen im Bereich Medien macht schnell deutlich, dass die Branche eine Vielfalt an Berufsbildern bietet, von denen viele nicht geschützt sind oder gleiche oder ähnliche Aufgabenfelder unter verschiedenen Namen geführt werden, was zu einem regelrechten „Job-Chaos“ führen kann (Kunert 2002, S. 12).2

Die Problematik der Begriffsabgrenzungen und Definitionen der Medien oder der Medienbranche lässt sich also auch bei der Frage nach den Medienberufen bzw. den medialen Tätigkeitsfelder wieder finden. Insbesondere in der Berufspraxis bzw. bei der Berufswahl werden die Abgrenzungsschwierigkeiten deutlich. Erkundigt man sich bei verschiedenen Institutionen wie dem BIZ nach Medienberufen, erhält der Suchende verschiedene Angaben darüber, welche Tätigkeiten jeweils zu der Medienbranche gezählt werden. Während beispielsweise beim BIZ vergleichsweise wenige Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten aus dem engeren Sinn der Medienbranche aufgeführt werden (Kaufmann für audiovisuelle Medien, Mediengestalter für Digital- und Printmedien etc.), zählen bei anderen Informationsquellen eine Vielzahl von Berufen ebenso zur Medienbranche. So wird der Schreiner beispielsweise als Medienberuf angesehen, wenn die Holzarbeiten für Bühne nbilder angefertigt werden. Der Beruf des Frisörs zählt ebenfalls dazu, wenn er in der Maske eines Fernsehstudios oder eines Fotografen angesiedelt ist.

Hier findet sich die Unterscheidung von Medienberufen im engeren und im weiteren Sinn wider. Denn grundsätzlich muss konstatiert werden, dass sich ein Beruf, im Sinne einer „Reproduktion des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens von einer Generation zur anderen“ (Harney 1999, S. 51), besonders dadurch als Medienberuf im engeren oder im weiteren Sinn charakterisieren lässt, ob er der Medienbranche oder einer verwandten Branche zugeordnet werden kann, oder ob er aufgrund seiner beruflichen Inhalte als Medienberuf bezeichnet werden kann.

Die folgende Abbildung 1 soll die Strukturierung der Berufsbilder nach Branchen und Inhalten der Tätigkeit beispielhaft darstellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Mögliche Strukturierung der Medienberufe. Ohne Quelle.

Für das Verständnis des weiteren Verlaufs dieser Arbeit und der dazu genutzte n Basisliteratur bleibt herauszustellen, dass sich die Medienberufe originär aus den in Kapitel 3.2 dargelegten Bereiche n des inhaltlichen und gestalterischen ergeben. So sollen die Berufe aus dem Herstellungs- und Vertriebsprozess ihren originären Berufsabstammungen zugeordne t werden. Ein Verkäufer, Disponent oder Händler von Unterhaltungselektronik bleibt in erster Linie Fachverkäufer bzw. kaufmännischer Gehilfe oder Kaufmann, der, sofern er mit anderen Gütern handeln würde, sicherlich nicht mehr der Medienwirtschaft zuzuordnen ist. Einige Berufe sind jedoch durchaus als Zwischenform zu betrachte n. Der Softwareentwickler beispielsweise produziert als IT-Fachkraft, sofern er nicht dem gestalterischen Bereich zugeordnet würde, stets für mediale Endprodukte und Anwendungen. Der kaufmännische Leiter einer Firma für Film- und Fernsehproduktionen ist wiederum originär ein Kaufmann, während seine zu steuernden Produktionen reine Medienprodukte sind. Somit sind einzelne Berufe (Berufsgruppen) im Einzelfall zu bewerten. Sie werden, je nach Blickwinkel eines Autors, eines Verbandes oder einer Behörde entsprechend zugeordnet.

Es gibt bestimmte Berufsfelder, die einerseits unter dem Bergriff Medienberufe zusammengefasst, anderseits aber von der Medienbranche differenziert werden. Dies gilt für die Multimedia und IT-Berufe sowie für Berufe der Kommunikations- und Informationswirtschaft. In den folgenden Kapiteln soll darauf näher eingegangen werden.

2.3.1 Multimedia- und IT-Berufe

Betrachtet man das Verhältnis von Multimedia- und IT-Berufen zu Medienberufen allgemein, so werden diese Begriffe in der Literatur durchaus synonym als auch voneinander abgegrenzt benutzt. GUTHEIM weißt in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass, wenn man „einen Blick in die Ausbildungsverordnungen der neuen IT- und Medienberufe wirft, man schnell feststellt, dass ca. 2/3 der Ausbildungsinhalte beider Berufsbilder identisch sind und nur zu 1/3 berufsspezifisch orientiert sind .“ (Gutheim 2001, S. 15).

Für den Bereich Multimedia weiß MICHEL, dass der „Begriff und Wirtschaftszweig Multimedia ständiger Metamorphose unterworfen ist.“ Es gibt daher einen Rückgriff auf den Terminus „neue Medien“ . (Michel 2002, S. 495).

Auch wenn die Abgrenzung der Medienbranche zur Multimedia- bzw. IT-Branche unterschiedlich dargestellt wird, erscheint es sinnvoll, diese Berufe in den Kontext dieser Arbeit über Medienberufe einzubeziehen, da ein unabdingbarer, berufsbedingter Umgang mit den bereits definierten Medien auch in diesen beiden Branchen vorliegt.

2.3.2 Berufe der Informations- und Kommunikationswirtschaft

Inhalte von Multimedia oder IT-Berufen, die aufgrund ihrer Tätigkeitsfelder technisch dominiert sind, werden sowohl der Medienbranche als auch der Informationswirtschaft, bzw. Informations- und Kommunikationswirtschaft (IuK- Wirtschaft) zugeordnet, die sich dadurch von der Medienwirtschaft i. S. der Unterhaltungsbranche abgrenzt.

Der Begriff Informationswirtschaft wird dabei stark gesellschaftspolitisch und als umfassender Sammelbegriff für i nformationserstellende, -verbreitende und - ordnende Produkte und Dienstleistungen verwendet. Mit dem Fokus auf technische Inhalte dieses Tätigkeitsfeldes ist auch der Begriff TIMES-Märkte entstanden, der die Bereiche Telekommunikation, Information, Medien, Elektronik und Sicherheit zusammenfasst (Stein 2001, S. 3-4). An dieser begrifflichen Zusammenfassung der Teilmärkte lässt sich bereits eine Konvergenz der technischen Medien und der darunter subsumierbaren Tätigkeitsfelder und Märkte erkennen. Darauf wird in den Kapiteln 4.1.1 sowie 4.2. vertiefend eingegangen.

3 Übersicht: Berufe in der Medienbranche, Aus- und Fortbildungsangebote und Studienmöglichkeiten

Die in Kapitel 2 und insbesondere Kapitel 2.3 aufgezeigte Problematik der exakten Erfassung von medienspezifischen Berufen durchdringt auch den Versuch einer klar abgrenzbaren Darstellung bzw. Übersicht der Medienberufe, der dazugehörigen Aus- und Fortbildungsangebote und den Studienmöglichkeiten.

Die Medienbranche im Speziellen sowie die erweiterte Branche „Neue Medien“ im Allgemeinen sorgen für großes Interesse bei Berufseinsteigern oder –umsteigern bzw. üben teilweise eine rege Faszination auf sie aus. Dafür sorgen einerseits die hartnäckig aufrechterhaltenen Hoffnungen aus Politik und Wirtschaft, die die Branche Neue Medien als zukunftsorientiert und aussichtsreich beschreiben3, sowie neue und interessante Berufsbilder und Ausbildungsmöglichkeiten. Andererseits strahlt die Medienbranche i. e. S. eine Anziehungskraft durch Glamour, Prominenz und Zeitgeschehen aus (Kunert 2002, S. 4-13). Vor dem Hintergrund einer fundierten individuellen Berufswahlentscheidung wird die Medienbranche deshalb häufig durch diese Phänomene konterkariert: „Ich will keinen Job, ich will Karriere machen. (…) Von der Schulbank bei VIVA vor die Kamera. Glück und Talent müssen reichen“ (Stephan 1999, S. 40). Vielfach werden deshalb lieber „Casting- Termine“ angesteuert als Workshops zur Berufsberatung 4.

Der Berufsberatung 5 kommt in der Medienbranche eine besondere Bedeutung zu. Häufig ist die Rede von einer „verwirrenden Jobwelt“ (Stephan 1999, S. 23) mit unterschiedlichen Berufsbildern, die zum Teil weder geschützt noch klar definiert sind (Kunert 2002, S. 12). Dazu erfolgt immer wieder der Hinweis, dass es in der Medienbranche kaum „gesicherte Wege“ oder gar „Traumstraßen“ in die Berufe gibt (Naumann 1999, S. 7). Selbst in einer im Jahr 2000 durchgeführten Befragung bei Mitarbeitern des privaten Hörfunks und Fernsehens sowie bei Mitarbeitern der Film- und Fernsehproduktion und anderer technischer AV-Dienstleister gaben 46% an, mit den Qualifizierungs- und Weiterbildungsangeboten unzufrieden zu sein. 23% sind mit den Angeboten sogar sehr unzufrieden (Satzer 2001, S. 14).

Schulabgänger, die auf der Schwelle zum Einstieg in ihr Berufsleben stehen und die sich für die Medienb ranche interessieren, bekommen Probleme, sich ein strukturiertes Bild von möglichen Aufgaben- und Tätigkeitsfeldern zu machen bzw. einen geeigneten Bildungsweg zu finden. Darauf soll insbesondere in Kapitel 3.3 zur Berufswahl eingegangen werden. Der Spannungsbogen zwischen den Berufsbildern und den dazu führenden Aus - und Fortbildungswegen werden zuvor in den Kapiteln 3.1 und 3.2 angesprochen.

In den Kapiteln 3.4 bis 3.6 soll anschließend eine Übersicht über die jeweils bestehenden Ausbildungs- und Studienangebote sowie Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gegeben werden.

3.1 Übersicht über Berufe in der Medienbranche und mögliche Strukturierung

Die Medienbranche sowie die Informations - und Kommunikationsbranche zeichnen sich durch ihre enge Abhängigkeit zu Technologien aus. Die rasante Entwicklung in diesem Sektor führt auch zu einer Schnelllebigkeit in der Entwicklung der Berufsbilder und Berufsbezeichnungen. Die Konvergenz der Medien und das damit verbundene Zusammenfallen von Tätigkeitsbereichen oder die steigenden Ansprüche an die Anwender in technologisch basierten Arbeitsbereichen führen ebenso dazu. Zu den benötigten journalistischen Qualifikationen eines redaktionellen Berufes gehören beispielsweise schon seit langer Zeit Kenntnisse über den Umgang mit Computern und Textverarbeitungsprogrammen. Ein Online- Redakteur muss zudem Kenntnisse im Umgang mit Onlinemedien allgemein, Redaktionssoftware, Internetsoftware oder digitaler Bildbearbeitung haben. In für Journalisten potenziellen Arbeitsmärkten sind also häufig Berufe mit Doppelqualifikationen entstanden (Michel 2002, S. 495-548).

Wegen der zahlreich neu entstandenen Berufsbezeichnungen und der bestehenden Problematik einer möglichen Strukturierung der Berufe wird hier anhand einer tabellarischen Darstellung (Tabelle 1 in Anhang A1) versucht, möglichst alle Berufe der Medienbranche im engeren und weiteren Sinn6 strukturiert aufzuführen. Die Struktur erfolgt in Anlehnung an die Darstellung der Berufe des AIM 7. Ebenso wurden Informationen über einige Berufe daraus entnommen und durch andere Informationsquellen erweitert.8

Nach den Berufsbezeichnungen folgen in der tabellarischen Darstellung eine Kurzübersicht über die möglichen Wege zum Beruf. Hier wird jeweils angegeben, ob der Beruf mit einem Abitur (Abi), einer Dualen Ausbildung (DA), einer vollschulischen Ausbildung (VA), einem Studium (Stud), einer Fort- und Weiterbildung (F&W), einem Volontariat (Vol) und/oder durch praktische Berufserfahrung (PBE) zu erlernen, bzw. zu erreichen ist. Hierbei handelt es sich um „Kann-Angaben“. Oft sind die Ausbildungswege nicht klar definiert oder werden nicht einheitlich angegeben. Demnach sind Mehrfachnennungen in diesem Bereich sehr häufig. So kann der Weg zum Berufsbild Multimediaentwickler beispielsweise über ein Studium der Informatik führen, für das ein Abitur Voraussetzung ist, oder über eine Duale Ausbildung zum Informatikkaufmann bzw. über eine vollschulischen Ausbildung zum Informationstechnischen Assistenten mit anschließender Fort- und Weiterbildung. Zudem wird in der Literatur für dieses Berufsbild darauf hingewiesen, dass praktische Berufserfahrung von Vorteil ist oder vielfach auch Quereinsteiger in diesen Beruf stoßen. Daher sind für diesen Beruf – bis auf die Spalte Volontariat – alle Wege markiert.

In der Spalte „Empfehlungen“ werden schließlich die Wege, alternative Wege und spezielle Merkmale dieses Berufes in der Praxis kurz skizziert. Eine Mehrfachnennung von Berufen ist aufgrund der verschiedenen Zuordnungsmöglichkeiten zu unterschiedlichen Arbeitsfeldern gegeben.

3.2 Spannungsfeld zwischen Berufsbildern und Ausbildungsangeboten

Bei Betrachtung der Übersicht über die Berufe fällt auf, dass einem große n Teil existierender Berufsbezeichnungen kein klar geregelter Ausbildungsweg gegenübersteht. So tauchen im Bereich Management und Medientechnik, aber besonders in den Bereichen Ausstattung, Inszenierung und Darstellung zahlreiche Berufe auf, deren Ausbildungswege in der Literatur nicht einheitlich beschrieben werden. Im journalistisch und redaktionell geprägte n Bereich der Konzeption und Entwicklung wird schnell deutlich, dass eine frühzeitige Orientierung an das Ressort oder Fach von Vorteil ist.

Im Bereich der technisch-kreativen Gestaltung greifen die Ausbildungswege enger und lassen sich konkreter darstellen. Insbesondere die Duale Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton sowie Mediengestalte r für Digital- und Printmedien deckt eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten in der Medienbranche ab. Diese noch relativ jungen Ausbildungen, zählt man die Ausbildung zum Kaufmann für AV- Medien im kaufmännischen Bereich mit dazu, haben aufgrund ihrer Qualifikationsbreite demnach bildungsseitig zu einem besseren Zugang zu den verschiedenen medienspezifische n Berufen geführt.

Ebenfalls ist auffällig, dass bei viele n Berufe n die verschiedenen Ausbildungswege miteinander konkurrieren. So stehen sich duale oder vollschulische Ausbildungen mit möglichen Fort- und Weiterbildungen, Fachhochschulstudiengänge und universitäre Studiengänge jeweils gegenüber. Auch in der Literatur finden sich zahlreiche gegensätzliche Beschreibungen über Berufswege in bestimmte Arbeitsfelder.

So sieht beispielsweise MICHEL für Multimediaberufe eine klare akademische Dominanz, und begründet dies mit der Entwicklungsdynamik der Branche, „in der Lernen gelernt sein will“. Er gibt an, dass nur ca. jeder fünfte Mitarbeiter kein Akademiker ist (Michel 1997a, S. 237-239). STEPHAN beschreibt hingegen das Phänomen des häufigen Quereinstiegs vom „Abbrecher zum unverzichtbaren Mitarbeiter“ (Stephan 1999, S. 14). Hier scheint letztendlich entscheidend zu sein, welches Qualifikationsniveau für eine Einstellung in den betreffenden Beruf von Arbeitgebern vorausgesetzt wird.

Zudem sind in anderen Bereich in der Praxis durchaus zahlreiche Berufe anzutreffen, die über einen Quereinstieg, meistens mit medienspezifischer Berufserfahrung, erreichbar sind. Hier wären insbesondere Aufnahmeleiter, Regieassistent, Casting-Redakteur oder Kameraassistent zu nennen9. Signifikantes Datenmaterial lässt sich darüber jedoch nicht finden. Eine Annäherung über quantitative Angaben zu diesem Thema lässt sich nur vage über die Arbeitslosenstatistik ermitteln.10

3.3 Berufswahl und Probleme für Berufseinsteiger in die Medienbranche

Mit der Berufswahl entscheidet ein Individuum ein relativ dauerhaftes Kompetenzprofil zu erwerben, wie es in den arbeitsteilig organisierten Wirtschaftsstrukturen ausdifferenziert ist. Wenngleich dieser Prozess als einmalige Festlegung eines Individuums auf ein lebenslanges Tätigkeitsfeld gesehen werden kann, werden heute unter dem schnellen technologischen, sozio-ökonomischen und politische n Wandel sowie den Phänomenen Massenarbeitslosigkeit und Globalisierung zivilisatorischer Prozesse vorrangig lebensabschnittspezifische Entscheidungen getroffen, denen durchaus spätere Korrekturen, Modifikationen oder Neuorientierungen folgen können. Die erste Berufswahl auf der Schwelle zwischen Schulbildung und Berufseinstieg bzw. Studienwahl erhält jedoch immer noch eine besondere Bedeutung, da die grundlegende Ausrichtung auf ein Tätigkeitsfeld gelegt wird und diese einen wesentlichen Bestandteil persönlicher Identität bildet (Beck 1999, S. 137-138)11.

Wie in diesem Kapitel einleitend bereits beschrieben, übt die Medienbranche insbesondere auf junge Berufseinsteiger eine Anziehungskraft aus. Es ist jedoch nicht leicht, sich einen schnellen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten in der Medienbranche zu verschaffen. DETERS und WINTER stellen diese Problematik drastisch dar. Kritisch der Bildungspolitik gegenüber äußern sie: Es „werden Ausbildungsangebote, Berufsperspektiven und konkrete Anforderungen in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Medienunternehmen immer unübersichtlicher.

(…) Dem veränderten Personalbedarf in Unternehmen stehen kaum angemessene Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten gegenüber“ (Deters/ Winter 1997, S. 11). Die Frage, die sich in Bezug auf die Berufswahl anschließt, ist, wie sich ein junger Mensch an der Schwelle ins Berufsleben und mit Interesse an der Medienb ranche zurechtfinden soll.

Die Übersicht der Berufe (Tabelle 1 im Anhang A1) unterstützt die Aussage von DETERS und WINTER allerdings nur bedingt. Unter Vorbehalt der Abgrenzungsproblematik von Medienberufen stellt eine strukturierte Darstellung der Berufe eine gute Übersicht dar, wenngleich ein erheblicher Teil der Wege zu den Berufen nicht einheitlich definiert ist oder vereinze lt sogar gar nicht ersichtlich wird. Viele Berufe können nur über private Fort- und Weiterbildungen oder private Hochschulen erworben werden (beispielsweise private Hochschulen für Journalismus, diverse Studiengänge des Medienmanagement). Hierauf soll in den folgenden Kapiteln eingegangen werden.

Das BIZ als gesetzlich verantwortliche Einrichtung der Bundesagentur für Arbeit stellt Interessenten ein Informationsblatt für Berufsfeld 7 „Film, Funk, Fernsehen, Presse, Medientechnik“ zur Verfügung. Dies enthält einen Überblick über verschieden Ausbildungswege zu Medienberufen.

Zwar soll dem Betreffenden damit eine Übersicht über die Medienbranche verschafft werden, dennoch fehlen hier einige medientypische Berufsbilder (beispielsweise die des Producers, des Redakteurs oder des PR-Beraters). Ihm wird damit ein hohes Maß an Engagement in der Informationssuche über mediale Tätigkeiten oder verschiedene Berufsbilder abverlangt.

Durch die Konkurrenz der verschiedenen Bildungswege in eine n Beruf, sowohl zwischen den Bildungswegen (bspw. Studium versus Duale Ausbildung) als auch innerhalb der Bildungswege (bspw. Universität versus private Hochschule), durch die verschiedenen alternativen Einstiegsmöglichkeiten sowie durch das breite Anforderungsprofil an Qualifikatione n oder die häufig verlangte medienspezifische Berufserfahrung erhält die Suche nach dem individuell optimalen Ausbildungsweg eine weitere schwere Entscheidungsfindung. Daher sind spätere Umorientierungen oder Fortbildungsmaßnahmen in der Medienbranche nicht selten.

3.4 Ausbildungsangebote

Bei der Betrachtung der Ausbildungsangebote der Medienbranche i. e. S. fällt besonders auf, dass Innovationen und veränderte Anforderungen im Medien- sowie Informations- und Kommunikationsmarkt erst spät in die bestehenden oder zumeist neuen Ausbildungsberufe umgesetzt wurden.

Durch eine zunehmende Professionalisierung der Branchensegmente im Bereich Medien, IT und Multimedia wuchsen auch die Bedarfe nach fundierten Grundlagenqualifizierungen in der Erstausbildung , die grundsätzlich das Spektrum der individuellen beruflichen Möglichkeiten über eine solide Basisqualifikation mit anerkanntem Abschluss erweitert (Die Deutsche Bibliothek – CIP 1999, S. 10). Dies spiegelte sich auch in der Bereitschaft der Betriebe wider, Ausbildungsplätze in den neu geschaffenen Ausbildungsberufen für AV-Medien, Print, Publishing, Multimedia, IT und Veranstaltungstechnik sowie Medienmanagement bereitzustellen. Vor allem wurde in den neu für die Medien- und Kommunikationsbranche entwickelten Ausbildungsberufe n weitgehend die Segmentierung und Spezialisierung (Schwerpunktbildung) berücksichtigt. Doch auch in Ausbildungsberufen ohne Schwerpunktbildung erfordern bzw. ermöglichen – in kleineren spezialisierten Betrieben bedingen - die Strukturen der Ausbildungsbetriebe häufig Spezialisierungen. So wird beispielsweise Animation, Bildgestaltung und Tonmischung auf hohem Niveau vermittelt. Dies hat zur Folge, dass die neuen Ausbildungsberufe zum einen breite Grundlagenkenntnisse ermöglichen, zugleich aber auch hochwertige Spezialkenntnisse transportieren (beispielsweise Design oder IT bei Mediengestaltern Digital + Print oder bei Mediengestaltern Bild und Ton). IT-Kenntnisse oder Kenntnisse aus dem Bereich Multimedia durchdringen zunehmend die technisch und EDV-basierte Medienbranche i. e. S. und zählen somit zu „Querschnittsanforderungen“ für die meisten medienbezogenen Berufe (Vgl. Stein 2001, S. 30).

Wie einleitend in Kapitel 3 beschrieben, ist das Besondere an medienspezifischen Ausbildungen, dass Absolventen der D ualen Ausbildung teilweise in ihrer weiteren beruflichen Laufbahn in Konkurrenz zu Hochschulabsolventen stehen oder die Duale Ausbildung als „Sprungbrett“ in bzw. Vorbereitung auf ein Studium nutzen.12

Insofern kann die Duale Ausbildung als Vorbereitung auf das „lebenslange Lernen“ gesehen werden. Durch die Vermittlung sowohl breiter Grundlagenkenntnisse als auch hochwertiger Spezialkenntnisse besteht die Gefahr einer curricularen „Überfrachtung“ der Ausbildungen. Außerdem würde die Ausbildung als praktische Vorbereitung auf ein Studium in individuellen Berufsbiografien die Rentabilität einer Personalbeschaffungsstrategie der Unternehmen in Frage stellen.

In Tabelle 2 (siehe Anhang A2)13 werden die derzeit angebotenen Ausbildungen nach ihren Bezeichnungen alphabetisch aufgelistet. In einer Übersicht können die Genealogien der Ausbildungen aufgrund ihrer umfangreichen, meist technisch bedingten Entwicklung nicht einzeln dargestellt werden. Die nächste Spalte der Tabelle „seit/ mod.“ soll daher nur einen Eindruck darüber vermitteln, wann die Ausbildungen eingeführt, bzw. wann Modifikationen an ihnen vorgenommen wurden. Anschließend werden die Zahlen der in 2004 bestehenden und im gleichen Jahr neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge angezeigt, um eine Vorstellung über die quantitative Erscheinung der Ausbildungsberufe zu erhalten. Zuletzt werden die zu vermittelnden fachlichen Kompetenzen und Qualifikationen stichwortartig aufgelistet. Bei Ausbildungen mit verschiedenen Fachrichtungen oder Schwerpunk ten werden zunächst allgemeine Angaben gemacht und folgend die spezifischen fachlichen Qualifikationen und Kompetenzen aufgezählt.

3.5 Studienangebote und Volontariate

Das Angebot an medienspezifischen Studienangeboten, Aufbaustudiengängen oder berufsbegleitenden Zusatzstudien an Universitäten, Fachhochschulen, Berufsakademien und zahlreichen privaten Einrichtungen ist umfangreich und vielfältig.14 Die stetige Zunahme dieser Angebote forciert ferner eine Akademisierung des Arbeitsmarktes Medien, wie sie im Bereich Multimedia bereits seit längerem zu beobachten ist. Die „Garagen-Bastler“ von früher haben in diesem Bereich immer schlechtere Berufsaussichten (Michel 2002, S. 497).

Dominiert werden die Studienangebote immer noch von den geisteswissenschaftlichen und zunehmend auch wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten. Unter den Angeboten sind neben gezielten medienspezifischen Studiengängen auch Haupt-, Wahlpflicht- oder Wahlfächer enthalten, die im Rahmen anderer Studiengänge belegt werden können (beispielsweise Rundfunkökonomie oder Medienökonomie im Rahmen eines wirtschaftswissenschaftlichem Studiums an der Universität zu Köln).

Immer mehr Angebote finden sich auch an Fachhochschulen wieder, die in kürzerer Regelstudienzeit und praxisorientierter verschiedene medienspezifische Studiengänge anbieten. Unter den gestalterisch-kreativen Angeboten der Kunst- und Musikhochschulen finden sich mittlerweile auch medienspezifische Studiengänge außerhalb der künstlerisch-musische n Angebote. Die Vielzahl der Angebote wird durch privatwirtschaftlich geführte Akademien (insbesondere sendereigene Studieneinrichtungen), Berufsakademien mit berufsbegleitenden Studiengängen sowie Filmhochschulen komplettiert. Dort können sowohl staatlich anerkannte, als auc h zertifizierte Abschlüsse erworben werden.

An den Universitäten werden - je nach Zuordnung des Studienganges - als Abschluss Diplom- oder Magister-Titel (Magister Atrium) verliehen. Die Einführung der Master- und Bachelor-Abschlüsse haben jedoch die Zahl und Art der Abschlüsse verändert und begünstigen ebenso den Trend zu mehr medienspezifischen Studienangeboten insbesondere mit internationalen (englischen) Titeln.

Die Schwerpunktlegung der Themen und Zusammenstellungen der Inhalte aus wirtschaftswissenschaftlichen, geisteswissenschaftlichen und auch pädagogischen und technischen Bereichen obliegt unter Maßgabe staatlich anerkannter Abschlüsse dem einzelnen Bildungsanbieter bzw. den Universitäten und deren Lehrstühlen. Die verschiedenen Zusammenstellungen und die Einführung verschiedener und neuer Abschlüsse wie Bachelor und Master sorgen für ein heterogenes Angebot an Studienmöglichkeiten und einer Inflation von Titeln für Studiengänge mit mehr oder weniger deckungsgleichen Inhalten. So ist beispielsweise die Medienwissenschaft inhaltlich kaum von den Kommunikationswissenschaften zu unterscheiden.

Andererseits beinhalten ähnlich betitelte Studiengänge aber auch unterschiedliche Studienschwerpunkte. Der Bachelor-Studiengang „Kommunikation und Multimedia“ an der Fachhochschule Düsseldorf ist beispielsweise ein überwiegend wirtschaftswissenschaftlicher Studiengang, der auch Kenntnisse in Kommunikationstechnik und Informationsverarbeitung vermitteln soll. Ähnliche Inhalte vermittelt der Diplomstudiengang (FH) „Medienwirtschaft“ an der Rheinischen Fachhochschule Köln. An der Universität Duisburg-Essen besteht der Studiengang „Kommunikations- und Medienwissenschaft (Bachelor/Master)“ beispielsweise aus den Bereichen Informatik, Psychologie, Sozialwissenschaften, Literaturwissenschaften sowie Kunst und Gestaltung. Die Universität Münster bietet den Studiengang (M.A.) „Kommunikationswissenschaft“ mit den Inhalten Kommunikationstheorie, Medienkultur, -theorie und –praxis an. Dieser ist eng an ein journalistisches Studium angelehnt und beinhaltet sogar medienpraktische Kurse im Anfertigen von Hörfunk- und Fernsehbeiträgen (Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung (MSWF) NRW: Qualifizierung in Medienberufen 2002, S. 119, 126, 156 und 174).

Eine Sonderrolle nehmen Ausbildungswege und Studiengänge im Journalismus ein. Das Volontariat ist immer noch der am häufigsten vorzufindende Einstieg in diesen Berufszweig. Volontariate, d. h. praktischer Einsatz der angehenden Redakteure in verschiedenen Ressorts und Redaktionen einer Zeitung, Hörfunk - oder Fernsehanstalt, werden von den großen Verlagshäusern, Sende- und Rundfunkanstalten immer noch an verdiente oder talentierte freie Mitarbeiter im eigenen Haus oder an Bewerber von außerhalb mit unterschiedlichen Einstellungskriterien angeboten. Die häufig privatwirtschaftlich organisierten Journalistenschulen großer Verlagshäuser oder Rundfunkanstalten haben sich dabei unterschiedliche Reputationen erarbeitet. Herauszuheben sind die Axel- Springer-Journalistenschule und die Henri-Nannen-Schule von Gruner & Jahr in Hamburg, die RTL-Journalistenschule für TV und Multimedia in Köln sowie die Deutsche Journalistenschule und die Burda-Journalistenschule in München. Für den wirtschaftswissenschaftlichen Bereich bietet die Bertelsmann AG als erstes deutsches Unternehmen seit 2001 alle zwei Jahre einer kleinen Zahl von Bewerbern (ca. 20) den Studiengang „Bachelor of International Management“ an.15 Bei der Wahl der Bildungseinrichtung für ein Journalismus -Studium ist für den späteren Berufseinstieg die Reputation der Einrichtung nicht unerheblich, wenngleich Harald Schmidt (Entertainer und u. a. Geschäftsführer der Schmidt & Kogel GmbH) dies in Bezug auf seine Ablehnung an der Henri-Nannen-Schule in einem Interview in DER ZEIT zum Thema Ausbildungen in Medien nicht bestätigte:

„Meine Mitbewerber von damals habe ich später nie wieder getroffen. Meine Kollegen bei der Harald Schmidt Show sind alle Quereinsteiger, ein Zoologe ist darunter, ein Historiker – keiner kommt aus der Kreativ-Branche, dort fällt ja niemanden etwas ein. (…) Journalistenschulen sind also nötiger denn je, das Berufsbild ist ja völlig verloddert.“ (Schmidt 2000, S. 8).

Insgesamt ist also festzuhalten, dass das Studienangebot im deutschsprachigem Raum für einen Berufs- bzw. Studieneinsteiger zunächst undurchschaubar ist. Außerdem hat sich noch nicht herauskristallisiert, welche Abschlüsse oder Form der Bildungseinrichtung sich für welche (spezialisierten) Arbeitsnachfrager am besten eignet, sieht man mal von dem Bereich Journalismus mit den hervorstechenden Journalistenschulen ab. Das oben angeführte Zitat von Harald Schmidt belegt, dass auch dort nicht der „Königsweg“ des Printbereichs in artverwandte Branchen (hier TV) vorliegt, was den „optimalen Einstieg“ im Rahmen der Berufswahl erschwert. Giovanni di Lorenzo (Chefredakteur DIE ZEIT) fügte allerdings die Notwendigkeit berufsbezogener Praxiserfahrung und die Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern im gleichen Zusammenhang dazu: „Es bringt (…) nichts, nur auf der Journalistenschule gewesen zu sein. Letztendlich zählen Arbeitsproben, Empfehlungen von Kollegen und der persönliche Eindruck.“ (di Lorenzo 2000, S. 8).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass gerade praxisorientierte, im besten Fall mit Unternehmen aus der Medienwirtschaft kooperierende Hochschulen und Studiengänge den Berufseinstieg in die Medienbranche erleichtern.16

3.6 Fort- und Weiterbildung

Fort- und Weiterbildungen erneuern und erweitern berufliche Qualifikationen. Sie sind eine wichtige Form des „lebenslangen Lernens“, das besonders in einer dynamischen Branche wie der Medienbranche und der Informations - und Kommunikationsbranche eine notwendige Anpassung ist. Ähnlich wie bei den Studienangeboten existieren auch im Bereich der medienspezifischen Fort- und Weiterbildungen zahlreiche Angebote mit verschiedenen Titeln. Neben den Angeboten nach Regulierungen der Industrie- und Handelskammer sowie für die technischen Berufe der Handwerkskammer, bieten auch zahlreiche private Bildungseinrichtungen Fortbildungsseminare, Weiterbildungen mit qualifizierten Abschlüssen bis hin zu Workshops zu medienspezifischen Themen an. Auf dem Deutschen Bildungsserver bzw. der Datenbank des InfoWeb Weiterbildung (IWWB)17 finden sich beispielsweise unter den Suchbegriffen „Medien“, „Multimedia“ bzw. „IT“ jeweils über 200 Treffer. Auf dem Weiterbildungs-Informations-System (WIS) der IHK18 finden sich unter dem Stichwort „IT“ 224 Treffer, unter „Multimedia“ 40 und unter „Medien“ 26 Treffer zu permanenten oder aktuellen Angeboten an Fort- und Weiterbildungen, Seminaren und Workshops. Eine Liste der Fort- und Weiterbildungsberufe des Bundesinstituts für berufliche Bildung nach Maßgabe der Regelungen der zuständigen Stellen für Fortbildung und Umschulung sowie den Regelungen zur Meisterprüfung ist im Anhang dieser Arbeit angefügt (Anhang A3).19 Sie verschafft einen Überblick über medienspezifische Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten i. e. S. Hier wurden jeweils die offiziellen Bezeichnungen aufgeführt, das Jahr der Verabschiedung der Regelungen zu den jeweiligen Angeboten sowie – wenn verfügbar – die aktuellste Zahl der Teilnehmer. Sofern in der Tabelle unter „Regelungen“ Zeitspannen angegeben sind, beziehen diese sich auf unterschiedliche Zeitpunkte der Verabschiedungen der Regelungen verschieden zuständiger IHKs oder HwKs.

Da die Angebote für Fort- und Weiterbildungen häufig von privatwirtschaftlich operierenden Bildungseinrichtungen angeboten werden, muss die individuelle Entscheidung für eine Fortbildung auch unter Kostengesichtspunk ten getroffen werden, sofern diese nicht von Arbeitgebern oder öffentlichen Einrichtungen übernommen werden. Die teilweise erheblich unterschiedlichen Kosten für die verschiedenen Fortbildungen, Seminare und Workshops ergeben sich aus den Veranstaltungszeiträumen, den technischen Einrichtungen sowie nicht zuletzt der Reputation des Lehrpersonal oder der Bildungseinrichtung.

MICHEL fand heraus, dass sich hochpreisliche Fortbildungen durchaus bezahlt machen können, jedoch erst dann effektiv sind, wenn entsprechende Basisqualifikationen vorhanden sind (Michel 1997b, S. 242). GUTHEIM unterstützt diese Aussage aus Sicht der Ausbildung, indem er den Abschluss einer dualen oder vollschulischen Ausbildung in medienspezifischen Berufen nur als Grundlage für einen Berufseinstieg sieht. „Die Bereitschaft und das Interesse an Fortbildung und neuen Entwicklungen sind unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgreiche Berufstätigkeit“ (Gutheim 2001, S. 15-16).

Demgegenüber ist allerdings festzuhalten, dass neben den vielen Studienmöglichkeiten mit verschiedenen Qualifikationen und Abschlüssen gerade diese zahlreichen unterschiedlichen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten die ohnehin mangelnde Transparenz der medialen Berufswelt weiter verschlechtert, wenngleich immer schnellere Qualifikationszyklen gerade die individuelle Anpassung an sich erneuernde und verändernde Tätigkeitsfelder der dynamischen Medienbranche gute Fortbildung unabdingbar machen (Stephan 1999, S. 23-24).

Darin liegt insbesondere ein Vorteil der Fort- und Weiterbildung. Sie kann sich generell flexibel und relativ schnell an die veränderten Rahmenbedingungen sowie fachlichen Qualifikationsanforderungen anpassen (Michel 2002, S. 503-504). Die zahlreichen Angebote erschweren hierbei jedoch die Wahl der optimalen Weiterbildung. Sowohl eine Umschulung für Branchenfremde als auch eine qualifikations- bzw. arbeitsplatzsichernde Weiterbildung für Brancheninterne (insbesondere ehemalige Quereinsteiger) sollte erst nach individueller Potenzialanalyse und ausreichender Beratung erfolgen. Sonst besteht die Gefahr, eine kostenintensive n und maßnahmenbasierte n Umschulung oder Weiterbildung an den individuellen Qualifikationswünschen vorbei gemacht zu haben.

Eine besondere Rolle kommt der Fort- und Weiterbildung in der IT-Branche zu. Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 800.000 IT-Kräfte in Deutschland beschäftigt sind, es jedoch ca. 12 Mio. IT-Anwender in anderen Branchen gibt. Der Bedarf an Fachkräften bzw. an IT - und medienkompetenten Arbeitnehmern wird sich steigern und immer noch wird in Deutschland laut Studien des Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit ein hoher Fachkräftemangel prognostiziert. Ebenso spiegelte sich auch in der IT-Branche die mangelnde Transparenz durch über 300 am Markt präsenten Fortbildungsabschlüsse wider (Weißmann 2002, S. 127-128 oder Dostal 2001, S. 1123-1126).

In diesem Rahmen wurden für den IT-Weiterbildungsmarkt daher im Mai 1999 durch die IG Metall, die Deutsche Postgewerkschaft, dem Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektroindustrie e.V. und der Deutschen Telekom AG unter der Mitarbeit des BIBB ein großes IT-Weiterbildungssystem entworfen, dass 29 spezialisierte Weiterbildungsberufe definiert. Diese können auf drei Ebenen (Spezialisten, Operative Professionals und strategische Professionals) mit unterschiedlichen Qualifikationsanforderungen sowie unterschiedlicher Qualifikationsbreite und –tiefe erlernt werden. Die jeweiligen Fortbildungsgänge schließen mit Zertifikaten ab (siehe dazu: Weißmann 2002, S. 130-142).20

4 Zur Markt- und Arbeitsmarktstruktur der Medienbranche

Unter der Berücksichtigung der Abgrenzungsproblematik des Begriffs Medienbranche werden folgend Daten vorgestellt, die einen Überblick über das wirtschaftliche Volumen und die Rahmenbedingungen der Medienbranche i. e. S. sowie deren Entwicklungstendenzen und den sich daraus ableitenden Konsequenzen für den Arbeitsmarkt verschaffen sollen.

4.1 Die Marktstruktur und Wettbewerbslage der Medienbranche

Einen „medienpolitischen Urknall“ erlebte Deutschla nd am 2. Januar 1984, als einige Zuschauer über ein Kabelpilotprojekt mit RTL plus und Sat.1 erstmals Privatfernsehen empfangen konnten. Die erfolgte Trennung von Sendeanstalten in öffentlich-rechtliche Anstalten mit ihrem Kulturauftrag und gewinnorientierte private Anbieter stellte daraufhin das grundlegendste Unterscheidungskriterium im Bereich der auditiven und audiovisuellen Medien dar (Vgl.: Karstens/Schütte 1999, S. 25- 31). Die Marktstrukturen der Medienbranche erlebten zuletzt eine weitere tief greifende Veränderung durch die Zerschlagung der KirchMedia-Gruppe, wodurch der Bertelsmann-Konzern, die ProSiebenSat1 Media AG, der Burda-Konzern, der Springer-Konzern, der Holzbrinck-Konzern, der WAZ-Konzern sowie der Bauer- Konzern anschließend den Markt für Privatanbieter von Fernsehen, Hörfunk und Printmedien in Deutschland nahezu vollständig abdecken21. Der Konzentrationsprozess könnte sich noch weiter fortsetzen, wenn der Springer- Konzern tatsächlich die Mehrheit an der ProSiebenSat1 Media AG kaufen wird (Hamann 2005, S.33).

Im Bereich Print nehmen bei den Tageszeitungen die zehn größten Verlagsgruppen 56,1% des Marktes ein. Bei den Abonnementzeitungen nehmen die fünf größten Verlagsgruppen 28,8% des Marktes ein, bei den Kaufzeitungen sind es sogar 95,1% (darunter liegt die Axel-Springer Verlags AG mit 85,1% deutlich an der Spitze).22 In den vergangenen Jahren erweiterten deutsche Medienkonzerne zudem besonders durch Zukäufe und Beteiligungsfinanzierungen in osteuropäischen Ländern ihr Geschäftsfeld. Das heißt, die Tendenz zu oligopolistischen Marktstrukturen durch Konzentrationen findet man nicht nur in Deutschland, sondern auch zunehmend auf EU-Ebene vor.

Die Betrachtung der Marktstruktur und der Wettbewerbslage soll sich auch im weiteren Verlauf dieser Arbeit auf die Endanbieter Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften beziehen. In diesen Endprodukten der medialen Wertschöpfungskette laufen sämtliche medialen Produktionsleistungen zusammen und werden schließlich dem Nutzer bzw. Konsumenten angeboten. Auf Besucherzahlen von Kinos und Theatern sowie Umsatzzahlen von Tonträger-Produzenten soll im weiteren Verlauf des Kapitels 4.1.2 ebenfalls eingegangen werden. Zunächst soll aber ein Überblick darüber verschafft werden, inwieweit Medien in Deutschland genutzt werden.23

4.1.1 Mediennutzung

Deutschland als eine westliche Industrienation verfügt über eine Vielfalt an Medien und gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Nutzung , Ausstattung und Dichte an medialen Angeboten. So stellt Deutschland beispielsweise in der Ausstattung von TV-Haushalten mit 36,2 Mio. die Spitze in Europa dar24. Allein 2004 wurden in Deutschland 26 Mio. Tages- und Sonntagszeitungen (381 verschiedene Titel), 1,9 Mio. Wochenzeitungen (26 Titel), 124,5 Mio. Publikumszeitschriften (842 Titel) und 15,5 Mio. Fachzeitschriften (1.060 Titel) verkauft.25

In Deutschland ist mit 97,9% nahezu jeder Haushalt mit einem Fernsehgerät ausgestattet. Immerhin besitzen 39,1% der Bevölkerung sogar zwei oder mehr TV- Geräte. Dazu kommen lediglich 2,4% der Bevölkerung, die einen Mini- Fernseher/Watchman besitzen. Die Zahl der Pay-TV-Decoder ist mit 13,7% (Vorjahr 16,6%) leicht gefallen.

Eine ebenso hohe Abdeckung in der Bevölkerung zeigen die Radiogeräte mit 98,7%, wobei sogar 46,5% angaben, vier oder mehr Geräte zu besitzen. Dazu kommt eine 84,1%-ige Ausstattung an Autoradios.

Aufgrund der Einführung des technisch komfortableren Compactdiscspielers (69,8%-ige Abdeckung) ist die Verbreitung des Schallplattenspielers auf 29% zurückgegangen, während sich der Videorekorder trotz Einführung des DVD- Spielers stabil bei 67% hält. Hier ist die Umrüstung von analogen auf digitale Medien noch nicht in dem Maße wie beispielsweise bei der wachsenden Zahl an digitalen Fotoapparaten (26,4%) und Camcordern (27,4%) zu verzeichnen.26

Es ist ebenso zu konstatieren, dass die Ausstattung an Personalcomputern (57%) und Notebooks (14%) als multimediale Geräte stetig steigt. Der Computer besitzt heutzutage bereits einen integrierten CD- sowie DVD-Player und erweitert bzw. ersetzt damit einerseits die klassischen Abspielgeräte für Bild- und Tonträger sowie andererseits mit der technischen Voraussetzung für Onlinenutzungen via Internet und Email einige Kommunikationsgeräte wie Telefax, Anrufbeantworter, Printmedien oder postalische Kommunikation. Immerhin geben 76% der Nutzer an, das Onlineangebot u. a. für den Empfang und Versand von Emails einzusetzen (van Eimeren/Gerhard/Frees 2004, S. 351 und 363). Ebenso übernimmt die neueste Generation der Mobilfunktelefone eine Reihe multimedialer Funktionen.

Neben den Substitutionseffekten bei der Ausstattung von Geräten (Hardware), macht sich auch ein verändertes Nutzungsverhalten bemerkbar: Insgesamt verwendeten 2004 rund 35,7 Mio. Deutsche einen Onlinezugang , was einer Ausstattung von 55,3% entspricht. Durch die Nutzung von Onlineangeboten gaben 30% an, weniger fern zu sehen. 26% gaben an, weniger Zeitungen und Zeitschriften zu lesen und 20% weniger Radio zu hören (van Eimeren/ Gerhard/ Frees 2004, S. 351 und 363).

Medienanbieter wie Fernsehen, Radio oder Print sehen im Internet jedoch auch einen komplementären Nutzeneffekt (Crossmedia-Strategie), um Nutzer an einzelne Sendungen, Programme oder Print-Produkte zu binden. Nahezu alle Nachrichtenmagazine bieten beispielsweise online aktuelle Nachrichten und

Hintergrundinformationen an. Einzelne Sendungsbeiträge sind in Online-Archiven nochmals anzusehen oder anzuhören, und eine Vielzahl von Publikums- und Fachzeitschriften bieten Lesern zahlreiche Zusatznutzen sowie Interaktivität durch Chats und Foren. (Vgl. Breunig 2003, S. 50-66.). Die Zahl der Zugriffe (Visits) auf die bei der IVW27 gemeldeten Internetseiten mit redaktionellem Inhalt (Content) betrug im April 2005 über 945 Mio. Die Zahl der Seitenzugriffe (Page Impressions) ist im gleichen Zeitraum rund acht Mal so groß.28

Trotz der Multifunktionalität des Personalcomputers, der besonders im beruflichen Alltag zum Tragen kommt, steht der Zeitaufwand für die Nutzung des Internets jedoch noch weit hinter der durchschnittlichen Nutzungsdauer anderer Medien zurück, wobei der generelle Zeitaufwand für Medien kontinuierlich steigt (wie Abbildung 2 zeigt). Hier zählen der Hörfunk mit 206 Minuten und das Fernsehen mit 185 immer noch zu den mit Abstand meist genutzten Medien.

Zeitaufwand für Mediennutzung29

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Zeitaufwand für Mediennutzung 1980 und 2000. Quelle: Fritz/Klingler 2003, Media Perspektiven 1/2003, S. 21.

Neuere Zahlen belegen zwar, dass die durchschnittliche Internetnutzung der Gesamtbevölkerung im Jahr 2004 rasant auf 43 Minuten gestiegen ist. Sie zeigen jedoch auch, dass die durchschnittliche Verweildauer der Onlinenutzer einen Sättigungsgrad erreicht hat und 2004 erstmals im Vergleich zum Vorjahr von 138 auf 129 Minuten gesunken ist. Ausgenommen ist davon die Altersgruppe der 14-19- Jährigen und der über 60-Jährigen, bei denen die Verweildauer auch 2004 von 137 auf 165 Minuten bzw. 71 auf 82 Minuten gestiegen ist. (van Eimeren/Gerhard/Frees 2004, S. 351 und 363).

Die Zahl der Kinogänger ist 2004 in Deutschland erstmals rückläufig gewesen. Immerhin werden jedoch noch 2,76 Mio. Besucher pro Woche gezählt (Vorjahr 2,92 Mio.).30 In der Buchtitelproduktion sind im Jahr 2003 im Vergleich zu den Vorjahren mit 80.971 Titeln die Zahlen wieder steigend (Vorjahr: 78.896). Damit wurden in Deutschland rund 770 Mio. Bücher verkauft.31

Laut Theaterstatistik von 2003 standen in Deutschland 265.686 Sitzplätze in 747 Spielstätten öffentlicher Theater zur Verfügung. In diesen Häusern wurden 19.903.004 Besucher gezählt. 2.476.983 Besucher zählten die insgesamt 48 Kulturorchester in Deutschland . Hinzu kommen 216 Privattheater mit 11.250.458 Besuchern und 37 Festspielbühnen mit 1.596.137 Besuchern.32

Die Zahlen der verkauften Tonträger sind generell rücklä ufig. Im Jahr 2003 wurden 133,6 Mio. CDs (Vorjahr: 166,8 Mio.) und 24,4 Mio. Singles verkauft (Vorjahr: 36,3 Mio.). Hier kommen die zahlreichen teils illegalen „Download-Möglichkeiten“ im Internet zum Tragen. Während 1980 noch 109,5 Mio. LPs abgesetzt wurden, sind es aufgrund der technischen Ablösung durch die CD seit 1993 nur noch um eine Millionen Exemplare jährlich. Lediglich die MC konnte ihre Abverkaufszahlen auch 2003 mit 14,1 Mio. Exemplaren erstmals wieder steigern (Vorjahr: 13,3 Mio.).33

4.1.2 Wirtschaftliche Kennziffern von Medienunternehmen

Im Gegensatz zu den privaten Medienanbietern finanzieren sich die öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten in erster Linie durch die dem Kontrahierungszwang unterliegenden Rundfunkgebühren, die über die GEZ bundesweit eingenommen werden und nach festem Verteilungsschlüssel an die jeweiligen Hörfunk- und Sendeanstalten des Bundes und der Länder verteilt werden. Die Grund- und Hörfunkgebühren sind seit 1975 stetig steigend und betrugen im Jahre 2003 rund 2.523 Mio. Euro. Gemeinsam mit den Gebühren für das Fernsehen von 4.230 Mio. Euro standen den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten somit 6.754 Mio. Euro zur Verfügung.

Im Gegensatz dazu muss neben den privaten Sendeanstalten auch der öffentlich- rechtliche Rundfunk seit 2001 mit teilweise zweistelligen Wachstumseinbußen bei den Werbeumsätzen kämpfen. Die Einnahmen des ARD-Hörfunkverbundes betrugen 2003 nur noch 177,1 Mio. Euro (Im Jahr 2000 waren es noch 226,1 Mio. Euro). Ebenso sind die Werbeumsätze der Fernsehanstalten gesunken. Das ZDF (inklusive 3Sat, Phönix und KIKA) erzielte 2003 111,2 Mio. Euro Werbeumsatz (2000: 178,8 Mio. Euro), die ARD-Sendegemeinschaft 141 Mio. Euro (2000: 192,8 Mio Euro).34

Die Werbeumsätze privater Rundfunkanbieter, bei denen der Programmanteil der Werbung bei 20 % liegt - im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Anstalten mit ca. 1,5% -, sind seit 2000 ebenfalls rückläufig. Die privaten Hörfunkanbieter nahmen 2003 rund 579,2 Mio. Euro an Werbung ein und büßten damit 2,7% des Umsatzes vom Vorjahr ein.

Bei den privaten TV-Anbietern liegen die Werbeumsätze von Marktführer RTL bei 1.152 Mio. Euro. Dahinter folgen SAT.1 mit 777,3 Mio. Euro und ProSieben mit 700,8 Mio. Euro. Lediglich die Sender RTL II (223,2 Mio. Euro), SuperRTL (91,7 Mio. Euro) und VOX (230,4 Mio. Euro) konnten ihre Umsatzlage in 2003 weiter ausbauen.35

Im Printbereich lagen die Umsätze der IVW-gemeldeten Titel durch Anzeigen und Vertrieb bundesweit im Jahr 2003 bei 8.501 Mio. Euro und sind damit ebenfalls seit 2000 rückläufig. Die Kostenstruktur der Tageszeitungen lassen sich nahezu zu gleichen Teilen in Herstellung, Vertrieb, Redaktion sowie Verwaltung und Anzeigen vierteln. Nicht zu unterschätzen sind auch die Umsatzleistungen der Anzeigenblätter mit 1.746 Mio. Euro.36

Der deutsche Buchmarkt erwirtschaftete im Jahr 2003 einen Gesamtumsatz von rund 9.070 Mio. Euro, was einen Wachstumsverlust von 1,7% ausmacht.37 Einen höheren Verlust konnten dabei die audiovisuellen Medien wie beispielsweise Hörbücher abfangen.38

Einen spürbaren Einbruch erlebte auch die Einnahmenentwicklung der Filmtheater, die im Jahr 2003 nur 849,7 Mio. Euro Umsatz, im Gegensatz zum Vorjahr mit 960,1 Mio. Euro, erzielen konnten. Der Umsatz des Film-Verleihs in Deutschland erlebte hingegen im Jahr 2003 mit 64,1 Mio. Euro einen neuen Höchstwert und liegt damit – allerdings mit deutlichem Abstand - hinter den USA mit 295,3 Mio. Euro. Ebenso ist Deutschland mit 80 neuen Spielfilmproduktionen hinter den USA weltweit auf Platz zwei39.

Auf dem Video-Markt ist ebenfalls eine stetige Umsatzsteigerung bis zum Jahr 2003 festzustellen. Die Umsätze durch Verleih und Verkauf von VHS- und DVD-Titeln stieg von 1.400 Mio. Euro 2002 auf 1.555 Mio. Euro.40

Eine stetig wachsende Bedeutung bekommt auch der Online-Handel in Deutschland und damit die Präsentation von Produzenten, Händlern und Anbietern im Medium Internet. Im Jahr 2004 hat mit 25,2 Mio. (46%) bereits knapp die Hälfte der Deutschen zwischen 14 und 69 Jahren Waren im Internet gekauft. Dies bedeutete ein weiterer Anstieg um rund 2 Mio.41 Interessant sind auch die Ergebnisse einer Messung der „Multi-Channel-Effekte“. Demnach werden bei 26,5% der Käufe im stationären Handel vorher Informationen im Internet erfragt. Immerhin 22,7% der Kaufanbahnungen im stationären Handel werden schließlich im Internet getätigt.42

Im wachsenden Vertriebskanal „eCommerce“ wird also zukünftig auch die quantitative Nachfrage an Leistungen an der Schnittstelle zwischen Handel und IT/Multimedia zunehmen.

4.2 Der Arbeitsmarkt in der Medienbranche

Die Branche „Neue Medien“ schürte bis Mitte der 90er Jahre nicht nur in der Politik berechtigte Hoffnung auf neue Arbeits- und Ausbildungsplätze der Zukunft und besonders in Nordrhein-Westfalen die Chance auf einen Teil-Vollzug eines Strukturwandels. Im Jahr 1995 prognostizierte der Unternehmensberater Roland Berger bis zu fünf Millionen neue Arbeitsplätze in der sich schnell entwickelnden Medien- und Multimedia-Branche. Doch daraus ergab sich ein „Nullsummenspiel“. Aus dem erhofften „Beschäftigungsmotor“ wurde gleichzeitig auch ein „Jobkiller“ (Michel 1997a, S. 235-237), da neue Technologien auch immer andere Technologien und Handwerke verdrängen. Schon der Beruf des Hufschmieds ist nach der Verbreitung des Automobils nahezu ausgestorben. Heute ersetzen Multimediaexperten bereits eine Vielzahl von Vorgängerberufen (Postman 1994, S. 19). Hier eignet sich beispielsweise ein Blick auf die Genealogie des Berufsbildes „Mediengestalter für Digital- und Printmedien“, in dem Berufsbilder wie Druckvorlagenhersteller, Reprograf, Fotogravurzeichner oder Werbe- und Medienvorlagenhersteller, denen jeweils ebenfalls mehrere Berufsbilder vorausgingen, aufgingen.43

Die Hoffnung, mit den Neuen Medien eine teilweise völlig neue Branche bzw. ein neues Arbeitsfeld zu betreten und zu etablieren, stellte sich häufig als notwendige Anpassung an den technologischen Fortschritt und dessen Zeitgeist heraus.

Hieran lässt sich auch die Konvergenz der Medien erkennen, die „faktisch zu einer erhöhten ,inhaltlichen´ Konvergenz aller involvierten Dienste und Dienste -Anbieter führt. Eine Konsequenz dieser Entwicklung ist und wird zukünftig verstärkt sein, dass sachliche, fachliche oder strategische Allianzen zwischen Inhaltsanbietern (z. B. Verlagen, TV-Produzenten, Musikherstellern etc.), Telekommunikationsanbietern,

Computer-Softwareherstellern und Herstellern von Elektronik-Endgeräten zukünftig nicht nur sinnvoll, sondern auch überlebensnotwendig sein werden“ (Stein 2001, S. 11).

4.2.1 Struktur des Arbeitsmarktes

Wie in Kapitel 3 beschrieben, stellte die Entwicklung der neuen Technologien im Bereich IT, Multimedia und Medien eine große Herausforderung für die Anpassung an sich rasch verändernde Berufsbilder dar.

Die Darstellung der Struktur des Arbeitsmarktes der Medienbranche zeigt, dass klare Strukturen in den Berufshierarchien aus anderen, meist technischen Berufen, übernommen wurden (beispielsweise Meistertitel). Für die Schöpfung der neuartigen medienspezifischen Berufsbilder liegt eine Hierarchisierung noch nicht vor.

Die Genealogien der neuen Dualen Ausbildungsmöglichkeiten zeigen zudem, dass mehrere, teilweise „ausgediente“ Berufe bzw. Ausbildungen in neuen Berufsbildern aufgingen, die sich auf dem Arbeitsmarkt etablieren müssen. Hier ist allerdings zu konstatieren, dass viele dieser neuen Berufsbilder auf Drängen der Wirtschaft ins Leben gerufen worden sind. Der Spannungsbogen zwischen den vielen Berufsbildern oder besser „Job-Bezeichnungen“ und den dazu führenden Ausbildungsmöglichkeiten sowie das häufige Ausbleiben eines Königsweges zu einem Beruf der Medienbranche i. e. S. sind Sinnbild für diesen Arbeitsmarkt.44

Grundsätzlich lässt sich der Arbeitsmarkt aus Sicht der Arbeitsanbieter in zwei polarisierende Bereiche aufteilen. Zum einen besteht der Arbeitsmarkt aus den großen Medienanbietern wie öffentlich-rechtliche n oder private n Rundfunkanstalten, große n Verlagshäusern oder große n Agenturen. Der Westdeutsche Rundfunk bietet beispielsweise rund 5.000 Arbeitsplätze. Im Burda-Konzern wurden 2003 7.388 Mitarbeiter beschäftigt. Im Axel-Springer-Konzern waren es 11.694 und im großen Marktführer Bertelsmann-Konzern (inkl. RTL Group, Gruner & Jahr, BMG Entertainment etc.) sogar 73.221 Mitarbeiter. Die Zahlen sind jeweils – mit Ausnahme des Burda-Konzerns – leicht rückläufig, wobei hier darauf zu achten ist,dass in diesen Zahlen alle Beschäftigungsverhältnisse eingehen, nicht nur Medienberufe i. e. S.45

[...]


1 Siehe dazu insbesondere Kapitel 4.3.2.

2 Siehe dazu auch Tabelle 1 in Anhang A1.

3 Im Jahr 2003 lagen die Anteile der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Medienbranche im Verhältnis zum Anteil an der Gesamtwirtschaft jedoch in den neuen Bundesländern nur bei 1% und den alten Bundesländern bei 0,5 bis 1% (Frank/Mundelius 2004, S. 9).

4 So fiel beispielsweise der dreistündige Workshop „First Steps in die Arbeitsfelder der audiovisuellen Medien“ im BIZ Köln am 7. April 2005 mangels Interessenten aus.

5 Die Berufsberatung wird im Sozialgesetzbuch (§§ 29 -34 SGB III) geregelt und obliegt den Arbeitsämtern bzw. wird durch das BIZ durchgeführt, das institutionell der Bundesagentur für Arbeit zugeordnet ist (Manstetten 1999, S. 50).

6 Siehe dazu Kapitel 2.3.

7 AIM= Ausbildung in Medien. Eine NRW-Initiative (Verband) mit Sitz in Köln zur Koordination der Ausbildung in Medienberufen, die vom Verein zur Förderung der Aus- und Weiterbildung in der Medienwirtschaft (VFAW e.V.) getragen wird. Siehe http://www.aim-mia.de/categories.php?catid=45 (Zugriff vom 30. Juni 2005).

8 Hierzu zählen insbesondere Informationen des BIZ, der Bundesagentur für Arbeit (unter http://berufenet.arbeitsamt.de), www.mediencampusbayern.de (Zugriffe vom 4. Juli 2005), Jenewein/Lübben 2002, Kühlwetter 1998, Michel 2002, Die Deutsche Bibliothek – CIP – Berufe mit Film, Funk, Fernsehen und Foto 1999, Kügler-Schmidt 1997, Naumann 1999, Kunert 2002, Riedel 2003. Ebenso Informationsgespräche mit der Stelle für Berufsberatung bei der Bundesagentur für Arbeit in Köln.

9 Siehe Tabelle 1 im Anhang A1

10 Siehe dazu Kapitel 4.2.2 zur Arbeitslosigkeit.

11 Siehe dazu auch Kapitel 4.2.2 zur Arbeitslosigkeit.

12 Im Jahr 2003 lag beispielsweise beim Kaufmann für AV-Medien der Anteil der Auszubildenden mit Abitur oder Fachhochschulreife bei 81,4% (http://bibb.skygate.de/Z/B/30/70342010.pdf. Zugriff vom 16. Juli 2005).

13 Die Informationen zu den Ausbildungsberufen sind entnommen aus: Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW: Qualifizierung in Medienberufen 2002. Den Internetseiten: www.ihk.de, www.aim- mia.de und http://www.bibb.de/de/ausbildungsprofile-start.htm (Zugriffe vom 3. Juli 2005) sowie dem Informationsmaterial des BIZ in Köln.

14 Siehe dazu insbesondere die Studiendatenbank unter http://www.medienstudienfuehrer.de/de/studienfuehrer/ (Zugriff vom 5. Juli 2005) mit ihren Rubriken: Journalistik, Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Medienwissenschaft, Medienwirtschaft, PR- und Öffentlichkeitsarbeit, Medientechnik, Multimedia und Medieninformatik, Medienkultur, Mediendesign und Medienpädagogik, mit insgesamt über 500 Angeboten. Diese Datenbank wird auch als Grundlage der hier dargestellten Lage der Studienangebote herangezogen.

15 Siehe dazu die Pressemitteilungen der Bertelsmann AG vom 4. Februar 2005 unter http://www.bertelsmann.de/bertelsmann_corp/wms/bertelsmann/index.php?search=Studium&ci=108&language =1 (Zugriff vom 5. Juli 2005).

16 Siehe dazu auch Kapitel 4.3.3.

17 Die Datenbank ist zu finden unter http://www.iwwb.de/metasuche/ bzw. unter www.bildungsserver.de (Zugriffe vom 5. Juli 2005).

18 Die Datenbank ist zu finden unter http://www.wis.ihk.de/wisrmain.asp (Zugriff vom 5. Juli 2005).

19 Informationen dazu sind aus der A.WE.B-Datenbank unter http://www2.bibb.de/tools/aab/aabfort.php (Zugriff vom 5. Juli 2005) entnommen.

20 Das IT-Weiterbildungssystem ist in Tabelle 1 und Tabelle 3 im Anhang mit aufgenommen.

21 Eine detaillierte Darstellung der jeweiligen Konzernstrukturen sowie deren Beteiligungsfinanzierungen würde den Rahmen dieser Arbeit überschreiten. Nähere Angaben dazu sind u. a. in Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004 zu entnehmen.

22 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 52.

23 Demografische oder sozio-demografische Unterschiede in der Mediennutzung liegen ebenfalls vor, sollen im Rahmen dieser Arbeit aber nicht berücksichtigt werden. Angaben dazu in: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004.

24 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 6.

25 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 41.

26 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 63.

27 IVW = Informationsgesellschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.

28 Vgl.: www.ivwonline.de (Zugriff vom 12. Juli 2005)

29 Die Studie wird nur alle fünf Jahre erhoben.

30 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 80.

31 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 56. Oder: www.boersenverein.de/de/64626 (Zugriff vom 16. Mai 2005).

32 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 61.

33 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 62.

34 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 10-11.

35 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 18.

36 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 43 und 53.

37 Vgl.: http://www.boersenverein.de/de/64584 (Zugriff vom 6. Juli 2005)

38 Vgl.: http://www.boersenverein.de/de/64626 (Zugriff vom 6. Juli 2005)

39 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 58-59.

40 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 60.

41 Vgl.: Online Shopping Survey von ENIGMA GfK unter http://www.gfk.de/presse/pressemeldung/contentdetail.php?id=688 (Zugriff vom 6. Juli 2005)

42 Vgl.: Studie von van Baal/Hudetz 2004. Auszugsweise unter http://www.ec- kundenbeziehung.de/erkenntnisse/1074847250/ (Zugriff vom 6. Juli 2005) einzusehen.

43 Vgl.: BIBB – Historische Entwicklung von Berufsbildern. Unter: http://bibb.skygate.de/z/genealogie/html/b0778.html (Zugriff vom 24. Mai 2005).

44 Siehe dazu Kapitel 3.

45 Vgl.: Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2004, S. 26-27.

Ende der Leseprobe aus 271 Seiten

Details

Titel
Medienberufe - Rahmenbedingungen, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und deren Untersuchung
Hochschule
Universität zu Köln  (Wirtschafts-, Berufs- und Sozialpädagogische Fakultät)
Veranstaltung
Wirtschaftspädagogik, Medienwissenschaft und Medienökonomie
Note
gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
271
Katalognummer
V127027
ISBN (eBook)
9783640329960
ISBN (Buch)
9783640331765
Dateigröße
1552 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dieses Arbeit versucht sowohl Brancheninsidern als auch interessierten Externen einen strukturierten Überblick über eine vorher definierte Medienbranche mit ihrer gesamten Bandbreite und ihrer folgenreichen Eigenarten aus einem ökonomischen und bildungspolitischen Blickwinkel zu verschaffen. Dies wird anhand einer Befragung von Experten aus Verbänden sowie dem Arbeitgeber- und Arbeitnehmerlager praxisrelevant untermauert. Hiermit soll mehr Transparenz über Chancen und Risiken dieser Branche anhand umfangreicher Definitionen geschaffen werden, inkl. Recherche zu fast sämtlichen Medienberufen.
Schlagworte
Medienberufe, Rahmenbedingungen, Aus-, Fortbildungsmöglichkeiten, Untersuchung
Arbeit zitieren
Mathias Bellinghausen (Autor:in), 2005, Medienberufe - Rahmenbedingungen, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und deren Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127027

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